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2 «.

Der Gesellschafter.

Dienstag den 2A Marz I8L2

Geschichtskalender.

In der Nacht des 19. März 1815 ist Ludwig der Achtzebnie aus seiner Ha.ptstodt entwichen; hinter idm drein der weiße Federbusch (wie sich Graf Artois nanme) und Berry unv all tue ganze bigottdumme Sippschaft uraltadelicher Perrücken und Reifröcke, welche dem gu» ten König, durch unverschämte Äninaßunren, seines Vol­kes Herzen entfremdet haben; worauf Napoleon, ohne einen Schuß zu thun, in die Tutlerien auf 100 Tage einzog.

Am 20. März 18>0 zog die Kaiserin Marie Louise, nachdem zuvor ihreTrauuug (am II. Marz) mit Kaiser Napoleon vollzogen war, auf ihrer Reise nach Paris, unter dem Donner der Kanonen und dem Geläut« aller Glocken, in Stuttgart ein; wo auch am Abend die ganze Statt festlich beleuchtet war.

Im Monat Marz 18l8 wurde in Reutl ngcn ein kleiner Gluckcuihurm abgebrochen, — erbaut wurde er «m Jahr 1659, worin man eine Urkunde fand, daß in selbem Jahr 1 Viertel Roggen 8 bis 10 kr., 1 'Viertel Dinkel 5 kr., 1 Maas Wein 6 bis >2 kr., 1 Maas Bier 6 Pfenninge, 1 Kuh 5 bis 10 fl. gekoste! par.

Wüxtlember'HifEe GH oni?.

Dem Vernehmen'nach ist die Vertagung der S ande in den nächsten Tagen zu erwarten. Der Haupisinanz- etat für 18 ^/zz würde somit beim Ausschuß einzubrin- gen seyii. Die Vertagung wird etwa zwei Monate dauern.

Tübingen, den 17. März. Heute früh kur; nach secks Uhr flo« die hiesige Pulveimühle abermals in die Luft. Zs erfolgten kurz hinter einander zwei furchtbare Knalle, welche nicht nur die beiden Fabrikalions Lokale vollständig zerstörten und die Umgebung derselben dis auf we te Entfernung hin mit Trümmern bedeckten, sondern auch eine Menge Ziegel auf den Dächer» unk Fensterscheiben >, der Stadt zerirümmcrlen. Leider ver­lor dabei ein junger Arbeiter, welcher gerade in dem k t iMpfwerke beschäftigt war, sein Leben und wurde in e> "r zieml chen Entfernung mit ganz verbranntem Kopfe c'nd zerbrochene» Gliedmaßen gefunken. E uem anderen sVaier ron drei unmündigen Kindern), welcher sich eben in die Mühle begeben wollte, wurde der linke Ober­schenkel kuich einen Kalke» abgeschlagen, auch erhielt n einige Brandwunden; derselbe wurde sogleich ins. Krankenhaus gebracht und boffr mau, ihn reiten zu kön­nen. Heute Nachmittag mußie dem veinnglückien Ar­beiter Bachmann der Kuß adgenommen werken, wo­durch mau denselben wenigstens am Leben zu erhalten loffr. Durch dieses Unglück ist die Familie desselben ^

in große Noth und Bedrängniß versezt, indem sie auf längere Zeit ihres Ernährers beraubt ist. Unter den drei Kindern desselben befindet sich auch ein blindes, weßbald m Zeitige Herzen um Gaben der Liebe drin­gend ersucht werken. Zu Empfangnahme von Gaben erklärt sich bereit die Redaktion dieses Blattes.

Stuttgart, 19. März Diesen Mittag wurde der Mayer'sche Goldwaarcniadcn in der Ederdartsftraße, während der Eigenthümer bei Tische saß, mittelst eines Nachschlüssels aufgemacht, für einige Tausend Gulden Maaren gestohlen und der Laden wieder zugeschlossen, als wenn nichts vorgefallen wäre. Da der Dieb nur das Massive mitgenommen, so scheint derselbe ein Sach­verständiger, und im Hause bekannt zu seyn. Ein Knecht des Buchbinders Belscr, der am Hause des Hrn. Mayer vorbeiging, sah einen der Diebe in dem Hausöhrn sie­ben, während der Andere die Laverthürc ausschloß. Beide sollen gut gekleidet gewesen seyn. Es erschien dem Knecht wobl auffallend, daß ein fremder Mensch sich an der Thüre beschäftigte, doch war er weit entfernt, emenmit so ausgezeichneter Frechheit, der Hellem Tage verübten viedstabl, zu vermuihen.

Aus Urach wird berichtet, daß die Aussichten für dieses Jahr in Beziehung auf Gelreite und Obst sehr erneuend seyen. — Die Fruchipreise gingen ziemlich her­unter.

In voriger Woche hätte in Deik in gen ein gro­ßes Unglück sich ereignen können. Während sich nämlich etwa 200 Kinder in der Schule befanden, entzundere sich der Glanzruß im Kamm des Gchulhauses. Der von der Straße aus »n die Schulzimmcr cingedrungenc Feuer­lärm führte eine solche Bestürzung herbei, daß Alles durch einander rannle, um sich zu flüchten. Im Stiegen- hause entstand ein derartiges Gedränge, daß zwei Kin­der bewußilos berausgezogeii wirten unv eine ältere Frauensperson, welche mit Reliung dieser Kmder de» schäs igi war, wurde selbst Nlktergeraunt und so zusam- inengeircien, baß sie sich legen mußte. Ein beurlaubter Soldat, der sehr cniscklvffen mit e.nem Kübel Wasser das Dach berig und dieses oben in bas Kamm eingoß, weil ihm bas Wasser »aber bei der Hand war, als Dün­ger, erhielt bedeutende Brandwunden. Bleibende Folgen sind nach ärztlichem Uriheile n-chr zu befürchten.

Zu We Hingen, O.A. Horb, gebar eine BürgerS- krau em Mädchen, kos an j.-dcm Fuße 11 Zehen, an der rechten Hano 7 , und an der link» 6 Finger hat. Das Kind nut 22 Zehen und 13 Fingern leb' noch.

Obgleich noch Schnee auf ten Bergen und in den Schluchten liegt, haben sich doch schon Früblingssäiigcr, Lerchen und Finken eingestellt, welche den nahen Früh­ling verkündigen. Die Kälie in den Morgenstunden ist