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Schwarzwild - Heimat
lVavkeiolillen au» cken Xee,'»Zel»»etea caku, «n6 jVnjSokck
Es gibt Leute, die eigentlich ununterbrochen „die Lage" beleuchten. Jede freie Minute benutzen sie dazu, um sich über das politische Weltgeschehen zu unterhalten. Und jeder, mit dem sie gerade Zusammentreffen, ist ihnen recht dazu. Manchmal kommen sie mit wildfremden Menschen darüber ins Gespräch und freuen sich sichtlich. wenn sie hier ihr politisches Wissen mal wieder bereichern können. Genau betrachtet allerdings ist dieses ewige Geschwätz keineswegs eine Bereicherung. Und zwar- für keinen: weder für den Schwätzer selbst noch für die andere», die er immer wieder dazu verleitet, noch letzte» Endes für die gesamte innere Wehrkraft unseres Bol- kes. Wir sollten alle das sachliche Politische Gespräch vom sinnlosen Geschwätz unterscheiden lernen und gerade das letzte grundsätzlich ablehuen.
Es gibt leider Menschen, die sich ihre persönliche Meinung danach zu bilden suchen, was ihnen Tag für Tag ungezählte andere erzählen. Dabei handelt es sich meistens keineswegs um Leute mit
viel politischem Weitblick, sondern um solche, die eben die Geschehnisse aus der Froschperspektive ihres persönlichen Daseins betrachten. Niemand wird bestreiten, daß wir das politische Gespräch gerade jetzt brauchen. Denn jedem denkenden Menschen liegt das große Weltgeschehen so am Herzen, daß er einfach davon sprechen muß. Aber Menschen, die wirklich verantwortungsbewußt denken, werden auch immer genau wissen, mit wem sie sich über das Geschehen der. Gegenwart anssprcchcn; sie würden sich niemals „zwischen Tür und Angel" zu dem sinnlosen Schwätzen hergeben.
Wir sollteir alle nicht zuviel reden. Und wir sollten stets daran denken, daß auf dem Höhepunkte des Krieges tausend neugierige Ohren jedes unserer Worte aufsangen. Man kann oft mit einem einzigen ruhigen Wort so ein aus der Luft gegriffenes Geschwätz abbiegen und den Schwätzern klarmachen, daß Schweigen und seine Pflicht tun besser ist als tausend Worte, die zu nichts führen.
Bgm. Dreher-Wett im Dorf 7V Jahre
In Weil im Dorf beging Bürgermeister a. D. Pg. Gotthilf Dreher seinen 70. Geburtstag. Bon Holzbrvnn gebürtig, wurde der damalige Stadtpfleger in Calw mitten im ersten Weltkrieg, im Jahre 1016, mit großer Mehrheit zum Ortsvorsteher der Gemeinde Weil im Dorf gewählt. Dieselbe erfreute sich unter seiner Führung einer gesunden Aufwärtsentwicklung. Biele Einrichtungen und Verbesserungen in der Gemeinde verdanken ihm ihr Entstehen. Als Mensch und Beanitcr gleich hoch geachtet, genoß er während seiner langen Amtszeit das uneingeschränkte Vertrauen der ganzen Einwohnerschaft, darüber hinaus war er auch im Kreis Leonberg als vorbildlicher Gemeindebeamter hoch geschätzt und angesehen. Als Beweis dafür gilt seine Bestellung zum Vorsitzenden des Gemeindeverbands „Stroh-, gäu Wasserversorgungsgruppe", welchem er heute noch' vorsteht. Nach der Vereinigung von Feuerbach mit Weil im Dorf leitete er die Geschäftsstelle des Bürgermeisteramts bis zur Eingemeindung von Fenerbach nnd Weil im Dorf nach Stuttgart im Jahre 1933. Darauf trat er in den Dienst der Stadtverwaltung Stuttgart über, bis ihn Gesundheitsrücksichten zwangen, im Jahre 1910 sich endgültig in den Ruhestand zu begeben.
