Der V^eIiriii»^liII»erieI»E

FAirerhauptquartier, 24. Noveniber. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Am Brückenkopf Ni ko Pol, im groben Dnjepr-Bogen und bei Tscherkassy würben neue starke Angriffe der Sowjets in harten Kämpfen abgeschlagen und eingebrochene feindliche Kräfte im Gegenangriff vernichtet oder zurückgeworfen. Im Abschnitt südlich Kremeutschug dauern heftige Kämpfe an. Im Hiutergelände südwestlich Tscherkassy wur­den mehrere befestigte Bandeulager vernichtet. Im Kampfraum westlich Kiew führt« ein um­fassend angesebter eigener Angriff zur Ein­schließung starker feindlicher Kräfte. Eine deut­sche Panzerdivision vernichtete oder erbeutete dort am gestrigen Tage 30 Panzer. 6 Batterien und 40 weitere Geschütze aller Kaliber: Ge­fangene wurden eingebracht. Die schweren Kämpfe im Einbruchsraum westlich Gomel hielten auch gestern an Unsere Truppen setzten den vorstoßenden feindlichen Verbänden erbit­terten Widerstand entgegen. Nördlich Gomel wurden starke Angriffe der Sowfets abgeschla­gen. An der Einbicachsstell« südwestlich Krit- schew sind heftige Kämpfe im Gange. Nord­westlich Newel gewann ein eigener Gegen­angriff Gelände zurück.

An der süditalienischen Front kam es gestern zu lebhaften örtlichen Gefechten. Im Westab­schnitt scheiterte ein feindlicher Angriff gegen eine Höhenstellung westlich Venafro. Im Ostabschnitt wurden unsere Gefechtsvorposten von weit überlegenen britischen Kräften ange­griffen. Nach mehrstündigem Kampf, in dem der Feind empfindliche Verluste erlitt, setzten sie sich aus rückwärtige Stellungen ab.

Die Reichs Hauptstadt wurde in den Abendstunden des 23. November erneut von starken britischen Bomberverbänden angegrif­fen. Durch diesen Terrorangriff entstan­den in mehreren Stadtteilen neue Schäden. Neben Wohngebieten wurden zahlreiche öffent­liche Gebäude, darunter Kirchen. Wohlfahrts­einrichtungen und Kunststätten zerstört. Jagd­verbände und Flakartillerie der Luftwaffe schos­sen trotz schwieriger Abwehrbedingungen 19 feindliche Flugzeuge ab.

tut das auch nicht. Unsere Gegenschläge, die sowohl im Raum von Schitomir als auch bej Äriwoi Rog und in anderen Gebieten geführt worden sind, beweisen vollgültig die K a m pfkraft u n- sererOstarmee. Ties« Schläge werden stark und kraftvoll geführt. Der gegenwärtige Verlaus der Ostfront ist noch keineswegs stationär. So­viel ist jedenfalls sicher: die Gegenschläge der leb­ten Wochen beweisen, daß die deutschen Armeen im Osten in der Lage sind, etwaige gegenwärtige Nachteile der Ostfront auszugleichen und sich dort Vorteile zu sichern, wo dies notwendig er­scheint. Ein Blick auf die Karte läßt erkennen, daß die Sowjets mit allen Mitteln versuchen, den Zugang zur Krim zu öffnen. Bisher sind aber alle diele Versuche gescheitert und ein- gedrungcne -Kampfgruppen des Gegners werhen restlos vernichtet. Auch auf der Hmbiniel Kertsch, wo nach der Räumung der Taman-Halb­insel-durch die deutschen Truppen ein Angriff erwartet werden mutzte, ist eine Erweiterung der Landeköpse nicht gelungen. Gerade hier haben die Sowjets schwere Verluste buchen müssen. Die deutsche Führung sieht der weiteren Entwicklung auf der Krim-Halbinsel mit absolutem Ver­trauen entgegen. Die deutsch-rumänischen Trup­pen haben ihre Verteidigungskraft hinreichend bewiesen.

