Sehwarzwald - Heimat

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Verwelkte Blumen, fallendes Laub, kahle B. >:me, sonnenlose Tage, graue Nebel und rauhe Stürme ... Hügel mit Kränzen, Hügel, zu deren Häuptcn auf schlichten Birkenkreuzen graue Stahlhelme ruhen ... Natur und Menschenher­zen stehen im Zeichen der Trauer um unwieder­bringlich Verlorenes.

Dennoch lautet unser Bekenntnis: das Leben ist unbesiegbar und von ewiger Dauer! An die­ser Gewißheit unseres Herzens macht uns weder jene Zeit des Jahres irre, in der der Tod die Herrschaft anzutreten scheint, noch das Todes­leid. das tausendfach im Krieg über unser Volk an der Front und in der Heimat kommt.

Im Augenblick vermag uns wohl der Tod die Sicht zu nehmen, und seine dunkle Stimme scheint das letzte Wort behalten zu wollen. Aber wie unsere Augen, eben noch von Licht erfüllt, sich erst an die Dunkelheit gewöhnen müssen, um allmählich selbst in der tiefsten Finsternis noch sehen zu können, so müssen wir der Wirklichkeit des Todes gegenüber unsere Sinne schärfen, ja einen neuen Sinn in uns wecken, um zu erken­nen, daß der Tod nur ein Uebergang ist und daß

er nur eine Wandlung in neue Form und Ge­stalt auslöst.

Dies heißt indessen nicht, sich über den Tod und seine Schrecken mit billigem Trost hinweg­täuschen. Den Tod bejahren, ist eine Haltung, die dem Starken ziemt und ihn kennzeichnet. Es heißt auch nicht, den Schmerz um einen Toten ausschließen und verneinen. Aller Schmerz ist heilig, und dem Leid sein Recht rühmen, hieße, ein liebendes Herz bitter kränken und betrügen wollen um das Tiefste und vielleicht Letzte, das ihm noch verblieben ist.

Unser Volk und Reich sind uns Quell und Hort eines Lebens geworden, das größer und un­vergänglicher ist als unser eigenes Leben. In ihm ist, ob wir leben oder sterben, nichts ver­loren, was wir waren und hatten. In ihm wird neu erstehe», was wir sein werden. Wer für sein Volk und durch sein Volk lebt, wird auch freudig für es sterben. Sein Tod ist für ihn ohne Schrecken, eine Tat des Dankes, sein Tod ist die große Heimkehr in den Quell der Unsterblichkeit.

Wir sind in diesen Jahren alle Kameraden des Todes geworden. Keiner von uns weiß, wann er an seiner Seite von hinnen marschiert. Aber wir wollen es groß nnd tapfer tun im Sinne der lebensstarken und todesmutigen Notwendigkeit und Gewißheit: Stirb und Werde!

Leonberg. Zu einer schönen Feierstunde gestal­tete sich die Begrüßung des Ritterkreuzträgers A-Obersturmführer und stv. Bataillonsführer rm U-Panzer-Grenadier-RegimentWestland", Hans Drexcl. Am Sonntag wurde er durch ein Spalier der Hitler-Jugend in den würdig geschmückten Sitzungssaal des Rathauses geleitet, wo sich die Vertreter der Partei und ihrer Glie­derungen, der Wehrmacht, des Staates und der Stadt Leonberg versammelt hatten. Der stv. Qrts- gruppenleiter Rudolf Abele entbot dem Ritter­kreuzträger den ersten Willkomm und Glück­wunsch. Die Grüße der Wehrmacht und des Wehrbezirkskommandeurs überbrachtc ein Major. Bürgermeister Spind ler machte sich zum Dolmetsch der Stadt Leonberg nnd ihrer Ein­wohnerschaft, indem er Hans Drexel beglück­wünschte. Vor seinem Eintritt i» die National- Politische Erziehungsanstalt Backnang, deren 5.

< -Wieder in der Heimat!

