Köln, 9. Juli. Diesen Morgen hat der vielbe­sprochene Zolldefraudations-Prozeß gegen die Inhaber eines hiesigen Speditionshauseö und zwei Steueramtsassistenten begonnen, der durch seine Ausdehnung Aussehen erregt. Die Voruntersuchung hat wegen der Einholung verschiede­ner Zeugnisse aus den entferntesten Städten Europas bei­nahe zwei Jahre gewährt und einen voluminösen Anklage­akt ergeben. Derselbe hebt 54 Thathandlu igen hervor, in welchem dem Staat durch falsche Deklaration und un­richtige Angabe des Gewichts der Zoll verkürzt worden ist. Ln 100 Zeugen werden vernommen werden, und der Pro­zeß wird voraussichtlich 34 Wochen dauern.

Wien, 10. Juli. Nach der Ankunft Sr. Majestät des Kaisers hatte v. Bourgucney die Ehre, von Sr. Maj. in Partikularaudienz empfangen zu werden. Morgen wird der K. russische Botschafter Fürst Gortschakoff Sr. Majestät dem Kaiser sein neues Beglaubigungsschreiben, welches ihn als wirklichen Gesandten Rußlands bestimmt, überreichen. In diplomatischen Kreisen wird versichert, daß die be- reits angekündigte Cirkularnote des Grafen Walewsky vor­gestern in Wien angekommen sei. In derselben wird der Baron Bourqueney davon unterrichtet, daß Frankreich sich durch die vier Punkte nicht mehr für gebunden halte, und im Gegentheile seine an Rußland zu stellenden Forde­rungen nur mehr von dem Schwerte abhängig gemacht wis­sen wolle« Hr. v. Bourqueney ist beauftragt, diese Note dem Grafen Buol vorzulesen.

Paris, 8. Juli. Seit Eröffnung der Industrieaus­stellung betrug die Einnahme 672,000 Fr. Auch die Klaffe derLangsinger" scheint in dem Jndustriepalast vertreten zu sein, indem aus dem Laden eines englischen Uhrmachers im Werthe von 30,000 Franken Uhren und Chronometer entwendet wurden. Der Dieb wurde gerade gefaßt, als er eine Uhr verkaufen wollte. Gegenwärtig sind in der Ro- tonde des Jndustriepalastes die Diamanten der Krone aus­gestellt. Wenn der Regent ausgestellt sein wird, so befin­den sich dann in der Rotonde Edelsteine im Werth von 35 Millionen. Man sieht darunter das prachtvolle Hosenband, ein Geschenk, das die Königin Victoria dem Kaiser ge­macht hat. Dasselbe soll 300,000 Fr. Werth haben.

Paris, 10. Juli. DerMoniteur" veröffentlicht folgende Depesche des Generals Pelissierö an den Kriegs- Minister:Vom 8. Juli, 10 Uhr Abends. Ich habe Ih­nen heute nichts Neues zu melden. Die Arbeiten an den Batterien der Werste schreiten vor, trotz des sehr lebhaften Feuers des Feindes. Jeder bietet dabei seine Kraft auf."

Paris, 12. Juli. Dem Kriegsmiuister ist folgende Depesche des Generals Pelissier zugekommen:Krimm, 10. Juli, 10 Uhr Abends. Ich habe Ihnen heute nichts Neues zu melden. Das Feuer war den ganzen Tag über sehr lebhaft zwischen den Engländern Mid dem großen Re- dan. Diesen Abend ist dieses Werk fast verstummt. Dem­zufolge werden unsere Verbündeten ihre Arbeiten weiter vorschieben können."

In Nantes sind 34 Personen verhafet worden, man spricht von der Entdeckung eines G-cheimdundes.

In Barcelona sind durch die dem Volke abgenom­mene Arbeiterfuhne bedeutende Unruhen entstanden; doch

durch die Zurückgabe derselben an die Arbeiter und Ein­räumung des AffociationSrechts zerstreuten sich die Gruppen, die Nationalgarde besetzte den Coustitutionsplatz und der Konflikt halte ein Ende.

Tie Patrie gibt einen Auszug ans einer Erklärung der Arbeiter von Barcelona, welcher einiges Licht auf die dortige Bewegung wirft:Wir erheben uns friedlich, da» mit uns Recht werde. Wir wenden uns an den General, kapitän, weil er jetzt alle Gewalten vereinigt, da Barcelona sich im Zustunde der Belagerung befindet. Wir verlangen die Wiederherstellung der Rätbe von Werkverständigen, die, wie billig, aus Fabrikanten und Arbeitern zu bestehen Hu­ben. Wer die geringste De iionstration für die Karlisten und gegen die Fabriken oder Fabrikanten macht, wird so­gleich bestraft. Wir sind entschlossen, uns für die Freiheit, für Cöpartero und die Julirevolution zu opfern."

Stockholm, 13. Juli. Die Engländer haben am 5. Juli die Stadt Lowisa (mit 2900 Einwohnern und ist der Hafen durch das Fort Swartholm geschützt) in Finn­land beschossen und gänzlich niedergebrannt.

(T. D. d. H. T.)

Von der Ostseeflotte wird dem Moniteur unter dem 2. Juli geschrieben:Die englischen Dampfschiffe, Kanonenboote und andere Fahrzeuge verfolgen fortwährend die russischen Schiffe, welche nach Kronstadt zu gelangen suchen, indem sie dicht an der Küste hinfahren. Zehn bis zwölf dieser Fahrzeuge sind gekapert worden. Der Feind sucht seine Schiffe dadurch zu schützen, daß er Truppen nach dem Meeresufer sendet, was von Zeit zu Zeit zu einigen Kanonenschüssen Veranlassung gibt. Wir ankern noch neben Tolbnchin und setzen die Blokade Kronstadts mit aller möglichen Strenge fort.

Ueber 100 unterseeische Höllenmaschinen sind bereits aufgcfischt. Der James Watt und Snepo bombagrirten am 1. Juli eine 2000 Mann starke Truvpenabthcilunff die am Strand von St. Petersburg aus nach Wiborg mar- schirte, und brachte ihnen großen Verlust bei. Am 2. end­lich wurden 30 russische Zvüstensahrer weggenommea, die mit zugehauenen und numerirten Steinblöcken für Kronstadt bestimmt waren.

London, 9. Juli. Der Hydcpark war heute im Vergleich zu den beiden vorhergehenden Sonntagen leer, hatte ja doch Lord G r os ve no r seineSountagsoerkehrs- Bill" im Parlamente zurückgezogen. Es mögen auf den offenen Rasenplätzen vielleicht 40,000 Menschen aus teil unteren Volksklassen versammelt gewesen sein, allein die ele­ganten Kutschen und Reiter, denen man ein höllischesGeht in die Kirche" hätte zuruseu können, waren ausgebliebcn und nur hie und da ein Polizeimann zu sehen. Am Abend wurden von muthmilligen Straßenjungen in einigen vor­nehmen Häusern die Fenster eiugeworsen.

London, 1l. Juli. Bulwer wird am nächsten Freitag ein Mißtrauensvotum wegen Russell's Benehmen in Wien beantragen. In einer Debatte über ein allge­meines Acmtercramen erhält die Regierung 15 Stimmen Majorität. Roebucks Motion, für Anwesenheit aller Mit­glieder, welche von der Regierung unterstützt wurde, fällt mit 25 Stimmen. Russell's Abwesenheit hat Gerüchte