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Lchwarzwald - Heimat

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Februar

Die Winternacht goht zu Ende. Bricht der Hornung an, dann werden die Tage merkuch länger. Still hat am Himmel das Licht zn- genommen. Mit jedem Tag hebt es sich um ein geringes früher ans dem Schoß der Morgen­röte, mit jedem Abend um eine Spanne länger perweilt es bei uns; die Tageszunahme im Fe­bruar beträgt 1 Stunde 43 Minuten.

Zu Beginn des MonatS ist noch immer die Kraft des Lebens verborgen, noch immer schla­fen die Knospen in der schuhenden Winterhülle und die Blumen in der Erde, noch immer sind die Vögel stumm. Aber der Saft ist bereits in die Bäume gestiegen. Trotz Winterkälte beginnen allmählich unaufhaltsam die Knospen zu schwel­len. Die Blumen drängen sich ans dem Dnnkel ans Licht. Bald zeigt sich das erste zarte Grün und auf den grünenden Wiesen strecken ängstlich die ersten Blümlein ihre schönen, zarten, bun­ten Köpfchen nach dem Lichte empor, als fürch­teten sie Ungemach. Tiere erwachen aus dem Winterschlaf. Ende Februar erscheinen die Stare, die ersten Künder des Frühlings. Im Hühnerstall kräht der Hahn. Die Bäuerin trägt in der'Schürze frische Eier in das HauS. Im Hof laisichen die Kinder aus die erste trillernde Lerche. Ein Fink pfeift in den kahlen Zweigen der Dorslinde. Finkenschlag hat man schon lange nicht mehr gehört. Jetzt denkt die Bäuerin an die kleinen zitronengelben Gänschen, für die cS Zeit wird, einen warmen Stall unter dem Kachelofen zu richten. Mancher Vogel legt be­reits die schimmernden Farben seines Hochzeits­kleides an. Es ist ein stilles Leben und Weben in der Natur, seitdem däS Licht wieder Kraft erbalten hat.

Der Februar heißt auch Hornung, well in Ihm die Hirsche fegen und ihr Geweih abwerfen. Er hat Heuer, da Schaltjahr ist, 28 Tage, dar­unter vier Sonntage. Auf den 2. Februar fällt der Lichtmeßtag. Im Volksglauben sink mit Lichtmeß verschiedene Gebräuche und Sitten verbunden. Lichtmeß war früher Zins- und Dienstbotentermin. Er war dem Musteraesinde perheißnnasvoll in seinem unantastbaren Küchcn- ettel, herb aber für Knecht und Magd, mit anen der Bauer wegen Untreue oder Trägheit »Lichtmeß gemacht" hatte. Denn:

* Heut i8 mei BNndltag, beut IS inet Atel.

Sa schickt mt der Bauer kurt,

wenn er grab will. I. Kl.

Gebieten tlalev «nel iVaZokel

pete Notschlachtung eines Kalbes, doch tag dieses vergehen schon längere Zeit zurück. Die anae- klagte Bäuerin, die die Vorschrift über die An­meldepflicht für Notschlachtungen nicht gekannt haben will, wurde zu drei Wochen Gefängnis perurteilt. ^

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Während bisher für eine Scheibe Schwarz­brot in Gaststätten der Höchstpreis von 1 Pfennig berechnet werden durfte, wurde der Höchstpreis für die 50-Gramm-Scheibe jetzt auf 3 Pfennig gesenkt. Der Grund ist die Her­absetzung der Erzeugerpreise für Roggenbrötchen von 3 auf 2,6 Pfennig.

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Betriebslager, in denen nur die Ange­hörigen eines Betriebe? untergebracht sind, müs­sen in jedem Falle von diesem Betriebe bewirt­schaftet und geführt werden. Wohnlager, in denen Angehörige mehrerer Betriebe untergebracht sind, werden grundsätzlich von den Sozi al­gewerken der DAF. als Lagerträaer über­nommen. Ausnahmsweise können auch Stadt- zemeinden Splitterpruvpenlager zur Unterbrin­gung ausländischer Arbeitskräfte bewirtschaften, wenn ein Sozialgewerk noch nicht vorhanden ist.