Rückkehr aus englischer Gefangenschaft in den Kreis Calw. Große Freude

Unter den Soldaten, die im Austauschwege aus englischer Gefangenschaft in den letzten Ta­gen in die Heimat zurückkehren konnten, befin­den sich auch mehrere aus dem Kreise Calw. Es handelt sich um Schwervcrwundete und Sanitäts­personal. Einige Heimkehrer stammeu aus der Kreisstadt, wieder andere aus Nagold, Ne uh engst e t l, Ebershardt usw. Die Soldaten, die bereits in ihrem Heimatort ange­langt sind, freuten sich riesig, wieder einmal hei­matliche Laute zu hören, die geliebten Höhen nnd Täler des Schwarzwaldes zu sehen und vor allem bei ihre» Lieben daheim weilen zu kön­nen. Aber auch die Freude der Heimat war groß, und der Willkommgruß, der den Afrikakämpfcrn entboten wurde, ein besonders herzlicher. Mit großer Zuversicht schauen unsereAfrikaner" in oie Zukunft. Der deutsche Sieg wird sie alle Strapazen und Leiden, die die Gefangenschaft mit sich gebracht Hai, vergessen lassen.

Gedenktag der Gefallenen der Bewegung

Der Herr Kultminister gibt bekannt, daß am Dienstag, 9. November, in allen Schu­len des Landes im Rahmen des Unterrichts ui würdiger Weise der Blutzeugen der Bewegung, der Gefallenen des Weltkriegs 1914 bis 191? nnd aller derer gedacht werden soll, die im heu­tigen gewaltigen Ringen zu Lande, anf dem Meere und in der Luft in heldenmütigem Kampf für Führer, Volk nnd Reich ihr Leben gaben.

Di« neu« Lebensmittelzutekkung

Nunmehr Butterschmalz statt Schlachtkett Im 56. Zuteilungszeitraum vom 15. November bis 12. Dezember erhalten die Verbraucher Bror, Mehl, Fleisch, Butter, Kaffee-Ersatz und -Zusatz­mittel, Vollmilch, Zucker, Marmelade. Kunst­honig und Kakaopulver in der gleichen Menge wie bisher. Die Gesamtfettration bleibt eben­falls unverändert. Bei den Verbrauchern über 14 Jahre treten lediglich Aenderungen in der Austeilung ein. und zwar werden an Stelle von 112,5 Gramm Speck oder Schweinerohfett oder 90 Gramm Schweineschmalz 99 Gramm Ut­ters ch malz auSgegeben. Die Gesamtnähr­mittelration beträgt unverändert 600 Gramm. Die Verbraucher erhalten aber künftig 550 Gramm Getreidenährmittel sbisher 500 Gramm! und 50 Gramm Kartoffelstärkeerzcugnisse sbis- her 100 Gramm!.

Die Verbraucher haben den Zocker für die 55. bis 58. Kartenperiode bereits in der 54. Zu- teilnngsperiode anf einen Abschnitt ihrer Nühr- mittelkarte beiz» Einzelhändler vorbestellt. Die Zuckerbelieferung des Einzelhändlers ist aus Grund dieser Vorbestellungen erfolgt. Es ist deshalb erwünscht, daß der Verbraucher ii. der neuen Kartcnperiode seinen Zucker dort kauft, wo er ihn vorbestellt hat. Eine Kundenbindnng besteht aber nicht, der Einzelhändler kann de» Zucker also auch an Verbraucher abgeben, die bei ihm nichtZuckerknnden" sind.

Die besonderen Lebensmittelkarten für die Weihnacht s-S o n d e r z u t c i l u n g werden erst mit den allgemeinen Karten der 57. Zu­teilungsperiode ausgegeben.

Nagolder Stadtnachrichten

Aus dem Osten kommt die Nachricht, daß Ge- wcrbeschulrat Pg. Wilhelm Welz am 9. Okto­ber für Führer, Volk und Vaterland den Helden­tod starb. Er war einige Jahre Vorstand der hie­sigen Gewerbeschule, und zwar bevor der jetzige Leiter derselben sein Amt antrat. In Nagold steht er in guter Erinnerung. Wilhelm Welz, Sohn eines Zimmermcistcrs, machte bereits den erste» Weltkrieg mit und war in diesem Kriege zuletzt Major und Kommandeur eines Pionier­bataillons. Er war ein tapferer Soldat und vor­bildlicher Offizier, der sich, neben anderen Aus­zeichnungen Spange zum E. K. 1 und 2 er­worben hatte. Er erreichte ein Alter von 45 Jah­ren nnd starb im festen Glauben an den Sieg.

