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zu machen. Was seine fernere Rundreise durch die Union beirrst,-, könne er dcßbalb noch nichts Bestimmtes sagen. Bon Boston und andern Plätzen waren gleich­falls Dep ta'ionen zur Begrüßung Kossuihs angekommen.

Die Bettlerin.

Erzählung von B. L.

In dem Hause teS geheime» Raths S- in M. war an einem Tuge de» Februars 1820 ein regeS Le­ben; der grosse Saal wurde zu einer Festlichkeit mir Blumen und Lichtern auf kaS Glänzendste lieigerichlki. Ein Tapezier mit mehreren Gesellen war deschasciat, die schweeen seidenen Gardinen in gefälligem Faltenwürfe an den Fenstern und über d-n hohen Trumeaur zu be­festigen, und an den Wanten die schimmernden Arm­leuchter anzudriogen. An dem einen Ente keö Saal» war eine Schaar von Zimmerleuten in Arbeit, eine Bühne ans leichten Brettergerüsten herzustellcn; die Facate war mit Blumenquirlanten reich behängen, und zu beiden Seilen. dcS Vorhangs waren unter FestonS die lebens­großen Brustbilder des Hausherrn und der Hauöfrau angebracht. Diesen gegenüber waren den Saal entlang Reihen von Stühlen ausgestellt; zuvörderst, dicht an der Bühne, zwei rothsammine Armstühle, ebenfalls mi- Blu­men verziert, augensch-inlich für tiesenigen bestimmt, denen daS Fest gal'. Sechs Kinder tummelten sich ge. schält g und fröhlich unter den Arbeitern herum; zwei kleine Matchen, als Genien mit silbernen Flügeln ge­kleidet, ließen sich von einem älteren Bruder ihre VerS- lein abdören; zwei etwrS größere Knaben lernten eif­rig, im Saal auf- und nietergebend und gestikulirend, an ihrer Aufgabe, wahrend im Nebenzimmer die Ikjäh- rig- Anna «m Klaviere sich ein Liedchen emübie, daS sie zu singen hatte. Es war nämlich daS silberne Hoch­zeitsfest teS S.... scheu Ehepaares, und ihre Kinder, im Vereine mit jüngeren Hausfreunden und HauSfreun- binnen, wollten zur Feier dctz TageK ein Festspiel auf- fuhien, daS ein junger Literat gedichtet und wozu einige Künstler, die mit dem Hause befreundet waren, die De­korationen gemalt halten unk Tableaur stellen wollten. ThcilS im Festspiele, thellS in de» Tableaur sollten auch die Kinder teS HauscS ihre Stelle finden; und lernten darum noch eifrig, was auf ihre» Thell gefallen war. Um 4 Ubr deS Nachmittags waren die Vorbereitungen beendigt; die Lichter wurden angezündet, und ein heite­rer Festglanz strömte durch den Saal. Die kleine Mann­schaft in ihren verschiedenen Kostümen stand harrend mit ängstlich pochendem Herzen m dem Nebenzimmer, von weichem auS sie die Bühne betreten sollte. Nach­dem AllcS fertig war, wurde ein Herold samml den bei­den Gen en entsendet, taS Jubelpaar einzuführen, und bald erschien dieses, und in seinem Gefolge eine zahl reiche Gesellschaft von Freunden unk Verwandten, welche sich zur Fe,er versammelt halte. Nachdem Alle Platz genommen, rollte nach einer von dem Orchester auSge führten Ouvertüre der Vorhang auf, und daS Festspie» begann. Wahrend dieser Zeit war noch ein später ein- getroffener Gast in den Saal getreten, ein freundlicher Gr«s mit weißem Sllberhaar, und war auf den für ihn aufgehodtnen Sessel an der Seite der Ehefrau ge­leitet worden; «S war der langjährige HauLarzt deSGe- heimenrathS, der in der ganzen Residenz hochgeachtete