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Der Reichsbeauftragte für Rauchwaren hat bestimmt, daß Jagdausübungsberechtigte von je sünk Stück in ihrem Jagdbezirk erlegten Rot­füchsen einen Fuchsbalg zur eigenen Ver­wendung behalten dürfen.

Aus den Nachbargemeinden

Zwerenberg. Für die, die Gemeinden Martins­moos und Zwerenberg umfassende Ortsgruppe der NSDAP, fand anläßlich der 11. Wiederkehr des 30. Januar 1933 am Sonntag eine eindrucks­volle Kundgebung in Zwerenberg statt. Sie wurde geleitet von Ortsgruppenleiter Bürkle- Martinsmoos. Ueber die Bedeutung des histori­schen 30. Januar 1933 sprach in niarkigen Aus­führungen Kreisredner Könekamp-Nagold. Die Feierrede gipfelte in dem Gelöbnis der un­beugsamen Treue zum Führer und dem unerschüt­terlichen Willen zum Sieg. Die Anwesenden un­terstrichen das Gelöbnis mit demonstrativem Bei­fall. Der BDM. umrahmte die Kundgebung mit passenden Liedern.

Ebershardt. Mit dem Eisernen Kreuz 1. Klaffe

wurde für Tapferkeit vor dem Feind ausgezeich net der Obergesr. Erwin Guteku n st, ein Sohn Christian Gutekunst hier.

Egenhausen. D>e Meisterprüfung im Schäfcr- gewerbe bestand Schäfer Georg Mast von hier.

Efsringen. Am Freitagnachmittag kam es hier zu einem bedauerlichen Brandunglück. In der Scheune eines zusammengebauten Wohn- und Oekonomiegebäudes entstand plötzlich Feuer. Die Scheune brannte ab, während das Wohnhaus stark beschädigt wurde. Ueber die Brandursache ist nichts bekannt.

Neuenbürg. In Birkenfeld feierte Schuhmacher­meister Karl Fix seinen 80. Geburtstag. Trotz seinem hohen Alter sitzt der rüstige Meister, der rund 330 Kunden zu bedienen hat, noch täglich unermüdlich auf seinem Schemel und arbeitet. In Calmbach starb der weithin bekannte An­kerwirt Otto Barth im Alter vom 51 Jahren am Herzschlag. Er war Träger der Württcmber- gischen Goldenen Militär-Verdienst-Medaille.

Leonberg. Einen durchschlagenden Erfolg hat die Hasenfellsammlung der NSV.-Blockwalter im Kreis Leonberg zu verzeichnen; es wurden ihnen 2513 Stück übergeben.

Oberjettingen. Dem Obxrgefr. Gottlieb Kär- cher, Inhaber des E.K. 2. Klasse wurde das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern verliehen. Dieselbe Auszeichnung erhielt schon von längerer Zeit der Unteroffizier Jakob Wol - f e r, Jak. Sohn aus Unterjettingen. Weiter er­hielt der Obergefr. Albert Schmid, Sohn des Lammwirts in Unterjettingen, das E. K. 2. Klasse.

Herrenbrrg. Mit dem Ablauf des vorigen Jah­res hat Oberregierungsrat Dr. Ritter seinen Wirkungskreis als Landrat im Kreis Böblingen verlassen, um sein neues Amt als Berichterstatter im Württ. Innenministerium zu übernehmen. Er hatte die Leitung des Landratsamts am 20. Ok­tober 1939 übernommen. In seine Amtszeit fällt die Durchführung zahlreicher kriegswichtiger Maß-. nahmen auf vielen Gebieten der Verwaltung und der Wirtschaft. Die Wertschätzung seiner Arbeit kam in der letzten von ihm geleiteten Sitzung des Kreisrats zum Ausdruck. Sein Wirkungskreis wurde von Regierungsrat Scheufele über­nommen.

Gestorben«: Eugen Bürkner, 32 I., Alten­steig; Jakob Lehmann, Alt-Adlerwirt, 82 I., Fünfbronn; Gretel Stähle, 22 I., Unterjettin­gen; Mathilde Schneider, Leonberg; Robert Schöll, 37 I., Korntal.

Lazarettbetreuung der Partei zum 30. Januar

Im Zungen Kreise Lalw wurden die Verwundeten reieli beseiienkt

Frühlingsboten!

