Kaufmann in Hamburg, unterschlagen habe, und damit überreicht der Pastor der alten Frau das Testament und stirbt. Das Testament ruhte nun noch manches Jahr in der Lade der alten Frau, bis nach dem Tode derselben ihre Enkel, zwei Schustergesellen, es finden. Diese ma­chen sich nun damit auf die Socken, erreichen fechtend Rendsburg und finden hier einen intelligenten Standes­genossen, dein sie den dritten Thcil ihrer Erbschaft ver­schreiben, unter der Bedingung; daß er ihnen zur Hebung der Erbschaft verhelfe. Darauf reisen die drei Schuster- gescllen mit Dampf nach Altona und belangen sofort die reichen Erben des Testamentsvollstreckers. ' Es handelt sich jetzt um die Herausgabe von Millionen, da das Ka­pital im Laufe der Jahre durch Zinsenanwachs sich ver­doppelt hat. Anfänglich wollten die Erben des verstor­benen Testamentsvollstreckers (sein voller Name wird ge­nannt, er hat in der Handclswelt einen guten Klang) von der Erbschaft natürlich nichts wissen, doch nach Jahr und Tag und nachdem die drei harrenden Schustergesellen schon manchen Bären auf der Hoffnungswiese ange­bunden haben, wird ihnen die Auszahlung des Erbschafts- Kapitals nebst Zinsen versprochen. Das Geld soll in diesen Tagen fallen. Einer der erbenden Schustcrgesellen hält sich gegenwärtig in Elmshorn auf, um Einleitungen zur sicheren Unterbringung des großen Vermögens zu treffen. Einstweilen hat derselbe wirklich einen Hof für 70,000 Thaler gekauft und bezahlt mit einer Anwei­sung auf seine Erbschaft.

Falsch gespart! In Würzbnrg gab Einer ein Packet mit 10,000 Gulden auf die Post, meldete aber nur 6000 Gulden an und ließ sich darüber Schein geben. Der Postsecretär verschwand mit dem Geld bei Nacht und Nebel und die Post zahlte nur 6000 Gulden Ent­schädigung.

Unlängst hatten sich zwei adelige Offiziere des Gar- deregiments in Potsdam Urlaub zu einer kleinen Reise geben lassen, leider dehnten sie aber ihre Reise bis nach Amerika ans und ließen 35,000 Thaler Schulden zurück. Aus Achtung vor den Familien der Deserteure wurde von aller Verfolgung abgestanden.

Die Madrider Espanna vom 23. August erzählt folgende Anekdote: Fünf Mann von der Bande des Hierro fielen am 14. Aug. eine der Pcrsonenposten des Nordens in der Umgegend von Poncorleo an. Die Rei­senden waren nicht wenig erschrocken, allein der Anführer der Bande beruhigte sie mit der Versicherung, daß er nur zwei von seinen ermüdeten Pferden gegen zwei Postpfcrde Umtauschen wollte. Während man die Pferde umspannte, lud er die Reisegesellschaft höflichst ein, mit seinen Lcu- das nächste Wirthshaus zu treten. Die armen Reuenden folgten ihm zitternd, überzeugt, daß die Kehl- abichneiderei dort vor sich gehen würde. Wie aber cr- staunten sie, als sic im Saale des Wirthshauses ein gutes Frühstück vorfanden, an welchem der Anführer sie bat, Platz zu nehmen. Als die Einen mit Zittern und Za­

gen, die Andern mit gutem Appetit gespeist hatten, woll­ten sie bezahlen; allein Hierro widersctzte sich und erklärte, daß er der Wirth und die Reisenden seine Gäste seien. Dasselbe Blatt sagt, daß die Hochzeitsgeschenke der Infantin Amalia 4 Millionen Realen an Werth haben und ein wahres Wunderwerk der Arbeit seien.

Liebenswürdig und schüchtern sind die Engländer niemals gewesen; ja ein Engländer stellt sich breit hin und fragt wenig darnach, ob er feinen Nachbar auf die Füße und Hühneraugen tritt. General Williams, der Held von Kars ist vom Wirbel bis zur Zehe ein Engländer und hat sich, näher besehen, selbst zum allei­nigen Helden von Kars gemacht, weniger noch, wie man behauptet, durch seine Thaten als durch sein Maul und seine Feder. Neben ihm hatten gar viele Offiziere, namentlich ungarische Generale sich das gleiche Verdienst um Kars erworben, aber der Engländer schob sie alle bei Seite, steckte aller Verdienste und den Ruhm und die Ernte allein in die Tasche; was nicht Engländer ist, kommt nicht auf trotz aller offenen Briefe und Berichti­gungen, von denen die Zeitungen wimmeln. Grade so haben sie's 1815 mit der Schlacht von Waterloo gemacht; da hatten auch Wellington und seine Engländer alles gethan und die Preußen waren just zu rechter Zeit einge­troffen, um die fliehenden Franzosen laufen zu sehen.

Von Haus zu Haus lief im französischen Städtchen Forest die Kunde: die arme Alte ist todt! Das war die arme Alte, die täglich aus dem finstern Scitengäßchen still und ernst hervor- und in die Kirche schritt zu beten, eine fast 80jährige Greisin mit schneeweißem Haar in schwarzem Sammtkäppchen. Niemand hatte sie je heiter gesehen und Niemand kannte sie näher als die Armen, die allein in das dunkle enge Stübchen mit dem großen Kreuz Zutritt hatten, .das die Alte seit 50 Jahren be­wohnte. Und warum so arm? Auf ihrem Namen ruhte ein .Fluch; sie hieß Fouquier-Tinville und war die Tochter jenes furchtbaren Menschen, der als so­genannter öffentlicher Ankläger in der ersten französischen Revolution unzählige Unschuldige auf die Guillotine schickte. Den furchtbaren Fluch ihres Namens begrub sie in her Einsamkeit und suchte ihn zu wenden mit Wohlthnn und Beten. Darum nannten sie die Leute die arme Alte.

Sind Sie nicht einmal tüchtig abgckanzclt worden, als Sie an einemgläubigen Buchhalter" Anstoß nahmen? Schicken Sie doch Ihrem Ab-Kanzler das neueste Bremer Wochenblatt zu: darin steht folgendes Hciratbsgcsuch: Ein gläubiger Kaufmann von 32 Jahren, im Besitze eines blühenden Geschäfts und eines Vermögens von 10,000 Thalern ist gezwungen, sich zu vcrhcirathen, wozu ihm in seiner Umgebung die gläubigen Jungfrauen fehlen. Derselbe erlaubt sich daher, im Thale sich umzu­sehen, wobei er offen ausspricht, daß vor allen Din­gen auf einen lebendigen Glauben au den Gekreu­zigten gesehen wird. Diejenigen Seelen über 21 Jabre, die hierin einen Wink des Herrn erkennen können und