Sechzehn Jahre hindurch hat Hg. Dreher (von 1900 an) der Stadtgemcinde Calw in Treue gedient. Seit 1902 war er Ratsschreiber, von 1906 bis 1916 Stadtpfleger unserer Stadt und genoß während dieser Zeit als überaus tüchtiger und. allgemein beliebter Beamter ein hohes Maß an Wertschätzung. Aus diesem Grunde gedenkt auch die Stadt Calw heute des Jubilars mit freundlichen Wünschen.
Erste Hilfe
bei Phosphorverbrennungen
Bei Terrorangrisfen verwendet der Feind auch Phosphorbomben. Es gilt, diese beherzt zu bekämpfen. Weißer (gelber) Phosphor entzündet sich von selbst an der Luft und bei Luftzutritt, ist dagegen unter Wasser nicht brennbar. Er kann allgemeine Vergiftungen Hervorrufen, wenn er in den Körper gelangt. Bei der ersten Hilfeleistung kommt es vor allem darauf an, durch rasche und möglichst vollständige Entfernung des Phosphors von Kleidung und Haut die äußerst schmerzhaften Verbrennungen zu verhüten oder wenigstens die weitere Brandwirkung zu beseitj- gen. Hieraus ergeben sich folgende Maßnahmen:
1. Schleunigste Entfernung der vom Phosphor getroffenen Kleidungsstücke möglichst unter Wasser, am besten im Bad. - ^
2. Entfernen der Phosphortcilchen von der Haut durch viel Wasser. Steht Wasser nicht zur Verfügung, so kann im Notfall zum Abdecken reichlich Sand oder Asche verwendet werden. Alle Phosphortcilchen,. auch wenn sie noch nicht brennen, sollen möglichst vollständig mit einem aiigc- feuchtetcn Holzspan, Messer und dergl. von der Kleidung oder Haut beseitigt lverdcn, da sie nachträglich sich selbst entzünden und Verbrennungen Hervorrufen können. Beim Transport von Phos- Phorverlctzten muß stets Wasser mitgeführt werden, um nachträglich auftretendc Phosphorbrändc löschen zu können.
Die Ahnen
Von blax b. Levern
Sitz ich in tiefer Dämmerstunde Vorn, Hause, das der Ahn gebaut,
Sicht oft vor mir, in naher Runde,
Die Schar der Meinen, still, Vergraut.
Ich sehe in dem bleichen Zuge Viel krumme Rucken, Baucrnlent',
Sie ginge» lebtags hinterm Pflug«,
Wie s ihre Enkel tun »och beut.
Und seh' in manchen Fäusten Waffen,
Die schirmten Heimat, Frau und Herd,
Da gab cs keinen Feigen, Schlaffe»,
Der nicht gekämpft mit Stern und Schwert!
Zünd' ich di« Lampen an, wcnn's dunkel» Daß hell erstrahlen sie im Haus,
Dan» hör' ich heimliches Gemunkel,
Und schlurfend geht es «i» und auS-
Dann sage ich den Spruch den frommen, Auf den sie warten, eh' sie geh ».
Einst werde'ich mit ihnen konunen Und, s« wie sie. auf Enkel seh'n!
Für die Behandlung der Wunde n gelten folgende Regeln:
Stets ist der Arzt herbeizurufen. Kleine Wunden werden mit reichlich Wasser zunächst abgespült, größere im Bad behandelt. Zur Abstumpfung Ser sich bildenden Phosphorsäure ist ein Zusatz von Soda oder Natriumbikarbonat (3—5Aig, 1 Eßlöffel Substanz auf 1 Liter Wasser) zu empfehlen. Auch kann Soda oder besser Natriumbikarbonat in Substanz auf die Verbrennungsstellen aufgebracht werden. Die Wunde berühre man fernerhin möglichst wenig und bedecke sie nach dieser Wasserbehandlung bis zur Ankunft des Arztes mit in Sodalösung getränkten reinen Lei- ncntüchcrn oder Verbandmull. Feste Verbände, insbesondere solche mit sogen. Brandbinden, sind zu vermeiden. Die Abtragung der Brandblasen ist denr Arzt zu überlassen. Die Behandlung geschieht auch im übrigen nach ärztlichen Regeln; empfehlenswert erscheint offene Wundbehandlung.
