war stets der 'Gegenstand seiner Abneigung gewesen, und es fragte sich» ob politische Motive allein Bonapanc be­stimmt Hanen, dieses Kind znm Nachfolger zu ernennen und ihm offiziell den Titel eines Königs von Nom zu ertheilen.

Tie Königin Hvrtense halte auf der ganzen Fahrt kein Wort gesprochen. Sie hatte den Kopf auf die Schulter der Mademoiselle Eochelet gestutzt; man hätte glauben können, sie schliefe, wei n nicht von Zeit zu Zeit eine Thräne aus ibren Äugen auf die Hände ihrer Freundin gefallen wäre. Als sic nun aber durch die Bäume die Schornsteine des Palastes znm Busch erblickte, schände, te sie zusammen, richtete sich in die Höhe, und sagte entschlossen, indem sie mit ihrem Finger leicht das Knie ihres Gatten berührte: Lassen Sie halten, Sire, mein Wille steht fest, ich werde dieses Schloß nicht betreten."

Ter König blickte sie erstaunt an.Und warum, Ma­dame, wenn'S beliebt?

Weil," erwiderte die schmcrzgcbcugtc Mutter,weil dort in jenem Zimmer, dessen Fenster die Eiche beschattet, ich zum letzten Mal mit meinem Kinde spielie! Ueberall, nur nicht in dieses Schloß, Sire! Ter Gram würde mich hier tödten ...

Aber wohin wollen Sic gehen, Madame," bemerkte der König besorgt.Wo werden Sie diesen trüben Ge­danken nicht Preis gegeben sein? Sie wissen, daß es in rem jetzigen Augenblick unmöglich ist, nach Notterdam zu deiscn. Tas Haag ist ein Mittelpunkt der Jntriguen, und vier Meilen gerügten schon oft, um ein unüberstcigbareS Hinderniß zwischen den Monarchen und seinen Thron zu bauen. In unfern Tagen ist eine Krone ein zerbrechliches Ting, und die mein,ge kann der leiseste Swß zerschmettern."

Ein verächtliches Lächeln verzog die Lippen der jungen Königin,Gott weiß es, Louis, ich würde keine Thräne darum vergießen."

Der König zog die Augenbraunen zusammen:Ihr Verstand gehört Ihnen nicht mehr an, Madame," versetzte er mit einer unzufriedenen Betonung. Dann wandte er sich zu dem Polizciminister:Befindet sich das Schloß des Herrn A. nicht hier links ganz in der Nähe?

Ja, Sire," erwiderte Herr Vanhoff,aber ich weiß es durch die geheime Polizei,' daß dieser Mann altholländi- schcs Blut in seinen Adern hat; er wird Ihnen die Auf­nahme verweigern."

Sind Sie närrisch, mein Herr?" erwiderte Louis Donapmte erzürnt.Es sind noch nicht vierzehn Tage, daß ich diesen A. zu meinem Kammerberrn ernannt habe/'

Einige Augenblicke später hielt die Berline in dem Hose des prächtigen Schlosses des Herrn A. Dieser eilte schnell herbei, und stellte sich, als ob er die Reisenden nicht er­kenne,

Was verlangen Sie?" fragte er heftig.

Louis ging ihm einige Schritte entgegen; Gastfreund­schaft, mein Herr. Der ältere Sohn der Königin Hvrtense ist gestern Abend gestorben, wie Sie wissen. . . .

Ja und?"

Und? Tie Königin ist untröstlich. Sie flicht jeden L)rt, der ihr Ten in'o Gedächtnis ruft, den sic beweint.

Und da eS kein königliches HauS gibt, wo das Kind nicht gewesen, so bitte ich Sie in ihrem Namen um eine augen­blickliche Zuflucht in diesem Schlosse."

Ter Kammerherr erwiderte ironisch nach einer kurzen Pause:Ich bin untröstlich, aber ein jedes dieser Zimmer hat seine feste Bestimmung, und eS ist unmöglich, dieselbe zu ändern."

Also verweigern Sic eine Zuflucht dem Könige von Holland?"

Der Holländer schlug die Arme über der Brust zu­sammen und sah Ludwig gerade in's Gesicht:Sind Sic Wilhelm von Oranicn? Nein, mein Herr, nein! Sie sind Louis Bonaparte, Bruder des Generals Benaparte und ein korsischer Edelmann wie er!"

Dann wurde seine Stimme stärker, und er betonte jedes seiner Worte mit Nachdruck:

Bleeken Sic wohl, mein Herr; Alles haben Sie in Holland verändern, aber nichts auörotten können. Es ist leicht, einen Thron zu stürzen; Throne sind nur von ver­goldetem Holze; das Glück einiger Schlachten kann eS be­werkstellige»; allein nicht so ist eS mit einem Prinzip, das in dem Lande Wurzel geschlagen, und eine Gewohnheit, ein Bedürfniß, eine Religion geworden ist. Dieses Prinzip ist in Erz gegossen, und es gibt nur ein Mittel, eS zu ver­nichten: ganz Holland Mann für Mann ermorden zu lassen; seine Geschichte Blatt für Blatt, Wort für Wo t znslverbren- nen, alle Monnmente zu zerstören, unsere Häuser, unsere Kirchhöfe zu raschen, dann nur dann, mein Herr, wer­den Sie mit Recht behaupten-Können, daß Sie König von Holland sind."

Louis, der sehr bleich geworden war, wandte sich zu seinem Gefolge.

Was sagen Sie dazu, meine Herren", rief er tief ergriffen auö,ist die Krone, die Napoleon uns auf's Haupt setzte, nicht eine Dornenkrone?"

Niemand antwortete und die Berline fuhr langsam auf dem Wege nach dem Palaste zum Busch zurück.

Ikäthscl.

Tie mir mit größter Neigung zugethan,

Tie thun nur ach, das größte Leid auch an;

Sie rädern mich in wilder Licbeswuth,

Und wie man einst vom Aventin herab Verbrecher stürzte in der Wogen Grab,

So stürzt man mich auch grausam in die Flnth. iiss Man weidet sich an meiner herben Qual,

Und ach, der Frauen zart' Geschlecht zumal!

Tie sich gehast, sie bieten zur Versöhnung Die Häme sich und werden schnell zu Schwestern, Um traulich mit geim infamer Verhöhnung,

Von mir vereint, die ganze Welt zu lästern;

Und ob auch eine Fee mich stets begleitet,

Sie kann nicht ändern, was man mir bereitet.

Auflösung deS Räthsels in Nro. 1.

«Li. Küchlein, Huhn. Henne. Kapaun.

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