sich vorgebildet finden? Worum sollte er, der mit dem Griffel und Pinsel die ganze Welt zu beschreiben die Fähigkeit und den Muth hat, mit den so viel vollkom­meneren, kunstreicheren Werkzeugen, init seinen Fingern, ohne jene Hilfsmittel gar nichts vermögen?

Mit Absicht wurden hier diese Analogien und Ver­muthungen zuversichtlicher ausgesprochen, als sonst räth- lich und üblich ist. ES geschah, um auf diesen Gegen­stand aufmerksam zu machen, Versuche zu veranlassen und Besseres hervorzurufcn. Es ist hier ein reiches Feld, nicht bloß zur heitern Unterhaltung, sondern auch zur ernsten Forschung. (Morgenblatt.)

Eine Dienstmagd sollte in dem OberamtSgefä'ngniß zu Nürtingen den Arrest Heizen, unglücklicherweise sah sie aber den Nachistuhl für den Ofen an, und machte bas Feuer in ersteren, wodurch großes Unglück hätte entstehen können, wenn man nicht bei Zeiten dieses Versehen ent- d.ckt hätte.

Ein Berliner Schuster hatte, umder Dame seines HcrzenS" seine Gegenwart zu verkünden, das seltsame Mittel gewählt, einen brennenden Schwärmer über den Zaun in den Hof ihrer Wobnung zu werfen. DaS ganze HauS geriet!) in Allarm und fiel über denschwärmen­den" Schuster als Brandstifter her, dem endlich ein Schutzmann zu Hilfe kam. Das Polizeigericht verurtheilte ihn für seine funkensprühende Erfindung zu einem Thaler Geldbuße.

Wenn Schleiden, der als ein tüchtiger Naturforscher bekannt ist, Recht hat, so dürften alle Mittel gegen die Kartoffelkrankheit nutzlos, und die Hoffnung, daß dieselbe allmälig wieder verschwinden werde, vergeb­lich sein. ES steht nämlich nach seiner Ansicht als Na. turgesetz fest, daß die Wanderung auch der Pflanzen von Osten nach Westen geht; der Verbreitung der Kartoffel nun von Westen nach Osten hält Schleiden für natur­widrig , und in der raschen Verderbniß, der diese uns unnatürlich aufgedrungene Frucht entgegcneilt, sieht er die Rache der Natur für die Abweichung von ihrem Gesetz?. Auf die Kartoffel selbst ist Schleiden auch Nicht gut zu sprechen.Diese Frucht, sagt er, welche Von philantropischen Schwärmern für ein überreiches Geschenk des Westens an den Osten gehalten wurde, möchte leicht von dem, der einst die Geschichte Europa'S schreibt, als der Markstein angesehen werden, von welchem an die sittliche Entwickelung der europäischen Völker ab­wärts ging." Um diesen Gedanken zu verstehen, muß man wissen, daß von Aerzten und Naturforschern der Art der Ernährung ein nicht unbedeutender Einfluß auf die Entwickelung des Volkögeistes zugeschrieben wird.

Ein Engländer in Wien kehrt in seinen Gastbof zurück mit einem Sarg. Wozu der Sarg? fragt der Wirth bedenklich. Der Engländer schneidet ihm ein Gesicht und sagt: Zur Abreise! Oben im Zimmer pvchtS und rnmortS, dann wird'S todtenstill und der Wirth

desto ängstlicher. Er holt die Polizei; man klopft, still.Ein Verbrechen, ein Mord, ein Selbstmord?" Man öffnet die Thüre entsetzlicher Anblicks Da hockt der Engländer neben dem Sarge und packt seine Kleider in den Sarg seelenvergnügt über den guten Gedanken, den Sarg zu« Koffer zu machen.Er ist so lang, sagte er, wie schön verpacken sich da die Kleiderl«

Der bekannte geistreiche Plauderer A. v. Sternberg sagt in seinem BucheErinnerungsblätter« den Tabaks­schnupfern nach, daß sie alle Murrköpfe oder doch Leute seien mit hypochondrischen Launen; bei den Rauchern walte das sanguinische Temperament und die Neigung zu gemüthlicher Plauderei vor.

I» Paris trägt man jetzt kaiserprinzliche PaletotS, FriedenSkouferenzhosen, Westen ä ls Orloff und HalS. binde« ä !s Manteuffel.

ES weiß eben Jeder einen andern Grund fürs Wein­tunken. Die Leipziger z. B. trinken gern spanischen und portugiesischen Wein, aber nicht nur, weil er feurig ist und gut schmeckt, sondern weil die Portugiesen und Spanier die besten Abnehmer für die Leipziger Parfüme­rien sind, die sich dort in noch bessern Geruch gesetzt ha­ben als selbst die Franzosen. Merkwürdig ist, wie sich die Stadt an manchen Tagen auSdchnt oder auch zu­sammenzieht, wie mans nimmt. Leipzig hat seine 60 bis 70,000 Einwohner, an guten Meßtagen aber in guten Meßjahren rücken die 60,000 Einheimischen so zusammen, daß noch 50,000 Fremde Platz finden. Bei der Polizei haben sich oft l6,000 Fremde angemeldet, die Eintags­fliegen aber aus der Nähe und Ferne rhunö gar nicht und sie machen den großen Haufen auS.

Aphorismen.

* Wenn daS Leben stockt, mußt du dich bewegen.

* Je höher das menschliche Herz auf der Stufe der Bildung steht, um so weniger ist cS zum Toben und Wüthen geneigt. Umgekehrt sind die niedrigsten Men­schen gerade die wülhendsten. So sind die niedrigsten Wolken immer auch Gewitterwolken.

* So wie ein hartes Nitheil über einen Menschen, einen Gegenstand u. s. w. in unserm Gedächln' stets haftet, und unsere bessere Neberzeugung, unsere Ehrfurcht trübt, so wirken auch frivole Urtheile in Sachen der Re­ligio», des Glaubens und alles Höhern überhaupt. Ihrer Natur nach sind atheistische, pantheistische, fantalistische Grundsätze und Sätze unwiderstehlich, weil sie dem ge­wöhnlichen Anschauen, dem Menschensinn in den Stun- den der Schwäche , der Nichterhebung, deS Einsamseins stöhnen.

Anekdote.

Wer den Armen giebt, giebt Gott,« war auf einer Almosenkasse zu lesen. Ein Geizhals, der dicß las, meinte:Eben darum gebe ich den Ar. men nichts, weil Gott schon genug hat."

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