Todesfall kam dem beim Landtage in Stuttgart anwe- senden Fürsten Hugo von Hohenlohe am selben Tage durch den Telegraphen in einer Zeit von 25 Minuien zu, in Folge veffen derselbe sogleich von da nach Sla wentziy abreiste. (Slawentz,tz ist von Stuttgart 189 geographische Meilen entfernt.)

TageS Neuigkeiten.

Die Hohen zollerschen Staatsbürger freuen sich, etwas Schönes zu hören. Der König von Preußen will zu ihnen kommen und die Huldigung persönlich abneh­men. Die Feierlichkeiten werden vorbereitet.

Baden. In letzterer Zeit fanden wieder mehrere Verhaftungen statt, so in Mannheim, Baden und Wald- kirch, wobei zugleich verbotene Bücher, Mazzinische Loose mit Beschlag belegt wurden.

Rastatt, 20. Juni. Die Kasematten füllen sich wieder. Wer an den Pfingstfeiertagen bei Wein und Bier sich etwas scharf über unsere jetzigen Zustande äußerte, wurde abgeführt, so daß die Zahl der Gefan­genen hier schnell auf ein halbes Hundert stieg. ES lasset, sich übrigens viele revolutionäre Erscheinungen blicken. Die Gräber der gefallenen Freiheitskämpfer wurden dieses > Jahr in auffallender Weise geziert.

Hilzingen, in Baden. Vor Kurzem haben handwerksmäßige Diebe im markgräflichen Schlosse dahier die Kanzlei des Rentbeamten mittelst Nachschlüsseln ge­öffnet und auS der Kasse 150 fl. entwendet. Lue mulh- maßlichen Thäter sind verhaftet. Bei Stein am Rhein ist dieser Tage ein mit Holz beladenes Schiff durch den Sturm an einen Pfeiler der Brücke geworfen worden, wodurch es so beschädigt wurde, daß cs augenblicklich untcrging. Die Mannschaft rettete sich.

Freiburg, 23. Juni. Wieweit die tolle Reaktion in Deutzchland voranschrcitet, wie sie sogar die Tobten, nicht schont, haben wir wiekeran einem eklatanten Beispiele ^ erlebt: Das auf einem öffentlichen Platze FreiburgS ge­standene Denkmal Rotteäs ist von Polizei wegen entfernt worden. Trotz der Protestationen deSGemeinderatbs von Freiburg, welchem das Denkmal von dem früheren Komike zum Eigenthume und Schutze übergeben gewesen war, ließ eS der Stadtdirektor Amann in der Nacht vom 22. auf den 23. d. M. so eilig als möglich abbrechen. Man sagt, es sei Ließ wegen eines bevorstehenden Besuches des Großherzogs in Freiburg geschehen von welchem man fürchtet, daß er durch den Anblick des Denkmals unangenehm berührt würde.

MoSbach, den 24. Juni. Ein Akt abscheulicher Bosheit wurde m dem nahen HußmerSheim verübt, in­dem rn der Gypsgrude Friedrichsstetten die Thüre von unbekannten Thäiern gewaltsam erbrochen und durch Durchstechen einer Wand bas Wasser in den Schacht eingelassen wurde, jo daß die Grube gänzlich rumiri unv den Etgenthümern ein Schaden von mindestens 60,000 fl. zugesügt wurde.

