werden die Betroffenen nun überall weidlich auSgelacht, und die Geschichte kann wohl vor fernern Thorheiten warnen.
Aus dem Kirchenstaat erfahrt man abermals von einem politischen Meuchelmord! Ein wegen seiner Grausamkeit und rastlosen Verfolgung verhaßter Mann, Namens Poliki, Direktor der Polizei von Pesaro, wurde vor der Schwelle seines Hauses ermordet.
Das ehrgeizige England hat auf der empfindlichsten Seite eine Niederlage erlitten. Der amerikanische Schnellsegler Amerika hatte alle Londoner Schiffsherren zum Wettrennen ausgefordert. Der Londoner Uachtklubb nahm die Aufforderung mit IL Tch ffen auf und wurde von der flüchtigen Amerika spielend besiegt. Oer Schnellsegler gönnte den Engländern einen bedeutenden Vorsprung, zog nur einen Tdeil seiner Segel auf und überholte seine Gegner doch so weit und schnell, daß, als er am Ziel angekom- men war, von den andern noch gar nichts zu sehen war. Auf der Insel Wight, von wo die Schiffe ausliefen, spielten alle Telegraphen durch das ganze Land und die Königin mit ihrer Familie wohnte der Niederlage auf ihrem Schiffe selbst bei. Die Wette galt 125,000 fl.
Der New-Pork Herald läßt sich aus San Francisco folgende gräßliche Schilderungen über die dortige Lynchwuih mittbeilen: Am 12. wurde das Haupt einer Bande Räuber, Jain Steward mir Slawen, gefangen, a!s er eben einen Einbruch verübt halte. Vergebens versuchte die Polizei, ihn den Gerichten zu überliefern. Der Unglückliche wurde noch am selben Tage vom Volke verhört, gerichtet und auS der Welt geschafft. Dergleichen Lpnchprozeffe werden Mit gewissen Feierlich- keiien geführt, so daß sie einen gewissen Schein von regelrechtem Wesen bekommen. Jain war kaum gefangen, so wurde die Lyuchglocke geläutet, und bas Volk ftürzie zu Tausenden ins Haus des Lynchkomites. Hier wurde der Verbrecher, bewacht von 500 Comitcmiiglie- dern, nach kurzem Prozeß zum Tode verurthe>lt. Dieselben Männer führten ihn, jeder mir einem Pistol in der Hand, in feierlicher Stille zum Richiplatz, und so imposant war der Zug, daß die Menge in den Straßen daS Haupt egtblöste, wenn er vorüberzog. Der Galgen war ein gewöhnlicher Krabn. Die Hinrichtung gieng schweigend vor sich und ohne daß ein Versuch zur Befreiung des Verbrechers gemacht worden wäre. Aehn- licheS geschah in Soucra, wo ein Dieb inmitten der Stadt auf einen Baum gedenkt wurde. Noch empörender war die Hinrichtung eines Mädchens aus Meriko, welches einen Goldgräber im Streit erstochen hatte. Ihr Muih beim TodeSgange, ihre Schönheit und die rührende Freundlichkeit, mit welcher sie den Umstehenden die Hand zum Abschied reichte, wird als höchst ergrei- send geschildert.
Als am 28. Juli 1830 der Volksaufstand in grauen- ha'ier Wuth in PariS und namentlich vor dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten tobte, lag ,n geringer Entkernung von demselben, in dem Archivge- däude, ein Mann, der sich unter der Kaiserregierung als Diplomat hohes Ansehen erworben hatte, der Graf von Hauterive, nn Sterben. Seine Verwandten und Freunde standen weinend um sein Bett und er nahm
Abschied auf ewig von ihnen, während draußen kn den Straßen unaufhörlich Schüsse knallten. Nachdem er allen seinen Lieben die Hand zum lezten Male gereicht hatte, wünschte er mit seiner Nichte, der Baronin von Hau- terive, allein zu scpn, die still am Fuße seines BetteS weinte und betete. Nach einer Stunde etwa fielen Schüsse im Hofe, so daß die Fensterscheiben klirrten. Die Baronin eilte an daS Fenster und sah, daß der Hof von bewaffnetem Volke erfüllt war und ein Gensdarme bereits ivdt da lag. Das Volk drängte in Kchaaren herbei, weil es in diesem Hause Polignac versteckt wähnte. Die Baronin verlor trotz ihrem Entsetzen die Besonnenheit nicht, ging aus dem Schlaf- oder Nebenzimmer hinaus und traf da einen andern Gensdarmen, der v»r ihr auf die Knie sank und flehentlich ausrief: Sie kommen! Retten Sie mich! Sie wteß ihn sofort in ein anstoßendes Zimmer unv empfahl ihm, dort sich anders anzukleiven. Es war die höchste Zeit, denn das Volk drängle die Treppe herauf. Muthig ging die Baronin den Aufgeregten entgegen und fragte, was sie wollten. Da trat ein bleicher junger Mann vor und erklärte, daß man den Minister Polignac suche. Die junge Frau be- tbeuerte, daß derselbe nicht in ihrem Hause sey und fuhr dann fort: Treten sie ein, wenn sie es wünschen, aber um des Himmels willen machen Sie kein Geräusch, denn mein Eovn ist sehr gefährlich krank und mein Vater liegt nn Sterben. Die Tyränen, welche ihre Stimme unterbrachen, bürgten für die Wahrheit ihrer Worte, auch enigegnete der junge Manu ehrfurchtsvoll: ich werde Ihnen alle!» folgen und es soll Ihnen unv den Ihrigen nichts zu Leide geihan werden. Die andern blieben wirklich zurück unv der junge Mann folgte der Dame. Sobald er mit derselben allein war, sprach er: Ich glaube Ihnen alles, aber Sie verbergen einen Gens- barmen. — Ich läugne es nicht; der Mann bat mich fußfällig, ihn zu retten. Schonen auch Sie ibn! — Ich bin kein Mörder, antwortete der junge Mann, und hoffe, Ihren Schützling retten zu können. Aber seine Uniform muß er oblegen. Der Bediente der Baronin holte den Gensdarmen herbei, der sich bereits umgekleidet hatte, der junge Mann nahm ihn am Arm, fuhr ihm mu seiner pulvergeschwärzten Hand über das Gesicht, um ihn noch unkenntlicher zu machen, begab sich wieder zu den Seinigen und sagte ihnen: „Es ist nur ein alter Mann, der unter dem Kaiser nützliche Dienste geleistet hat und jezt im Sterben liegt; der Gensdarme ist entschlüpf,; der Mann da verfolgic ihn, konnte ihn aber nicht erreichen. Vorwärts, aber in aller Stille, da Kranke hier liegen." — Das kurz vorder wütbende Volk schliech sich leise fort, der verkleidete Gensoarm entkam in der Menge leicht und die Frau von Hauterive kehrte zu dem Kranken zurück, der sie nur noch ein- ^ mal anblicken konnte und in der nächsten Minute die ! Augen für immer schloß. Die Baronin wachte noch zwei Tage uno zwei Nächte neben der Leiche and verließ die- ^ selbe nur auf Augenblicke, um in das Zimmer ihres Soh- ! nes zu gehen, der am Scharlach darniederlag. Und die i Frauen, die einer so heldrnmülhigen Aufopferung t fähig sind, wagt man „das schwache Geschlecht" zu § nennen?
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