DaS Festspiel batte die verschiedene» Tugenden teS Jubelpaare» zum Gegenstand: «r jede derselben jwar durch eine theatralische Scene veranschaulicht; eine ziem, liche Anzahl waren unter fortwährendem Bcifalle der Gesellschaft bereits über die Buhne gegangen, alS der Vorhang auf« Neue sich erhob, um die Wohlthätigkett der Gefeierten, symbol sch karg,stellt, zu verherrlichen. Die blühende Anna, de» Hauses älteste Tochter, ein an Geist und Körper reichbegableS Kind, die Wonne und der Stolz der Eikern, hatte in dieser Scene ihre Rolle zu spielen. AlS bettelnde Zigeunerin mit einem kleinen Kinde verkleidet, erschien sie. und sang ein klagendes und flehendes Liedchen vor dem Fenster cineS Haust« ab, auS welchem sie sodann ein Almosen empfing. Die liebliche Erscheinung deS sechSzehnjahrigen Matchen», ihre naive Darstellung, ihre glockenreine Stimme, ihr gefühlvoller Gesang riefen einen nicht endenden Beifalls­sturm von veilen der Gaste hervor, die um so freigebi­ger mit ihren Lobeserhebungen waren, da sie wußten, dadurch das Eiternherz deS Jubelpaares am sichersten zu erfreuen. Sie wu te herauSgerufen, und mit Preis förmlich überschütter; sie mußte herab von der Bühne, um sich von den Ellern umarmen lassen, und in ihrer Zigkuneikleitung sich »eben sie setzen. Em junger Os- sizier, ein Vetter des HauseS, krängte sich herbei, und meinte, da Fräulein Anna ein so eminen es Talent zur edlen Schauspiclerkunst habe, müsse sie durchaus auf dem Liebhaderihealer, da» seit längeier Zeit ,n einigen der vornehmsten Kamil-en bestehe und tess n Mirgl ed er selbst sei, aufireten; er ließ nicht eher nach, als b S er von dem glücklichen Vater daS Versprechen erhalten, sie näch» sten« einmal auf demselben spielen zu lassen. Die lieb­liche Anna errölhete einmal über kaö andere unter die­sen Schmeicheleien; doch merkte man eS ihr nur zu deut- l ch ad, daß sse gar große» Wohlgefallen daran fand. Die ganze Gesellschaft wurde aber in Mitte ihrer Lo- bcScr-güsse plötzlich dadurch gestört, daß der alte Haus­arzt unter heftigem Schluchzen mit vorgehaltenem Ta­schentuche von seinem Sessel sich erhob und durch die Gerste h «durch mit hastigen Schritten der Thür zueilte^ Noch ehe man ein Wort durch Kragen auö ihm locken konnte, war er auS dem Saale, und erschien auch den ganzen Abend nicht wieder. Man schloß auf rin plötz­lich ihn überfallendes Unwohlseyn, da bald daraus der Bediente seiner Herrschaft meldete, 1),. W. sei, ohne eine we tcre Ursache anzugeben, ,n seinem Wagen nach Hause gefahren, lasse sich empf-hlen und die Gesellschaft bitten, sich »n ihrem Vergnügen nicht unterdlkchen zu lassen, da er sich außer Stande sehe, hcuie wieder zu kommen. Nach einer ziemlich langen Pause wurde das Festspiel zu Ente gebracht; eS wechselten nach demselben noch allerhand Kurzwe l und Festlichkeiten, und erst spät gicng der freundschaftliche Kreis heiter und scherzend aus­einander. Anna war und blieb die Königin de« Abends; die jungen Herren rißen sich beim Tanze um ihre Hand, und zum Schlüsse mußte der Baker noch einmal da» l versprechen geben, seine Tochter auf dem Liedhaberthe«-1 icr auftreten zu lassen, dessen Vorstellungen selbst die höchsten Herrschaften zuweilen mit ihrer Gegenwart be­ehrten. WaS Wunder, daß da» junge Matchen li.sea Tag für den glücklichsten ihre» Lcdenö hielt, und von süßen Träumen umgaukelt entschlief.