g roß er Schild, womit man mögliche Fälle abwehren kann, a usgenommen diejenigen, welche so mächtig über uns wal- icn, daß sie der bcsondern Einsicht des Himmels anzuge- hörcn scheinen. Klugheit selbst hält zuweilen den Menschen ab, eine hohe Stufe des Glückes zu erreichen; denn jene Vorsicht, welche die wahre Seele der Klugheit ist, läßt nicht ihren Besitzer so rasch wagen oder so viel auf die Entscheidung der Umstände allkommen, wie es mit einem mehr zuversichtlichen und weniger klugen Menschen der Fall ist. Aber man muß auch bedenken, daß, wenn auch die Klugheit unS zuweilen von einem leichtsinnigen Glucke zu- rückhält, wodurch Andere wirklich den Gipfel ihrer Ehr­sucht erreichten; so behütet sie uns dagegen, wenn unsere Aufmcrk.amkeit auf die Zufälligkeiten und Möglichkeiten beständig wachsam ist, vor jenen schrecklichen und unheil­vollen Wendungen des Schicksals, durch welche die zuver­sichtlichen und unüberlegten Verehrer desselben von der Höhe des menschlichen Glückes jählings in die niedrigste Tiefe des Elends gestürzt werden.

Der Johannistag in Schweben.

Fast in aljen Ländern wird der Johannistag mit be­sonderer Freude begangen. An dem einen Orte feiert man ihn so, an dem andern wieder anders. Dort schmückt man die Häuser mit Kränzen, hier zündet man Freudenfeuer an. Tanz und Jubel bezeichnet ihn häufig, und auch wohl der Aberglaube treibt während desselben seine Possen.

Besonders ist aber dieser Tag ein Volksfest im hohen Norden, denn da hat die Sonne ihren höchsten Punkt er­reicht; da weilt sie Tag und Nacht ununterbrochen am Himmel, und weil gerade dies Schauspiel dort meist durch die beständigste Witterung begünstigt wird, so eilt Jedermann auf die Berge, sich um Mitternacht an ihrem Glanze zu ergötzen, oder es gibt daheim Spiel und 2anz, und Alles ist mit Maien, Blumen und Kränzen aufgeputzt. Vorzüg­lich berühmt ist unter den Bergen, wo man im Norden die Mitternachtssonne in ihrer Pracht sehen kann, der A f- vasaraberg am Tornealf, weil er völlig frei liegt. Vierzehn Tage lang geht hier die Sonne nie unter, und der Johannistag, als der mittelste davon , ist nun der er­wählte, wo Fremde und Cingeborne am Vorabende hinkom­men, die Nacht hindurch hier fröhlichen Sinnes zuzubringen. Wie es ungefähr dabei zugeht, mag uns der wackere wei­sende Schubert sagen.Ein großes Feuer ward ange- züntet," erzählt er,wenn gleich cS eben nicht empfind­lich kalt war. Um daS Feuer ward ein großer Kreis gebil­det, und weidlich gescherzt und geschäckcrt. Die finnischen Männer warfen Wachhvldersträuche ins Feuer, c'so, daß den Mädchen die Funken in die Augen sprangen, und diest nun wacker kämpften, um die fcuersprnhenden Büsche wie­der herauszuziehcii. Die Zahl der Mädchen war besonders groß, alle waren munter und kräftig, aber k.ine hübsch, die meisten häßlich, ihre Tracht war wenig von der schwe­dischen abweichend; selbstgewebt waren Mieter und Röcke, welche eine einfache leinene Schürze bedeckte, der Kopf war mit einem schwarzseidcnen Tuche umwunden, und über den Rücken hing das Haar in Flechten herab.*

So saßen und harrten wir; es war hell wie am Mittage; aber nur eine starke Röthe zeigte sich am Ho­rizonte; der Sonnenkörper war wenig sichtbar."

Andere, welche nicht nach den Bergen ziehen, errich­ten einen Ioh ann isbau m. Vor den Höfen, an den Wegen, auf den Märkten, sieht man einen hohen Baum gepflanzt, der mit Blumen, Laub, Kränzen, Pfeilen, Schwer­tern und hölzernen Vögeln geschmückt ist. Um ihn tanzt Jung und Alt herum. Die Vornehmen geben indessen Bälle, Gastmähler und feiern kostspieliger, wenn auch nicht vergnügter, das Fest.

Wetterregeln des Volkes.

S o m m e r.

Den Sommer schändet kein Donnerwetter.

Zählt man zwischen Blitz und Donner acht Puls- schäge, so ist das Gewitter noch eine Viertelmeile weit ent­fernt: je weniger man zählt, desto näher ist es.

Gewitter darf man erwarten, wenn das Vieh um Mittag nach Luft schnappt, mit offenen Nasen über sich riecht und mit aufgereckten Schwänzen auf der Weide springt.

Wenn der Esel beim Austreiben aus dem Stall die Nase in die Höhe streckt und tüchtig die Ohren schüttelt, so sind Regen oder Gewitter zu erwarten.

Höhenrauch im Sommer ist als Vorbote eines strengen Winters anzusehen. (Sommer mit Höhenrauch sind heiße Sommer, auf die in 100 Fällen 61 kalte und 31 milbe Winter folgen.)

Wenn die Johannis w ü rmche n ungewöhnlich leuch­ten und glänzen, kann man sicher aus schönes Wetter rech­nen. Lasten sie sich bis zum Johannistage nicht sehen, so ist das ein Zeichen kalter, unfreundlicher Witterung.

Wenn die Spinnen fleißig im Freien weben, so deutet das ans beständiges Wetter; arbeiten sie aber nicht, so hat man unangenehme Witterung zu fürchten. Arbeiten sie beim Regen, so dauert dieser gewiß nicht lange, sondern macht bald schönem, beständigen Wetter Platz.

Wenn die Garten- und Schleimschnecken häufig auf Beeten und Wegen sich finden, so deutet es auf Ge­witterregen.

Vor dem Gewitter fliegen die Schwalben niedrig, die Bart- und Teichgrundel, im Glase gehalten, wird unruhig.

Anekdote.

Ein Pater, der sich in seiner Kanzelrcde alle mög­liche Mühe gegeben hatte, seinen Zuhörern, lieben einfäl­tigen Bauern, die Schrecken des jüngsten Gerichts recht lebhaft ausMnalen, sagte nach der Predigt zu einem Witz­kopf:Mein Auditorium bestand heute wieder ans lauter Ochsen und Eseln, sie begriffen nichts von allem dem, was ich sagte!"Aha!" nahm der Andere das Wort: also deshalb nanntet Ihr sie immer:Meine lieben Brüder!"

Berannrortliche Redaktion: H ü I z l c.

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