Sind Phosphorteilchen in die Augen gelangt, so darf die Entfernung nur durch den Arzt erfolgen. Bis zur Ankunft des Arztes ist Spülung der Augen mit reichlich Wa' er, Borlösung oder Natriumbikarbonatlösung geboten.
Aus den verschiedenen Vorschlägen ergibt sich, daß überall da, wo die Möglichkeit von Phosphorverbrennung besteht, reichlich Master (Badgelegenheit), Soda, oder Natriumbikarbonat in Substanz, möglichst auch eine 3—SAige Natrium- bikarbonatlösung in einem für Augenspülungen geeigneten Gesäß, bereit gehalten^ werden soll.
Die Phosphor» ebel, die beim Phosphorbrand entstehen, reizen zwaridie Atmungsorgane, sind aber kaum gesundheitsschädlich. Muß man sich in durch Phosphornebel vergasten Räumen aufhalten, so genügt es meist, feuchte Tücher vor den Mund zu halten.
in
Die P o st a u sw e i s k a r t e n bleiben über die dreijährige Gültigkeitsdauer hinaus für die Dauer des Krieges weiter gültig.
Eine sogenannte U'IE-Marke kommt auch beim Bezug von Oefen in Betracht. Ofen- marken werden aber nur gegen Bescheinigung eines OfenfachmanncS ausgegeben, auf der die für den Verwendungszweck erforderliche Ofen- größe festgcstcllt ist.
1-»^
Ein Verkauf, Kauf oder Tausch von Erzeugnisse» aus H a n ssch l a ch t n n g e n ist verboten. Ausnahmen bedürfen der Anordnung oder Genehmigung des Ernnhrungsamtes.
Das Auskleben von Zetteln auf M öb e l n und Hausrat, um es im Falle eines Luftangriffs sicherzustellen, hat sich als unzweckmäßig herausgestellt. Bester ist eine Beschriftung mit Blau-, Rot- oder Tintenstift oder die Stempelung an verschiedene» gut sichtbaren Stellen.
Aus den I7achbargememden
Dagersheim. Der Landwirt Hermann Maier fuhr mit seinem Wagen abends schwer beladen mit Kartoffeln und Rüben nach Vaihingen. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde sein Gefährt bei der Autobahn von einem entgegenkommenden Lastauto so hart angefahren, daß ein Pferd schwer verletzt wurde und notgeschlachtet werden mußte. Zum Glück kam der Fuhrmann mit leichteren Verletzungen davon.
Dätzingen. Der Maurer Josef Kurz feierte bei guter körperlicher Gesundheit nnd geistiger Frische seinen 80. Geburtstag. Seit 'vielen Jahren ist der Hochbetagte alleinstehend und versieht seinen kleinen Haushalt selbst.
Strom, Gas und Bomben
Die ZickeruiiZ äer Lipom- unä OssveiBorZunA bei l'errorangriffen
Wcnn noch die Sirenen in unseren Ohren gellen, wenn die Abschüsse der Flak den Boden erzittern lasten und die Terrorbomber über ihrem Angriffsziel kreisen, während noch die Flammen ihr Zerstörungsiverk an deutschen Städten ausüben, greifen Hunderte und tausende mutige Hände zu, um Hilf« zu bringen und die schwerste Gefahr abzmvenden. Sichtbar für jedermann sind die Schäden, die der Feind an Häulern und Werken, an Wohnstätten und Fabriken oberhalb der Erde anrichtet. Aber nicht weniger bedeutsam können die Zerstörungen sein, die in den Nervenzentren unserer Stromversorgung angerichtet werden. Bei derartigen Zerstörungen, die durch Bomben und Brand angerichtet tverden, ist «in sofegstiges energisches Zupacken notwendig, »m naAaktige Schäden zu vermeiden. Die Namen der Männer, di« Nacht für Nacht und Tag für Tag bereitstehen, diesen Auswirkungen der Angriff« entgegenzutreten, nennt kein Wehrmachtberi'cht. Ihre Taten werden meist nur einem kleinen Kreis von Menschen bekannt: sie selbst machen kein Aufhebens davon, sondern vollbringen still nnd selbstverständlich ihre Pflicht.
Sie fragen nicht nach der Gefahr, bi« ihnen durch einstürzende Mauern drohen kann, wenn es gilt, in einer zerstörten Stadt die schweren Erdkabel freizulegen. Sie sehen furchtlos der Gefahr ins Auge, wenn sie innerhalb der Werke auf den freischwcbenden schweren Gasrohren halsbrecherisch vorankricche», um die brennenden Stichflammen der angeschlagenen Leitungen oft noch im Hagel feindlicher Bomben, mit Pfropfen und Hammer kühn zu beseitigen. Reine Artisten >i»d jene Männer, die mit kleinen Wagen in ' hwindelnder Höhe die Kabel der Stärkste o ms er nlei tun gen entlangfahren nnd zwischen Himmel und Erde Reparaturen auS- snhren. die in Friedenszeiten einst in langwieriger Arbeit vom Boden ans durchgeführt wurden. Wenn dann wenige Stunden nach dem feindlichen Angriff bereits Strom nnd Gas in den Hanptleitnngen der -zerstörten Städte wieder vorhanden sind, wenn di« wichtigsten Verbraucher oft nach wenigen Stunden schon wieder mit den lebensnotwendigen Energien versorgt werden können, dann ist dies für jene Männer der schönste Lahn.
Mit deutscher Gründlichkeit und Organisationstalent ist die Reichsstcllc für die Elektrizitätswirtschaft, deren Leiter sich kurz „Reich s- lastvcrteiler" nennt, in den letzten Jabren an der Arbeit gewesen, um das ganze Reichsgebiet mit einer Organisation zu überziehen, die bei eintretenden Störungen in der Lage ist, diesen sofort energisch entgegenzutreten. Das Reich ist in mehrere Energiebczirke anfgeteilt. an deren Spike der Bezirkslastverteiler steht, der meist Direktor oder leitender Beamter eines großen Kraftwerkes ist und dem gleichfalls ehrenamtliche Mitarbeiter als OrtSlastverteiler zur Seite stehen.
Aufgabe dieser OrtSlastverteiler W eS. innerhalb ihres Bezirkes alle Grundlagen
und Voraussetzungen dafür zu ichaifcn, um einem plötzlich auftretenden Schaden sofort wirk- sam begegnen zn können. Weitgehende Vollmachten ermöglichen es dem OrtSlastverteiler, im Katastrophensall nicht nur die eigenen Spezialisten einzusetzen, sondern sich die Mitarbeit der Technischen Nothilfe, der Luftschutzpolizei, des WerkluftschutzeS und, wenn notwendig, auch der Wehrmacht, der Waffen-^ und der Organisation Todt zu sichern.
^ Der OrtSlastverteiler hat nicht nur genaue Unterlagen über die in seinem Bezirk stationierten Hilfskräfte, er weiß auch genau, wo diese bei einem plötzlichen Einsatz in größerer Zahl untergebracht und verpflegt werden können. In genauen Listen liegen bei ihm die Beförderung?. Möglichkeiten fest, mit denen im Ernstfälle größere Mengen von Arbeitskräften an eine Schadenstelle gebracht werden können. Ein ausgezeichnetes Nachrichtennetz sorgt dafür, daß ständig ein« Verbindung zwischen den Orts-, Bezirks- und dem Rcichslastverteiler besteht. Bei letzterem laufen , nur die Meldungen über besonders schwere Schäden ein. Ganz ähnlich ist die Organisation auch bei der deutschen Gasversorgung.
Ein Verbundnetz umschließt sämtliche deutschen Elektrizitätswerke auf der einen und die größten deutschen Gaswerke getrennt davon auf der anderen Seit«. Wenn also wirklich an irgendeiner Stelle des Reiches ein Werk ausfällt, dann bedarf es nur einiger weniger Umschaltmaßnahmen, um die Abnehmer dieser Erzeugungsstätte von einem anderen Bezirke her zu bessern.