Mehrfach schon haben wir darauf hingewiesen, alle Anzeichen dafür sprechen, daß wir dies­mal einen milden Winter behalten. In großen ftengeü wurden in den letzten Tagen überall in prsercm Kreise Maikäfer gefunden. Palmkätzchen ,nd Hasclstauden stehen bereits in voller Blüte, .achdcm sie an Weihnachten zu blühen begonnen satten.: Aber auch die Bogelwelt ahnt den Lenz, fln de» letzten Tagen hörte man mancherorts, <. a. in Calw, Amselschlag. Um die- Wende tanuar-Februar immerhin bemerkenswert!

Auch Notschlachtungen sind anmeldepflichtig!

Wie Verhandlungen vor dem Amtsgericht H.-mpren beweisen, wirb in bäuerlichen Kreisen »och nicht überall beachtet, daß auch die soge- »cnmten Notschlachtungen angkmeldet werden müssen. Ein Vaner, der ein angeblich erkranktes kalb schlachten ließ, einen Teil des Fleisches im Haushalt verbrauchte und den anderen Teil »ngeblich als Hübnerfutter verwendete, wurde zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt. Es wurde zu dieser Notschlachtung weder ein Fleisch- dcschauer zugezogen, noch die Notschlachtung »achträglich angemeldet. In einem anderen Falle handelte es sich ebenfalls um die nicht angemcl-

Der ZS. Januar in Stuttgart

nsx. Stuttgart. Wie der ganze Gau Württem- berg-Hohenzollern begingen auch der Kreis Stuttgart der NSDAP, und die Bevölkerung der Gauhauptstadt in einer Reihe von Veranstaltun­gen den elften Jahrestag der Machtübernahme, u. a. mit einer Feier im Großen Haus der Staatstheatcr, bei oer Kreisleiter Oberbereichs- leiter Fischerin grundlegenden Ausführungen die politische und völkische Bedeutung des gegen­wärtigen Ringens und im besonderen die Auf­gabe der Partei mnriß, scwie durch eine Groß­kundgebung auf dem. Marktplatz, wo sich auf «nein Sternmarsch di« Gliederungen und For­mationen der Beweguna mit ihren Fahnen und Standarten, mit ihren Musikzügen, SpielmannS- ;Lgen und Fanfarenzügen cingefunden hatten. Mit dem Befehlshaber im Wehrkreis V und im Elsaß, General der Panzertruppe Vei«l, schritt Kreisleiter Oberbereichsleiter Fischer die Front der Ehrenabordnungen ab. An der Kund­gebung, die zu einer eindrucksvollen Demonstra­tion des Glaubens und der Siegeszuversicht wurde, nahmen die GauamtSleiter und die Füh­rer der Gliederungen nnd Formationen, unter ihnen der Höhere ff- nnd Polizeisübrer Siidwest, ff-Grnppcnführer, General der Polizei Hos- !» a » n. teil. GauschulungSleiter Hauvtbereichs- ieiter Dr. Klett sprach über den Sinn dieses Tages nnd betonte vor allem die europäisch« Sendung des deutschen Volkes in seinem Rin­gen. Das Jahr 1914 werde nicht leicht sein. ES werde nns indessen nicht schwächer finden als das barte Jahr 1943. Im Glauben des Führers haben wir die Gewähr für den siegreichen Aus­gang dieses Ringens.

Ein Bild, dem nicht nnäkmlicb. das wir von Kiiiidaebiinaen dieser Art ans der Kainpizeit ken­nen, bot sich hier dem Beschauer. Eindringlich spürte man in der Geschlossenheit Kieles Auf­marsches der Bewegung die beherrschende Kraft der Partei und jenen Willen, der in der Zusam­menfassung aller nationalen Kräfte da« Schwie­rigste zu überwinde» vermag. Ein Propa- gankamarsch durch hie Straßen der Stadt beschlos, die Feiern zum Jahrestag der Macht­übernahme.

Auch in diesem Jahre fand anläßlich der Wie­derkehr des Tages der Machtübernahme durch Adolf Hitler eine Lazarettbetreuung seitens der NSDAP, im ganzen Kreise Calw statt. Die Sol­daten erhielten vor allem wertvolle Bücher, und zwar solche politisch-militärischen Inhalts oder unterhaltender Art. Außerdem wurde jedem ver­wundeten oder kranken Soldaten neben Zigaret­ten, Backwerk usw. eine gute Flasche Wein über­reicht.

