Sehamrzwald - Heimat

trieb« im Jahr 1944 noch mehr als bisher die H e r a nbildung deutscher Führung s- krafte angelegen sein lasten.

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Feiern in allen Ortsgruppen Grobe Aufmärsche in Nagold und Wildbad.Großkundgebungen in

Calw, Nagold, Birkenfeld und Wildbad

Znm 11. Jahrestag der Machtübernahme Adolf Hitlers veranstaltet die NSDAP, heute und mor­gen Feiern in allen Ortsgruppen. Auf solchen sprechen heute in Großkundgebungen Kreisleiter BaetznerinCalw und Kreispropagandaleiter Lntenmann in Birkenfeld. Außerdem werden zum Zeichen der deutschen Kraft, Stärke und Ge­schlossenheit morgen große Aufmärsche statt- findeu, und zwar für den Kreisabschnitt Nagold in Nagold, für das untere Nagold- und Enz- tal in Höfen, Calmbach und Wtldbad. An die Aufmärsche schließen sich Großkundgebun­gen in Wildbad und Nagold an. Der Kreis­leiter spricht in Wildbad und der Kreispropagan­daleiter in Nagold.

Alle diese Veranstaltungen müssen und iverden sich zu machtvollen Demonstrationen der Einwoh­nerschaft des Kreises Calw gestalten. Wenn es gilt, die Treue zu unserem Führer zu bekunden, Saun treten wir geschlossen an. Wir wollen nicht vergessen, daß der Führer Deutschland aus einem Chaos emporgeführt und dem deutschen Volke wie- 2 er Arbeit und Brot gegeben hat. Wir wollen uns daran erinnern, daß der Führer das deutsche Volk zu einer verschworenen Gemeinschaft zu- sammeugeschlossen, all seine Kräfte mobilisiert und eine starke Wehrmacht aufgebaut hat, die überhaupt nur in der Lage ist, den bolschewisti­schen Horden entgegenzutreten. Der Führer hat den Krieg nickt gewollt. Immer wieder hat er die Hand zur friedlichen Beilegung der Konflikte, so­weit sie überhaupt bestanden, ausgestreckt. Der Führer wollte das deutsche Volk im Frieden einer glücklicheren Zukunft entgegenführen. Nur unsere Feinde, die berhaßten Gegner des deutschen Vol­kes, haben den Krieg gewollt. So mußte der Füh­rer zu dem entscheidenden Waffcngang antreten. Wir sind heute ein kämpfendes Volk geworden, das seine Freiheit durch unsere tapferen Solda­ten und durch die eiserne Haltung der Heimat er­zwingen Wird

Vorbildliche Kameradschaft

bewiesen Ragolder Lazarettsoldaten

Nagolder Lazarettsoldaten hatten sich ihre Weih­nachtszuteilung (eine große Flasche Rum) auf­gehoben, um sie bei einer feierlichen Gelegenheit zu trinken. Indessen fanden sich in der Zwischen­zeit viele Liebhaber für die Flasche, und so be­schlossen die glücklichen Besitzer derselben, sie an den Meistbietenden zu versteigern und den erziel­ten Betrag in schönerer Weise zu verwenden. Die Versteigerung ergab 30. RM. Dieser Betrag ging dem Ortsgruppenleiter in Nagold zu mit dem Ersuchen, mit dem Gelbe dem Kinde eines in Stalingrad verbliebenen Helden ein Sparkassen­konto zu errichten und ihm das Sparbuch am Jahrestag des heroischen Endkampfes um Stalin­grad zu überreichen. Diesen Wunsch wird'der Ortsgruppenleiter besonders gern aussühren. Er dankt hiermit den Kameraden herzlick für ihre

