Außerdem sind sie nur nach beendigtem Nachinittag-got- teikienste und mit Zustimmung und Genehmigung deS PfarrerS und deS OberamkS erlaubt.

Tage-NeuigkeLteru

München, den 25. August. Gestern ereignete sich der Unglücksfall, daß einem Tagwerter, der mit mehre­ren anderen in unmittelbarer Nahe des Artillerieüdungs- platzeS auf einer Wiese beschäftigt war, von einer Ka­nonenkugel derbe Beine weggcrissen wurden. La die andern Arbeiter davongelaufen waren, sobald sie ihn hatten stürmen sehen, so wäre der Unglückliche zu Grunde gegangen, wenn nrchr ein Artillerist ihn noch zu rechter Zett entdeckt halte, woraus er durch das Militär inS allgemeine Krankenhaus gescvaffc wurde. Da das War- nungtzeichen aut dem Kugelfang ausgestcckr, also voi^ Militär die nöihige Vorsicht beobachtet worden war, so fallt die Schuld entweder auf den Besitzer des Grund­stücks oder auf den Beschädigten selbst.

Die Münchener sind gar stolz darauf, daß eine bayerische Prinzessin den östreichischen Kaiserthron zieren soll. Freilich, memen sie, sind wir an dergleichen Äus- Mchnungen gewöhnt. Auf dem griechischen Thron sizt ein bayerischer Prinz; die Königinnen von Preußen und Sachsen sind bayerische Prinzessinnen und die Mutter des Kaisers von Oestreich, die Prinzessin Sophie ist auch eme bayerische Prinzessin. Die Vermahlung des Kaisers mit seiner Braut wird erst im nächsten Frühjahr statt- flnden, doch wird der galante kaiserliche Kmoiigam in München nächstens Braullgamsvisiie machen. Vielleicht machen König und Königin von Preußen zu derselben Zeit ihren Gegenbesuch in München

Kempten. Den barmherzigen Schwestern sind in der Nacht vom 13. auf den 14. August zwei Hauptspih- buben ausgekommen, namüch Franzl und Lerchenmuller. Man hatte sie in das obere Stockwerk gelegt und kielt es für unmöglich, daß ein Mensch es wagen würde, da herunter zu springen. Das haben sie denn auw nicht gethan; sondern vorsichtig lüse aus Leintüchern nach altem Handwerkvdrauch einen köstlichen «nick zusam- mengedreht und daran sich in die freie Narur sehr herablassend begeben. Aus den l4. war ihre Genesung angeküntigt und die Gendarmerie, welche die Vögel «Usgeflogen fand, entwickelt w eder neue Thätigkcil.

Füssen, 21. August. Aus dem Kirchihurme zu St. MagnuS war mqu beschäftigt, eine neue Glocke aufzuziehen. Dieselbe war säst schon an ihrem Bestim­mungsort angelangr, als ein Seil rieß und die 30 Ccr. schwere Glocke heradsiel. Sie zerbrach in mehrere Stücke. Beschädigt ward Niemand, obwohl eine Masse Menschen anwesend waren. Der Glockenschwengel aber, welcher in der Kirche an die Wand gelehnt war, siel um und erschlug ein kleines Mädchen, welches seine Mutter auf- suchcn wollte und an den Schwengel gekommen war.

Naumburg, 26. Aug. In diesen Tagen wurde hier das Haupt einer weit verzweigtenRäuderbande, wel­che längere Zeit hindurch auf den Dörfern der Umge

genb ihr Wesen getrieben hatten, gefänglich eingebracht. Dieses gefährliche Individuum, das schon mehrmals die Gefängnisse durchbrochen und sich frei zu machen gewußt haue, war längere Zeit der Schrecken der Umgegend und die Gendarmerie hatte umsonst auf ,hn gefahndet, bis es endlich einem Streifzuge der Bauern eines Dorfes gelang, sich seiner Person in einem Wäldchen zu bemäch­tigen, in welchem er, ini' Pistolen bewaffnet, sich verbor» gen gehalten hatte. Bon den geraubten Gegenständen, die die Bande rn einem schwer zugänglichem Stembruche verborgen hatte, ist bereits ein zweispänniger Wagen voll hier eingebrachl worden, doch sollen auch noch anderwärts Niederlagen sich befinden. Auf die Helfershelfer wird ebenfalls gefahndet.

ES ist auch eine Kunst fürstlich zu reisen und nicht inkognito. Die junge Braut des Herzogs von Brabant, des belgischen Thronerben, oder eigentlich Gemahlin, denn sie ward in Wien mit einem Stellvertreter getraut und überall Mit Madame angeredct, war mit der Kunst noch nicht vertrant. Die Eiiipsangvseicrlichkettcu aus der wei­ten , schnellen Reise von Wien durch Deutschland und Belgien, die Reden und Antworten, die Gesänge und Ehrenschüsse baden sie so angegriffen, daß sie erkrankte. Die Hauptsache haben die Brüssler Mit ihrer Freude verschuldet. Man erzählt, die östreichische Erzherzogin sey erschrocken, al< beim Einzuge in Brüssel das Volk plötzlich die Spaliere durchbrach und jauchzend, singend und ranzend den Brautwagen umdrängte wie ein wogen­des Meer.. Die ganze Stadt war geschmückt wie ein Hochzeitshau». Alle Gastböte und Privathäuser sind überfüllt und Viele müsse» in Zelten lagern und schlafen. Der französische Gesandte aber, der wahrscheinlich die Verbindung mir Oestreich nicht gern sieht, ist aui Reisen gegangen und auch von den Söhnen Louis Philipps, des nächsten Verwandten, ist keiner nach Brüssel gekom­men. Die hohe Braut befand sich am 20. Au.zust von der Aufregung der Reise etwas nnwohl, kennoch wurde die CivilveiMahlung am folgenden Tage im Palast, und Rachmiitags in der Gudulakirche die religiöse Vermah­lung gefeiert.

JnK önigsberg hat ein Arnheim'scher Geldschrank unfreiwillig die beste Feuerprobe bestanden. Das Haus brannte ad und der Schrank stand 24 Stunden in der Glühhitze und war weißglühend. Man ließ ihn verküh­len; die Schlösser waren unversehrt und die Papiere in dem Schrank hatten keinen Schaden gelitten, kaum daß einige etwas gebräunt waren.

Der Gefion, der erst dänischen, dann deutschen und jetzt preußischen Fregatte ist eine große Ehre in London widerfahren. Die Juselkönigin Victoria hat nach dem Seemanövcr von Hpithead daS Schiff in De, glettung des Prmzen von Preußen mit einem Besuche erfreut. Der Prinz von Preußen trank ein GlaS auf daS Gedeihen der Flotte und der Coinmodore Schröder ward zur Tafel in Windsor geladen.

Aus Rom wird gemeldet, daß dort wegen der Höhe der Lcbcnemrttelpreise eine sehr trübe Stimmung herrsche, die sich schon mehrmahls tumulluansch Luft gemacht hatte»