Viscount Hardinge,

der dieser Tage verstorbene englische Generalissimns, war weder ein Marlborongh, noch ein Napoleon, noch ein Wellington, allein die Aufgabe, die ihm vorlag, erfüllte er stets gründlich und gut. Boin niedrigsten Grad stieg er durch eigenes Verdienst bis zum allerhöchsten Rang in der britischen Armee empor. Er hieng durch seine Geburt weder mit einer Adclsfamilie noch mit einer einflußreichen militärischen Clique zusammen, und doch brachte er es zum Generalissimus. Henri Hardinge, der Sohn eines Geist­lichen im Norden Englands, der im Jahr 1798 als Fähn- drich in die Reihen des Heeres trat, schien in der That ohne große Aussicht, jemals die Würde eines Gencralgou- verneurs von Indien und eines Generalissimus zu erlangen. Schon der Wendepunkt in seiner Laufbahn aber zeigt, daß er im Kampf des Lebens zu siegen bestimmt war. Lord Hardinge selbst pflegte oft zu erzählen, wie nach der Schlacht von Corunna, als die englischen Truppen an Bord eilten, ein Stabsoffizier ängstlich das schützende Obdach der bri­

trefsen, denen er eigene Landhäuser und ebenfalls Wagen und Pferde hielt. Zuletzt war er gar in Unterhandlung für den Ankauf des aus W. Scott bekannten Schlosses Kenilworth in Warwickshire getreten, für den Preis von 5000 Lstr. Daß seine Brodgcber von alledem entweder gar nichts wußten, oder sich nicht darüber wunderten, und daß auch andere Leute das Letztere nicht thaten, ist cha­rakteristisch für London. Man hat sein Daguerreotyp nach ! allen Seiten hin ausgeschickt, bis jetzt ist aber auch nichti die geringste Spur von ihm entdeckt worden. ;Pf. Z.) !

10. Okt. Allgemeine Freude erregt hier die Nach- ! richt, daß Robson, der frühere Sekretär der Krystallpalast- ! geiellschaft, der sich, wie früher gemeldet wurde, ans dem ! Staube gemacht hat, in Kopenhagen verhaftet worden ist. ^ Derselbe ist schon gestern Abend nach London gebracht I worden und bestand heute das Vorverhör vor dem Polizei- i gericht in Lambcts. (St.A.) ^

Ein th eurer Wurf. Unlängst befanden sich auf der Bastei in der sächsischen Schweiz fünf junge Englän­der, welche versuchten, mit einem Stein in die unten vor- übcrfließende Elbe zu werfen. Die Wucht der Steine und die Schleudcrkraft der Werfenden erwiesen sich aber immer zu schwach, um das Ziel zu erreichen. Plötzlich aber wirft Einer der blonden Söhne AlbionS bis in die Mitte des Stromes, was allgemeinen Jubel und Staunen hervorbringt. Die Andern mühen sich ab, es ihm gleich zu thun, es werden Wetten veranstaltet, die Röcke ausgezogen und Steine gesucht. Vergebliche An­strengung, während Jener fortdauernd das Ziel erreicht. Jetzt begehrt man sein Wurfmaterial zu sehen und ein Halloh beginnt. Der Engländer warf mit preußi­schen harten Thalern. Im Nu hatten die klebrigen das Portemonnaie heraus, und jetzt folgten Thalec in die Elbe, daß es nur so hagelte. Einer der schmächti­gen Insulaner hielt eine Pfundnote in der Hand und schien unendlich zu bedauern, daß er sie nicht augenblick­lich versilbern konnte.

tischen Flotte suchte. Der scharfe Blick Marschall Beres- fords, der die Einschiffung zu überwachen hatte, entdeckte bald die Geisteskraft und Fähigkeit eines jüngern Offiziers, der sich durch seinen Diensteifer am meisten hcrvvrthat. Jener junge Offizier war Henry Hardinge, n»d von dem Augenblick war sein Glück gemacht. Lord BereSford ge­brauchte ihn sogleich als Stellvertreter des eilfertigen Stabsoffiziers »nd verlor ihn nie wieder aus den Augen. Im ganzen Halbinselfeldzug diente er als Vicegeneral- qnarliermeister. Bei Vimeira verwundet, erscheint er wie­der bei Roleia im Felde. Unter Wellesley finden wir ihn beim Dnroübergang, in der Schlacht von Busaco und an den denkwürdigen Linien von Torres Vedras. Er wohnte den drei Belagerungen und der schließlichen Einnahme von Badajoz, sowie der Erstürmung von Ciudad Rodrigo bei. Seine Hauptthat führte er jedoch in der Schlacht von Albuera ans. Es zeugte bekanntlich von mehr Bravour als Klugheit, daß BereSford dort dem Marschall Sonlt die Schlacht anbvt, und im Feuer that sich Lord BereSford wie immer durch den größten persön­lichen Muth hervor; aber das Glück des Tages wendete sich, und der Ausschlag wurde gegeben durch ein sinnrei­ches Manöver, das der jugendliche Hardinge ohne Befehl und ganz auf eigene Verantwortlichkeit ausführte. Har- ding kämpfte bei Salamanca; er erhielt eine schwere Ver­wundung bei Viktoria; er war bei Pampclnna; ging über die Pyrenäen und focht bei NivelleS, bei NiveS, bei Or- thes. Nack Napoleons Rückkehr von Elba trat er wieder in den aktiven Dienst und wurde der preußischen Armee als Kommissarins bcigegebcn. Er verlor eine Hand unter Blücher bei Ligny, und darin bestand sein Antheil am Waterloofeldzng. Wir können hier kein vollständiges Ver- zeschniß der Aemter geben, die er nach dem Frieden be­kleidete. Er war nach einander Kriegssekretär, Sekretär für Irland, Obcrgeneral des Zengamts, bis er im Jahr 1844 auf den hohen Posten eines Gcncralgonveriienrs von Indien berufen ward. Die Ereignisse des Sikh-Fcld- znges sind »och frisch in Aller Angedenken. Nimand kann die uneigennützige Hingebung vergessen, mit welcher der Generalgouverneur im Augenblick der Gefahr ans den Kriegsschauplatz eilte und, sieb über jede Nangfrage hin­wegsetzend, als Zweitkommandirender in den heißen Ta­gen von Mndki, Ferozeshah und Svbraon mitkämpste. Im Jahr 1852 endlich, vier Jahre nach Ablauf seiner indischen Regierniigspcriode, erlangte er den höchsten Po­sten, nach dem der Ehrgeiz eines Militärs streben kann, den Posten eines Generalissimns als Nachfolger des Her­zogs von Wellington. Ein Mann, der so hock steigen konnte, ohne ein einziges Mal, mit Ausnahme dcS denk­würdigen Falles bei Albuera, den Oberbefehl in einer Feldschlacht geführt zu haben, muß mit mehr als einer außerordentlichen Eigenschaft begabt gewesen sein. WaS ihn zu Ruhm und Ehre führte, war erstens ein unerschüt­terlicher Muth in den schrecklichsten Krisen, dann ein hei­terer und elastischer Geist, der ihn seiner Umgebung werth machte, und außer seinem tiefen Pflichtgefühl eine Ge­schäftstüchtigkeit, die ihm bis zum höchsten Grcisenalter nicht versagt hat.

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