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iis8- Es ist nicht die Zeit, um große Feste zu feiern. Dazu fehlen im Augenblick alle inneren und äußeren Voraussetzungen. Doch so harte An­forderungen die Ereigniss« an den einzelnen auch stellen, so bleibt uns doch so viel Zeit und innere Bereitschaft, um großer Ereignisse zu ge­denken, die einen Markstein im Leben unsere- Volkes bedeuten. In den Volksgenossen, die tiefer denken und empfinden, wird zum Beisviel an einem Tag wie dem 30. Januar das Be­dürfnis wach, auf irgendeine Art ihre Dank­barkeit abstattcn zu können durch ein« Handlung, «ine Tat oder sonst einen persön­lichen Einsatz. Wenn auch nicht seder einzelne Volksgenosse dem Führer persönlich danken kann, so gibt eS doch einen Weg des Dankes, der zu­gleich dem ganzen Volke zugute kommt. Diesen Dank erstatten alle Lohn- und Gehaltsempfänger in Form einer monatlichen Abgabe. Die Land­wirte und Bauern aber, die früher von dem spendeten, was ihnen der deutsche Boden schenkte, geben heute die Barablösung der Agrarspende.

Aber auch den übrigen Volksgenossen, die weder zu den Lohn- und Gehaltsempfängern, noch zu den Landwirten und Bauern gehören es sind die WH W.-Hauptspender ist eine Möglichkeit gegeben, sich an dieser Kund­gebung des Dankes zu beteiligen. Von ihnen gibt es wohl keinen, welcher der in diesen Tagen ausgegebenen Aufforderung, am Jahrestag der Machtübernahme eine Sonderspende zu geben, nicht freudig Nachkommen würde, denn die WHW-Hauptspende ist ein Geschenk für das ranze Volk, die jedem einzelnen wieder zugute kommt.

Vielerlei Ausgaben hat die NS.-VolkS- «ohl fahrt zu bewältigen, für die neben den NSV.-Beiträgen das WHW. Kostenträger ist. Wir Frauchen nur daran zu erinnern, wie viele tausend Kinder und Mütter jährlich in den Er­holungsheimen der NSV. Gesundung und Kräf­tigung finden, wieviele Mütter durch die NSV.- Kind-rkrippen, Kindergärten, Schülerhorte und durch die NSV.-Haushalthilscn Entlastung er- fal ren, wieviele Soldaten und Verwundete. Sol­datenfrauen nikd Hinterbliebene von der NSV. betreut werden. Deshalb ist die WHW.-tzaupt- ipen^ nicht irgendeine Spende, die mit einer Scbeikunterschrift erledigt wird, sondern eS mag dabei bedacht werden, daß sie ein Geschenk fürs ganze Volk und'für jeden Deut- 'chen bedeutet. Deshalb muß sie von Herzen kommen und ein Zeichen unserer Op'crbcreit- 'ch>'st sein.

hochherzige Gesinnung, die wieder einmal beweist, daß das Wort Kamerad für den Soldaten ein hei­liger Begriff ist.

Dienstnachricht. Zum Regierungsinspektor er­nannt wurde der außerplanmäßige Regierungs­inspektor Hermann Gerber beim Staatsrent­amt Hirsau.

Karl Weiß si. Im 73. Lebensjahre ist nach ar­beitsreichem Leben Bauer Karl Weiß in Calw verstorben. Mit ihm ging ein Mann dahin, der viele Jahre die Belange der Landwirtschaft in seiner Vaterstadt vertreten hat. Karl Weih war langjähriger Obmann im Landw. Bezirksverein Calw und nach seiner Ernennung im Jahre 1933 bis 1934 der erste Ortsbauernführer der Kreis­stadt, deren Landwirte ihm über den Tod hinaus verbunden bleiben werden.

Die Meisterprüfung im Damenputzgewerbe be­stand mit gutem Erfolg vor der Gauwirtschafts­kammer Stuttgart Frl. Margot Hald von Calw.

ii»

Der Reichsminister für Ernährung und Land­wirtschaft hat die Gültigkeitsdauer der gemäß Aufdruck am 6. Februar verfallenden Reise-und Gaststättenmarken sowie Lebensmittelmarken auf unbestimmte Zeit ver­längert.

