Ljchwdrzwald - Heimat

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Das eiaLLG

Wie Gretel den Schwesternbernf fand

Als Gretel nach Ableistung des Pflichtjahres gefragt wurde, welchen Beruf sie ergreifen wolle, wußte sie nur zu anttvvrten:Möglichst einen, in dem man sich ganz einsetzen und helfen kann". Erst beim Reichsarbeitsdienst wurde ihr klar, in welchem Beruf sich ihr das alles erfüllen würde. Eine Kameradin, die selbst Schwester werden wollte, unterhielt sich öfters mit ihr über dieses Thema.

Mit ihrer Begeisterung hat sie mich angesteckt", berichtete Schwester Gretel,und ich bin ihr da­für immer dankbar; denn sie hat mich zu dem Be­ruf geführt, welcher der einzig richtige für mich ist." In Rottweil hat sie gelernt und ihr erster Einsatz als NS.-Reichsbundschwester erfolgte in der Tübinger Klinik. Heute ist sie an einem gro­ße» Kreiskrankenhaus Zeitschwester in der Infek­tionsabteilung.

Gewiß, großes Verantwortungsgefühl muß man haben", so sagte sie ein andermal,aber schließlich strebt doch jeder sittlich empfindende Mensch darnach, eine gewisse Verantwortung tra­gen zu dürfen. Und viel Zeit für sich selbst hat man auch nicht; aber wer kann denn heute an sich denken, wenn es ums Ganze geht? Sehen Sie, das ist es, was mich an meinem Berüf so tief befriedigt, daß man mitten drinsteht, daß man mithelfen darf, daß man auch ein winziges Räd­chen ist in dem großen Geschehen".

So hat dieses junge Mädel den Weg zur NS.- Reichsbundschwester gefunden. Es ist nur zu wün­schen, daß viele andere Mädel ihn ebenfalls fin­den mögen; denn sie werden ebenso befriedigt sein wie Schwester Gretel und wie jedes mütterlich und fraulich empfindende Mädel.

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Nicht auf den fahrenden Zug springen!

17jähriger Lehrling blieb dabei tot

Wie oft schon ist die Mahnung, nicht auf den fahrenden Zug zu springen, erhoben worden, und doch ist dieses leichtsinnige Verhalten immer wie­der zu beobachten! In den letzten Tagen verlor so ein 17 Jahre alter Lehrling das Leben. Der Un­fall geschah in Birkenfeld. Der junge Mann wollte mit der elektrischen Bahn nach Pforzheim fahren, kam aber erst in allerletzter Minute an, als der Zug sich schon in Bewegung zu setzen begann. Trotz der warnenden Zurufe des Schaff­ners wollte er noch aufspringen, stürzte jedoch und geriet unter den Wagen. Er wurde an bei­den Beinen so schwer verletzt, daß er zwei Tage später starb.

Frauen helfen siegen!

An die deutschen Mädel und Frauen ergeht erneut der Ruf, sich freiwillig zu den Nach- richtenbelferinnen des Heeres zu melden. Nachrichtenhelferinnen des Heeres wer- den lausend eingestellt. Erforderlich sind ein Mindcstalter von 17 Jahren sHöchstalter W Jahres, Beherrschung der deutschen Sprache, ein­wandfreier Ruf, gesundheitliche Tauglichkeit, deutsche Reichsangehörigkeit sowie ausreichende Befähigung. Die Bewerberinnen werden als Fernsprccherinnen, Fernschreiberinnen oder Fun- kerinnen notdienstverpflichtet und er­halten neben freier Kleidung, Unterkunft, Ver­pflegung und Heilfürsorge eine Barvergütung nach der Tarifordnung ^ von Gruppe lX auf­steigend; dazu tritt im Einsatz außerhalb des Reichsgebietes eine wehrsoldähnliche Einsakzu- lage. Für die Führerinnenlaufbahn sind günstige Aussichten vorhanden. Bewerbungen sind um­gebend unter Beifügung eines selbstgeschriebenen Lebenslaufes zu richten an Stellv. Generalkom­mando V. AK., Kommandeur der Nachrichten­truppe V in Stuttgart, Olgastraße 13.

