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Der Gesellschafter.

Freitag den 27. Oktober 18A-L.

Württenrbskftifche Chronik^

Stuttgart. Bei der Berarhung des neuen Wirth- schaftsgesetzes hat die tandstänvische Commission sich damit einverstanden erklärt, daß für eine Wirihschafis-Conces- sion 250 dis 1700 fl. bezahlt werden solle.

Stuttgart, 24. Oktober. Heule früh 7 Uhr wurde der Anfang der Weinlese durch klauten der gro­ßen Glocke des Sliftskirchenthurms dem Publikum in altüblichcr Weise bekannt gemacht. Die Aussichten auf den Ertrag sind ,in qualitativer Beziehung vorzüglich, rn q lantitaiiver aber so gering, daß in manchen klugen das Erirägniß in wenigen Butten nach Hause gebracht werben kann.

Stuttgart. Das seit einigen Tagen hier kur- sirende Gerücht, daß der bekannte Dr. Elsner, in letzter Zeit Ockonom in Wangen, an Anfällen von Irrsinn leide, bestätigt sich; der Unglückliche ist bereits m die Heilan­stalt Kennendurg gebracht worben.

Im Obcrami Rirdlingen hat ein Kornhändler Frucht um theure Preise aufgekauft, ohne gleich zu bezahlen. Er brachte auf diese Weise 2000 — 3000 fl. zusammen und machte sich damit nach Amerika aus dem Staube.

Tages Neuigkeiten.

Karlsruhe, 23. Okt. Gestern Abend ist auS Ischl die Teauernachrichi von dem gestern daselbst erfolg- len Ableben Sr. Durch!, des Fürsten von Fürstenberg hier eingekroffen.

Vom südlichen Echwarzwalde, 19. Okt. Von vor­gestern aus gestern Hanen wir den ersten Schnee. Auf der Straße von Bernau nach Todtmoos und auf jener von Todtnau über die Halde nach Fceiburg lag derselbe 3 bis 4 Zoll hoch und blieb aus den höchsten Punkten liegen.

Frankfurt a. M., den 2l. Okt. Die gestern hke- her gelangte Angabe von emer Annäherung Bayerns an Oestreich findet in unterrichteten Kreisen ihre Bestä­tigung dahin, daß Bayern seine Annäherung in Wien bereits in förmlicher Weise ausgesprochen habe.

Berlin, 14. Oktober. Ein gegenwärtig den Ge­schworenen vorliegender kolossaler Memeidsprozeß, der bis Ende d. M. zu bauern droht, da 150 Angeklagte darin verwickelt ssad, wirft ein trauriges Licht aut die Moralität Berlins, und bestätigt vollkommen die schon

vor Jahren gemachte Erfahrung, daß bas Schwören von Meineiden in der „Metropole der Intelligenz" ge­werbsmäßig betrieben worden ist.

Berlin, 16. Oktober. Vor dem Urtheils - Senat des K. Kammergerlchls für Staatsverbrechen begannen heute die vff.ntltchen Verhandlungen des Hochverratbs- prozesses wioer D>. Ladendorff und Genossen. Aus der Anklagebank sitzen die in Haft befindlichen Angeklagten: 1) der Oberlehrer Gericke, 2) der >r ,>lül Ladendorff, 3) der Privakdozent!-r. zur Collmann, 4) der Dr me<t. Falkentbal, 5) der Buchhalter Nco, 6) der Kaufmann Salomo» Levy, 7) der Drechslermetster Pape, 8) der Buchhändler und Buchdruckereibesitzer Wertste, 9) der bchlosscrmcister Häuer, 10) der Modelltischler Geisler. Die zu 1—8 genannten Angeklagten werden beschuldigt, Mitglieder einer unter dem Namen eines Centralkomites gestifteten geheimen Verbnidurg gewesen zu sein, welche siw gegen Ende des Jahres 1850 gebildet und deren Z-el gewesen sei, in dem Sinne des radikalen Theils der demokrailschen Parihei eine agiiatonsche Bewegung über ganz Deuischland zu verbreiten und Berlin zum Central­punkt derselben zu machen. Von Seiten der Angeklagten werben alle Beschuldigungen gegen sie in Abrede gestellt. Sie gestehen nur zu, in jener Zeit (1850) öfter und ohne Verabredung zusammenzekommen zu sei» , um sich über die politische Lage zu besprechen. Der Haupizeuge gegen die Angeklagten ist der Pension. Premierlieutenant Hentze. Derselbe ist aus Dortmund in Westphake», lebte, da er nur 120 Tbaler Pension bezieht, in dürftigen Umständen, diS er bei der Köln-Mindener Eisenbahn Bcschäfu'gung erbielt. Auf eure gegen ihn eingestellte Anklage und Un­tersuchung wurde er freigesprochrn. Er zog dann nach Berlin: und da er hier einen ungewöhnlichen Aufwand machte, Dienerschaft hielt, allein 325 Thlr. Wohnungs, micihe zahlte, und dies mit seinen bekannten Umständen i im Widerspruch stand, so wurde über ihn rcquirirt und in Erfahrung gebracht, daß er 1200 Tbaler in der Lot­terie gewonnen habe. Während seines Aufenthalts in Berlin > batte er mit dem Lehrer Gericke Bekanntschaft gemacht, und von diesem,' der ihn für einen Demokraten vielt, über das Treiben der Angeklagten gehört, deren Gesellschaft gesucht und das Vertrauen derselben gewon» nen, so daß er alles erfuhr, was sie verhandelte und vor­hatte, und sich auch selbst betheillgte. Er begab sich nun­mehr zum Polizeipräsidenten v. Hinckeldcy, machte diesem von allem Eröffnungen, und wurde von demselben auf^