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Die neuen Herstellungsvorschriften für Schuhe bringen insofern verschärfte Gütebedingungen, als die Anfertigung von Schuhen mit geflochtenen Oberteilen oder Soh­len aus Stroh, Schilf oder gleichartigem Mate­rial nicht gestattet ist. Die Herstellung von Schuhen aus Alt- oder Abfallmaterial ist zah­lenmäßig beschränkt und genehmigungspflichtig. *

Wie auf einer Dienstbesprechung mit den be­treffenden Schulleitern mitgeteilt wurde, wird der Ausbau der deutschen Heimschulen Heuer den erhöhten Anforderungen entsprechend fortgesetzt. Es bestehen 45 Heimschulen in der Form von Volksschulen, Hauptschulen, Ober­schulen in Aufbauform und Gymnasien. Gesuche um Neuaufnahmen sind an die Leiter der einzel­nen Heimschulen oder an die Inspektion der deutschen Heimschulen, Berlin-Grunewasd. Kö­nigsallee 11ä. zu richten.

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Der Generalbevollmächtigte für den Arbeits­einsatz hat im Hinblick auf den immer größer werdenden Ausländeranteil der Gefolgschaften die Erwartung ausgesprochen daß sich die Be-

Die Reichsjugendführung hat Betriebs­rückfragen zur Beurteilung über Dienst­beteiligung, Verhalten und dergleichen bei der Hitler-Jugend für unzulässig erklärt; nur in besonderen Einzelfällen kann eine Beurtei­lung über einen Jugendlichen von der zuständi­gen HI.-Dienststelle eingeholt werben.

Aus den Ndchbargemeinden

Bad Liebenzell. Das erledigte Recht zum Wei­terbetrieb der Apotheke soll nach Maßgabe der geltenden Bestimmungen neu vergeben werden.

Bad Liebenzell. Obergefr. Friede. Weiß erhielt das Kriegsverdieustkreuz 2. Kl. mit Schwertern.

Neuenbürg. Feldwebel Otto Eitel wurde an der Ostfront mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Grimbach. Gefr. Adolf Engel erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

Oberjettingen. In diesen Tagen wurden die Mitglieder der Ortsgruppe der NSDAP, und die Gliederungen zu einem Jahresappell zusammen­gerufen. Der stellt). Ortsgruppenleiter, Pg. Bai- tinger, dankte für ihre geleistete Arbeit im ab­gelaufenen Jahr und ermahnte sie, auch in die­sem Jahre alles zu einer erfolgreichen Arbeit ein­zusetzen. Dann sprach der Kreisringleitcr, Pg. Herr, zu dem ThemaSinn und Bedeutung der Ortsringe". Er stellte den Zuhörern nochmals die Ereignisse des Jahres 1943 vor Augen und be­leuchtete die Hintergründe zu diesen Ereignissen. Die Ortsringe sind die Stoßtrupps zu der ge­schlossenen, eisernen Haltung, an der alle Machen­schaften des Feindes scheitern werden.

Gestorbene: Martin Uugema ch, 36 I., Neu­weiler; Friederike Seeger Witwe, 78 I., Spiel­berg; Marie Günthner, Simmersfeld; Hugo Völker, 20 I., Wittlensweiler; Christian Heinzelmann, 27 I., Lauterbad-Mitteltal; Marie Ei send eis, 72 I., Wittlensweiler; Erich Schmid, 7 Schopfloch (Unglücks- fall); Justine Weber, geb. Weber, 81 I., Fried­richstal; Charlotte Beilharz, geb. Günter, 84 I., Tannenfels-Obertal; Walter Rothfuß, 22 I., Herrenalb; Walter Keppler, 29 I., Schömberg (Krs. Calw); Albert Neuweiler, 20 I., Dennach; August Keller, Herrenalb; Werner Ruff, 11 I., Dobel; Fritz Conzel- mann, 30 I., Eltingen; Wilh. Günther, 27 I., Weil der Stadt; Jakob Raith, Bauer, 72 I., Hirfcklo.ndei'

78 Jahre neues Stiidt. Spital in Nagold

lm lanuar 1869: Lunetimenäer Wotil8t3iiä, 8lei§enäO Nrnvotiner-slil

Im Januar 1869 kam der schon lange gehegte Plan, ein neues Städtisches Spital in Nagold zu errichten, zur Ausführung. Zwar be­stand schon eine ähnliche Einrichtung, die jeden­falls in anderer Form schon Jahrhunderte alt war, aber die Räumlichkeiten waren längst un­zugänglich geworden und die Notwendigkeit zeigte sich immer mehr, daß etwas Rechtes geschaffen werden mußte.