Dem Reichslastverteiler ist darüber hinaus aber auch die Aufgabe gestellt, mit den vorhandenen Betriebsmitteln ein« erhebliche Leistungssteigerung zu erzielen. Denn die Anforderungen, die gerade die Kriegsindustrie an di« Stromerzeugung stellt, wachsen ständig. Durch die Verbundswirtschaft ist eine erheblich höhere Stromerzeugung hcrvorgerufen worden, da die einzelnen Werke jetzt weit besser ausgenutzt werden können. Hinzu kommt der Anschluß der industriellen Eigenanlagen an das öffentliche Netz. Auch di« Wiederinbetriebnahme älterer Kraftwerke wurde durch den Reichslastverteiler in die Wcae geleitet.
Die deiitsche Gwsindustrie stand ebenfalls vor der Frage, in welchem Ausmaß Feindeinwir- kungen an ihren Anlagen Schäden Hervorrufen würden. Besonders die befürchtet« Explosion von Gaskesseln bei Bombardierung beunruhigte die Gemüter vor allem der in der Nähe solcher Anlagen Wohnenden. ES hat sich inzwischen gezeigt, daß diese Befürchtungen völlig gegenstandslos waren. Weitgehende Sichcrheitseinrichtnngen in den Gasleitungen sorgen dafür, daß auch ,u zerstörten Städten durch entströmende GaSmengen keine Katastrophen ein- treten können. Hierzu tragen insbesondere elektrische Schnellschlußschieber bei, die in modernen Rohrleitungen eingebaut sind nnd die schnelle Abschließung eines beschädigten Leitungsteil«« ermöglichen.
„Was d« ererbt von deinen Mktern..."
! Roman von A non Laz«»hosen
iM. To: si-N'nn->
Da steht er das rotgeiuvsic Kopftuch der Polln auftaucheu und der io n sic Abendwtnd läßt ihren klaukattnnenen Rock in einer fast drehenden Bewegung um ihr« eilig laufenden Füße kr»«!«».
Sie hat ihn noch nicht erreicht, da schreit sie ihn, entaeaeik:
„Sie ist da! Vor einer Stunde ist sie an» gekommen, mit einem Lastauto hinterher, so viele Kisten und Koffer haben sie ausgeladen." Andree braucht nicht zu fragen, wer.
Er verlangsamt den Schritt, so, als wäre da« Heiinkommen eine Sache, die man jetzt gerne 'yiiiausschiebt. Er nimmt das Taschentuch heraus und wischt sich über die Stirne.
Die Poldi hat sich gewendet und bleibt an "Seite. Sie redet fort — sie, die Poldi.
1 läßt sich jedenfalls nix gefallen, nur von ihm ! — und zu was ein lediges Frauenzimmer so > einen Besik braucht?
Andree läßt sie reden. Was soll er auch dar» aus sagen? Die Poldi ist ein junger Mensch, denen kann man schwer den Mund verbieten.
Das vilee Reden ist ihr einziger Fehler, sonst ist sie brav und tüchtig.
Es ist aber so. als ob sie seine Gedanken erraten konnte. /
,.^ch bin min hintern Tor raus und Hab es offen gelassen. Da brauchen wir ihr nicht grad an der Nase vorbeispazicre». Wir können durchs Hintere Tor wieder hinein. Ich dm gar nicht neugierig auf sie."
Um Andrees Lippen, liegt ein schwaches Lä» cheln be, diesem letzten Satz, weil er so gar nicht Wahrheit entspricht und sie fährt auch
„So schönes Haar falls haben, gar net nach der Mode frisiert, schon mehr ins Rötliche spie» lend und m zwei dicken Zöpfen Kat Ne's so um den Kopf liegen. Und so viel herrisch schaut s aus!" schließt sie ihre Betrachtung und fugt dann, als nebensächlich, hinzu:
„Das Kalb haben wir schon, gut ist? gegangen -nix ist geschehen l"
„So!" sagt Andree und ist froh, an etwas anderes denken zu können.