Die Lazarettbetreuung begann bereits am Samstag in Bad Lieben zell und Wild- bad. Es-schlossen sich am Sonntag bzw. gestern solche in Hirsau, Bad Teinach und Schömberg statt.

In Nagold hatte der Ortsgruppenleiter, Hauptgemeinschaftsleiter Ratsch, am Sainstag schon die Patienten der Polizeikuranstalt betreut, die. im Einsatz standen. Gestern wurden die Ehrenbürger der Nation erfreut, die im Hauptlazarett, im Teillazarett Waldeck-Waldlust und im Teillazarett Kreiskrankenhaus liegen. Die Soldaten erhielten auf ihren Zimmern ihre Ge­schenke von Frauen der NS.-Frauenschaft aus­gehändigt. Der Ortsgruppenleiter stattete ihnen auf ihren Zimmers einen Besuch ab und hielt

Auch bei uns im Kreis Calw ist es fast er­schreckend festzustcllcn, wie gleichgültig manche Volksgenossen das Verbot des Umgangs mit Kriegsgefangenen nehmen. Die dafür vorgesehe­nen Strafen sind mit vollem Recht hoch und soll­ten vielleicht noch höher sein, um Abschreckungs- Wirkung zu haben, wenn die öffentliche Beleh­rung nichts mehr nützt.

Damit Klarheit besteht, sei nochmals festgcstellt, daß nur der Umgang mit Kriegsgefangene» das sind gefangene Soldaten eines uns feindlichen Staates strafbar ist, nicht dagegen der Um­gang mit sogenannten Zivilgefangenen. Aber jeder anständige Deutsche wird auch den Umgang mit letztere» auf das notwendige Maß be­schränken.

Die Verordnung über den Umgang mit Kriegs­gefangenen dazu gehören auch, wie mit Nach­druck sestgestellt werden muß, die in Gefangen­schaft geratenen Badoglio-Truppen besagt:

Sofern nicht ein Umgang mit Kriegsgefange­nen durch die Ausübung einer Dienst- oder Be­rufspflicht oder durch ein Arbeitsverhältnis des Kriegsgefangenen zwangsläufig bedingt ist, ist jedermann jeglicher Umgang mit Kriegsgefange­nen und jede Beziehung zu ihnen untersagt. So­weit hiernach ein Umgang mit Kriegsgefange­nen zulässig ist, ist er auf das notwendigste Maß zu beschränken." '

Die Verordnung zum Schutze.der Wehrkraft des deutschen Volkes besagt weiterhin, daß auch der strafbar ist, der sonst mit einem Kricgsgefan- geneu Umgang pflegt, der das gesunde Volkscmp- finden gröblich verletzt. Strafbar ist aber nicht

jeweils eine kurze Ansprache. Er bezeichuete es als eine Ehrenpflicht der Partei, denen, die für das Vaterland bluteten, Freude zu bereiten und würdigte die Bedeutung des 30. Januar in Ver­gangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er for­derte zu unerschütterlichem Glauben und rück­haltlosem Vertrauen zum Führer auf. Die Pa­role des 30. Januar 1944 heiße: unerschütterlich, kampfentschlossen und siegesgewiß. Pg. Raisch stattete den Soldaten den Dank der Heimat für ihren Einsatz ab und übermittelte ihnen Grüße . des Kreisleiters und dessen Wünsche für ihre Ge­nesung. Ter Kreisleiter hatte jedem Buche, das ausgehändigt werden konnte- folgende Widmung beigefügt:In kameradschaftlicher Verbundenheit und zum Andenken an den Aufenthalt im Schwarzwald überreicht durch das Amt für Volks­wohlfahrt im Kreis Calw. Baetzner, Kreis­leiter."

Die Soldaten waren sichtlich erfreut über die unerwarteten Geschenke und dankten herzlich. Sic sind mit dem Volke eine verschworene Gemein­schaft. Die Kraft, die uns alle beseelt, ist die gleiche, die zum 30 Januar 1933 führte, sie strömt aus dem heiligen Glauben an Deutsch-, land. Sie wird uns das schönste Geschenk bringen: den deutschen Sieg.

bloß derjenige, der vorsätzlich, also mit vollem Wissen und Wollen gegen die zur Regelung, des Umgangs mit Kriegsgefangenen erlassenen Vor­schriften verstößt, sondern auch, wer fahrlässig sich eines Verstoßes dagegen schuldig macht; nur ist die Strafe geringer als bei Vorsatz.