Wart. Ihren 70. Geburtstag feierte gestern in großer Rüstigkeit Katharine Spathclf.

Rotselden. Eine unserer ältesten Mitbürgerin­nen. Witwe Maria Schmelz le, vollendet

heute das 75. Lebensjahr. Trotz ihres hohen Al­ters hilft sie täglich in Haus- und Landwirtschaft tüchtig mit nnd ist eine unentbehrliche Arbeits­kraft. Erfreulicherweise verfügt sie über ausge­zeichnete Gesundheit.

Conweiler. Am letzten Sonntag wurde, der äl­teste Einwohner unserer Gemeinde, Ludwig Jäck, Presser, zu Grabe getragen. Der Verstorbene er­reichte ein Alter von Olt^ Jahre».

Dätzinge». Mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse wurde Öbergefreiter Friedrich Heinkele von hier ausgezeichnet.

Münchingen. Letzter Tage ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall. Der 8X- Jahre alte Sohn Erich des Wagnermeistcrs Gottlob Schmalzriedt stürzte von einem an eine!» Bull­dog angehängtcn Wagen und zog sich dabei sehr schwere Verletzungen zu, denen er, ohne das Be­wußtsein wieder erlangt zu haben, erlegen ist.

Ritterkreuzträger ^-Obersturmführer Drexel ist, habe er sich schon als Jungvolkführcr mit den besten Eigenschaften erwiesen. Tann überwachte der Krcisleiter bie herzlichsten Grüße von Gauleiter Reichsstatthalter Murr und die des Kreises Leonberg selbst für dessen ersten Ritter­kreuzträger, der einer alten nationalsozialistischen Familie entstamme. Mit wenigen, aber zu Her-' zen gehenden Worten dankte der junge Ritter­kreuzträger für die ehrenvolle Begrüßung.

Leonberg. In der Römcrstraße scheute das Pferd eines Milchfuhrwerks vor einem Lastauto und zog so rasch an, daß sein Lenker vom Wagen fiel und dabei erhebliche Verlehungew crlitr.

Ditzingen. Vor einigen Tagen wurden aus ei­nem gut verschlossenen Hühnerstall zur Nachtzeit 44 Hühner gestohlen. Ter Schaden erhöht sich noch dadurch, daß unter dem Bestand viele Jung- heuncn waren

Gestorbene: Emma Bullert, 80 I., Wilobaü; Katharine Gaiser, 77 I., Mitteltal-Grenenbühl; Christine Fischer, geb Blickte, 70 I., Oberiflin- gcn; Ernst Moros, 31 I., Heimsheim; Christian Hcrifelder, Weißach; Kart Feucht, ehem. 248er, 65 I., Höfingen; Hans Scegcr, 35 I., Beuren; Johanna Müller, geb. König, 31 I., Dobel; Ger­hard Ayasse, 22 I, Wimsheim; Marie Braun, geb. Lutz, 65 I., Wcildcrstadt.

Neuerungen im Kriegsberlifswettkampf

LrmittlunZ der öelnebLbeLten ^U8le86la§ei' kür Oau- und Feic!i88ieZek'

Der Kriegsbcrufswettkampf der deutschen Ju­gend ist ein entscheidendes Mittel, aus der brei­ten Schicht der schaffenden Jugend ohne Rück­sicht anf Herkunft und bisherige Ausbildung planmäßig diejenigen ausznlesen, die für Fiih- rungsaufgabcn im Arbeitsleben geeignet sind. Die machtvollen Persönlichkeiten von DAF., Reichs;ngcndfiihrnng. Reichsnähr­stand, gewerblicher Wirtschaft, bürgen dafür, daß der im fünften Kriegsjahr unserer Ingens ans dieser breiten Basis wieder eröffnete beruf­liche Weg nach oben nicht an materiellen oder sonstigen Schwierigkeiten außerhalb der eigenen Person scheitert. Mit der Gewährung seiner Chancen aber dient der KriegsbernfSwettkampf, den das DAF.-Amt für Berufswettkampf nnd Begabtenförderung steuert, wichtigen erziehe­rischen Aufgaben: Der Steigerung des Lei­stungswillens, der Verbesserung des Könnens und der Hinführung zu einwandfreiem Arbeits­verhalten. Die Aufgabenstellung erstreckt sich auf die Ucberprüfuna im praktischen Können und theoretischen Wissen, sowie auf die Ermitt­lung der weltanschaulichen Wissensgrundlage.

