baß er von ihr absteben müsse, wenn er sie nicht dem Teufel überliefern wolle, durch welchen sie besucht werden würde, wenn sie ihren Eheplan nicht aufgäbe. Der Jüngling spottete darüber und sagte, daß er den höllischen Besucher einmal bekämpfen möchte. Das batte zur Folge, daß an einem Abend, an welchem die Erscheinung des Teufels wieder verheißen war, der junge Mann im Zimmer verborgen wurde, und — siehe da, kaum hatte das Mädchen anscheinend begonnen, sich zur Nachtruhe vorzubereiten, als der gehörnte Störer ihres zukünftigen Glücks wirklich wieder erschien, um seine Bemühungen zur Abschreckung fortzusetzen. Der Jüngling, welcher darüber in gerechten Zorn gerieth, ergriff den ersten besten Gegenstand, der ihm vor die Hand kam, und versetzte damit dem Hornträger einen solchen Schlag, daß er zusammensank und verschied. Der Teufel ist mithin todt! Der brave, junge Holländer, der idn besiegte, soll jedoch dafür einer Kriminalprozedur unterzogen werden. Der Vollzug der so schnöde gestörten ehelichen Verbindung wird sonach noch auf einige Zeit ausgcsetzt bleiben müssen.
Am kl. August sind vom Kantonalkriminalgericht auf dem Rathhause zu Chur vier Schatzgräber und Gcisterbeschworer verurtheilt worben. Sie hatten im Verlauf von ewigen Jahren eine Anzahl Betrügereien verübt, dadurch, daß sie abergläubischen Leuten Geld zu Beschwörungen und Sckatzheberel ablockken. Ein fünfter zu ihnen gehöriger Geisterbeschwörer Halle sich gleich nach seiner Verhaftung im Gefangniß erhenkk. Der Hauptagent war Thomas Hartmann aus dem hiesigen Kanton, Sckreiner, von gemeinem, habgierigem Aussehen, feig und dabei ungemein glattzünzig, ganz geeignet, dumme Leute in die Schlinge zu ziehen. Er allein aber konnte die verschiedenen Rollen nicht spielen, daher zog er eine Familie Pfenninger (aus dem Kanton Zürich), Vater und zwei Söhne, und ein Maier Schöndäckler von Einsiedeln in seine Firma. Der alle Pfenninger war in fruhern Jahren längere Zeit Seidenzüchker in der Lombardei, spater ließ er sich als Gärtner und Baumzüchter in Chur nieder, wo er als ein geschickter Arbeiter gesucht war. Er hat ein verschlagenes Auge, im übrigen gewöhnliche Züge. Sein älterer Sohn, der sich gleich nach der Verhaftung entleibt hat, war einige Zeit Soldat in römischen Diensten, äußerst leidenschaftlich und jähzornig. Als Beispiel der Geschicklichkeit der Jndustrierit- ker diene folgendes Stückchen. Im Hause der Pfenninger m der Nähe der Stadt Chur wurde eine Geisterbeschwörung aufgefuhrt. Es war um die Mitternachksstunde. Man war in einem Gewölbe versammmelt, in einem Zauberkreise. Der ältere Sohn Pfenninger saß als Geistlicher, und zwar als Jesuit, bei mattem Lampenschein mitten darin und las allerlei geheimnißvolle Beschwörungsformeln, um einen Geist zu beschwören, der einen Schah bewachte. Der Geist erschien (m der Person des jüngern Bruders, eines schmächtigen Burschen von ungefähr 20 Jahren); er war vermummt und sprach mit hohler Stimme; auf dem Rücken trug er eine Kiste. Auf die Frage, wer er sey, erzählte er, er sey der Geist eines französischen Generals, habe im Franzvsenkricg in einem Treffen Zwischen den Franzosen und Oestreichern auf der soae- nannk-n Sckweinweide, eine Stunde nördlia» von Chur, die Uegimentskasse im Gebüsch vergraben, sey dann in das Prättigau retirirt und dann von einem Bauren
