Stuttgart. Das Falliment -einiger hiesigen Buch­handlungen hat hier einiges Aussehen gemacht. DaS von Stoppani, dessen Frau ein großes Vermögen hatte, und der nie viel verlegte , ist etwas unerwartet gekommen, jedenfalls unerwarteter, als daS von Carl Müller, der sofort von hier nach Badm abreiste und der schon einmal bei einem fallit gewordenen Geschäfte betheiligt war.

Biberach, 9. Juli. Zum zweiten Male in kurzer Zeit hat sich heute der Fall ereignet, daß ein Transport­gefangener, gebürtig aus dem Oberamtsbezirke Ronenburg und wegen Diebstahls steckbrieflich verfolgt, beim Entwei­chen auf der Straße von Warthausen hieher erschossen wurde, nachdem er, wie man vernimmt, durch Warnungen des Landjägers öfters auf diese Folge hingewiesen worden war. Der Landjäger hat, soweit man bis jetzt erfahren konnte, nur seine Dienstpflicht erfüllt, was aus den Aeußerungcn deS mitverhaftetcn Begleiters hervorgehen dürfte. (St A.)

Tages-Nettigkeiten.

Mannheim, 6. Juli. Die Mumienerbse, welche in dem Alter von nahezu dreitausend Jahren von Mr. Grimstone zum Keimen und Wachsen gebracht wurde, steht gegenwärtig in zahlreichen Eremplaren bei dem Mühlau- gärtner Stängel dahier in Blüthe und Frucht, und liefert den Beweis ihrer großen, nämlich 600- bis 700fachen Er« tragssähigkeit. (H. T.)

Berlin, 3. Juli. Heute wurde der frühere Litho­graph Bi er mann, welcher am 4. Nov. v. I. seine 4 leiblichen Kinder, von denen das älteste 6, das jüngste 1 Jahr alt war, an einer abgelegenen Stelle in einen Korb setzte, ein Tischtuch darüber ausbreitete, und sie so an einem Stricke von einer Brücke herab ins Wasser ließ und er­tränkte, vom Schwurgericht wegen Mords zum Tode ver- urtheilt. Der unnatürliche Vater hatte die schauerliche Thai aus Rache gegen feine Eltern, welche ihn aus ihrem Hause verwiesen hatten, die 4 Kinder aber sehr liebten, verübt!

Berlin, 6. Juli. Die Wittwe des Philoftphen He­gel, geborne v. Tücher aus Nürnberg, ist heute Morgens hier nach längeren Leiden gestorben. Cie hinterläßt zwei Söhne, davon der eine Professor (jetzt Rektor) in Rostock, der andere Geh. Regierungsrath in Berlin ist.

Wien, 9. Juli. Se. Maj. der Kaiser ist heute Abend von seiner Reise zurückgckchrt, und ward am Bahn­hofe von allen hier anwesenden Erzherzogen und den höch­sten Civil- und Militärautoritäien feierlich empfangen.

Bern, 6. Juli. Der Nationalrath wählte heute an hie Stelle des Dr. Escher, welcher wegen Unwohlseins ab­lehnte, den Vicepräsidenten Blösch zu seinem Präsidenten. Dicepräsident wurde Oberst Siegfried von Zofingen. Bei dem eidgen. Schützenfest in Solothurn ist Schützen­könig Joh. Staub von Wädenschwyl am Zürichersee; am Mittwoch Abend hatte er 133 Nummern, d. h Treffer in einem Kreise von 2'/, Zoll Durchmesser.

Bern, 11. Juli. Zu Bundeöräthm wurden von der vereinigten Bundesversammlung gewählt: Fornerod von Waadt, Oberst Stehelin aus Basclstadt. Elfterer nimmt

an, letzterer ist abwesend. Dr. Kasimir Pfyffer aus Luzern lehnte ab. (S. M.)

Paris, 9. Juli. Man wollte heute hier die Nach, richt erhalten haben, daß die Russen in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli gegen die Alliirten zur Offensive übergiengeu, j.doch znrückgeschlagen worden sind.

Paris, 7. Juli. Ter gesetzgebende Körper geneh­migte in seiner gestrigen Sitzung mit Stimmeneinbelligkeit den Gesetzesentwurf, welcher das Kontingent der Klasse 1855, das im Jahr 1856 einberufen werden soll, aus 140,000 Mann bestimmt. In der nämlichen Sitzung wurde ein Ge­setzentwurf vorgelegt, nach welchem die Regierung ersucht werden soll, die Garantie eines von der türkischen Regie­rung zu kontrahirenden Anlehens von 125 Millionen FrcS. zu übernehmen.

Wenn nur Kaiserin Eugenie keine Josephine wird. Napleon I. verstieß Josephine, w.il sie ihm keinen Erben schenkte und Napoleon IU. thut seinem Onkel alles nach. Es ist ein boshaftes russisches Gerücht, das man Leicht- gläubigen hinters Ohr setzt. Uebrigens wird mit allem Ernst behauptet, daß die Kaiserin jetzt in gesegneten Um­ständen sich befinde.

'Auf den Wunsch des Prinzen Napoleon werden im Jndustriepalast täglich 1500 und im Kunstpalast 500 Sol­daten der Garnison von Paris unentgeltlich zugelassen.

In Mühlhausen und Colmar wüthet die Cholera wieder, besonders im crsteren Orte, und sind wir von die­ser Seite aus sehr bedroht. (H. T.)

In S aini-Monance fand ein großes Unglück statt: 5 Fischer mit ihren Frauen und 27 Kindern schiffterr sich zur Fischerei ein. Ein Sturm brach los, schlug die Barke um und nur ein Einziger der Schiffbrüchigen kam mit dem Leben davon.

In Frankreich sind die Ernteaussichten gut; die Kar­toffeln versprechen einen reichlichen Ertrag; die Getreidepreist gehen namhaft zurück.

Dem Journal des Debats wird aus Pom, 30. Juni geschrieben: In den Umgebungen von Fermo soll ein großes Verbrechen begangen worden sein. Ein Mann hatte auf dem Todtenbette dem Pfarrer seines Ortes 5000 Scudt hinterlassen, damit dieser für den Unterhalt seiner Tochter nach seinem Tode sorge. Dieses Geld war an einem ge­wissen Orte versteckt. Nach dem Tode des Vaters lebte seine Tochter in einem abgelegenen Hause mit einer alten Tante. Vor einigen Tagen erschien ein römischer Soldat, ein Zollwächter, am Eingang ihres Hauses und verlangte Aufnahme, die ihm auch nicht verweigert wurde. Man schlief schon eine Weile, als abermals an das Thor ge­klopft wurde. Die alte Tante ging, um zu öffnen und fiel in demselben Augenblicke todt nieder. Die zwei Mörder, die in das Haus gedrungen waren, und die Niemand an­deres, als der Pfarrer und der Todtengräber gewesen sein sollen, treten in die Kammer des Mädchens und fordern sie auf, schnell ihr Gebet zu verrichten, denn ihre Stunde habe geschlagen. Das Mädchen erhebt ein lautes Geschrei und schon hatten die Mörder sie ergriffen, als der Soldat, dem man ein Nachtlager geboten hatte, mit einer Pistol.' in der Hand hineindrang, den Todiengräber niederschoß