sich, wie man sagt, die Bäume an schlechten Boden ge­wöhnen und in den gleichen Bodenverhältnissen wieder gut fortivachsen, während aus magerem Boden gezogene Bäume nur wenig Fasrrwurzcln bilden, nur wenig Säfte zu ihrer Entwicklung finden und 10 Jahr und noch länger brauchen, bis nur ein Theil derselben zum Auspflauz.en erstarkt ist. Kommen solche Bäume hinaus, so gehen ein Drittheil in Folge deS nicht gewohnten KlunaS zu Grunde, ein anderes Drittheil, weil die Bäume zu wenig Säfte besaßen, um aus sich selbst schnell genug neue Wurzeln zu bilden, die die weitere Ernährung vermitteln können, und in günstigem Fall bleibt ein Drittheil gut, wächst langsam fort und gelangt in 15 bis 20 Jahren vielleicht dazu, tragbar zu werden. So lange daher keine freie und osfengelcgcne Baumschule mit gutem kräftigem Boden (doch nicht einem üppigen Küchengartenland oder schwar­zem Wiesenboden) da ist, die Bäume liefern kann, so ist eS immer gerathener, aus soliden Baumschulen mit un- beschützter völlig freier Lage, wenn auch aus etwas wär­meren Gegenden die Bäume zu beziehen. Doch muß ich widerrathen, an freie unbeschützte Stellen Bäume zu pflanzen, die in Weinbergen gezogen sind, und von wel­chen, trotz ihres schönen Ansehens, in hohen rauhen Ge­genden gar wenige gut sortkommen, wenn siemnch schnell anwachsen und im ersten Jahre ordentlich treiben.

Allein man sollte nicht nur gute und gesunde Obst­bäume pflanzen, sondern sich auch um die Sorten be­kümmern, die eine besondere Berücksichtigung verdienen, die spät blühen, daher durch Frühjahrsfröste selten Noth leiden, die nicht empfindlich find, und deren Früchte einen entschiedenen ökonomischen Nutzungs- oder Verkaufswerth haben. Als solche Sorten möchte ich folgende empfehlen, wobei ich mich nur auf eine kleine Zahl beschränke, von denen ich genau weiß, daß sie in ganz gleichen Verhält- nissen sehr gut gerathen sind und reiche Erndten liefern.

UebrigenS will ich damit durchaus nicht sagen, daß diese Sorten jene, welche in der hiesigen Gegend durch Tragbarkeit und gutes Gedeihen bekannt und beliebt sind, verdrängen sollen, sie sollen nur an die Stellen treten von einer so großen Zahl geringer, wenig tragbarer Obst­sorten, die sich schon verbreitet haben.

Englische Wintergoldparmäne, eine der tragbarsten und anpflanzungswürdigsten Apfclsorten, we­nig empfindlich in der Vlüthe und von herrlichem Wuchs.

Große Kasseler Reinette, äußerst tragbar, in der Blüthe auch rauher und schlechter Witterung trotzend; die Frucht hält sich ein Jahr lang, und wirv erst eigentlich gegen daö Frühjahr hin wirklich delikat, vom Baum ist'sie ungenießbar.

Pariser Nambour-Reinette, eine der nutz­barsten Apfelsorten, die unter dem Namen Reinette von Canada, Goldreinette bekannt ist; der Baum blüht gegen 4 Wochen lang, woher eS abzuleiten ist, daß derselbe jährlich und zwar gewöhnlich sehr voll trägt; der Apfel hält über ein Jahr.

Calwillartiger Winter-Rosenapfel, sehr tragbar und zu jedem Zweck vortrefflich, gedeiht erfah­rungsgemäß im Oberland sehr gut und wird oft Galwil- ler genannt.

Luiken-Apfel, bekannt im ganzen Land, und durch seine sehr späte Blüihe gewiß auch für das Ober­land, wo er bis jetzt noch weniger angepflanzt wird, sehr schätzbar.

Die Reinette von Orleans, etwas empfind­lich, aber sehr edel, wovon die Ausstellung Eremplare zeigt (von Poltringen oder Oberndorf geliefert) so schön, als ich sie kaum gesehen habe.

Als vorzüglichste Mostbirncn müssen die ächte Bratbirn, Wildling von Einsiedels Wolfs- birn, HarigelSbirn, große No mmelterbirn (welche letztere in einigen Gegenden von Württemberg als Saubirn bekannt ist) vor allen empfohlen werden. Auch die Schweizer Wasserbirn oder Wein gif­te rin und die in der ziemlich rauben Gegend von Gail­dorf so allgemein angepflanzte Karchenbirn sollte vor­zugsweise neben den mancherlei hiesigen gute» Sorten von Mostbirnen angepflanzt werden.

Eine schnelle Verbreitung geschieht ganz besonder- dadurch, daß erwachsene Obstbäume, die wenig tragende oder ganz werthlose Früchte geben, wie so viele aus den Kernen gezogene unveredelt gebliebene und von Händlern in frühem Zetten augekaufte Bäume, mtt diesen Sorten umgepsropft werben. Beim Umpfropsen sollten aber, wie so oft geschieht, die Bäume nicht aller Aeste mit einem Mal beraubt und nur ungefähr 23 Saugäste stehen gelassen werden. Man schneide nur die Aeste, die zu pfropfen sinb, und auch diese ja nicht zu kurz ab, und lasse unterhalb den Pfropfstellen Alles, was nicht gerade bei dem Besteigen deS Baumes hindert, noch 2 bis 3 Jahre lang wachsen, denn nur dadurch erhält man ge­sunde, dauerhafte und umgepsrvpfte Baume. Noch besser aber ist eS, in dem einen Jahr die Bäume bloö abzu­werfen, so als ob sie verjüngt werden sollten, und die Schnittwunden gut mit Theer zu verstreichen. Im Laufe deS Jahres entwickeln sich eine große Anzahl Holzzweige und zwar die kräftigsten immer zunächst an den Stellen, wo die Aeste abgeworfen wurden. Von diesen wählt man die schönsten aus und pfropft die Reiser der neuen Sorte, nicht in den Spalt oder in die Rinde (wie ge­wöhnlich), sondern in die Seite, wie es in meiner Schriftdie Gemeindebaumschule" ausführlich beschrieben ist. Diese Art der Veredlung ist sehr leicht und die Rei­ser sind namentlich durch den oberhalb derselben stehen bleibenden Zapfen sehr geschützt gegen Vögel, die sie oft abdrücken und ebenso gegen das Abbrechcn durch Stürme. Allmählig werden dann die unveredelten wilden Zweige ganz entfernt und so erhält man sehr schöne gesunde um­gepfropfte Bäume, welche schon nach 2-3 Jahren be­ginnen, unS durch ihre bessern Früchte zu erfreuen und recht bald die gehabte Mühe und Arbeit reichlich be­lohnen.

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