Die Anregung, ein neues Städtisches Spital zu errichten, ging vom Krankenunterstützungs­verein für Handwerker aus und, auf dessen Initiative hin, machten zahlreiche Bürger eine Eingabe an den Gemeinderat,derselbe möchte dafür Einleitung treffen, daß, wie in vielen an­deren Städten, auch in Nagold ein Spital er­richtet werde, wo Handwnksgehilfen und Dienst­boten durch Beiziehung derselben zu regelmäßigen Beiträgen unentgeltliche Aufnahme und Verpfle­gung in demselben finden können".

Der Gemeinderat beschloß in diesem Sinne, und dieser Beschluß fand bei der Bürgerschaft leb­haften Widerhall und allgemeine Zustimmung. Das Spital erwies sich im Laufe der Zeit als ein Segen für die Stadt, und ist heute noch eine sehr geschätzte Einrichtung, die vortrefflich geleitet ist.

Ein wesentlicher Förderer'des Spitals war der Nagolder Gewerbeverein, der zu Be­ginn des Jahres 1869 71 Nagolder und 6 Rohr- dorfer Mitglieder zählte. Am 17. Januar hielt er seine Generalversammlung ab. Als Vereins- leiter wurde der sehr bewährte Vorstand, Spin­nereibesitzer Sannwald, wiedergewählt. Sein Stellvertreter war F. W. Bischer, der Redak- teur und Herausgeber desGesellschafter".

Im Nagolder Wirtschaftsleben spielte der Ver­ein die Hauptrolle. Er fertigte die Berichte an die Handels- und Gewerbekammern und die Zen­tralstelle für Gewerbe und Handel und machte

darin die Wünsche von Handel und Gewerbe der Regierung gegenüber geltend.Er hat auch sonst", so heißt es im Rechenschaftsbericht des Schrift­führers, Schulmeister Gauß,alles, was die Zeit gebot und Einfluß auf Gewerbe und Handel äußerte, in den Bereich seiner Besprechungen und Beratungen gezogen". Dahin gehörten Vorträge über das Steuerwesen, Vorbereitung der Wah­len zum Zollparlament, Schritte zur Beseitigung des besonders lästig gewordenen Handwerksbur­schenbettels, Bekämpfung des Hausierhandels, Eingaben für Errichtung weiterer Viehmärkte, (nicht aber Krämermärkte), energisches Vorgehen in der Eisenbahnbaufrage (mit allen Mitteln wurde der Bau eine Bahn von Nagold über Al­tensteig nach Freudenstadt betrieben), belehrende Borträge über alle Wissensgebiete, Förderung der Weiterbildung der Lehrlinge, Beschaffung guter fachlicher und unterhaltender Bücher für die Mit­glieder nsw.

Das Jahr 1866 war für Nagold ein gutes ge­wesen. Eine reiche Ernte, die vor allen Unbilden der Witterung verschont geblieben war, die in -Angriff genommene Weiterführung der Schwarz­waldbahn von Calw nach Nagold, der damit im Zusammenhang stehende Zustrom von fremden Arbeitskräften, zum Teil mit Familie, in die Stadt, die gewaltige Zunahme der Bautätigkeit, wie sie in Städten ähnlicher Größe nicht zu ver­zeichnen war, die Vermehrung der Bevölke­rung das alles waren Momente, die geeignet waren, Handel und Gewerbe zu fördern, die aber auch dazu beitrugen, daß der Wohlstand der Ein­wohnerschaft sich mehrte. So gewann Nagold an Ansehen unter den schwäbischen Oberamtsstädten, zumal tüchtige Männer an der Spitze von Stadt und Wirtschaft standen, denen das Wobl der Bürger sehr am Herzen lag.