erschlagen worden,' nun müsse er als Geist die Kasse bewachen. Auf die Frage: wie viel Geld in der Kasse sey, antwortet er: vier Millionen in blanken Thalern. Der Beschwörer ersuchte den Geist, das Geld da zulasten. Der Geist gab zur Antwort: er würde sich eine Ehre und ein Vergnügen daraus machen, den Herren diese Bagatelle zu übergeben; er könne dieß aber blos unter der^ Bedingung thun, daß vorerst 400 Messen zu seiner Erlösung gelesen werden, und zwar 200 im Dom zu Luzern und eben so viele in Solothurn. Hierauf hieß der Beschwörer den Geist verschwinden, und er verschwand, heißt das zur Tdüre hinaus. Einer der gegenwärtigen Oberländer scheint den Geist nicht sehr gefürchtet zu habe», denn er rief ihm zu, wo bist du verfluchter Teufel? Die Andern aber glaubten die Sache aufs Härchen. Jede Messe kostete nun zwar einen Gulden, eS fanden sich jedoch bald Leute, welche die Summe von 400 fl. samml andern Spesen bezahlten und den Beschwörern eindänd iglen. In der Nähe deS Städtchens Jlanz wurde ebenfalls ein Geist beschworen, der Geist der Burgruine Weltensburg, der unter ähnlichen Bedingungen einen Schah auszudändigen versprach. Auch machte Hartmann und Comp. Geschäfte in Büchern und andern Instrumenten» Bergspielen rc., durch deren Zauberkraft Schätze gehoben werden. Ein Partikular gab 300 fl. und ein anderer 280 fl. für Herbeischaffung des 6. und 7. Buch Moses. Einem Partikularen wurde das 6. und 7. Buch Mose auch wirklich cingehändigt, eine Abschrift des dießfalligen von Scheible in Stuttgart herausgegebenen Wcrkleins. Schöndäckler von Einsiedclu wurde von Hartmonn ertra von dort herauf beschieden, um hier bei den Beschwörungen als Geistlicher zu fung-ren. Schönbächler, seines eigentlichen Zeichens ein Goldschmied, ist ein beinahe zwerghaft kleines, unansehnliches Männlein, mit einer heuchlerischen, bohlen und zugleich unverschämten und begehrlichen Bogelphysiognom>e. Er machte als Geistlicher bei einigen Werdern, die sich recht eigentlich um die Beschwörer rissen, besonderes Glück. Unter den Betrogenen sind ein Geschworener, ein Schreiber und ein Säcklermeistcr. Aus dem Lugnez hatten zwei Brüder, welche gegen 300 fl. hergegeden halten, um den Geist des Generals zu erlösen, einen Wagen und einige Maltersäcke nach Chur geschickt, um den Schatz in Empfang zu nehmen, allein der Fuhrmann mußte wieder ganze Wendung machen, denn es war ein Hinderniß in der Erlösung des Geistes eingerreten, der Pfarrer, der die Messen in Solothurn lesen sollte, war erkrankt. Die verschiedenen Betrugssummen belaufen sich zusammen auf einige tausend Gulden. Wenn man indeß hieraus schließen wollte, unser Volk sey im allgemeinen sehr leichtgläubig und abergläubisch, so würde man ihm Unrecht lhun. Einzelne Thoren gibt es überall. Die gesammre Geschichte der Betrügereien des Hartmann und Comp, würde übrigens einen schönen Beitrag zur Erkenntniß der Volksbildung geben. Das Urtheil lautete, je nach dem Grate der Urheberschaft, der Becheiligung und Hülfeleistung bei den Betrügereien auf 7,4 und 3 Jahre einfache Zuchihausstrafe, und für den jungen Pfenninger, der großeniheils moralisch dazu gezwungen worden war, bei den Aufführungen die Rolle des Geistes zu spielen, auf 8 Monate Gefangniß. Da die hiesige Publiclstik die Namen derer, die sich aus Habsucht auf eine so lächerliche Weise betrügen ließen, veröffentlicht hat, so