Allerlei.

lieber das früher erwähnte Volksfest in Moskau am 20. Sept. bringt der KrakauerCzaS" einen Bericht, nach dem dasselbe nicht ohne bedeutende Ungiücksfäile ab- gelaufcn ist. Die Barkieren - so wird dort erzählt -- welcbe die versammelte Menge von den mit den Speisen bedeckten Tischen trennte, sollte auf ein Signal geöffnet werden, welches der General-Polizcimeister mit einer rolhen Fahne geben sollte. Das Signal sollte in der zweiten Stunde, nach Ankunft des Kaisers und des Hofes, er­folgen. Der die ganze Festlichkeit leitende Polizeimeister wollte jedoch zuvor durch eine Probe sehen, wie die ganze Sache gehen werde, und gab deßhalb um 11 Uhr das Zeichen. Aber daS Volk verstand keinen Spaß. Die an die Barrieren gedrängten Scbaaren hatten seit 5 Uhr Mor­gens gewartet, mit offenem Munde das bereitete Mabl angestarrt und cS mit den Augen verschlungen; kein Wun­der daher, daß sie sich das Zeichen des Polizeimeisters zu Nutze machten. Als ob cS die Erstürmung einer Fe­stung gelte, so stürzte sich das Volk auf die Tische und keine menschliche Macht konnte es mehr davon znrückhalten. Gebratenes und Gebackenes, Flaschen mit Branntwein und Meth, Stühle und Bänke flogen, wie vom Sturm ergriffen, über den Schaaren der Scbmanscr umher. Hun­derte stürmten gegen die Fontainen loS, ans welchen Wein fließen sollte, um schnell einen Trunk zu erhaschen. Die Gerüste, auf welchen diese Wein-NeservoirS angebracht waren, konnten dem Andrange nicht widerstehen, stürzten zusammen und begruben mit ihren Trümmern die Stür­menden. Bei diesem Unfälle blieben viele Todte auf dem Platze, noch mehr wurden schwer beschädigt, mehrere wur­den außerdem erdrückt. Wer nichts- und Trinkbares erringen konnte, der nahm einen Teller, ein Trinkgeschirr, eine Pyramide mit, oder erbeutete einen Fetzen von dem groben Tiscktnche, mit dem die Tafeln bedeckt gewesen, denn Jeder wollte ein Andenken an dieß Fest mit heim­bringen. Da weder die Polizei noch die Gensd'armcrie die Ordnung wieder herznstellcn vermochte, wurde die Feuerwehr anfgeboten, welche mit Spritzen und Wasser­eimern den Menschenknänel entwirren mußte. Mehr als 10 Wagen brachten die Tobten und Verwunde­ten in die Hospitäler. Nachdem die Tische geleert waren, das Signal gegeben zum Beginn der Volks­spiele. Dann wurden die Schaukel», Caronssels, Rutsch­berge re. besucht; im Circus producirten Kunstreiter ihre Künste; ein riesiger Luftballon erhob sich und ent­schwand schnell in der wolkigen Höbe den Angen. Als der Kaiser gegen 2 Uhr auf dem Festplatze erschien, bot sich ihm der traurige Anblick jener Verwirrung und Ver­nichtung dar. Er soll dadurch ebenso erschüttert als er­bittert geworden sein und eine strenge Untersuchung des ganzen Hergangs aubefohlen haben. (Hamb. Nachr.)

Ein angesehener Mann in Nonen, Hr. Delamore, hat, obgleich als Katholik geboren und gestorben, sein Vermögen dem protestantischen Consistorinm in jener Stadt vermachtzur Verbreitung der protestantischen Religion."

Durch kais. Decret vom 25. Aug. ist das Consistorinm ermächtigt worden, diese Nachlassenschaft anzunehmen. Dergleichen Vermächtnisse haben in Rouen schon mehr­mals stattgefunden; vor Kurzem erst bestimmte ein Katho­lik eine Summe von 150,000 FrcS. zur Gründung eines Vrvtestantischcn Spitals.

Seit einigen Tagen befindet sich zu Lyon ein Land­mann Namens Nasfin, aus der Gegend von Mcximieux, der ohne ein Erfindnngspatent für sein Geschäft gelöst zu haben, keine große Concurrenz zu befürchten braucht. Sobald Naffin nämlich beim Gehen den Fuß auf eine Stelle setzt, welche eine unterirdische Quelle birgt, befällt ihn ein nervöses Zittern und er kann nicht auf dem Platz bleiben. Die Geschicklichkeit dieser lebendigen Wünschelruthe wurde bereits von mehreren Lyoner Haus­und Grundbesitzern geprüft und bis jetzt stets bewährt gefunden. (H. T.)

Unter den vielen Zeitungen, die sich über den Glanz und die Pracht ergehen, welcbe Fürst Esterhazy während der Krvnnngsfeierlichkeit in Moskau zur Schau trug, ist folgende kurze Beschreibung eines Augenzeugen bemcrkens- werth: Neben der Kutsche des Fürsten gingen 12 Husaren in reichen, gelb mit Gold gestickten Uniformen einher. Bei dem Einzug in die Himmelfahrtskathedrale trug der Fürst zum erstenmalc sein Perlenklcid; bis dahin war er stets in reich mit Gold gesticktem ungarischem Kostüm erschienen. Dasselbe war gleichfalls von dunkelviolettcm Sammet, allein statt der Goldstickerei war es dergestalt mit Perlen übersäet, daß der Sammet kaum sichtbar wurde. Es war ein Schnee von Perlen über ihn ausgegossen, sogar die Stiefelschäfte waren von oben bis unten mit Perlen be­setzt. Dazu Brillantknöpfe am Wamius und Brillant­agraffen am Dolmau. Auf der Brust trug Esterhazy drei wundervolle Diamantenster»«, wovon der eine ein russi­scher war, und den Orden des goldenen Vließes in den kostbarsten Steinen am Hals. Auf dem Sammetbaret vier Diamantagraffen. Dieser Schmuck allein kostet Millionen.

London, 4. Okt. Die Krystallpalast-Kompagnie hat 250 Lstr. Belohnung auf die Habhaftwerdung ihres bekanntlich flüchtigen Aktien-Registrators Robson ausge- sctzt, dessen Unterschlagungen, wie sich jetzt herausstellt, sich nicht auf5000Lstr., sondern aus30,000 Lstr. (360,000 fl.) belaufen. Vor 4 Jahren war Robson, unmittelbar nach einer geschlossenen Heirath, der Handlnngsgehülfe eines Schreibmaterialienhändlers zn 6 Thlr. Lohn wöchentlich, und bewohnte ein Schlafzimmer für anderthalb Thaler wöchentlich, d. h. der geringste Miethzins, der überhaupt in London vorkommt. Langsam rückte er bis zum Regist­ratorposten vor, der 1000 Thlr. jährlich, d. h. auch nur ein gewöhnlicher Commisgehalt, eintrug. Nichtsdestowe­niger wird er bald in einem modischen Hause im Wcstend eingerichtet gefunden, hält drei Wagen und 6 Pferde, Kutscher und Reitknecht in glänzender Livree und dre weibliche Dienstboten. Außerdem unterhielt er zwei Mast