Hilf« für dt« erholungsbedürsttgr Bäuerin

Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Schaffens­freude der Landfrau sind die wichtigsten Vor­aussetzungen für die Erfüllung ihrer schweren Pflichten. Großzügige Kur- 'und Er­holungsmöglichkeiten sind geschaffen worden, um der Landfrau die Möglichkeit zu geben, auszuspanneu oder ein altes Leiden end­lich auszukurieren. Die Zeit bis zur Frühjahrs­bestellung kommt fast allein für Erholung in Betracht. Die Landfrau muß aber in diesem Falle Familie, Haus und Hof versorgt wissen. Deshalb ergeht an die Jungbäu erinn'en der Ruf, soweit sie aus dem elterlichen Betrieb abkömmlich sind, sich in den nächsten Wochen für einen drei- bis fünfwöchigen Einsatz in einem bau erlichen Haushalt zur Verfügung zu llellen. Nähere Auskunft erteilen die .Kreisämter für das Landvolk. DaS Mindestalter ist 18 Jahre.

Arbeitswechsel »ach Fliegerangriff«»

Arbeitskräfte, die wegen Luftgefähr- ""9 ""SFliegerangriffen ihr« Tätigkeit

aus triftigen Gründen aufgegeben oder gewechselt b, en, für den kriegswichtigen Arbeitseinsatz ^assen, hat der Generalbevollmächtigte für ^n Arbeitseinsatz, Gauleiter Sauckel, eine ^crordnung erlassen, durch die für solche Per­son eine Meldepflicht beim Arbeits­am/ e'Mefuhrt wird. Nach dieser Verordnung müssen sich alle Personen, die seit dem 1. April »U selbständige Berufstätigkeit ober ein wegen Luftgefährdung oder Nim.- »"«gcraiigrisfen aufgegeben haben oder aiifgeben, unverzüglich bei-dem für Men leiveilmeii Aufenthaltsort zuständigen Ar- melden. Von der Meldepflicht ist ledig- wer unter Mitwirkung des Ar- anderweitig eingesetzt wurde, sind auch solche Personen, die inzwischen wieder ohne Mitwirkung des Arbeits­amtes ein« Berufstätigkeit aufaenommen haben.

Me Meldung hat mündlich oder schriftlich zu erfolgen.

Es wird von allen Meldepflichtigen erwartet, daß sie der Meldepflicht alsbald Nachkommen. Gegen Säumige kann ein Zwangsgeld verhängt werden. Ebenso können Meldepflichtige, die gegen die Vorschriften der Verordnung ver­stoßen, mit Gefängnis bestraft werden.

Erfassung d«r Verletzten nach Luftangriffen

Verletzte oder erkrankte Personen haben nach Luftangriffen häufig in Krankenanstalten in der Umgebung des Schadenortes Aufnahme gefun­den, ohne daß dies der Polizeibehörde des Wohn­orts mitgeteilt wurde. Das führt zu weiteren seelischen Belastungen der ohnedies meist schwer betroffenen Angehörigendieser Personen. Für die mit der Feststellung der Gefallenen, Ver­wundeten und Vermißten befaßten Dienststellen entsteht außerdem dadurch beträchtlich mehr Ar­beit. Der ReichSsührer ff Reichsminister des Innern hat deshalb auf Grund der Reichsmelde­ordnung bestimmt, daß die von den Kranken­anstalten zu erstattenden Meldungen, soweit es sich um Opfer von Luftangriffen handelt, von der örtlichen Meldebehörde auf schnellstem Wege an die Meldebehörde des Wohnorts der Betroffenen weiterzuleiten sind, und zwar möglichst unmittelbar nach der Aufnahme. Auch die Standesbeamten sollen ihre Benachrichtigung von der Beurkundung eines Sterbefalles mit besonderer Beschleunigung tätigen.

Auch die Ställe verdunkeln!

Di« Luftschutzbereitschaft auf dem Lande darf nicht bei den Wohngebäuden halt­machen. Auch alle Nebengebäude, insbesondere die großen und kleinen Fenster der Ställe sind restlos sorgfältig zu verdunkeln. Aus Dorf und Gehöft darf auch nicht der geringste Lichtschein nach außen dringen! ____

Mit mehr als 8000 Unterstützungskassen und einem Vermögen von rund 3 Milliarden Mark stellt die freiwillige betrieblich« Alters- fürsorge in Form freiwilliger Leistungen einen bemerkenswerten Posten der zusätzlichen Alters- und Hinterbliebenenversorgung dar.