In diesen Tagen vor dem Eintritt des fünften Kriegswinters müssen aber noch einmal gerade die Leistungen der Infanterie voll gewürdigt werden. Das Oberkommando deS Heeres blickt voller Zuversicht aus die deutsche Inf n- terie, die auch in schwierigen Wochen und in den schwierigsten Lagen nicht verzagt hat. Wenn von der Unbill deS Wetters gesprochen wird, so mutz gerade die Infanterie immer am meisten darunter leiden, aber sie hat trotz dieser Entbeh­rungen niemals versagt und es ist deshalb auch selbstverständlich, datz die Hauptsorge unserer Führung der Infanterie gilt, der jede nur denk­bare Erleichterung zuteil werden muh.

Zehnte italienische Schnettboot-Flottille

über «Iva Verrat ,1er itulieuisebeo klotte

o r » d l b « r I cd l unsere« « o r r e s o o u S « n r« o

b«. Rot», 25. Nvv. Die unter dem Befehl des Goldmedaillenträgers Fürst Borghese ste­hende italienische 10. Schnellboot-Flottille war der erste italienische Flottcnverband, der am Tcme der Bekanntgabe deS schimpflichen Waffen­stillstandes die Kahne nicht einzog. lgndern an der Seite des deutschen Bundesgenoffen weiter kämpfte. Die Flottille wurde in den Tagen der Auslösung der italienischen Wehrmacht zum Sammelpunkt zahlreicher Offiziere, Unteroffi­ziere und Mannschaften, die sich seinem Kampf­verband zur Verfügung stellten. So meldeten sich auch 40 Schwerkriegsverletzte bei der Schnett­boot-Flottille, die zum Grundstock der neu er­stehenden italienischen Kriegsmarine wurde.

Die Flottille hat damit über ihre eigene Waffengattung hinaus weitgehendere Funktionen übernehmen müssen: Bei ihr melden sich aus- gebildete U-Boot-Besatzungcu für die noch vor­handenen oder in Fertigstellung begriffenen U-Boote, bei ihr melden sich, wie der Befehls­haber der Flottille einem Vertreter der Agenzia

Stefani erklärte, Anwärter kür die U-Boot- Waffe, und bei ihr werden ferner Mann­schaften für die Sturmkampfmittel aus­gebildet, die dem Gegner im Mtttelmeer schon so schwere Schläge zngefügt haben.

Fürst Borghese äuherte sich über'die Er­eignisse vom 8. September und betonte, die ita­lienische Kriegsmarine habe keinen Verrat be­gangen, sondern sei verraten worden. Keiner der Äesatzungsangehörigen der Einheiten, die in der Nacht vom 8. September aus Spezia ausliefen, wußte, zu welchem Zweck die Flotte Befehl zum Auslaufen erhalten hatte. Die Flotte fuhr be­fehlsgemäß mit Kurs auf La Maddalena lMarinestützpunkt an der Nordspitze von Sar­diniens. Während der Fahrt lief dann ein erster Fuukspruch ein, der die Schiffe nach Süden dirigierte undklar zum Gefecht" befahl. Un­weit der Insel Malta lief schließlich ein wei­terer Funkspruch ein, der dem Geschwader' >n- mandanten befahl, seine Schiffe dem Feinde aus­zuliefern, da cszum Besten des Vaterlandes notwendig sei".

