Allerlei.

e' - Die Witteruttgsprophezeiungen.

(Schluß)

ss' Auch die Abendrölhe ist ein Wetterboie. Ist der Him­mel zu dieser Zeit recht heiter, der östliche mit einem rech­lichen Streifen versehen, der nach unten zu in einen feinen Dunst sich verliert, so kann man gewiß sein, daß der kom­mende Tag heiteres Wetter bringt, sonst aber deutet eine gar zu grelle Abendröthe und mehr noch eine solche Mor­genröche auf widrige und nasse Witterung.' Starker Mor- genthau zeigt zwar auch auf einen heuern Tag, doch nur dann, wenn im Lauf des Tages nicht zu warme Winde wehen. War cs den Tag über bei herrschenden Westwin­den trübe und regnerisch, und hat sich der Himmel bei Son­nenuntergang gehellt, so kann dieß als ein Vorbote guter Witterung betrachtet werden, die wenigstens 24 Stunden lang anhält. Ein heilerer Aufgang mit Westwinden ist ein Zeichen nasser Witterung, herrschen aber Ostwinde, so ist es umgekehrt. Bilden sich im Sommer bei Sonnenauf­gang dicke Wolkenmassen, so stehet noch im Laufe des Ta­ges, längstens bis zum Abend, ein Gewitter bevor. Ist um diese Jahreszeit, nach mehreren heitern und warmen Tagen, die Sonne bei ihrem Untergänge von einem gecheck­ten trüben Wölkchen begleitet, das auch Nachts noch am Himmel sichtbar bleibt, und euch bei ihrem Aufgange sich zeigt und vergrößert, so erfolgt bald ein Gewitter über der Gegend hin, wohin das Wölkchen stehet, wenn nicht lo­kale Umstände den Eewitterzug ändern. Vorzeichen starker Gewitter ist auch das schnelle Erscheinen des Höhenrauchs an heißen Tagen, bei fallendem Barometer. Höhenrauch bei kühlen Tagen deutet auf trockene W tterung, zumal wenn er mehrere Tage lang anhäck. T aS Wetterleuchten an heißen Abenden bringt ebenfalls ein baldiges Gewitter, wenn es dabei heiß bleibt und das Barometer fallt. Hohl gehende Winde und schwarze Wolken bei liegendem Schnee sind im Winter Verboten eintretenden Thauwetters.

Daß manche Thicre die Spuren einer bereits begin­nenden Wettcrverändnrnng früher empfinden, als der Mensch in seinem der Natur entwöhnten Zustande, ist gewiß, und darum kann das Verhallen dieser Thiere zu einem Vorzei­chen eines in kurzer Zeit eintretenden Wetters wohl benutzt werden. An beschädigten Körpeetheilen, offnen nnd geheil­ten Wunden, ersrornen Glied rn u. dergl. empfindet auch der Mensch schon die leiseren Spuren einer Wettervcränderung. Zug- und Strichvögel empfinden schon den wärmer» Wind, ehe er noch in die untere Lnftregion eingcdrnngen ist, und lassen sich dadurch verleiten, ihren Sommerwohnungen zn- zueilcn. Stehet gutes Wetter bevor, so flattern die Fleder­mäuse des Abends anhaltend herum, die kleinen Mücken spielen im Sonnenuntergang, die Hähner krähen häufig, Lerchen und Schwalben erheb,» sich hoch in die Luft, die grünen Wassersrösche quacken, die Laubfrösche in einem Glase sitzen oben, der Wetterfisch (Stcinschmerl) in einem Glase hält sich über dem Sande auf nnd läßt daS Wasser Helle, und der Blutegel, den man in einem Glase hält, liegt ans dem Boden desselben in einer Schneckenlinie znsammcnge- krümmt., Ein entgegengesetztts Verhalten zeigen diese Tlfleee,

wenn Regen und Stürme nahen. Auch fallen dann den Vögeln aus ihren Fettdrüsen die Federn, die Hunde fressen häufig GraS, die Pfauen schreien, die Ameisen arbeiten emsiger. Von allen Thicren ist aber die Spinne der vor­züglichste Weiterprophet, sowohl die Hängespinne, die ihr radförmiges Netz im Freien ansctzt, wo Luftzug ist, als auch die Winkelspinne, die sich in düstern Ecken anhe,stell Wenn die Hängespinne recht emsig arbeitet, in der Nacht ein neues Netz spinnt und sehr lange und starke Hauptfäden macht, so ist anhaltend gutes Wetter zu erwarten. Dieselbe Er­wartung kann man auch hegen, wenn die Winkelspinne ihr Gewebe fortwährend vergrößert, dabei den Kopf sehen läßt und die Füße recht lang hervyrstreckt. Regen steht bevor, wenn die Hängespinne wenig oder gar nicht spinnt, und die Winkelspinne verkehrt in dem Winkel dcS Gewebes sitzt. Webt die Hängcspinue nur die Hauplfäden ihres Rades, die Speichen, in welchen sie ihr Rad anlegt, oder zerreißt sie einen beträchtlichen Theil ihres Netzes wieder, wenn cs bereits vollendet war, so ist Wind, nach Verhältnis^ Sturm, zu erwarten. Im Winter kämpfen die Winkelspinnen um schon fertige Gewebe, oder machen sich deren mehrere über­einander. Je mehr sie dies thun, und je Hitzigerder Kampf ist, eine desto strengere und anhaltendere Kälte steht bevor.

Vor allem muß jedoch bei Wettervc, küirdigungen aus den herrschenden Wind gesehen werden, weil dieser den größ­ten Einfluß auf daS Wetter hat- Da es aber unmöglich ist, im Voraus zu wissen, welchen Wind eine etwas ent­fernte Zeit mitbringen werde, so fallen eben dadurch alle Wetlerprophczeiungen, die auf eine längere Zeit hinaus gehen, sowie eine große Menge der sogenannten Bauernre­geln entweder ganz in die Brüche, oder treffen nur höchst selten ein. Von dem Südwest- u. d Nordostwinde, die beide bei nnS am häufigsten wehen, bringt jener im Sommer, bei bedecktem Himmel, Regen und kühle Witterung mit, wenn er ober onhält, so wird cs warm und heiter, abwech­selnd mit Gewittern. Im Winter bringt er milde Witterung und Schnee, unter Umständen Thauwerter mit. Dieser, der Rordostwind, bringt im Winter heitern Himmel und Kälte, im Sommer heitern Himmel und gemäßigte Wärme und anhaltende Trockenheit, wenn er lange herrschend bleibt. Der Nordwind bringt kalte und schaurige, der Westwind feuchte, der Nordwcstwind kalte und feuchte, der Südwind warme, mehr feuchte, als trockene Witterung mit. Zur Zeit der Aequinoctien, wo die Winde wegen des UebergangeS der Sonne von einer Halbkugel in die andere am häufigsten umspringen, ist daher auch daS Wetter am unbeständigsten und sehr stürmisch.

Das Barometer hat zwar als Wetterglas nur einen geringen Werth, namentlich für zukünftiges Wetter, unter gewissen Umständen sind jedoch seine Anzeigen von einiger Vorbedeutung.

Zur Zeit der Aequinoctien leidet die Quecksilbersäule die häufigsten Veränderungen, und deutet mit Süd-, Süd­west- nnd Westwinden ans Rege», weniger mit andern Win­den. Ein sehr niedriger Barometerstand, welcher häufig bei Südwest- und Westwind Antritt, deutet ans Stürme und Nässe, sowie ein sehr hoher und unveränderlicher Stand im Sommer heißes nnd heiteres, im Winter strenge Kälte an-