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Die Wagenbüros der Reichsbahn können den Verladern für rasche Entladung di« be­treffenden Waggons als Prämie sofort zur Wiederbeladung überlasten.

Aus den Nachbargemeinden

Neuenbürg. Die älteste Einwohnerin der Stadt- familie, Frau Wilhelmine Rück, Witwe, ist im Alter von 96 Jahren verschieden.

Ottenhausen, Kr. Calw. Seit 14 Tagen wird di« 41jährige Frau Emma Büchert, di« in gei­stiger Verwirrung den Ort verließ, vermißt. Die Frau ist von normaler Größe und trägt eine schwarz-weiß melierte Strickweste.

Pforzheim. Aus der Wildbader Straße ereig­nete sich unweit des Lokalbahnhofes ein Verkehrs­unfall. Ein 8 Jahre alter Knabe, der auf der Fahrbahn mit einem Reifen spielte, sprang un­achtsam einem in Richtung Neuenbürg fahren­den Kleinlieferwagcn in die Fahrbahn. Obwohl der Kraftwagenführer versuchte, durch Ausbiegen einen Zusammenstoß zu vermeiden, wurde der Knabe vom vorderen rechten Kotflügel erfaßt und zu Boden geschleudert. Er erlitt einen Oberschen­kelbruch und andere schwere Verletzungen.

Pforzheim. Der Polizeibericht meldet die Fest nähme dreier Personen wegen Schwarzhandels. Die vermißte Frau aus Stuttgart, hie hier bei Verwandten zu Besuch war, ist bisher Nicht aufgefunden worden. Die Annahme, daß sie den Freitod im Wasser gejucht hat, wird nicht mehr aufrecht erhalten.

Rutesheim. Mit dem Ableben des Altgemeinde rats Gottlieb Düppel hat unsere Gemeinde nicht nur mit seinen 89 Jahren den ältesten Bürger verloren, sondern einen Mann zu Grabe getragen, der Jahrzehnte im Ehrendienst des Ge meindelebens stand. 25 Jahre gehörte er Bürger ausschuß und Gemeinderat an, 13 Jahre war er Vorstand der Darlchnskassc.

Weissach. Einige junge Leute hantierten mit einer Schußwaffe. Plötzlich löste sich ein Schuß und traf einen der Beteiligten so unglücklich, daß ihm drei Finger der linken Hand weggerissen wurden.

Bondorf. Standesnachrichten: Geburten: Ernst Grüningcr, 1 S.; Christ. Bruckner, IS. Ehe­schließungen: Luhwig Dürr und Emma Bruckner, beide von hier. Sterbefälle: Maria Egeler, 69 I.; Marta Mayer, 75 I.; Friedrich Bruckner, 67 I.

Tübingen. Ueberall dort, wo für die Feuer­wehren die männlichen Ersatzkräfte nicht mehr ausreichen, müssen geeignete weibliche Kräfte zum Dienst in der Feuerwehr herangezogen werden. Im ganzen Reichsgebiet wurden daher in den letzten Wochen Einsatz-Reserven für die Feuer­wehren gebildet. In 26 Orten des Kreises Tü­bingen wurden bereits Frauenabtcilungen der örtlichen Feuerwehren ins Leben gerufen.

Gestorbene: Karl Häfele, 22 I., Döffingen; Josef Müller, Stadtinspektor, 26 I., Sohn des Bürgermeisters M., 26 I., Salzstetten; Elisabethe Traub, geb. Braun, 72 I., Wörnersberg; Arthur Haist, 21 I., Möglingen; Katharina Haberer, geb. Hornberger, 70 I., Lombach.

