Allerlei.
P.lgerworte im neuen Jahre.
Roch wandern wir, —
Lob, Preis uns Dank sei, Vater, Die! Gar viele schlossen ihren Lauf, —
Uns lhut sich frei die Bahn noch auf.
Not' rasten wir, —
Erquickung kommt uns für und für.
Nach Mühe, Arbeit, Noch und Schmerz Strömt Ruhe noch inS müde Herz.
Nch hoffen wir, —
Hell weht der Zukunft Lichtraniee,
Und wer da hoffc für hier und dort,
Der wandert froh und mulhig fort.
Noch beten wir, —
Du, Vater, segnen dort und hier, —
Und ging'S auch tief zur Erde Schoos: Wir lassen Deine Hand nicht los.
Die Waisenkinder.
In einem kleinen Dorfe des Groscherzogtlmms Bade n starb vor einigen Jahren ein armer Mann, dessen kleines Besitzthnm tief verschuldet war und alsbald v n Gläubigen: in Besitz genommen wurde. Er hinterlies; eine von Krankheit schwer heimgesuchte Wittwe, welche für ihre vier Kinder nuir allein sorgen sollle, ob sie gleich kaum Kräfte hatte, für sich selber das tägliche Brod zu verdienen. Ten armen Kindern ging es darum sehr schlecht; war die kranke Mutter auf Arbeit, so blieben sie sich selbst überlassen, wälzten sich im Schmutz daheim oder in der Gasse, verkehrten mit liederlichen Buben, mußten oft hungern, und fingen zu betteln an; die Röckchcn hingen ihnen zerlumpt vom Leibe herab, wie den kleinen Schweinen, und von der magern Kost begannen sie abzuzehrcu. Die Mutier sah es und wusne nicht zu helfen, denn sie war selbst hülflos; das Leiden hatte sie stumpf gemacht, und sie kannte den Herrn nicht, welcher der Wittwen und Waisen Bcrather ist.
Dies sah der Geistliche des Ortes, ein würdiger Herr, und ihn jammerte des kläglichen Elendes. Darum rief er eines Sonntages die Kirchenältesten nach der Predigt in'ö Pfarrhaus, berieth mit ihnen eine Stunde lang, und Nachmittags machten sie sich auf den Weg, der Geistliche und die Acltesten, gingen in's Dorf, hinaus von einem Ende zum andern und feldein in das Rachbardorf. Wo sie an ein Haus kamen, in welchem ein gotteSfürchtiges Ehepaar wohnte, da klopften sie an die Thürcn, brachten ihren Gruß und baten, ob man nicht einem armen Waisenkinde, daS hülf- loS verkomme, aus christlicher Liebe wolle Obdach und Pflege geben. — Da hat mancher Vater ein krauS Gesicht gemacht und manche Mutter den Kopf geschüttelt, haben auf ihre eigenen Kinder geschaut, die ihnen Sorgen genug machten und sagten, daß sie es sich bedenken wollten. Aber mancher Andere hat auch kein krauses Gesicht gemacht, hat nicht den Kopf geschüttelt, wiewohl er auf seine eigenen Kinder fchaute, und hat am Ende gleichfalls gesagt, cr w lle
es sich bedenken. — Den Pfarrer schreckte das nicht zurück, denn diese Angelegenheit dünkte ihm für einen HanSvater und Hausmutter zu wichtig, als daß ein augenblicklicher Entschluß ihm wünschenswerth erschienen wäre. Aber nach einigen Tagen schon kamen die Einen und kamen die Andern und zuletzt auch die Dritten und Vierten zu ihm und erklärten sich willig, ein jeglicher eines der Kinder in Gottes Namen aufzunehmen, und zwar vorerst auf drei Jahre, wofür sie kein Kostgeld verlangten, sondern sich zufrieden erklärten, wenn nur die Gemeinde das Nöthigfte von Bekleidung für die armen Waisenkinder anfbrächtc.
Ter Pfarrer freute sich nicht wenig über einen solchen Beweis lebendigen Glaubens in seiner Gemeinde; und weil er dessen gewiß war, daß tie Pflege der Verlassenen nicht >in Ding sei, welches allein den Einzelnen angehe, sondern eine Sache der Gemeinde und Kirche sei, so berief er die Kirchenältesten und die Gemeinderäthe zu feierlicher Versammlung, und als sie beisammen waren, sühne er die arme Wittwe herein mit ihren vier weinenden Kindern, und die trefflichen Bauersleute dazu, die dieser Kleinen Väter und Mückcr sein wollten. Er übergab sie ihnen im Namen ihres Herrn, und als er im Gebet dem barmherzigen Gott sic empfehlen, nabmen die Mütter die armen Kleinen bei ihrer Hand, grüßten und herzten sie und trugen sie auf ihren Armen nach Hause.
Solches ist geschehen euch zum Erempel, auf daß das Wort Jesu wahr werde: WaS ihr gethan habt einem unter diesen meiner geringsten Brütern, das habt ihr mir gethan.
(Flieg. Blätter aus d. Rauhen Hanse zu Horn bei Han,bürg 1
Warum den Malern ihre Bilder so oft misrrathen?
Sonderbar, daß die Maler gar so häufig Unglück mit ihren Bildern haben und sich vcrtreffen! Wollen sie etwas Heiliges und Reines darffellen, so kömmt etwas Unheiliges und Schmieriges heraas; soll der Gegenstand ein erhabener, großer sein, ehe sie sichs versehen, wird auS ihrem Helden ein kleiner, krummer Däumling; möchten sie gern ein Wunder von himmlischer Schönheit auf die Leinwand hinhauchen, dann lacht uns oft eine dicke, rothbackigte, fleischige, anfgeputzre Trutschcl daraus an, die besser in den Stall oder in die Schenke als in den Himmel gehörte. Woher mag das nur kommen? Mir scheint, es geht ihnen dabei, wie wir von dem alten Meister Buonamico Buffalmacco gelesen: sie selbst sind nicht bei der Staffelei, und statt ihrer malt ihr Affe ihnen etwas auf die Leinwand in Affenmanier. Allein sie haben ja gar keinen Affen, sagst du, und gehen nicht von der Staffelei hinweg. — lind doch ist'S so, wie ich dir sage: sind sie auch mit dem Leib bei ihrem Bilde, so hängt ihr Herz doch an ganz anderen Dingen, als an ihier Kunst, und ihr Geist ist weit, weit von da. Der Klang der Becher, das Gebell jagender Hunde, der Ton verführerischer Lieder klingt in ihren Ohren, sie schwelgen in den Erinnerungen ihrer Sinnen- lust, der Dienst der Kunst aber ist ihnen ein KnechtSdienst, den sie um des Brodes willen als TaglöhnerZ verrichten: