Speier, 30. August. Gestern Abend vor 6 Uhr hatten wir wieder ein furchtbares Hagelwetter. Die Schießen fielen in solcher ungeheuren Menge, daß man deren an manchen Stellen heute früh noch findet. Der verursachte Schaden ist begreiflicher Werft sehr groß, namentlich am Tabak. Auch schlug der Blitz in die Gebäulichkeiten eines Ackermanns in Maudach.

Der Scbankwirth Lehrmann in Berlin hat eine Drehrolle ausgestellt, deren Rad ein Orgelwerk in Be­wegung seht. Die Arbeit dcS Wäscherollen» wird damit sehr versüßt und die Dienstmädchen von nah und fern eilen mit ihren Waschkörden nach diesem Keller, wo sie nach dem Takt eines Walzers oder eines Polkas die Wäsche wickeln und plätten können.

Kur Hessen. Der Volksfreund des Hrn. Vilmar singt den Kurfürsten an seinem Geburtstage an:

Und hättest Du in jenen schwier'gen Stunden Gestrauchelt aus des strengen Rechtes Bahn,

Du hättest nimmer siegreich überwunden, wär gelungen uns er Feinde Plan.

Hochedler Fürst, der heule Du geboren.

Erhaben stehst Du da in einer Zeit,

So arm an Helden und so reich an Thoren,

Dies spricht des Weltgerichts Gerechtigkeit!

Wie wir hören, wird in der nächsten Zeit der Beitritt von den beiden Hessen (Großherzogihum und Kurfürstenthum), Nassau und den betten Hohcnzollern zum deutsch östreichischen Postverein erfolgen.

Deutsche Auswanderer werden gewarnt, sich nicht ohne die größte Vorsicht Lioerpooler Schien zurUeber- fahrt nach Amerika anzuvertrauen. Die Preise sind zwar gering, die Schiffe aber meistens überfüllt und tue Be­handlung schlecht. Letter sollen gewissenlose Hamburger Agenten mit Hülfe der niedrigen Preise viele arme Leute für jene Sckiffe anwerben.

Schweidnitz, 24. Aug. Ein merkwürdiger Fund macht hier viel Aufsehen. Es wird nämlich die lrche des Ml»oritenklosters eingerissen und ein Gymnasium daraus gebaut. Am 19. d. M. fand man in dieser Kirche vier weibliche Skelette eingemauerl, bei Einigen wurden Nägel im Kopfe gefunden. Nach dem Gutachten der Kreis-Medicinal-Aerzle konnten dieselben 18 bis 20 Jahre alt gewesen seyn, als sie eingemauert wurden; dieselben waren mit Hölzern unterm Kopfe und unter den Armen gestützt.

In Antwerpen fand am 17. August ein groß­artiges Mänliergesangfest von belgischen, holländischen und deutschen Sängern statt. Es galt einen Wettstreit und Preise waren ausgesetzt. Die zwei ersten Preise, goldene Medaillen mit noch einer Baarschaft von 500 und 300 Franks errangen die Sänger von Aachen und Bonn. Auch der Kölner Sängerverein trug einen Preis davon.

Seit wenigen Wochen sind die Elemente unruhiger als die Menschen. Die Wasser schwollen an, die Berge setzten sich in Bewegung, Nordlichter standen am Himmel, ungewöhnlich heftige Gewitter mit Hagelschlag wüthetcn und die Erde zitterte. In Bern, Emsiedeln und Basel wurden in der Nacht vom 23. auf den 24. August Erd­stöße verspürt, Balken und Getäfel krachten, Gerälhschasien fielen von den Wanden, die Leute fühlten ein Schaukeln wie in der Wiege. Der doppelte Erdstoß in der Nacht vom 23. zum 24. August wurde in der ganzen Schweiz vom Bodensee zum Genfersee gespürt. Die Häuser krachten und aufgehängte Gegenstände fielen von der Wand.

Immer noch böse Nachwehen. Die Urtheile üb« die Theilnchmer an der Verschwörung in Prag im Jahr 1849 sind vor einigen Tagen gefällt worden und lauten aufTod durch den Strang, auf 1015jährigen schweren Kerker. Die Todesstrafe »st in 20-, 16- und 14jährige schwere Kerkerstrafe verwandelt worden.

Oestreich hat für seine militärische Hülfe in Schleswig dem König von Dänemark eine Rechnung von 8 Millio­nen Gulden gemacht. Wir finden das sehr billig.

Das Wichtigste und Folgenreichste ist in Oestreich geschehen. Seil dem 20. August ist Oestreich kein kon­stitutioneller Staat mehr, sondern ein vom Kaiser auch der Form nach unumschränkt regiertes Reich. In vier kaiserlichen Handschreiben ist die Umwandlung ausge­sprochen. Das erste an den Ministerpräsidenten Fürsten Schwarzenberg spricht den Grundsatz aus, daß der Kai-e ser der Staat ftp; die seitherigen Staatsminister sollen nur dem Kaiser, keiner andern polnischen Körperschaft verantwortlich seyn. Das zweite Handschreiben wandelt den Neichsraih in einen Nach des Kaisers um; er hört Minister und Nätbe nur, wo und wenn er will. Das drille und vierte Handschreiben fordert die Präsidenten des Minister- und Reichsraches, den Fürsten Schwarzen­berg und Baron v. Kübeck auf, die Frage über den Bestand und die Möglichkeit der Neichsverfaffung in Erwägung zu ziehen und Gutachten über die Aus­führung dieser Frage abzugeben. Ein halbamtlicher Artikel der Wiener Zeitung gibt die Erläuterung: Der Staat sey nicht durch die Verfassung, sondern nur durch das Ansehen des Kaisers gerettet worden. Durch die kaiserlichen Handschreiben ftyen die Minister außerhalb der Verfassung gestellt worden, damit sie mit dem Neichs- rath die ganze oder therlweise Aufhebung der Verfassung berachen könnten. Der Kaiser habe allein zu enischeiden. Die Bestürzung über diesen Schritt und das Beispiel, das darin liegt, ist in ganz Oestreich groß. Sogar die Augsburger AUg. Ztg. erhebt ihre warnende Stimme. N e seit dem Bestehen des Hauses Habsburg-Lothringen, sagt sie, ist eine tiefer greifende Frage Ministern in die Hand und das Gewissen gelegt worden. Minister Bach soll erst durch die Handschreiben die Umwandlung er­fahren haben.

Briefe aus Warschau melden, daß die durch mehrere Werke bekannte polnische Schriftstellerin Narcssa Zmich- nowsk von den russischen Behörden die Weisung erhielt, behufs ihres ferneren Aufenthalts in ein Kloster einzu­treten, und sich nicht mehr mit Literatur, sondern mit weiblichen Handarbeiten zu befassen. Dafür erhält sie zu ihrem Unterhalt einen Silderrubel täglich.

Ueber das Auslreien des Flusses Dnjcstr bei Sta- nislau und die hiedurch entstandene Ueberschwemmung laufen schauderhafte Berichte em. Durch einen Wvl- kenbruch war der Fluß so furchtbar angeschwollen, daß er ein ganzes Dorf nebst dem Eisenhammer mir fortriß, wobei 130 Menschen ums Leben kamen.

Zu Amsterdam ist in diesen Tagen dem unziem­lichen, zu wett Zerriebenen religiösen Eiter ei» Schlacbt- opfec gefallen. Sind wir gut unt. rrichier, ko bat sich dre Lache in folge wer Weise zugn.agen: Em Maschen römisch.katholischer Konfession bealucchftgtt, sich wft ei­nem Protestanten ehelich zu verbinden. Die jungen Leute hatten bereits längere Zeit mit it.avder verftyr?.- als plötzlich das Mädchen ihrem Benot " zu erkennen gab,