Partei Freudenfpenderin in den Lazaretten

Ostern reiclie öewirtunZ in l8el8ti3U86n

Diesmal war es der Nagolder Stadtteil Jsels- hausen, der verwundeten und kranken Soldaten der Nagolder Lazarette einen angenehmen Nach­mittag schenkte. Im dortigen Gasthof zum ,Hamm" waren gestern die Tische überreich ge­deckt. Die Frauen Jselshausens hatten alles, was in ihren Kräften stand, getan, um die Ehren­bürger der Nation mit mancherlei Kuchen zu er­freuen, und die NS.-Frauenschaft hatte es ver­standen, das Backwerk ausgezeichnet zu bereiten.

Die Soldaten ließen es sich ipunden, und bald herrschte eine freupig-frohe Stimmung, zumal der Humorist Strauß als bekannter Spaß­macher und gewandter Akkordeonspieler für gute Unterhaltung sorgte. Letzterer sprach auch den Frauen Jselshausens, die sich ganz den Soldaten widmeten, den Dank der Betreuten aus.

Besonders herzlich waren Begrüßung und Dank des Ortsgruppenleiters, Hauptgemein­schaftsleiter Ratsch, in besten Begleitung u. a. auch die Nagolder Frauenschaftsleiterin, Frau Würth, erschienen war. Er bezeichnete es als eine der vornehmsten Aufgaben der NSDAP., den Lazarettsoldaten Freude zu bereiten. Im übrigen gab der Ortsgruppenleiter dem Ausdruck, was, alle Soldaten zu tiefst bewegt: dem Ge­danken an den deutschen Sieg, der uns alle allein beherrscht.

Eine umfastende Lazarett-Betreuung findet an­läßlich der 11. Wiederkehr des 30. Januar 1933 in den nächsten Tagen statt. Aber auch weitere Kaffee-Nachmittage sind vorgesehen. Namentlich die. Frauen von Oberschwandorf und Altensteig hätten gerne mal die Verwundeten in ihrer Mitte.

Gruß aus Schwaben*

an die Lazarettsoldaten im Kreis Calw Schöner Abend in Nagold

- Vier nette Schwobemädle und dazu ein Kern- schwob, alle in der hübschen Schwarzwälder Tracht! Welches Landserherz schlägt da nicht höher, zumal wenn all die trauten, anheimelnden schwäbischen Lieder gesungen oder gespielt wer­den, die längst auch in anderen deutschen Gauen zum Volksgut geworden find! Kein Wunder, wenn die durch Vermittlung der.NSG.Kraft durch Freude" zunächst nach Nagold gekommenen und dann in sämtlichen Lazaretten des Kreises Calw Gastspiele gebenden, vom Reichssender Stuttgart her bekannten Mitglieder der Stutt­garter Volksmusik: Heinz Mönch (Zi­ther), Jlonka Gillmann (Akkordeon), Helene Scheel (Ansage und Gesang), Dorle Lidle (Gesang) und Hedwig Vaas (Gesang) die Laza­rettsoldaten nicht nur begeisterten, sondern ge­radezu mitristen. Alles was geboten wurde, war durchwoben von schwäbischer Gemütlichkeit und schwäbischer Herzlichkeit, der geschwäbelte Humor

manchmal derb, aber köstlich, die Volkslieder, lustig-verfänglich vorgetragen, von großer Innig­keit, die lieben alten Melodien auf Zither und Akkordeon dagegen ernst und besinnlich. Und als Frl. Gillmann sich zu einem Wunschkonzert bereit erklärte, um die Lieblingsschlager der Sol­daten zu spielen, sang und summte alles mit und die Beschwingtheit erreichte ihren Höhenpunkt. Tosender Beifall dankte der Künstlerschar, die nun wieder im hohen Norden die Soldaten erfreuen wird. krttü 8cI>I»nx.

Soldaten als Schachspieler

Wettstreit der Lazarette Nagold, Bad Liebenzell und Freudenstadt

Wohl kaum zuvor hat Froudenstadt so viele Schachspieler zum Wettkampf vereint gesehen als beim großen Wehrmachts-Schachturnier. Die An­wesenheit des Kommandeurs der Sanitätsabtei­lung Karlsruhe, Oberstarzt Dr. Becker, und anderer Sanitätsoffiziere waren ein Beweis da­für, wie sehr man sich die Pflege des Schachspiels in den Lazaretten angelegen sein läßt.