Die praktische Prüfung wird bei den großen und mittleren Unternehmen nach Neichs-Rah- menrichtlinien in 'Anlehnung an die Berufs­bilder innerhalb des Betriebes selbst, der auch den Termin festsetzt, stattfinden. Das gleiche gilt für die Siegerermittlung. Es werden also nicht mehr die Orts- oder Bezirksbesten, sondern die B e tr i eb s b e st en ermittelt, ein be­deutsamer Ansporn zugleich für die betrieblichen Ausbilder. Bei den kleinen und kleinsten Be­

trieben in Handel nnd Handwerk wird die über­betriebliche Lösung erstrebt.

Die BcrufS-Theorieprüfung ist für alle Be­rufe rcichseinhcitlich festgestellt. Sie gliedert sich in berusSknndliche Fragen, Fachrechncn und Fachaufsatz und soll weitgehend an SamStagen und Sonntagen erfolgen. Der weltanschauliche Wcttkampfteil wird im Rahmen des HJ.-Dienstes reichseinheitlich dnrchgeführt. Die SchwieDgkeit gerade der Aufgabenstellung richtet sich nach den Altersgruppen. Zur Erhaltung der Objektivität soll die Überprüfung auch im eiqenen Be­trieb grundsätzlich durch einen DreieranS- schuß erfolgen.

Die G e s a m t w e r t u n g erfolgt nach den drei einfachen Formen: Ucbcrdurchschnitt, Durchschnitt und Unterdurchschnitt. Man kann damit rechnen, daß aus etwa zwei Millionen Teilnehmern rund 50000 bis 60 000Ueber- durchschnittlichc" im Ganwettkampf auSgelesen werden. Um Zufallstreffer dabei zu erkennen, kommen dieseUcberdnrchschnittlichcn" in eine weitere Vorauslese, wo sestgestellt wird, wie weit tatsächlich die Voraussetzungen weiterer Fördernngsmaßnahmen gegeben sind. Die Gan-undReichssieger werden in sieben­tägigen ReichSauslcselagern zur individuellen Bestimmung ihres ferneren AnSbildungsganges zusnmmengefaßt. Hinsichtlich der Durchschnitt­lichen und der Unterdurchschnittlichen wird daran gedacht, in enger Verbindung mit dem DAF.-Leistlingsertüchtignngswerk Lehrgänge zur Schließung der Lücken und LeistungSverbesse- rnna anzusetzen.

Mit Vorbedacht wirtschafte»

Gemüse ist kein Kleintierfutter Es ist schon wiederholt darauf hingewiescn worden, daß Kleintierhaltung nur insoweit unter den heutigen Verhältnissen gerechtfertigt ist, als cs sich dabei um die Verwertung von Abfällen handelt, die anderweitig nicht verwendet werden können. Besteht also die Möglichkeit, Abfälle zur Fütterung von Schweinen zu benutzen, so sollen sie nicht an Kleinvieh gegeben werden. In ein­zelnen Fällen glaubt man bedauerlicherweise noch immer, daß cs dabei Wohl nicht so genau dar- auf ankommc, und es werden nicht nur Abfälle, sondern sogar Gemüse, das noch sehr Wohl für die menschliche Ernährung verwendbar ist, ver­füttert. Wenn es früher auch Wahl üblich war, Kohlrüben, Gelbe Rüben usw. für die Fütterung von Kleinvieh zu verwenden, so kann das jetzt auf keinen Fall mehr gestattet werden. Es gibt für eine solche Handlungsweise keinerlei Ent­schuldigung.

