Allerlei.

Aerztliche Warnung für gestrenge Ehe- herre».

Bei der verständigsten, sorgsamsten Pflege überhaupt und der zweckmäßigsten ärztlichen Behandlung im kranken Zustande werden doch, so lange die Welt steht, die be­trübenden Fälle nicht ausbleiben, in welchen Elternherzen durch den Tod lieber Kinder tiefe, schmerzliche Wunden geschlagen werden. Jaoft sagt Zschocke in seinen ausgewählren Schriften muß der Schmerz um geliebte Todte kommen, dem Leben die Krone aufzusetzen und unser Wesen reinigend und vergöttlichend, cs schon hienicden in das Ewige einzubürgern." Wohl darum Allen, die die Hand des Schicksals auf solche Weise traf, wenn sie sich das Zeugniß geben können, daß der bittere Kelch ihrer Veredelung förderlich war. Aber ach, wie sehr sind da­gegen jene zu beklagen, bei welchen eine solche schwere Prüfung Trübung des ganzen Lcbensglücks, Störung des Seelen­friedens bis zum jenseitigen Erwachen in einem reinen Lichte zur Folge hat? Darum können die leidigen Hausdeöpoten bei einbrechendcn Krankheiten ihrer Kinder nicht genug vor Uebereilungen gewarnt werden, sie, welche sich, beherrscht von ihrer Eigenliebe, gewöhnt haben, alles nur nach ih­rer Anordnung, nach ihrem Befehl in Gang gebracht zu sehen, alle erdenkbaren Widerwärtigkeiten jedem andern, nur nicht sich zuzuschreiben und nun, wovon der Arzt sehr oft ein wehmüthiger Zeuge sein muß, alsbald die Ur­sache der Krankheit ihres Kindes in einem Fehlgriff oder einer Vernachlässigung bei seiner Pflege erkennen, diese aber der gedrückten Frau, der geängsteten Mutter als Schuld mit allem Ungestüm anrechucn wollen. Wohl verwischt die dankbare Mutterfreude auch den härtesten, ungerechtesten Vorwurf, wird des Herzens Liebling aus der Lebensgefahr gerettet, der Bekümmerten glücklich erhalten. Wo aber das Traurigste wirklich eintritt, wo dann die geschäfts- und freu­denlose Leere, ohne dies zu quälen, dem Nachdenken und Grübeln Raum gibt, da trübt der frühere, unüberlegte Ausdruck des Mannes den Frieden der gebeugten Mutter oft auf's ganze Lebe», und sie, die unter allen Kränkungen ihres Haustyraunen weder Fassung noch Geduld verlor, unterliegt dann oft dem doch gewiß wenigstens unzeitigen Vorwürfe, der ihr mütterliches Gefühl in der Wurzel ver­letzte. Sorge deßhalb doch jeder, welcher sein Glück grün­den will, dafür, daß er sich vor allem andern eine ver­ständige Hausfrau erwähle; dieser gebe er dann zweckmä­ßige Belehrung über Pflege und Erstehung der Kinder in die Hände, sichere ihr in früherer Zeit um so mehr,'je weniger ihre Einsicht noch begründet ist, bei allen Vor­fällen den Rath eines guten Arztesi, welcher den Krank­heiten des kindlichen Alters seine Aufmerksamkeit gern und mit einer gewissen Vorliebe widmet, daun aber enthalte er sich vertrauensvoll der Einezriffe, Beschränkungen und Recht­haberei in allem, was die Pflege der Kinder in ihrem frühesten Lebensalter angeht. Diese gehört der liebenden Mutter, wird von ihr am natürlichsten und darum am zweckmäßigsten besorgt, und sollte der kluge und strenge Herr Gemahl nur die mancherlei Mühen, Anstrengungen,

Beschwerden, Versagungen unausgesetzt übernehmen, welche die rechtschaffene Mutter als ihre Pflicht betrachtet, wahr­haftig seine mitunter lächerliche Bücherconsequenz dürfte bald zu Schanden werden und er selbst möchte sich gewiß noch weit mehrern und gerechtem Borwürfen blos gestellt sehen, als es der braven, sorgsamen Mutter begegnet. Zu geschehenen Dingen das Beste sagen, ist weise, die Gelegenheitömsachcn zu einer Kinderkrankheit aber auffin- deu wollen, zum mindestens für den Laien, in den aller­meisten Fällen eine unkluge Anmaßung, welche oft zu gro­ßer Ungerechtigkeit und zu doppelter Trübsal zu führen pflegt.

Der Krieg.

Wenn man die Summen, welche der gegenwärtige Krieg kostet, für gemeinnützige Zwecke verwendet hätte : was wäre damit nicht Alles ausznrichten gewesen! Wollten die Staaten Hunderte von Millionen, wie sie eS jetzt für den Krieg thun, zum Besten ihrer Armen ver­wenden, wollten sie für diese Anlehen machen in solcher Größe, wie es jetzt geschieht; so könnten Millionen Armer auf Staatskosten auswandern und jenseits des Meeres mir Ländereien und Ackergerälhschastcn versehen werden: so könn­ten die Armen in Europa wohl wenigstens um ein Dritt- theil vermindert werden! Die ungeheure Schuldenlast, wel­che gegenwärtig die Staaten Europas beinahe erdrückt, ist fast nur durch Kriege hcrbeigesührt worden, die den Ein­wohnern nicht nur nichts nützten, sondern ihnen den em­pfindlichsten Schaden brachten. Wie glücklich würden die Länder sein, wären diese Summen für gemeinnützige Zwecke verwendet worden!

Klugheit.

Nichts ist gewöhnlicher, als sprechen zu hören, Die­ser oder Jener ist glücklich oder unglücklich; aber selten hört man sagen: das macht seine Klugheit oder Nuklngheil. Und doch, könnte man genau in die Ge­schichte derjenigen aller Zeiten und Länder dringen, de- neu Etwas gelang oder nicht gelang, so würde man finden, daß Vieles von dem, was gewöhnlich, Glück heißt, wirk­lich nur das Ergebniß einer guten Einsicht ist. Wir behaupten nicht, daß alles Gelingen von der Klugheit hecrührt, oder daß alle Fehler Folgen der Nnklughcit sind; jeden Tag erfährt man, daß es Zufälle und unvermeidliche Ereignisse gibt, die kein menschlicher Scharfsinn voraus sehen kann, und gegen die, wenn auch vorausgesehen, keine menschliche Vorsicht von Nutzen wäre. Dw Kampf ist nichr immer für den Starkem, noch der Wettlauf fnr dm Schnellem; es gehört jener unendlichen Weisheit, die das All'leitet und erhält, alleinige Herrschaft über die Um­stände zu haben.

Die höchste menschliche Klugheit ist ui bt im Stande, sich wider alle durchkreuzenden und widerwärtigen Z ,fälle zu bewahren; aber ein mäßiger Anthcil derselben ist ein