Abenteuer eines kritischen LrißscieAenerais

Vie «irr ^rtilleriekiibrer eines Vriueclcvrps unveisebens bei uns eintrrik

k'K. Brigadegeneral Robert Stavleyist der Artillerieführer eines englischen Armeekorps, das im Nordteil der Front eingesetzt ist, dort, wo die Abruzzen in flachen Wellen gegen das Adria­tische Meer auSlaufen. Am 7. November, einem kalten und regnerischen Nachmittag, beschließt er, sich nach vorn zu begeben. Er will seine Beob­achtungsstellen und vorgeschobenen Artillerie­beobachter besichtigen. Zu diesem Zwecke nimmt er seinen Adjutanten Major Goddes und sei­nen Fahrer, einen biederen Fleischhauer, mit aus die Frontfahrt. Hu driti besteigen sie den ge­ländegängigen kleinen Willis-Kübel: vorn der General neben seinem Fahrer, dahinter er Major. Gegen 4 Uhr kommen sie in die Nähe der vorderen Linie, von der verlautet, sie habe sich dank eines gelungenen Angriffs der engli­schen Infanterie über den flachen Gipfel des Monte Calvo hinweg auf den jens.itigen Abhang vorgeschoben. Dieser Glatzenberg ist, wie sein Name sagt, äußerst kahl. Soldaten tummeln sich dort also nicht aufrecht, sondern verschwinden in diesem Gelände, das keinen Schutz gewährt, in den Boden. Die holprige Landstraße führt um den Gipfel herum. Ein paar englische Infante­risten sehen aus ihrem Loch etwas verdutzt dem Fahrzeug nach, das an ihnen vorüber kommt. Was der Alte wohl vor hat?"Weiß nicht!" Im übrigen sind sie von Natur schweigsam.

Der Fahrer verhält kurz vor einem Stroh­schober rechts, einem Hause links an der Straße. Er zeigt mit dem Finger ans eine flache Mulde kurz vor.ihnen, wo ein unverkennbar deutsches Motorrad im Straßengraben lehnt. Kurzes An­halten. Orientierung nach der Karte. Der Gene­ral befiehlt: Weiter! Aber schon im nächsten Augenblick springt aus dem vermeintli^-leersa Haus ein deutscher Soldat vor den Wa­gen. Ein Schuß,Hände hoch!" Verwirrung. Man sucht, greift nach dem abgelegten Koppel der Pistole. Die Maschinenpistole ist aus ihrem

Halter nicht locker zu bekommen Da durchdringt ein zweiter Schutz die Windschutzscheibe. Di« Kugel geht genau zwischen dem General und sei­nem' Fahrer hindurch. Nun ist der deutsche Unteroffizier, der den Schuß abgab, heran. Auch der deutsche Kradfahrer ist hinzugesprungen. Der Major und der englische Fahrer springen aus dem Wagen hinaus Aber ehe sie sich versehen, sind sie gefangengenomnien. Der General ist nicht so leicht zu überzeugen. Er läuft, so schnell ihn seine Beine tragen, davon und sucht in einem Weingarten Deckung. Aber das Hcrbstlaub bietet nur wenig Schutz: auch ist ein Radfahrer schnel­ler als ein General iui Alter von 54 Jahren. Nicht sogleich können alle drei rückwärts hinter die deutsche Linie gebracht werden. Erst gilt es, einen heftigen feindlichen Artillerieschlag zu be­stehen. Mau bequemt sich gemeinsam in ein Kanalisationsrohr. Der General sucht in einem L"ch Deckung vor seinen wackeren Artilleristen.

Am gleichen Abend muß sich der Genera! dem Verhör bei der deutschen Division unter­ziehen. Er ist eine bochciewachsene Erscheinung von kräftiger, roter Gesichtsfarbe, aktiver Offi­zier, war ein halbes Jahr in Köln wäbreud der britischen Besatzungszeit nach dem Welt­krieg.Ich war ein verdammter Narr!" keun- zeichnete er mit guter Miene zum bösen Spiel seine Unvorsichtigkeit.

Der Gegner erhielt bald darauf über die Li­nien hinweg einen Fnnkspruch, in dem ihm von deutscher Seite mitgeteilt wurde, daß der Ge­neral gut bei uns eingetroffen sei. Wir würden auch bereit sein, an vereinbartem Ort sein Offiziersgepäck in Empfang zu nehmen, damit er es sich etwas bequemer machen könnte. .Aber eS traf keine Antwort ein Auch das Ge­päck wurde nicht abgegeben. Man war wohl der Ansicht, er verdiene für diesen Streich einige Unbequemlichkeiten in der Kriegsgefangenschaft.

Ariexsiioricdter 6rak ?y<Ievii»

koIililL ii» ItiikLe

Wie in Bichs amtlich bekaniitgegebe» wird, bat Arbcitsminister Lagardelle sein Amt niedcr- gelegt. Seine Demission wurde von der iranzöss- schen Regierung angenommen. Es ist bisher nicht bekannt, ob Marschall Pttatn feine Zustimmung M Lagarbelles Rücktritt gab.

Der Sender London meldet, Latz die englisch­amerikanischen Mtlitörbebörden in Italien iebt eine Reibe besonderer Verbindungsoffiziere mit den vorgeschobenen Truvven mttgeschickt habe», die die Aufgabe Hütten, die alten Knnstschäve Ita­lienswiederberzustellen und sickerzustellen".

Badoglto legt«, wie der Sender Algier mit- tcilt. gegenüber Pressevertretern Wert ans die Fest­stellung. daßer persönlich sowohl ein Diener -er Demokratie als auch ein Diener des Königs sei"I

IVeiies »»« »Iler HVelt

Der Millstätter Mörder gefaßt. Als der 84 Jahre alte Landwirt Gustav Reiß in Will statt Wa­den) von feinem Schopf Heu bernnterholen wollte stieb er mit Ser Heugabel ans einen barten Gegen­stand. Plötzlich trat ihm ein sowjetischer Kriegs­gefangener entgegen, den er als den Mörder -er ledigen Barbara Wandres erkannte. Ans die Hilfe­rufe des alte» Mannes eilte ein in Urlaub wei­lender Unteroffizier herbei, der den Mörder fest- nebnie» konnte.

Bon Herbstzeitlose vergiftet. In Mechernich iKrcis Schleiden) batte ein Kind einen Straub Herbstzeitlosen gepflückt und einige der bunten Blü­ten spielerisch in den Mund gesteckt. Kurz darauf erkrankte Las Kind unter schweren Bergiftnngs- erscheinungen. Es mußte dem Krankenhaus zuge- fllhrt werden.

8Iisa6aI um keuersl Putt««

Z Vergeblich hat die iiordamerikanisch« Oesfentlichkei«

- seit Wochen auf irgendein« »nfregeiide Meldung vom Z italienischen Kriegsschauplatz gewartet. Nun ist endlich ß dochoch ein« Sensationsnachricht eingetrosfeu. Dies« ß hat allerdings wenig mit der militärischen Entwicklung

- in Italien zu tun. Es handelt sich dabei vielmehr u«

- die Person des Oberbefehlshabers der USA.^trcit- D kräfte in. Süditalien, des Generale Patton, der von

- General Eiseuhower zeitweilig seiner Befehlsgewalt «nt-

- Hobe» worden ist, weil er sich eines schweren disziplina- : rischen Vergehens schuldig gemacht hak.

- Patto» hatte im besetzten Süditalien ejn Kra n- : kenhaus besichtigt, in dem USA.-Verwundete und z -Kranke liege». Nach de», vorliegende» Bericht soll : Patto» an einen, Bett halt gemachl haben, in dem sich ; ein nervenkranker Soldat befand, der an einem schwe- : re» Granatschock litt. Patton befahl dem Soldaten, i sofort anfzustehe» und den Dienst wieder auszunchmen. : Als der Soldat nicht sofort den Befehl ausführte, ver­suchte Patto» ihn aus dem Bett zu werfe». Ein Arzt, der dazwischentrat, machte Patton darauf ausmerksam, daß im Krankenhaus nicht General Patton, sonder» e r, der Arzt, für Disziplin und Ordnung verantwort­lich fei, und daß Patton also kein Recht habe, «inzu- schreiten, woraus Patton »ersucht haben soll, den Re­volver zu ziehen, um sich dieses lästigen Nebenbuh­lers zu entledigen. Patton wurde entwaffnet und in Sicherheit gebracht. I» Washington wird darüber ent­schiede» werde», ob Patto» weiterhin de» Befehlöhaber- posten der 5. USA.-Arme« beibehalten soll oder nicht.

Bereits inehrere Male im Laufe seiner militärischen Karriere hat sich Patton ähnliche Dinge geleistet, so daß er heute m der USA.-Armee schon im Rufe eines Enfant terrible" steht.

Giganien" an der Ostfront

teoi-tsetrung von Heike l

Kämpfen austreten können, schnell gemeistert. Staffeln und Gruppen der Giganten bringe» das Transportgut eines ganzen Gü­terzuges in wenigen Stunden ans Ziel mit dem Vorteil, daß derfliegende Güterzug" nicht von einer Lokomotive abhängig, an einem Scyienenstrang gebunden ist, sondern daß jeder fliegende Güterwagen" ans eigener Kraft sein besonderes Ziel erreichen kann.

Der fliegerische Einsatz dieses Großraum- Flugzeuges verlangt von den Besatzungen ein besonderes Blaß von fliegerischer Tüchtigkeit und Erfahrung. Auch bedeutet ein Einjatzslug eine außerordentlich harte Anstrengung. Für lange Stunden sind die Besatzungen mit den schweren Maschinen unterwegs. Sie führen die Flugzeuge über Bandengebiete oder auch in den unmittelbaren Frontbercich, wo überraschend feindliche Jäger anfliegen können. Bordschützen gehören zu der Besatzung, die bereit sind, )edem Angreifer aus den Läufen der schweren Bord­waffen wirksame Feuerstöße entgegenzujagen.

Zn dem Flugdienst kommt die Mithilfe beim Entladen auf den vorgeschobenen Flugplätzen. Dringliche Aufträge machen oft Schlecht­wetterflüge notwendig, die hohe Anforde­rungen stellen. Eine besondere Wendigkeit in der ganzen Organisation oer Lufttransporte wird in den Fällen verlangt, wo statt auf den be­fohlenen Plätzen ans ei,»ein Ausweichhafen ge­landet wird und die zum Entladen bereitstehende Mannschaft auf Lastkraftwagen nmgeleitct wer­den muß. Das schnelle und zuverlässige Heran- bringen von Panzersprengmnnition oder Kraft­stoffen für Panzer ist bei den zuweilen kritischen Situationen der Abwehrschlachten von entschei­dender Bedeutung.

Gewaltige Lasten werden über riesige Ent­fernungen geschleppt, wie man es in den ersten Jahren des Krieges nicht für möglich gehalten hätte: schwer beladene Lastkraftwagen, ja Pan­zer, Flakgeschütze und schwere Waffen der Heeres­artillerie können transportiert werden. Auch als Truppentransporter hat dieMe 323" ihre große Bedeutung. Wenn man bedenkt, daß über hundert Mann voll arksgernstet in ihr Platz haben, so begreift man, daß wenige Flug­zeuge genügen, um Reserven von beträchtlicher Kampfkraft an gefährliche Einbruchsräume zu bringen. Die Giganten-Flngzeuge entsprechen in ihren Ausmaßen so recht den gewaltigen Dimen­sionen des Raumes im Asten.

Bon Heine bis Stalin

OerI^riseste" Veßbereiler ckes ^eltstolsctlewismu»

Im Bewußtsein des europäischen Durch­schnittsbürgers hat Harry Heine fast ein Jahr­hundert lang als Dichter desBuches der Lie­der" gelebt. Man war geneigt, ihm seine Aus­fälle gegen alle nationale Kultur als gelegent­liche Entgleisungen nachzusehen. Von den Aus­gaben der Heineschen Schriften wurde geflissent­lich alles fern gehalten, was geeignet erschien, dengrößten Lyrikpr seit Goethe" bloßzustellen. So ist es zu verstehen, daß die Erkenntnis die­ses Feindes der europäischen Kultur bis in die längste Zeit nur sehr mangelhaft war, ja, daß Heine in seiner Rolle als Vorkämpfer des Kom­munismus und Bundesgenosse des Marx-Mar- dochai bis aus den heutigen Tag fast unbekannt geblieben ist.