Nichts darf umkommen

Rübenblatt ist kein Adsallsuttcr Rübenblätter waren schon früher als Viehfut­ter in erster Linie für die Milchkühe inehr oder weniger geschätzt, je nachdem die übrige Rauh­futterernte ausgefallen ist. Das Zuckerrübenbtatt stellt aber auch ein nicht weniger wertvolles Fut­termittel für die Schweinmast dar. Ferner wird es seit einigen Jahren als Schopfgemüse in den Großküchen der Gcmeinschaftsverpflegungslager, Gefangenenlager und der Wehrmacht für die un­

mittelbare menschliche Ernährung vorteilhaft ver­wendet. Sein Nährwert übertrisft sogar den des Spinats und Mangolds. Es zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an verdaulichem Rohciwciß und Stärkcwcrten, an Askorbinsäure (Vitamin L), Zucker und Mineralstoffcu aus. Frische, getrock­nete oder richtig cingesäuerte Zuckcrrübenblättcr sind ein Leistnugsfutter ersten Ranges. Die Zuckerrübenblatt Ernte von einem Hektar (Laub mit Köpfen) ist in ihrem Nährwert einem guten Rotklecschnitt gleichzusetzen. Ihr Eiweißcrlrag entspricht dem von 6070 Doppelzentnern mitt­leren Wiesenhcues. Es wäre daher unverantwort­lich, auch weiterhin wie das früher üblich war Rübenblatt auf den Feldern verkommen oder verschmutzen zu lassen, um es später unterzupflü­gen oder schlecht und recht in Mieten unter un- geheuren Nährstoffverlustcu einzulagern. Jeder Bauer muß cs sich zum Grundsatz machen, das Rübenblatt mit der gleichen Sorgfalt wie das Heu zu behandeln. Er muß bestrebt sein, die- benblätter durch entsprechende Erntcverfahren, wie Pvmmritzcn usw. sauber nnd verlustlos zu gewinnen und möglichst sofort vom Felde abzu- fahrcn, um es entweder frisch zu verfüttern oder sachgemäß eiuzusäuern, und wo Gelegenheit dazu geboten, auch zu trocknen.

Durch die gemeinsame Einsäuerung von Fut­terkartoffeln und RübenblatOsür die Schweine- mast kann man ganz erhebliche Mengen von Kartoffeln, die wir in diesem Jahr in größerem Umfange für die menschliche Ernährung bereit­stellen müssen, einsparen.

..Was du ererbt ^ von deinen Untern..."

Roman von A. von Sazenhosen.

(?5. Fortsetzung)

Als er aber ganz in ver Ferne eine viauo- wolke steht und aus ihr der kleine, graue Wa­gen sich herausschält, springt er über den Gra­ben und geht von der Straße weg, das Gesicht gegen den Waldsaum, ein hoher, einzelner Mensch, strichfein und fern, über einen Sturz­acker hinwegschreitend und so vor dem klaren A5-ndhimmel weithin sichtbar.

Als Regina näher kommt, fährt sie ganz lang, sam. Sie schaut dem einzelnen Menschen nach und an seinem Gang erkennt sie ihn.

Ihre Hand fährt nach der Hupe nnd deren Schrei zerreißt die Stille. Fern am Waldsaum antwortet ein Vogel sonst ist nichts Sie erschrickt über das. was ihre Hand un­willkürlich getan hat. Aber der Mensch geht weiter, unbekümmert, immer den Rücken gegen die Straße und schaut sich nicht um.

Da weiß sie, daß er sie doch hat kommen se­he:, und dann absichtlich wcagegangen ist.

Sie senkt den Kopf und fährt langsam die Allee hinunter.

Es sind wieder Tage vergangen.

Regina lechzt nach Arbeit, die Untätigkeit reißt' an ihren Nerven Sie glaubt, das; sie alles leichter überwinden wird, wenn sie ar­beiten könnte, daß sie ein Heimatgefühl zu die­sem Boden gewinnen würde, wenn sie helfen könnte ihn zu betreuen, einfach mit ihrer Hände Arbeit.

Doch kann sie nicht. Sie kann nicht plötzlich draußen sein, daß er das Gefühl haben könnte, sie wolle ihn aus seinem Wirkungskreis ver­drängen.

Dann hat sie wieder Stunden, wo sic sich ärgerlich sagt: Was mache ich so viele Um­stände wegen ihm? Er verdient es doch ga- nicht um mich! Er ist mein Angestellter Schluß fertig!

So hin- und hergeriisen zwischen Wunsch nnd Rücksicht kommt sie einfach nicht zu Genuß und Freude der Sonnentage über den Heidhof und der prachtvollen Ernte.

