her nicht in Schutz nehmen; ihre Fange werden mit Recht von der Obrigkeit auSgelöSt. Aber schon bei der gemei­nen Krähe werbe» sich Nutzen und Schaben d.iS Gleich­gewicht halten, indem durch sie eine enorme Zahl Mäuse, Maikäfer und Engerlinge vertilgt werden, und bei der Saatkrähe überwiegt der Vortheil weit den Nachtheil. Gar oft wurden die Erndlen, besonders auf Erbsenäckern, durch die Ueberzahl schädlicher Insekten zu Grunde gehen, wenn nicht die Saatkrähen zu solchen Zeiten in Schaaren herbcizögen und tn wenig Tagen das Ungeziefer aufzehr- te». Dasselbe gilt in Ansehung der Feldmäuse. Man hat deßhalb in mehreren Gegenden, wo man die Saat, krähen auSroltete, die traurige Erfahrung machen müssen, daß von nun an der Insektenfraß in einer Weise um sich griff, von der man vorher gar keine Ahnung halte. Daß dem ungeachtet immer noch in manche» Gegenden der Jäger eine Belohnung für die Einlicferung der Saat» krähenfänge erhält, zeigt nur, wie wenig man mit der Naturgeschichte dieser Thiere vertraut ist. In Jahren, wo Mäuse und Insekten als Landplage auftreten, sollte man die gemeinen und noch mehr die Saatkrähen schonen, da sie zu solchen Zeiten uns den größten Nutzen bringen. Vermehren sie sich dann durch den gewährten Schutz zu stark, so kann man sie durch späteres Wegschießen ohne, dieß wieder auf ihren früheren Stand zurückbringen, und will man einzelne Felder und Bäume vor ihren Diebereien sichern, so hänge man einige lobte Krähen an Fäden auf, was den lebenden einen heilsame» Respekt einflößt.

Wenn ich aber für die Krähen noch einige Nachsicht auSzuwirken hoffen darf, so habe ich dagegen zu befürch­ten , daß eS mir mit den Sperlingen nicht in gleichem Grade gelingen möchte. Diese sind so allgemein gehaßt, als Diebe verrufen und verfolgt, daß cS einem von den Meisten schon übel genommen wird, wenn man einem armen Schelm von Spatzen, der im Winter zitternd vor Kälte und Hunger an daS Fenster kommt, eine Brosame zuwirst. Allerdings sollte man diesen Duckmäusern, die im Winter so genügsam in den Höfen und auf den Stra. ßen die Körner auflescn, so friedlich und bescheiden sich benehmen, man sollte eS ihnen nicht zutrauen, daß sie in der darauf folgenden warmen Jahreszeit die Diebe sind, die frech und unverschämt da ernte» wollen, wo sie nicht gesäet haben, die mühsam gesteckten Pflänzchen und Samen auSziehcn, die Kirschen und Trauben ablesen und das reifende Getreide verspeisen, als ob sie zu dem Allem das beste Recht hätten. Dieß zuqestanden, dürfen wir aber doch nicht außer Acht lasse», daß sie auch eine Unzahl schädlicher Insekten verzehren, daß sie namentlich unter den Maikäfern nach Herzenslust aufräumen, und daß deß. halb schon mancher Gutsbesitzer, der die Sperlinge auf seinem Besitzthume auSgerottek hatte, von der anwachse»» den Menge der Insekten in der Obstzucht so benachthciligt wurde, daß er den Sperlingen gerne wieder den Zutritt vergönnte. Auch werden ihre Verheerungen in den Gär­ten und Feldern hauptsächlich da nur empfindlich, wo eine Lieblingskost von ihnen vereinzelt gefunden wird. Ein einzelner Kirschbaum aus einer Flur, wo sonst keiner vor­kommt, einzelne Traubenstöcke am Spalier gezogen, find

allerdings in kürzester Frist von ihnen abgelecrt, wenn dem Unfuge nicht gesteuert wird. Wo aber die Gewächse, die sie zur Kost bevorzugen, in Menge Vorkommen, wo z B. statt eines einzelne» KirschbaumcS eine ganze Kiischwaldung sich findet, da verthcilt sich der Schaden unter mehrere Besitzer so, daß er nicht sehr empfindlich fällt. Im Gau» zen wird man wohl sagen dürfen, daß Nutzen und Scha- den von den Sperlingen sich ziemlich das Gleichgewicht Hallen werden. Wer tm einzelnen den letzleren mehr als den crstcren empfindet, mag immerhin den Sperlingen ihr Unwesen steuern, im Großen aber sollte man ihnen nicht den BertilgungSkrieg erkläre».

Wenn man inbeß für die Verfolgung der Sperlinge immerhin »och Gründe ausbringe,i kann, so gibt cS gar keine» für die der Spechte, und cS zeugt von grober Un­wissenheit , wenn Jäger ihnen nackstcllen und sic hiefür sogar noch belohnt werden. Der Specht haut kein ge­sundes Holz an, denn in diesem würbe er nichts bckom. men, sondern nur daS kranke, in welchem er seine Speiie findet, die in Insekten, ihren Eiern und Larve», also in einer Menge schädlicher Forstinseklcn besteht. Die Spechte verfolgen heißt demnach so viel, als daS Forstungeziefer in Schutz nehmen. Auf diese Verkehrtheit aufmerksam zu machen, dazu ist eS jetzt um so mehr an der Zeit, als die Verheerungen der Forstinsekten immer weiter um sich greifen und den ohnedieß sehr gelichteten Waldungen noch mehr zusetzen.

So viel für dießinal; für MchrcreS kann ein an» dermal Rath werden.

Am vorigen Sonntag wurden auf der sehr stark ge» neigten Bahn von Paris nach St. Gcrmain Versuche mit einer neuen doppelten Loromotive g macht, welche der sar- dinischen Virtor-Emanuel-Bahn gehört und nach der Zeich. nung von Ernst Mayer cibaut ist. Bei einer Steigung von ^/iooo zog die Lokomotive Wagen, welche zusammen 145 Tonnen wogen, der Zug ging dann milde bergab­wärts, hielt auf der Mitte der geneigten Bahn, und ging daun von Neuem bergauf. Es überlriffr daS Resultat alle die da bisher gemachten Versuche, und cS werdet? durch diese neuen Lecomotivcn Eisenbahnaukagen möglich,, die früher für unausführlich galten.

Vor Kurzem starb in Berlin der sog. Pferd es u» stizrath Ewald, welcher fast alle Prozesse der Pserde- besitzer in der Mark zu instruireu und als Agent zu füh­ren hatte; denn er hatte die Erlaubniß zur Advokatur nicht durchsetzen können und aks Neserendar seinen Ab, schied genommen. Ewald hatte eine sehr genaue und kasuistische Kenntniß der Gebrechen der Pferde und Pferde­händler. ES kam oft vor, daß sich beide Parteien, Käu­fer und Verkäufer, RathS bei ihm einhollen und immer wußte er die Anfragcr zu befriedigen. Er war das ein­zige Eremplar dieses besonbern Fachs von Winkeladvoka» tur. Die Ausdehnung seiner Geschäftstätigkeit war so groß, daß er in seinem Agenturbüreau jahraus, jahrein bis zu 5 Schreiber und einen Bürcauvorsteher beschäftigte, welche stets vollauf zu thun Hallen.

Leranlworilich« Nedaliiv«: Heizte. Druck und heransgegebe« ven der G. Zaiser'sche« B«chha»dli>nz,