Als Marx im Herbst 1834 nach Paris ging, um dort seine Studien zur Vorbereitung der Revolution fortzusetzen, kam er sofort mit sei­nem Raffegenoffen Heine in enge Berührung. Es entstand ein F r e n n d s ch a f t Sb u n d, der unentwegt bis zum Tode Heines dauerte. Im Jahre 1844 arbeiteten sie beide an dem mit dem Gelbe des jüdischen Komponisten Jacob Lieb­mann Meyer-Bcer sGiacomo Meyerbeerl gegründeten EmigrantenblattVorwärts", dessen hauptsächlichste Redakteure und Mitarbeiter die Juden Heinrich Börnstein, F. C. Bernays und Moses Heß waren. In diesem Blatt versuchte Marx, die sieben schmutzigsten Kapitel aus Hei­nesDeutschland, ein Wintermärchen" unterzu- bringen. Heine hatte sie seinemliebsten Marx" warm ans Herz gelegt und ihn noch einmal sei­nerherzinnigsten" Freundschaft versichert.

Als in der Februar-Revolution 1848 durch Gehcimakten-Veröffentlichnna bekannt wurde, daß der jüdische Emigrant Heine für seine An­griffe auf Deutschland vom französischen Mini­sterium Guizot ein Jahrcsgehalt bezog, nahm Marx seinen Rcissegcnoffen Heine mit der Be­

hauptung in Schutz, er habe Freunde unterstützt. Heine war dem Kommunismus, in dem er das Blut seiner Rache kochen fühlte, mit Haut und Haaren verschrieben. Mit Marx verband ihn die Hoffnung, die Geschichte der Wirtsvölker des Judentums erst biß auf den Grund verächtlich machen und sie dann aus dem Bewußtsein der Menschen herausreißen zu können. Die Ge­schichte sei der Schandfleck der Gesellschaft, hatte Marx > in denDeutsch-Französischen Jahr­büchern" gesagt. Solange dieserSchandfleck" nicht ausgeloscht sei, könne die proietarische, die

kommunistische Weltrevolution nicht Wirklichkeit werden.

Infolgedessen nahm Heine jede^Nachricht von revolutionären, demokratischen oder kommunisti­schen Bewegungen, Revolutionen usw. mit einer bis zur Besinnungslosigkeit gesteigerten Begeiste­rung ans. Als ihn 1830 aus Helgoland die Nach­richt vom Ausbruch der Pariser Juli-Revolution erreichte, geriet er nach seinem eigenen Geständ- nis in diese Stimmung:Mir war, als könnte ich den ganzen Ozean bis zum Nordpol anziin- den, mit den Gluten der Begeisterung und der tollen Freude, die in mir loderten." Seine §a- maligcn Briefe von Helgoland sind Serien von Revolutionsfanfaren. Am deutlichsten aber hat Heine seine kommunistische Seele und den ab­

Was ist Sperrfeuer?

Das Feuer neuzeitlicher Feuerwaffen kann mannigfachen taktischen Zwecken dienen. Es kämmt als Streufeuer feindliche Marsch­straßen, Bereitstellungsplätze, Befehls- und Ver­kehrszentralen überfallartig ab. Es wendet sich als Zerstörungsfeuer gegen lebende und tote Ziele, gegen Schützennester und Panzerkeile, Batteriestellungen und Feldbefestigungen. Es wandelt als Feuerwalze den eigenerr^Ängrisss- wellen voraus. Es strebt in der Regel danach, den Feind niedcrzukämpfen, begnügt sich aber bisweilen auch damit" ihn niederznhalten oder gar nur seine Beobachtungen zu blenden. Alle diese Feuerarten sind für die anderen Waffen­gattungen mehr oder minder fremde artilleri­stische Begriffe. Sperrfeuer hingegen hat andere Aufgaben.DaS Sperrfeuer ist'' P heißt eS in der Ausbildungsvorschrift für die Artille­rieein von der leichten Artillerie im Ein­vernehmen mit der Infanterie und gemeinsam mit deren schweren Waffen xur Abwehr eines Angriffs vorbereiteter, räumlich und zeitlich be­grenzter Feuerschutz. Es liegt vor besonders ge­fährdeten Stellen der Kampffront und wird auf Zeichen, sonstige Ansorderungen oder durch Be-

fehl ausgelöst. Die Batterien geben hierzu mit großer Feuergeschwindigkeit Gruppenfeuer ab."