Wir sehen im Film:

Romanze in Moll" im Volkstheater Calw

Der Film schildert das Leben einer Frau, die mit dem Schicksal, an einen ungeliebten Mann gebunden zu sein, hadert. Da begegnet sie einem jungen Komponisten, dem sie durch ihr Lächeln die Melodie zu seiner Romanze in Moll schenkt. Aus der Enge eines kleinbürgerlichen Lebens führt dieser Madeleine heraus in eine ihr gefäl­ligere Welt. Das Doppelleben drängt die junge Frau aber in einen tragischen Konflikt von Pflichtgefühl und Herzensneigung, bis sie eines Tages nicht mehr ein und aus weiß, weil ein dritter Mann, der ihr Geheimnis kennt, sie er­pressen will. Bon Scham und Verzweiflung ge­packt und vom Rückweg abgeschlossen, schreitet Madeleine weiter. Ans Glück und Glanz legte sich ein Schatten, an dem eine heimliche Liebe und ein Leben zerbricht.

Lache Bajazzo" im Tonfilmtheater Nagold Dieser Film hat die bekannte Oper von Leon- cavallo zum Vorwurf und enthält eine ergrei­fende Geschichte um ihre Entstehung. Leoncaval- los unsterbliche Oper leidet nicht, wie vielleicht befürchtet wird, unter dieser Verwendung. Sie wird vielmehr glorifiziert, und an ihr selbst wird kein Jota geändert. Sie behält, da ihre verschie­denen Szenen bei einer Vorstellung der König­lichen Staatsoper, Rom, gefilmt wurden, den größten Teil ihrer Bühnenwirkung bei. Für Paul Hörbiger liefert der Film eine Charakterrolle, die er sehr ergreifend meistert. All die bitteren Gefühle, die eine Menschensccle erfüllen können, Trauer, Verzweiflung, Haß, Verlassenheit, Ver zichtenmüssen, Resignation, spiegeln sich in seinem Antlitz und vereinigen sich zu einer schauspieleri­schen Leistung. Monika Burg spielt das reiche Mädchen mit gewinnendem Liebreiz. Bcnjamino Gigli hat als Sänger Morelli Gelegenheit, seine Tenorstimme erklingen ;n lassen.

(54. Fortsetzung)

Sorgend beobachtete Rathsack sie. Wollte sie schlafen'? Verlangte nach dieser Anspannung der Körper sein Recht? Schlaf war Medizin. Nicht stören. Womit sollte er sie trösten, wenn sie die Augen anfschtug? Dan» war sic wieder das Weib des unbekannten Soldaten und die Frau von Henning Utermarck. Leise erhob er sich und ging geräuschlos aus der Tür, die er nur anlehnte, um sie üicht zu wecken.

Rathsack verließ den Windschutz der Kate und ging am Stcilhang entlang. Wie eine Erfrischung empfand er den Sturm. Er brauchte sie, denn er wollte den Weg eines Menschen überdenken, der sich rettungslos im Dickicht des Lebens fesigclau- fen hatte. Wirklich rettungslos? Wenn er Angela nssn zu sich nahm? Wenn sie bei ihm blieb für den Rest seiner Tage? Ging das? Seine Kinder wollten bald heiraten Dann war Raum genug in der Lübecker Straße. Aber war es mit Raum allein getan? Brachte er auch die Ehe seiner Toch­ter in Gefahr?

So grübelte er und konnte zu keinem Ergebnis kommen. Es war unmöglich, Angela in diesem Zwiespalt sich selbst zu überlassen.

Nach hundert Schritten schon kehrte er um. Wie die Wogen sich türmten und überschlugen! Da! weit vor der Buhne tauchte ein blauer Fleck auf und verschwand wieder. Er hielt den Atem an: Angela trug ein blaues Kleid! Er rannte so schnell, wie die Füße ihn nur tragen konnten, lief an das offene Fenster. Der Ohrenstnhl war leer! Das Zimmer war leer!

Angela!" Das Brausen des Sturmes ver­schlang den Schrei. Nicht einen Augenblick be- sann er sich. Wie er ging und stand, stürzte er sich ins Wasser, arbeitete sich vor, und als er den Boden verlor, versuchte er, schwimmend di, Stelle zu erreichen, wo das blaue Kleid aufge­taucht war. Und mußte nach wenigen Minuten erkennen, daß seine Kräfte versagten: er konnte nur mit äußerster Anstrengung die Buhne wie- der erreichen.

