habe.

Den fleißigen Armen den Winter zu erleichtern, wird in vielen Städten Vorsorge getroffen. Der Düssel­dorfer Gemcinderath kauft für 50,000 Thlr. Lebensmittel und läßt sie den Armen zum Einkaufspreis ab. Kaufleute und Fabrikanten in Solingen sind zu demselben Zweck mit 25,000 Thlr. zusammengetrcten. In Krefeld kaufen Fa­brikanten Getreide in Amerika, um ihre Arbeiter mit billi­gerem Brode zu versehen.

Der Berliner Polizei ist ein großer Streich geglückt, sie hat einen Hochstabler entlarvt, der sich seit mehr als zehn Jahren in den höchsten Kreisen Europas Herumtrieb und sich für einen aus Rußland vertriebenen und beraubten armenischeuFü r st e u auögab. Der Manu heißt Joan- nis und ist der Sohn eines Schiffrheders in Java und ei­ner deutschen Mutter. Sein Leben ist ein förmlicher Romain

Köln., 30. Okt. General Canrobert traf gestern Abend, von Paris kommend, hiec ein und stieg imHotel Bellevue" in Deutz ab; heute setzte derselbe seine Reise nach Schweden fort. Gestern traf der erste Auöwaudererzug, circa 100 Köpfe stark, hier ein, welcher seinen Weg nicht mehr über Havre oder Antwerpen, sondern direkt über Dün­kirchen nahm. Heute folgte bereits ein zweiter Zug, und es scheint somit, daß die Auswandererfrcguenz sich in Havre bedeutend vermindern werde. (Fr. I.)

Dem Kölner Männe r ge sangver ei n ist eine große Ehre widerfahren. Der König von Preußen hat ihm wie den ausgezeichnetsten Künstlern die goldene Me­daille für Kunst verlieben und ein eigenhändiges Schreiben hinzugefügt, das die Sänger auch hoch genug schätzen werden.

51 pommer' sche Geistliche haben das Konsisto­riumum einen Act väterlicher Kirchenzncht" gegen die Geist­lichen, welche den Freimaurern angehören, gebeten. Das Consistorium hat die Sache dem Oberkirchenralh vorgelegt.

Wien, 29. Okt. Heute cirknliren hier verschiedene Gerüchte über nahe bevorstehenden Frieden. Die Könige von Preußen und Württemberg sollen Rußland zu einem Nachgeben bewogen haben und der k. k. Gesandte in Lon­don Gras Collorcdo die auf die russischen Vorschläge be­zügliche Note nach Paris überbracht haben. So will das Gerücht wissen. (D. V.)

In den protestantischen Kirchen in Wien wurde am letzten Sonntag, wo das Neforinaiionssest gefeiert wurde, zum ersten Mal das kräftigeLulherlied: Ein' veste Burg u. s. w. gesungen. Die Kirchen waren von Besuchern über­füllt und darunter sehr viele Katholiken.

Im Lause des Vormittags des 31. Okt. verbreitete sich in Wien die Nachricht, daß die Beschießung der Vor­werke von Nikolajesf durch die Flotille der Alli- irten bereits begonnen habe. Auch ersähet man, daß die Russen, welche Simpheropol zum Pivot ihrer neuen Ope­rationen gemacht haben, nun entschlossen scheinen, zur Of­fensive überzugehen, und zwar soll der erste Angriff gegen Eupatoria gerichtet sein, welches von 22,000 Mann frischer Truppen, die ans Perpkop gekommen, unter dem Befehle des Generals Plautin beobachtet wird. Die­ses Corps steht nun mit der Armee des Fürsten Gortscha-

M bet Smipheröpös durch die Linie der neu angekom­menen Gardegrenadicre in Verbindung und wird als ein Thcil der Armee von Simpheropol jetzt von hem Grafen Osten-Sacken commandirt. Man erfährt ferner, daß bereits die erste Recoguoscirung am 26. Okt. stattgcfuuden habe und ziemlich weit gegen Eupatoria hingegangen sei. Daß die Alliirten selbst diesen Bewegungen des Feindcö eine be­sondere Wichtigkeit beilegen, beweist der Umstand, daß eine Abtheilung der Flotte aus dem Liinan zurückber ufen wurde und bereits aus der Rhede von Eupatoria erschienen ist. . (Fr. P.)

Tie älteste Tochter der Königin von England, Prin­zessin Alice, soll ein bedeutendes Zeichnentaleut besitzen. Obschon noch nicht 15 Jahre alt, habe sie für eine Zeich­nung eigener Komposition und Ausführung, einen auf dem Schlachtfeld sterbenden Krieger vorstellend, von einem Kunst- Händler, der sie stechen ließ, 800 Pfund Sterling erhalten und habe den Erlös sogleich für die in der Krimm verwun­deten Krieger bestimmt.

Der alte Admiral Napier will ins Parlament. Seine donnernde Candidatenrede schloß er mit folgenden Wor­ten : Rußland muß auf den Kniecn um Frieden bitten und die­ser ein solcher sein, daß die Ruhe Europas auf viele Jahre hinaus gesichert bleibt.

Dr. Barth, der berühmte Reisende, ist von der Kö­nigin von England zum Ritter des Bath-OrdenS ernannt worden und heißt seitdem als englischer Baron Sir Henry Barth.

In London sind drei steinreiche Bankiers, die in Com­pagnie einen abscheulichen Bankerott macht n und im Gefängniß wie Fürsten, lXU Geldfürsten, lebten, auf 14 Jahre nach Botany-Bai geschickt worden.

Bald werden auch die deutschen Krieger in der englischen Fremdenlegion auf dem Kampsplatze in der Krimm eintreffen. Am 26 Oktober ist das erste leichte Infanterie­regiment von Shorucliffe nach Falkstone und von da mit Eisenbahn nach Portsmouth abgegangen, um sich sofort aus dem Samoom nach Eupatoria eiuzuschiffen. Das 2. Regiment wird am 3. Nov., das 3. 14 Tage später fol­gen. Die Kavallerie mit der 2. Brigade, bestehend aus dem 2. Jägerregiment und dem 4., 5. und 6. Infanterie­regiment, folgt im Februar.

London, 29. Okt. General Lir Will. Co dring­ton, dessen Ernennung zum Oberbefehlshaber in der Krimm als öffentliches Geheimniß besprochen wird, trat im Jahr 1821 in die Reihen der Armee und soll noch nicht 50 Jahre alt sein. Er begann mit einem Fähndrichs-Patent in der Coldstream-Garde, wurde 1840 Oberst und im Juni 1854 Generalmajor. Alle Kcimmschlachten hat er mit Auszeich­nung mitgeschlageu, und wenn sein Benehmen leim Sturm auf das große Sägewerk scharf krilisirt werden ist (sa^t die Times", welche selbst zu den schärfsten Kritikern gehört hat), so ist es auch andererseits in befriedigender Weise er­klärt worden. Jedenfalls habe er den Vorzug, ein Mann der heutigen und nicht der vergangenen Generation zu sein.

Konstantinopcl, 22. Oku Omer Pascha ist ge­rüchtweise von Sukumkale ins Innere marsehirt, seine Avant­garde gegen Darabat. Einem unbestätigten Gerücht zufolge

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