Das Sperrfeuer hat, seitdem es im ersten Weltkrieg aufkam, nicht wenige Gegner in« den Reihen der Truppenführer und der Artilleristen gehabt. Es frißt, so meinten sie nicht ohne Be­rechtigung, unnötig viel Munition: es bean­sprucht unverhältnismäßig viele Kräfte in der Vorbereitung und Durchführung: es schmiegt sich bei seiner langfristigen Regelung uyd auto­matischen Auslösung nicht elastisch genug jeder Lage an: es birgt die Gefahr, daß es von einer Infanterie, die Gespenster siebt, um nichts und wieder nichts ausgelöst wird. Es hat aber nie­mand etwas Besseres an seine Stelle setzen Ei­nen. Es ist und bleibt der einzige zuverlässige Nothelfer, der einspringt, wenn die vordersten Teile der Infanterie in Bedränanis geraten. Man muß sich daher mit ihm abfinden, und das Beste aus ihm zu machen suchen. Es wird, wenn es rechtzeitig einsetzt und gut liegt, zu einem Bindeglied zwischen den Schützen, ihren schweren Waffen und der auf ein Zusammenwirken mit ihnen angewiesenen leichten Artillerie. In der Luftverteidigung spielt das Sperrfeuer dieselbe Rolle wie in der Erdabwehr.

grundtiefen Haß, den er gegen die Gesellschaft empfand, in dem Vorwort zur französis hen Aus­gabe derLutetia" offenbart. Dort heißt es:

. . . ich gestehe es freimütig, dieser Kommunis­mus . . . übt auf meine Seele einen Zauber aus, dessen ich mich nicht erwehren kann. Zwei Stim­men erheben sich zu seinen Gunsten in meiner Brust, zwei Stimmen, die sich nicht beschwichtigen lassen wollen und die im Grunde nur diabolische Anreizungen sind, aber wie dem auch sei, ich werde von ihnen beherrscht, und kein Bannwort kann sie bezwingen. Die erste dieser Stimmen ist die Stimme der Logik... ich rufe aus: Sie ist seit lange gerichtet, verurteilt, diese alte Ge- s»llschaft. Geschehe ihr, wie recht ist! Werd' sie zertrümmert, diese alte Welt ... die zweite der gebieterischen Stimmen, die mich bestricken, ist noch mächtiger und dämonischer als die erste. Denn es ist die Stimme des Hasse s, des Has­ses, den ich einer Partei widme, deren furcht­barster Gegner, der Kommunismus und di. ciuS diesem Grunde unser gemeinsamer Feind ist. Ich spreche von der Partei der sogenannten L.r- treterderdeutschenNationalität... ich habe sie mein ganzes Leben lang verabscheut und bekämpft."

In dieser ans dem Jahre 1855 stammenden Aeußerung Heines sind die Wurzeln > der heuti­gen, ganz Europa bedrohenden, Zerstörungswut des auf Marx zurückgehenden Bolschewismus bloßgelegt. Hein« und Marx verstanden sich aus den gemeinsamen Haßgesühlen ihrer Raffe gegen alles Boden- und Seinsmäßige. Am 21. Septem­ber 1841 hatte Heine an Marx geschrieben:Wir brauchen so wenig Zeichen, um uns zu verstehen." Damit ist ihr in der geschichtlichen Darstellung bisher nur wenig berücksichtigtes Verhältnis aus eine einfache Formel gebracht. Heine war bis zu seinem Tobe einer der literarischen Adjutanten von Marx. Es kann darum niemand in Erstau­nen setzen, daß er in den Schullefebüchern Mos­kaus den breiten Platz einnimmt, der ihm als Vorläufer und Borbereiter des Weltboffchewis-