Nach Eintreffen der auswärtigen Teilnehmer begannen die Mannschaftswettkämpfe der Freu­denstädter Auswahlspieler gegen die der Reserve­lazarette Nagold und Bad Liebenzell. Bei diesen aus je zehn Einzelspielern bestehenden Wettkämp­fen erzielte eine Mannschaft von Freudenstadt ge­genüber der Mannschaft des Reservelazaretts Bad Liebcnzell einen überlegenen Sieg mit 8:2 Punk­ten, während eine zweite Mannschaft von den Auswahlspielern des Reservelazaretts Nagold mit 7:3 Punkten geschlagen wurde. Neben diesen Mannschaftskämpfen wurde gleichzeitig ein Si­multanspiel des über Württemberg hinaus be­kannten Schachmeisters HanS Grimm aus Stutt­gart gegen 39 Gegner ausgetragen.

Am Nachmittag wurde das Simultanspiel fort­gesetzt. Nach mehrstündigem Kampf gelang es nur fünf Spielern, ein Matt zu erzwingen; wei­tere vier Spiele endeten mit einem Remis.

Später folgte das mit größter Spannung er­wartete Blitzturnier. Nicht weniger als 80 Per­sonen' beteiligten sich an diesem Turnier, das in vier Gruppen gespielt wurde.

Die siegreichen Käinpfer wurden mit reichen Gaben bedacht. Als Preis des KdF.-Gauschach- warts erhielt die Freudenstädter Mannschaft eine Führerbüste. Den Nagolder Mannschaftsspielern wurde der Preis des Standortarztes und denjeni­gen aus Bad Liebenzell der Preis der Fa. Paul Groth u. Co. in Form eines prachtvollen Buch­werkes zuerkannt. Außerdem wurden Preise des Bürgermeisters der Stadt Freudenstadt, der Kreis­leitung, des Stellv. Generalkommandos V. AK., des Standortältesten Horb, des Standortoffiziers Freudenstadt und des Rcservelazaretts Nagold an die Einzelspieler im Mannschaftskampf und Si­multanspiel überreicht.

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(53. Fortsetzung)

Hinter der Stirn brennt und schiuerzt es, aber rennen muß ich doch. Schlagen Sie mich, Vater Rathsack, weil ich cs fertig bringe, dies Bekennt­nis über die Lippen zu lasten! Geben Sie mir einen Fußtritt! Ich verdiene ihn. Sie können nicht so entsetzt sein, wie ich cs gewesen bin, als ich diese Entdeckung machte. Nun werden Sie cs verstehen, daß ich ganz ruhig geblieben bin, als nian mich in das Untersuchungsgefängnis ge- bracht har. Als ob das eine Sühne sei, so war mir. Aber Sie sollen um; Jobst nicht irgendwelche Schuld geben. Ich habe mich bemüht, ihm nicht zn zeigen, wie es in mir aussah. Er weiß es auch sicher nicht. Höchstens ist ein dunkles Ahne» rn - -ihm gewesen. Vielleicht Hai kt mir helfen wollen und ist darum schneller zu Enke gegangen, als er es wohl sonst getan hätte. Aber mir war nicht zu helfen. Ich kann mich nicht umkrcmpeln. Sa- gen Sie, daß ich schlecht bin, Vater Rathsack!"

Er war aufgestanden, strich ihr über das Haar. Selber im Innersten aufgewühlt, schickte er die Blicke ratlos auf die weite See. Er sah nichts, was Aehnlichkeit mit einer Lösung hatte.

Sie sind nicht schlecht, Frau Angela, nur sehr unglücklich."

Nun suchte sie selber nach eine schützenden Wand, hinter der sie sich verkriechen konnte.

Es ist wie eine große Kette, in der kein Glied fehlt es ist ein einziges großes Müssen. Ich mußte mit dem unbekannten Soldaten nach Ham­burg zurückgehen; Jobst mußte nach Wredenbeck kommen, weil er Hennings Blutkamerad war; als Henning das Wort über Noje hörte, mußte der Berg ins Gleiten kommen; ich mußte auch beute zu Ihnen gehen, ob ich wollte oder nicht. Ein Müssen steht neben dem andern. Halten Sie cs für möglich, Vater Rathsack, daß uns jeder Schritt vorgeschrieben wird, daß wir nur wie Eisenbahn- wagen sind, die nicht gefragt werden, wohin die Lokomotive sie bringt?"