Am Donnerstagabend aber kommt Andrer schon fünf Minuten vor halb acht Uhr. Sie sieht ihn kommen mit seinen festen nnd eiligen Schritten. Das Gesicht ist ein wenig angcho- ben, dem Haus und ihren Fenstern zu, und ihr kommt es vor, es wäre weniger finster, es wäre aufgehellt. Rasch geht sie in den gelben Salon, um ihn nicht warten zu lassen. Sie tre­ten fast zur selben Sekunde durch die gegen­überliegenden Türen ein.

Er geht rasch bis in die Mitte des Zimmers vor. macht eine kurze Verbeugung und säet:

Wir probieren morgen die neue Mähma- schine würden Sie mitkommen wollen?"

Freude überfliegt heiß ihr Gesicht.

Ach ja", sagt sic.gerne und was kann ich dabei helfen?"

Es rührt ihn momentan, denn er weiß es augenblicklich, daß er sie bewußt zuruckgedrangt hat. einfach aus bloßer Eifersucht, aus Egois­mus, weil niemand über Heidhofer Grund be­stimmen und auf ihm schaffen soll als er. Das wenigstens wollte er sich retten.

Ein schwaches, «in wenig bitteres Lächeln hebt seine Oberlivoe.

Helsen? Wenn Sie anfassen wollen mit den Mägden?"

Es ist mir gleich, was es ist, ich möchte ar­beiten!".

Er hebt ein wenig die Schultern, als traue er dem Ernst dieser Behauptung nicht.

Sie aber langt rasch nach dem Tischchen, wo das silberne Kästchen mit den Zigaretten steht und bietet es, mit zurückgeklapptem Deckel auf flacher Hand hingehalten, ihm an.

Er kann nicht anders, als sich bedienen.

Als sie aber so nahe vor ihm steht und er d,e Hand langsam ausstreckt, fallen ihre Blicke ineinander. Es verwirrt und ärgert ihn, er wollte sie gar nicht ansehen, aber es war wie ein Zwang.

Verdammt, daß sie so schön ist, denkt er zor­nig und da sie, als sie das Kästchen zurückstellt, sich auch eine Zigarette genommen hat. fährt seine Linke in die Tasche nach dem Feuerzeug. Sie neigt sich ein wenig vor. während sie an- zündet und weist dabei auf den Sessel vor dem kleinen Tisch.

Bitte, wollen Sie

Er fahrt zusammen, klappt das Feuerzeug zu und laßt es in die Tasche der Lederhose hin- einfallen.

Jetzt nur nicht drbleiben. Das würde ich dann so «infädcln nein, auf keinen Fall!

Er versteift sich innerlich und sagt hastig:

Verzeihung, ich habe mein Motorrad bei'cüs auf dem Hos stehen. Ich fahre nach Misiing- darf."

Missingdors?" wiederholt sie.Ist nicht dort der alte Josef, der einmal bei Eqgs Die« ner war?"

Eine Flamme, heiß, und dunkel schießt ihm rn das Gesicht.

Wie ungeschickt das von ihm war, das zu sagen.

Davon ist mir nichts bekannt", sagt er ha­stig, macht eine kurze Verbeugung und ist draußen.

Der Sonntag kommt, mit einer Hochsomme lichen Herrlichkeit, mit glasblauem, wolkenl sem Himmel, mit Glockenläuten und der sti len Sonntaqsseligkeit, wie sie auf dem Lani ist, wo selbst Bäume und Strauchwerk, Blum« und Halm zu wissen scheinen: heut ist Sonnta heut wird einmal nichts gearbeitet.

heiligen Frieden war Regir plötzlich der Heidhof ein wenig Heimat gewo den. Als die Glocken auslauteten, sieht s Andrer. Sie glaubt, er würde jetzt an ih Seite treten und mit ihr den schmalen Fußw durch die noch wogenden und da und dort sch, geschnittenen Getreidefelder gehen, wo die Ga ben in langen Reihen stehen, di« sie aufzustc len selbst mitaeholfen hat.

Aber er grüßt und geht vorbei.

Da sind auch Friede und Heimatsellgkeit ihrem Herzen wieder ausgelöscht. Ni« wiir st» mit diesen Menschen hier Fühlung haben. (Fortsetzung folgt.)

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