..Stier?"
„Nein, a Kuhkalb."
Am Abend, als draußen die samtweiche Mondnacht mit den vielen, kleinen und heimliche» Lockrufen der werbenden Tiere herein- gebrochen ist, steht Andree im dunklen Zimmer und schaut hinüber. Zum ersten Mal beginnt er über sie nachzudenken. Wie hat die Poldi gesagt? Zu was braucht ein lediges Frauenzimmer einen Hof?
Ja, was mag sie eigentlich bewogen haben, den Heidhof zu kaufen?' Wollte sie sich damit eine Lebensaufgabe schaffen?
Für wen? <siir sich allein, wenn sie ledig blieb?
alt mochte sie sein und warum wandte ne sich nicht einem anderen Beruf zu, wenn sie . Aaffeiide Frau von heute sein wollte — als Krankenpflegerin zum Beispiel — oder als Leiterin irgend eines Unternehmens? Warum studierte sie nicht? Warum vergrub sie sich hier in der Einsamkeit des Heidhofes?
Als er so denkt, flammt drüben im Herrenhaus hinter zwei Fenstern Licht auf.
Es war Mutters gelber Salon.
, Andree die Zähne zusammen und
seine Hände zucken unruhig über das Stein- sims, hinter dem er leh^t.' Er wird lernen müssen, das zu ertragen. Wenn er nicht diese tiefe innere Abwehr gegen sie hätte, wäre es leichter. Vielleicht war sie auch so ein einsa- "t" Mensch wie er? Wer konnte es wissen!
Warum hatte sie niemanden bei sich keine Mutter, keine Schwester, niemanden?
Vielleicht war auch sie so übriggeblieben wie », und suchte Vergessen in der Arbeit.
Aber dann sind die milderen Gedanken wieder weg.
Alles hat sie ihm genommen! Wenn sie nicht gekommen wäre — Mutter hätte so bald keinen anderen Käufer gefunden. Er wäre noch rechtzeitig gekommen, denn der Notar hätte sich wahrscheinlich Zeit gelassen, das Gericht hätte erst nach dem Erben gesucht, Monate wären darüber vergangen
Ja, wenn sie nicht gewesen wäre, er wäre Hirechtgekommen und er brauchte jetzt nicht Wirtschafter zu sein unter ihr. sondern nwre Herr aus seinem Vätererbe. Sie ist sei» Unglück — sie allein! Da er rechtschaffen müde tst, geht er zu Bett. Aber der Schlaf kommt nicht. Es richtet sich in dieser heiligen, warmen und duftenden Frühlingsnacht eine dunkle Mauer auf zwischen hüben und dem Herrenhaus drüben.
Andree weiß heute schon: Ans Kampf gestellt ring ich mit ihr.
Aber auch für Regina ist diese erste singende und klingende Nacht bei weitosfenen Fenstern ohne Schlaf und Traum. Grenzenlose Ein-am- keit überfällt sie wehtuend. Ob sie wohl hier eine Heimat findet? Es ist niemals etwas in ihrem Leben gewesen, das ihr leicht uns von selbst zugefallen wäre, wie so vielen Menschen so /vieles okne Zutun zufällt
Um alles hat sie kämmen müssen, hart kam- , pfen, von Kindheit an schon, um jeden kleinen Kinderwunsch, um ihre Selbständigkeit, um ihre große und einzige Liebe und was anderen Glück ist, Mutter zu sein, war für sie bis jetzt nur Leid und Oual
Das Kind ist noch bei Frau Wenger, sie wollte es nicht hergebcn Und dann war sie schließlich gefahren in dem Gedanken, daß sie vielleicht besser allein die erste Zeit hier ver- bringen und, ein klein wenig im letzten Grund des Herzens doch wieder in Beschämung, daß sie keinen Vater für ihr Kind hat.
Sie sagt sich, vor, daß diese Einstellung von der heutigen Zeit überholt ist, aber «s hängen eben doch noch die überlieferten Meinungen an ihr und lassen sich nicht so ohnes weiteres ab- streiren.
(Fortsetzung folgt.»
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