Rathsack antwortete nicht gleich, weil es ihn nicderdrückte, daß er ihr die letzte Planke, hinter der sic sich duckte, nehmen mußte. Ein Goethe- Wort kam ihm in den Sinn:So muß du sein, ' dir kannst du nicht entfliehen."

Nein, liebe Frau Utermarck, ich glaube nicht an ein Müssen, das von außen an uns herantritt, und uns die Verantwortlichkeit abnimmt. Aber ich glaube an das Gesetz in uns. Es ist schon in unsere Wiege gelegt und formt unser Tun, bis wir einmal die Augen zumachen. Und diesem in- neren Müssen haben wir uns alle zu beugen. ES hat Sie auch zu mir geführt. Und darum wollen wir nun gemeinsam überlegen, was werden soll."

Was werden soll? Ich habe es mir überlegt, hatte in der Zelle Zeit genug und weiß es nun nichts kann werden."

So denken Sie an eine Scheidung?" ,

Groß und klar wurde der Blick.Ja, ich denk« an eine Scheidung."

Der Doppelsinn kam Vater in diesem Augen­blick nicht zum Bewußtsein, und er hat sich des- wegen nachher keine Vorwürfe gemacht.

Sie sehen keinen anderen Weg?"

Meine Ehe ist ich habe es Ihnen gesagt nichts weiter als eine Lüge gewesen. Soll ich Henning weiter belügen?"

Nein, das sollen Sie nicht".

Wenn ich zu ihm zurückkehrte, wenn wir täten, als wäre nichts gewesen, so trüge fortan Henning ein Bleigewicht, ich meine das Denken an seinen

Freund. Und ich wäre-eine Dirne. Ich muß

verschwinden aus Wredenbeck, als wäre ich nie dort gewesen."

Denken Sie an Ihre Tochter?"

Vater Rathsack, ich habe in diesen Tagen kaum etwas anderes getan als au sie gedacht. Wie sehr ich Mutter bin, habe ich jetzt erst erfahren. Doch Nojes wegen wieder zu Henning gehen? Dadurch würde aus Unrecht kein Recht. Auch könnte Hen­ning nicht mehr das hat mit seinem Willen nichts zu tun so zu ihr stehen wie früher. Immer würde sich Jobst zwischen ihn und sie schieben. Für uns drei gibt es kein Beieinander mehr, einer müßte stets den beiden andern im Wege sein."

Frau Utermarck, so hart braucht das alles Nicht zu werden"

Angela faltete die Hände und legte den Kopf zurück.

Mir ist, als wäre meine Zeit bald herum, Vater Rathsack. Nein, nicht widersprechen, es ist so. Es kann gar nicht anders sein."

Sie sprach weiter mit geschlossenen Augen, lei- ser wurde die Stimme.

Noje wird größer. Soll ich ihr erzählen müs­sen von einem, den sie Vater genannt hat, von einem andern, der ihr Vater ist? Soll ich ihr sagen von ihrer Mutter, in der Jahr um Jahr Unruhe und Scham rumort haben, weil sie nicht chen Mut, vielleicht nicht die Kraft, vielleicht nicht das Wollen besessen hat, sich von einer Stunde ' der Jugend zu befreien? Ich würde vor Noje die Augen nicht aufschlagen mögen, wie ich sie jetzt . nicht aufschlagen kann vor Henning und vor Jobst. Nein, es ist gut, wenn ich bald davongehe. ^ Dann werden auch Sie wieder Freund sein kön-"

nen. Es ist Wohl am besten, wenn Noje--

Enke ist meine Freundin Jobst und Enke

denke ich-ach, Vater Rathsack, ich mag nicht

mehr"

Nur weil der Alte aufgerührt und mitgenom- > men war, ist es ihm entgangen, daß Frau Angela bereit war, nicht nur ihre Ehe, sondern sich selber ,zu opfern. Ter müde Kopf lag an der hohen Lehne, noch immer tvarcn die Lider geschlosten. ' Jeder Muskel des Körpers war entspannt. Di« Züge waren wie versteint.

(Fortsetzung folgh» -