Oberster Grundsaß muß daher für jeden Deut­schen sein: Halte dich von jedem Kriegsgefange­nen in jeder Beziehung so ferne als möglich, ein­mal weil er ein Feind deines Volkes auch noch als Gefangener ist und weil du dann nicht in die Gefahr kommst, vielleicht aus ursprünglichem Mitleid zum Verräter an deinem Vaterland und an deiner Ehre zu werden! Ist der Umgang mit Kriegsgefangenen durch irgendwelche Umstände, wie durch Arbeit usw. bedingt und damit not­wendig, so ist er auf das notwendigste Maß zu beschränken. Es ist also z. B- nicht zu verantwor­ten, daß in landwirtschaftlichen Betrieben die Kriegsgefangenen am gleichen Tisch mit Deut­schen essen. Gerade durch diese nicht gerechtfer­tigte Gleichstellung entstehen dann die späteren noch näheren Beziehungen.

In diesen Verstoßfällen bxaucht an sich das gesunde Volksempfindcn nicht verletzt sein, um strafbar zu sein. In den sonstigen Umgangssällen jedoch, die also nicht ans einem Arbeitsverhältnis beruhen, muß zur Strafbarkeitsbegründung das gesunde Volksempfinden gröblich verletzt sein, wo­bei aber nicht die persönliche Einstellung des Täters für das gesunde Volksempfindcn maß­gebend ist, sondern allein das Empfinden eines anständigen und verantwortungsbewußten Volks genoffen.

KrieMsWene sind Soldaten eines feindlichen Analer!

Vas Verbot des OmgunZs mit iiinen muk auek bei uns mebr beaeiitet werden

noLiäiv von rvii.i.r nkirins

t/süelierrectirsscdlirL «toreti Verlse Laorr u. tNrrti in klljncl,»

(50. Fortietzuiig)

Ich danke dir, Enke, und will mit Henning sprechen. Ich glaube nicht, daß er sich hinter Pa- ragraphen verschanzen wird."

So sind wir denn gegen Abend ins Dorf gegan­gen. Enke bog gleich ab ins Schulhaus, um Rose den Vorschlag zu machen, mit ihr auf einige Zeit nach Hamburg zu kommen. Um ihr den Ueber- gang zu erleichtern, sollte vorläufig nur von einem Besuch die Rede feig.

Im Tagelöhncrhaus stellte der alte Tack für Henning das Abendbrot auf den Tisch.

Das hätte nicht kommen müssen", sagte er und reichte mir seine harte Arbeitshand. Er dachte nicht nur an Frau Utermarck. Die Nachricht, daß der Tod zum zweitenmal an die Fischerkate ge­klopft hatte, war schon ins Dorf gedrungen.

Auch Henning wußte schon darum. Von der Scheune her kam er mir entgegen. Das letzte Fu­der Weizen hatte er heute cingefahrcn.

Immer geht es mir durch den Kopf", sagte er, daß Angela vor Enkes Vater noch ihr Herz aus- geschüttet hat. Vor mir hätte sie es nicht können. Auch nicht vor dir. Wir haben sie gar nicht ge­kannt, du. Aber nun wissen wir, cs mag in ihr ausgesehen haben, als hätte sie immer in: Schützengraben gelegen."

Du denkst an stilles Heldentum."

Das tu ich."

Langsam gingen wir über den Hof. Henning köpfte einige Blüten des gelben Löwenzahns, der zwischen den Steinen wucherte.

Noje macht mir Sorge. Frau Markmardt hat mir erzählt, daß sie von sich aus am Tage kaum drei Worte spricht. Ich fürchte, daß sie noch lange an dieser Zeit zu tragen haben wird. Aber was soll man von einem Kind verlangen, wenn man als ausgewachsener Kerl fast in die Knie gedrückt wird."

Da habe ich ihm von Enkes Vorschlag gesagt, daß sie Noje mit nach Hamburg nehmen wollte, damit sie auf andere Gedanken käme.

