Vorschläge machen. Genehmigen Sie das jährliche Rekru- tirungsgesetz, keine außerordentliche Aushebung, sondern nur ein Jahr im Voraus werden Sie die Auöhebmig ge­nehmigen.

Paris, 3. Juli. Der gesetzgebende Körper wird heute Kommissionen wäblen, um die Anlehensprojekte von 750 Millionen und mehrere Abgabengesetze, sowie die Fest­stellung des Kontingents aus der Klasse von 1855 zu prü­fen ; letzteres soll 140,000 Mann betragen. (T. B. d. S. M)

Der Präsident des gesetzgebenden Körpers eröffnete die erste Sitzung mir folgender Ansprache: Meine Herren! Wir haben soeben den Appell an unsere Vaterlandsliebe vernom­men. Wir haben ihn mit unserem Zuruf beantwortet. Nun haben wir als Mandatäre des Landes die uns unter­breiteten Gesetze zu prüfen; wir werden es mit Ruhe und Unabhängigkeit vollbringen; aber vergessen wir nicht, daß wir, jemehr wir dem Kaiser Beweise unserer lebhaften und raschen Zustimmung geben, ihm desto größere Kraft zur Erfüllung seiner edlen und ruhmvollen Aufgabe leihen; je mehr wir unsere Brüder, die ihr Blut vergießen, aufmun­tern, desto mehr werden wir das Ausland die Größe und Macht unseres Vaterlandes empfinden kaffen.

Paris, 2. Juli. Ein Schreiben auS Haiti vom 1. Juni meldet, daß der Kaiser Soulougue von einer schwe­ren Krankheit ergriffen worden, welche wenig Hoffnung auf Wiedergenesung liep; Soulougue soll von seinen Aerzten aufgegeben sein.

Paris, 4. Juli. Wieder spricht man von Pelissiers Abberufung und Ersatz durch den stets glücklichen Bos- quet. Die Thronrede war für das Wiener Kabinet etwas herb und Niemand hat dies, wie Augenzeugen er, zählen, besser empfunden, als der öftreichishe Gesandte, der, vom Inhalt nicht unterrichtet, bei dem Passus:Wir warten noch immer darauf u. f. w." halb entrüstet, halb bestürzt zusammenfuhr ulid während der ganzen Ceremonie wie Jemand aussah, der am liebsten tausend Meilen weil weg wäre. (S. M.)

Paris, 5. Juli. General Pelissier hat an S. E. den Kriegsministcr folgende Depesche gerichtet: Krimm, den 3. Juli, 4 Uhr Abends. Lord Raglan sind soeben die letzten Ehren von den zwei Heeren mit allein Pomp, den die Umstände erlaubten, erwiesen worden. Unsere Ar­beiten gehen gut von Statten; der Gesundheitszustand ist besser. (H-T.)

Paris, 5. Juli. Der gesetzgebende Körper hat heute den Gesetzentwurf in Betreff der neuen Anleihe ange­nommen.

Aus Paris schreibt man dem Chrouicle, es seien dort Privatnachrichten aus St. Petersburg eiugetroffen, wo­nach im Innern Rußlands eine gewaltige Gährung herrsche. Bauernaufstände und Palastrevolutionen ständen gleichzeitig vor der Thüre. Während der Adel darauf hinarbeite, Alexander II. zu Gunsten Konstantins zu stürzen, sänge bas Landvolk an, den Eonscriptions- und Steuerdruck unerträg­lich zu finden. Wenn Rußland in Paris und London männ­liche und weibliche Spione besitze, so scheine auch West­europa in St. Petersburg nicht ganz schlecht bedient zu sein.

London, 4. Juli. Das Parlament hat für die l

Wittwe des verstorbenen Obergenerals der englischen Krimm- armee eine Pension von jährlich 1000 L. und für seinen Sohn eine Pension von jährlich 2000 L., welche nach sei­nem Tode auf je ne Erben übergeht, votirt.

In Kroatien verbreitet sich die Cholera auf eine Schrecken erregende Weife.

Konst aut inop el, 21. Juni. Die russischen Ge­fangenen sagen aus, daß Skorbut und Cholera in hohem Grade in Sebastopol herrschen, und daß man daselbst nicht Raum habe, um die Kranken und Verwundeten unterzu. bringen. Die Russen haben auf dem Deck ihrer Schiffe meterhoch Sand und Hügel aufgestreut, gleichsam um den niederfallenden Bomben und Granaten ein Bett zu bereiten, und sie zu hindern, daß sie im Holz platzen und so das Schiff anzünden.

Konstantinopel, 23. Juni. Nach dem hiesigen Journal wurden in Kertsch alle noch vorhandenen Korn- vorräthe mit Raketen in Brand gesteckt. Ebenso wurden alle Gebäude, die zu Magazinen oder öffentlichen Anstalten dienen konnten, niebergcbrannt. Sämmtliche in der Kim- merischen Meerenge und dem Azow'schen gemachten Prisen wurden nach Kamicsch und Koustantinopel gebracht, darunter zwei mit Seidenstoffen und andern Lurusgegenständcn im Werth von 45,000 Pfv. St. beladene Fahrzeuge. Mehr als 4200 Einwohner,'angeblich fast lauter deutsche Koloni­sten, meistens Schuster und Schneider, sind nach der türki­schen Hauptstadt gebracht worden.

Aus Galacz, 18. Juni, wird derKronstädter Zei­tung berichtet:Heute ist hier die Nachricht ei »gegangen, daß ein russischer Dampfer mit mehreren Kanonenschaluppc« ^ Tultscha sich genähert und die Bevölkerung angewiesen habe, sich zu entfernen, indem die Stadt bombardirt werden würde. Wir haben gestern hier in Galacz auch wirklich Kanonen­schüsse vernommen. Hier ist alles in größter Spannung, wie sich die Sachen gestalten werden. In Reni steht aus­ser der Miliz keine andere Truppe." -

Man bemerkte am 29. sehr lebhafte Truppenbewegun­gen im Norden von Sebastopol, und es schien, daß auch die Russen neue Verstärkungen empfingen. Im französischen Lager ist die Stimmung die allerbeste, weil der Soldat in, Pelissier den Geist findet, der ihn selbst beseelt und man j hofft auf einen nahen Schlag, der die Scharten vom 18. > ruhmvoll auswetzt. j

Aus dem Berichte des Obergeneralö P el issie r übe: ! das denkwürdige Treffen vom 18. Jnni entlehnen wir I Folgendes: Nach den ertheilten Befehlen sollten die Englän­der das große Zahnwerk (Redan) erstürmen, die Franzosen ^ den Malakoff, das kleine Zahnwerk und die Vecfchanznn- gen nehmen, die dieses Ende der Vorstadt decken. Seit den letzten Erfolgen verhießen die Haltung des Feindes und die Begeisterung der Mieten Truppen den Sieg. Am 17. Wunen die Angriffspunkte mit einem zermalmenden Feuer überschüttet und in der Hoffnung, dee Feind werde durch die Wirkungen der Artillerie gezchwächt und cntmn- thigt sein, wurde der Angriff auf den 18. Morgens 3 Uhr festgesetzt. Die 3 Divisionen Mayran, Brunet und d'Aute- marre nahmen an dem Siurme Thcil; sie wurden jedoch von einem mörderischen Kartälschenfcuec aus den Festungs-