Ich sehe ihn heute noch, wie er sich festge­klammert hatte an dem Strauchwerk zwischen den Pfosten, wie die Wellen ihr grausames Spiel mit ihm trieben, denn in diesem Augenblick war ich aus Wredenbeck gekommen.

Ich stolperte zur Buhnenfpitze und zog ihn herauf.

Was ist denn, Vater?" Mit kraftlosem Arm deutete er auf die See.An tta! Schnell ins Boot!" Er brauchte nichts weiter zu erzäh­len» seine Mienen verrieten mir alles.

War es überhaupt möglich, das Boot in dem Wasscrgewoge zu meistern? Cs mußte versucht werden.

Geh ins Haus, Vater!" schrie ich ihm ins Ohr. Er schüttelte den Kopf.

Non unserem vergeblichen Suchen ist mir nicht viel in Erinnerung geblieben. Die Woge» nahmen das Boot auf den Rücken und stießen es hin und her, und ich habe mit den Rudern nicht viel aus- richten können. Noch heute sehe ich die ungeheuren Wasserberge, die wir mit den Blicken zu durch- dringen versuchten. Wir haben von Angela kein« Spur mehr gefunden. Wie lange wir ein Spielball der Wellen gewesen sind? Ich weiß cs nicht. Ich weiß auch nicht, welchem Zufall wir es verdankten, daß wir schließlich doch wieder in die Nähe der Küste kamen; ich konnte aus dem Boot springen und es an den Strand ziehen. Wir hatten beide keinen trockenen Faden am Leibe. Ich habe Vater bewogen, sofort ins Bett zu gehen. Ich zog mich schnell um, denn meine Aufgabe war mir oorgeschrieben. Henning mußte ich Nachricht bringen, daß er keine Frau mehr hatte, Noje mußte ich sagen, daß sie ihre Mutter verloren batte.

Darüber schreiben? Von Hennings schmalem Mund? Von seinem zitternden Kinn, als er Noje auf den Schoß nahm und ihr unter Schlucken und Räuspern und mit steifer Zunge sagte, daß die Mutter auf der See verunglückt lei?

Als er die schluchzende Noje in die Obhut von Frau Markwarot gegeben hatte, gingen wir beide nach der Fischerkate. Es war keine Verabredung nötig, unsere Füße sind von selber den Weg ge­laufen. Es war schon dunkel, als wir ankamen. Schweigend haben wir auf dem Buhnenkopf, ge­gen den die Wogen tobten, Angela die Toten­feier gehalten. Hennings harter Atem stieß in die Nacht, sein Haar flatterte im Sturm.

HenniW, habe ich deine Frau in den Tod getrieben?"

Angela ist gar nicht meine Frau gewesen, bat es nicht sein können. Nur habe ich es nicht ge­merkt. Sie ist das ist ganz sicher, denn sonst wäre sie nicht Angela, sie ist auch gedanklich nicht die Frau von Jobst Lorenz gewesen. Dem unbekannten, namenlosen Soldaten, dem sie sich einmal gegeben hat es ist gleich, ob er lebt oder ob er im Kalkboden der Champagne liegt ihm ist sie treu geblieben, und seinetwegen hat sie uns allein lassen müssen."

Das ist Hennings ungesprochene Grabrede ge­wesen.

Gesagt haben wir auf dem Buhnenkopf kein Wort.

Vaters Sterben ist von Angelas Ende nicht hinwegzn''::!?:».

Er woiile am nächsten Morgen ausstehen. Aber mir gefielen die Flecken auf seinen Backen nicht. Nur mit Mühe konnte ich ihn veranlassen, im Bett zu bleiben. Ich habe ihm gesagt, daß ich wegen Angela an Enke schreiben wolle: wir könnten wobl mit ihrem Kommen rechnen.

Ja, schreib ihr." Cr dachte nur an das Ger stern. Ich habe Enke gebeten, auf alle Fäll« mit dem Abendzug in Warnemünde einzutreffen, Vaters Zustand sei nicht unbedenklich. Lang« habe ich dann neben seinenf Bett gesessen, und immer wieder ivrack er von Anaela.

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