tet, daß am Morgen des 11. d. M. die Wohnung des Wundarztes von Hilfesuchenden förmlich belagert war, welche jedoch ungeheilt wieder abgehen mußten, weil die Auswcisungsordre bereits wirksam geworden war.
Der Amtmann Klohß in Halle braut Bier aus Kartoffeln und Zuckerrüben, das dem baierischen sehr nahe kommen und nicht sauer werden soll. Dabei ist dach Bier weniger berauschend und kommt sehr viel billiger, als das- ans Hopfen und Gerste gebraute Bier.
Wenn wir bisher als Deutsche von Rußland, England und Frankreich immer mit einem verlebenden Nationalstolz und Gefühl der liebermacht betrachtet und behandelt wurden; so haben wir unter den gegenwärtigen Verhältnissen wenigstens die Genuglhuuug, zu sehen, baß Rußland sich sicher weiß, so lange es Deutschland nicht gegen sich hat, und daß die Westmächte erkennen, ohne Deutschland sei gegen Rußland wenig auszurichten. Die Flotte Englands, auf welche die Engländer bisher mit so großem Stolz blickten — sie haben in der That selbst in Vereinigung mir der französischen Flotte weder im Norden noch Süden bisher etwas auSgerichtet. Die Landhcere liegen noch immer vor Sebastopvl. Die russische Armee andererseits war bis jetzt auch noch nicht im Stande, die Franzosen und Engländer auS der Krimm zu werfen. Die Macht aller dieser Länder ist nicht so unwiderstehlich, als sie sich Vorspielen, und wäre Deutschland einig, dann würde es noch immer der mächtigste Staat der Welt sein. O Deutschland !
Wien, 11. Jan. Es unterliegt nach den bestimmten Aeusserungcn der hiesigen Vertreter der Wcstmächte kaum mehr der Frage, daß ohne den Fall Sebastopols ein Friedensabschluß nicht erfolgen wird. Der Versuch, durch einen Waffenstillstand das Werk des Friedens zu erleichtern, muß als gescheitert betrachtet werden.
Wien, 18. Jan. Der Kaiser hat mittelst eines gestern an das Militärobeckommando erlassenen allerhöchsten Befehls die Spitzruthenstrafe bei der östreichischen Armee abgeschafft.
Was nur Frankreich und Oestreich mit dem vielen Geld ansangen, wenn plötzlich Friede wird! Zur neuen Anleihe von 500 Millionen in Frankreich drängen sich die Leute; es sollen jetzt schon 2175 Millionen gezeichnet sein.
Paris. Man kann sich einen Begriff von den Vorbereitungen zur Verproviantirung unserer Heere mit Pulver machen, wenn man erwägt, daß morgen in Metz eine Lieferung von 327,500 Fässern zur Verpackung des Pulvers ausgeschrieben wird.
Paris 10. Jan. Man erfährt heute die ganz verbürgte Thatsache, die aufs Schlagenste beweist, daß von einem Nachlassen in der Krimm nicht im Entferntesten die Rede ist. Sämmtiiche Jufanteriere,Meuter in Frankreich haben Befehl erhalten, abermals ein Kontingent von Freiwilligen zur orientalischen Armee zu stellen, und zwar 75 Mann vom Regiment, wahrend diese Zahl das erste Mal 160 betrug. Dieses neue EliteukorpS, das so ziemlich 4000 Mann ausmachen wird, geht in aber Eile mit den
Eisenbahnen nach Marseille und Toulon, und wird schon vor Ablauf des Monatö auf der See sein. Wahrscheinlich sind die Mannschaften wieder bestimmt, unter die vor Se- bastopol befindlichen Korps vertheilt zu werden, um die Lücken auszusüllen.
Eins der neuesten Bilder deS Kladderadatsch stellt den Admiral Napicr in voller Uniform dar, wie er ein Wickelkind auf den: Arme tragt und demselben einen Züller in in den Mund gibt. Unter dem Bilde stehen die Worte der Times: Man sagt, der alte Napier werde so lange bei Hof eingestellt werben, bis sich die allgemeine VolkSun- gunst gegen ihn etwas gelegt haben wird.
Die Klöster in Sardinien und Piemöizr haben viele gute Freunde. Die Regierung, die schlechte mit ihnen gemacht hat, will sie aufhcben, aber 25-Erzbischöfe und Bischöfe und 5 Großvicare haben feierlichen Protest dagegen eingelegt.
Eine traurige Erscheinung ist die Ende Novembers in Basel und seither auch in Bern ausgebrochene Wuthkraukheit der Hunde. In Basel sind vier von einem wüthendeu Hund gebissene Knaben au der Tollwuth gestorben.
DaS sind Geschäftsleute die Amerikaner! Herr Philipps, den sie in Zürich statt Mazzini's fünf Tage eingesteckt haben, verlangte für jeden Tag 5000 Gulden Entschädigung, soviel ist einem Amerikaner jeder Tag wcrth, betheuerte er. UnS nicht, antwortete der Buudesrath, und bot ihm 25 Gulden k Tag.
Der „Presse" wird aus Bukarest vom 9. telegraphisch gemeldet, daß der englische Konsul dem Fürsten Stirbey eine Note überreichte, in welcher derselbe von der britischen Regierung ausgefordert wird, sich in einer öffentlichen Urkunde von dem Protektorate Rußlands lvSznsageu. Eine ähnliche 'Note wird auch von dem französischen Konsul dem Hospodar überreicht werden.
Ter „Triester Zeitung" wird aus Koustantiuopel geschrieben : Hier häufen sich Skandale aller Art, deren Urheber die englisch-französischen Truppen sind; eö vergeht kein Tag, daß nicht da oder dort Schlägereien zwischen ihnen und Griechen Vorkommen. Der Dolch beförderte schon manchen der fremden Soldaten in's Jenseits, wenn sie betrunken in der Nacht durch die Straßen ziehen. Vor sechs Tagen entstand ein Streit zwischen einem Kaffeesieder und zwei englischen Soldaten, von denen einer mit einem Messer in die Hand gestochen wurde. Sein Freund ries nach Hilfe; da bas Kaffeehaus in der bevölkerten Hauptstraße der Vorstadt Galata gelegen ist, so war es möglich in kurzer Zeit an 50 Soldaten der allürten Truppen zu versammeln. Die Volksmenge ahnte nichts Gutes und zog sich zurück, mehrere Griechen stiegen auf das Dach des Kaffeehauses und warf auf die Mannschaft Dachziegel, wovon einer das Auge eines Offiziers schwer verletzte. Auf dieses Benehmen hin wurde das Kaffeehaus gestürmt; in einer halben Stunde war alles Verwüstbare vernichtet, der Schaden beläuft sich auf 4000 fl.
Der Pariser Presse wird aus der Krimm gcschrieben : Ich kann nicht unterlassen, die Ungeduld Ihrer Leser zu beruhigen. Erwarten sie vor einem, vielleicht zwei Mo-