Konstanz, den 23. Juni. Gestern Abend hatten wir das furchtbar großartige Schauspiel eines Seesturms, während dessen Wüthen wir um Menschenleben in Furcht schwebten. Drei Damen aus der Schweiz wollten sich von dem eine halbe Stunde von hier am See auf ba­dischem Gebret gelegenen Gasthaus zum Käntle auf das gegenüberliegende Schweizerufer üderschiffen lassen. Die

fahrkundige Tochter eines hiesigen Fischers führte ganz allein den leichten Kahn auf dem ruhigen See. Als ie ungefähr den halben Weg zurückgelegt batten, brach plötzlich ein Sturm los, der das Fahrzeug den schäumen- ven Wellen preisgab. Aber der weibliche Steuermann hielt das Sch.fflein mit Geistesgegenwart und Gewandt­heit in einer entsprechenden Richtung, bis vom Schwei- zerufer aus eui Kahn zur Rettung ankam. Der rüstige Führer dieses Kahns, mit dem noch zwei Ruderer fuhren, lvac der Onkel jenes weiblichen Fährmanns, der durch mehrmalige Rettung von Menschenleben rühmlich bekannte Fischer Einhart von hier. Er brachte die Beängstigten wohlbehalten ans Land.

Straubing, den 23. Juni. Heute fand dahier die Hinrichtung der beiden Raubmörder Franz Matzöder, 39 Jahre alt, und Franz Reiter, 32 Jahre alt, statt. Sie wurden einzeln oer Zweite erst nach der Ere- kulion des Ersten vom Nachhause aus nach dem Schaffst gebracht; die Enthauptung wurde bei Beiden rasch durch einen einzigen Streich vollzogen. Ein gro­ßer Tbeil der aus der Umgegend zusammengeströmten Bauernbursche zeigte bei dem blutigen Schauspiel eine füollose Rohheit; ja es wurde sogar dem Scharfrichter, welcher an den Deliquenten sein sogenanntes Meisterstück (die erste Hinrichtung) lieferte, ein lautes Bravo zuge­rufen.

Hanau, den 25. Juni. Bei der Nachfeier des Frohnleichnamfestes schlug lezten Sonntag, Nachmittags um 4 Uhr, während eines starken Gewitters, der Blitz in die Kirche zu Emsdorf, bet Kirchhain, ein und töd- tete drei Personen: einen Greis, einen Mann im mitt­leren Aller und einen 13jährigen Knaben. Ein Jüng­ling, der Mit Lezierem auf dem Orgelchor war, ist so gefährlich verlezt, daß sein Aufkommen bezweifelt wird. Glücklicherweise waren aber kaum mehr als ein Dutzend Mensche» in der Kirche anwesend; der Blitz zündeie nicht, doch soll er die Orgel und das Kirchendach stark beschädigt haben.

Mainz, den 24. Juni. Die lezten Tage waren hier reich an Ereignissen der dürsterstcn Art. Außer mehreren Sedstmorden von Miliiärpersonen, welche sich un Berlauf von wenigen Tagen folgten, ereianeten sich gestern und heute zwei gleiche Fälle, welche Civilperso- neu zu Opfern hatten. Ein junges Mädchen, Aufrvär- terin in einem Brauhause, machte im Licbeswahn und ein seit mehr alS einem Jahre wegen Schulden inhaf- tirter Burger, wohl aus Verzweiflung, seinem Leben ein Ende, jenes durch einen von schmerzlichem Tode beglei­teten Schnitt in den Hals, dieser durch Erhängen. Dazu kommt die Verbaftung eines reichen Tartuffe, der an zwei Mädchen von 9 bis 11 Jahren abscheuliche Schandtbat oerübt zu haben angeklagt ist. Wahrlich keine erfreuliche Blüthe unserer ordnungsvollen frommen Zeit.

Wiesbaden, 18. Juni. Diesen Morgen fand Uminskis Beerdigung statt. Einige Polen und einige polnische Damen nebst einer Anzahl hiesiger Bürger folgten seiner Bahre. Am Grabe sprach Graf Ledochowski folgende Worte: Uminski, tapferer Kämpfer für die polnische Unabhängigkeit, ruhe sanft in dieser zwar di» fremden, aber koch so brüderlich gastfreundlichen Erde! Mögest Du hier diese Ruhe finden, deren Dein so tha, tenreiches und vaterlandsloses Leben entbehrte! Im Namen Deines zerstückelten Vaterlandes, im Namen