Coups-Plätze der Diligence nach Segovia gemiethet, obgleich er nur zwei derselben in Anspruch zu nehmen gedachte. Unmittelbar vor der Abreise trat ein nettgcklci- deter Herr zu ihm, mit der Bitte, ihm den dritten Platz abzutreten, da kein anderer mehr zu haben sei und seine Frau, die gefährlich krank in Segovia darniederliege, seine Ankunft ängstlich erwarte. Der Graf räumte dem Unbekannten den dritten Platz im Coup« ein, ohne sich denselben bezahlen lassen zu wollen. Nach den ersten fünf Stunden der Reise wurde die Diligence von einer zahlreichen Räuberbande angefallen und alle Reisenden wurden ausgesäckelt. Als die Thürc des Coups ansge- riffen wurde, rief der Unbekannte den Räubern zu: Ich Verbiete Euch, die Effecten des Grafen Punonrostro, auch nur zu berühren. Er war der Chef der Bande, der auch sofort freundlichen Abschied von seinem Nachbar nahm und ihm höflich für den abgetretenen Sitz dankte. Das neue spanische Unterrichts-Ministerium mag diese moralische Erzählung allen Erziehungs-Anstalten empfehlen, da sie beweist, was Höflichkeit für eine gute Sache ist, besonders in einem Lande, wo es mehr Räuber als Sicherheitswachen gibt.
Der „Morning Post" wird aus Konstantinopel geschrieben: Kürzlich sah man in den Straßen der türkischen Hauptstadt eine ungewöhnlich große Anzahl Tscher- kcssen umhergehen. Viele dieser Leute sind, obgleich ein politischer Gegenstand der Vorwand ihrer Anwesenheit ist, von einem ganz andern Zweck hiehergefnhrt. Sie sind hier als Sklavenhändler, welche mit dem Verkaufe der vielen tschcrkessischen Mädchen beauftragt sind, die seit einiger Zeit auf diesem Markte zusammenströmen. In der Voraussicht, daß wenn die Russen die Kaukasusküste wieder besetzt haben werden, dieser Handel mit weißen Sklavinnen vorüber sein wird, haben die, tscherkessi- schen Händler seit dem Beginne des Pariser Kongresses ihre Thätigkeit verdoppelt, um so viel wie möglich Frauenzimmer in die Türkei zu importiren, so lange die Gelegenheit dazu günstig sein würde. Ihre Bemühungen waren trotz des Verbotes dieses Handels Seitens der Pforte und der Anwesenheit der brittischen Kriegsschiffe im schwarzen Meere so erfolgreich, daß niemals vielleicht tscherkesstsche Mädchen so zahlreich vorhanden waren, wie eben jetzt. Der Markt ist so überfüllt, daß die Waarc die nicht selten von brittischen Dampfern gebracht wurde, pst gerade Weggeworfen wird. Früher hielt man 100 Pfund Sterling für ein tscherkesstsches Mädchen „mittlerer Güte" für einen sehr billigen Preis; jetzt zahlt man nur 5 Pfund dafür! Die armen Geschöpfe verzehren bald, was sie werth sind, und müssen daher um jeden Preis losgcschlagen werden. Diese augenblickliche Wohl-! feilheit weißer Sklavinnen hat zur Folge gehabt, daß manche Türken ihre schwarzen Sklavinnen verkauft haben, um weiße an deren Stelle treten zu lassen. Dadurch ist aber eine solche Ueberfüllung des Marktes mit Negerinnen eingetretcir, daß die Sklavenhändler gar keine mehr kaufen wollen, weil sie dieselben nicht wieder an den Mann bringen können. — Schmutzige Geschichten!
Die größte Hutfabrik der Welt besteht in Brooklyn, Vorstadt von Ncw-Aork. Dieselbe beschäftigt 1000 Arbeiter, unter denen 200 Lehrlinge, und liefert täglich 450 Dutzend, meist Filzhüte. In der Fabrik werden jährlich 25—80,000 hölzerne Hutschachteln gefertigt, und 100,000 papierne.
Die Elcktricität wird jetzt auch zum Fischfang verwendet. Es wird nämlich ein elektrisches Kohlcnlicht, welches in eine Glaskugel eingcschlossen ist, in das Meer Hinabgelaffen; die Fische, denen das Licht behagt, oder welche die Neugier treibt, kommen von allen Seiten an- gcschwommen. Wenn ihrer genug beisammen sind, hat man nur das Netz auszuziehen, um einen wunderbaren Fischfang zu thun.
Nach Versuchen, welche sowohl in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, als auch in England über die Verwendung des Holzes zum Papier im Großen an- gcstellt worden sind, hat sich als günstiges Resultat herausgestellt, daß das Holzpapier von vorzüglicher Güte und wohlfeiler darzustellen ist, als Lumpenpapier. Das Holz wird zuerst in einer Lauge von kaustischer Soda behandelt, um ihm die harzigen Bcstandtheile zu entziehen, alsdann wird eS dem Einflüsse des ChlorgaseS ansgcsetzt, ferner ausgewaschen und abermals mit etwas kaustischer Soda zu einer Masse verarbeitet, die noch einmal ausgewaschen und gebleicht wird. Die weitere Verarbeitung zu Papier geschieht mit den gewöhnlichen Maschinen. Der ganze Prvceß erfordert nur einige Stunden Zeit. Ein Stück Holz läßt sich so in 24 Stunden in Papier verwandeln und als bedrucktes Papier in die Welt liefern.
G emei n » n tz i g e s.
Werth der Jauche.
Nimmt man aus untersuchten Urinsorten von Mastochsen den mittleren Durchschnitt als Maßstab, so erhält man daraus durch Entfernung des Wassers eine feste Masse mit reichlich 10 Proc. Stickstoff, etwa 16 Proc. Alkalien rc., welche nach den derzeitigen Preisen, die der Landwirth für diese Bestandthetle in gutem Guano bezahlt, pr. Ccntner auf 9 fl. 40 kr. zu veranschlagen ist.
Die tägliche Urinmenge, welche ein Stück Großvieb liefert, nur zu 22 Pf. (jährlich 8000 Pf.) angenommen, würde sich hieraus ein Quantum von reichlich 5 Centncr solcher trockener Masse ergeben, welche mit dem Urin eines einzigen Stückes Rindvieh ansgeschieden wird.
Nach Gnanowerth geschätzt, repräsenkirte dieselbe einen Werth von 47 fl. 15 kr. Meine frühere Schätzung beläuft sich nur auf 31 fl. 30 kr., woraus wenigstens hcrvorgeht, daß eine Ueberschätznng bei der Feststellung dieses Wertstes nicht stattgefnnden hat.
Schreibe jeder Landwirth an seine Stallthüre:
„Jede Kuh liefert täglich für 6 kr. Urin!" und an sein Hofthor:
„Mit jedem Eimer Jauche laufen 36 kr. zum
Thore hinaus!"
Es würde vielleicht Mancher dann schneller dazuthun, seine „Brühe" etwas sorgfältiger festzuhalten.
Ber.anlwortliche Redaktion: Hutzle. Druck, und herausgegcben von der G. Zaiser'schen Buchhandlung.