Für Noje wäre es Wohl gut"

Auch für Enke. Bude Ivären dann beieinander und dächten dann nicht nur an die, die sie ver­loren haben."

Schön, dann inag Noje. also"

Da drehte er sich herum, sah mir groß in die Augen:

Heißt das? Du willst Noje für immer zu dir nehmen?" ^

Die Entscheidung darüber steht nur dir zu, Henning. Daß Enke und ich uns freuen würden, wenn du uns Noje gäbst, weißt du."

Er nahm die Mütze ab und strich sich über das Haar.

Was für sie am besten ist, darauf kommt eS an. Ich darf nicht an mich denken. Sie käme in geordnete Verhältnisse, auch auf ihre Schulbil­dung muffen wir Rücksicht nehmen"

Er reichte mir die Hand.Laß mir Zeit, Freund! Es kommt mir über den Hals."

Drei Tage darauf sind Enke nnd Noje und ich in das Postauto gestiegen. Noje weinte. Steif wie ein Stock stand Henning Utermarck vor den Trümmern seines Hauses, wie er in Frankreich manchesmal vor seinem Zug gestanden hatte, wenn sein messerscharfesStillgestandew!" die Glieder erstarren ließ. In Wrcdcnbrck hat er sich selber das Kommando gegeben.

Kurz vor Warnemünde tauchte die See auf. Enke und ich dachten dasselbe. Am Morgen waren wir beide mit dem Boot hinausgefahren nnd hatten Vaters Asche den ewigen Wellen übergeben.

Zum letzten Male denn!

Fast eine Woche ist verstrichen, seit ich in mei« nein Turmziir ner gewesen bin. Gesonnen habe ich. ob alles gesagt war, was Noje wissen muß. Vielleicht habe ich darum gezögert, mein Schreib­werk zu beenden.

Aber heute ist ein besonderer Tag.Die wun- ge'-oinmcn. Als ich nach Hause kam, saß Noje in dsrlichen Erlebnisse der Rathsäcke" sind herans- der Fensterecke und' hatte das dünne, grün ein­gebundene Büchclchen in der Hand.

Lch blätterte in dem Bändchen und las hier und da einen Satz. Es war, als wenn Vater bei uns war, als hörten wir wieder den abgeklärten, manchmal leicht ironischen Sprechton, einen lei­sen Spott, eine Ueberlegenbeit, die nicht protzt, sondern ein Geschenk des Alters ist.

Ein Erbe für alle, die vom Rathsackschen Blut sind", sagte ich zu Enke.

Sie verstand mich, ging still und versonnen hi'aus.

Vaters Aufzeichnungen sind in ihrem Wortlaut gedruckt worden. Ich habe mich nicht für befugt gehalten, Aendernngen vorzunehmen. Unver­fälscht sollen die Enkel einmal den letzten Na- mensträger sehen. Nur einen kleinen Anhang habe ich hinzuaesügt. Es wäre mir wie ein Un­recht vorgekomntcn, wenn ich verschwiegen hätte, wie er sich für Angela eingesetzt hat. Die Ur­sache ihres Todes habe ich im Dunkeln gelassen. Gewiß nicht darum, weil ich geglaubt habe, sie herabzusctzen, sondern weil ihre Geschichte, di« auch meine Geschichte ist, nicht zum Werden der Rothsäcke gehört.

Doch ein Zusammenhang ist da. Alle, oon denen ich geschrieben habe, sind miteniaüder ver­flochten. Noje soll einmal den Ring der Natbsäcke sehen, in den nun auch ihr Vater ge en ist.

Ich habe Ehrfurcht vor diesem Ring. Auf einer Höhe von Groß-Thondorf geht mit bedäch­tigem Ackerschritt Dietrich Rathsack und streut »en Samen in die Furchen; vor der Scheune von Groß-Pretschen hebt der verwundete Wacht­meister den Arm und ruft heiser seinVivat Fridsricusl"; in Toddin sitzt der Leibeigene Jür- zen Hinrich Nathsack am kärglichen Mittagstisch and kann sich nicht daran gewöhnen, daß er keinen Schritt ohne den Willen seines Herrn machen darf; als letzter in der Reihe lächelt Pro- iessor Nathsack, der kein Professor sein will, in »er Fischerkate über dos kleine, das große Le- ren.So mützi ibr lein7

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