düifm'ß des Herzens, sondern eine Pflicht; sie übte sie mit einem gewissen überlegten Eifer, nnt einer Unerschrockenheit des Bewußrseyns, woraus man hatte schließen mögen, daß sie jede Handlung der Wohltharigkeit gleichsam als eine Entrichtung einer Schuld betrachtete.
Es war auch eine Schuld und zwar eine Schuld sehr heiliger Art Margarethe war nämlich nicht die Tochter des alten Arztes.
Eines Tages, etwa in der Mitte des Jahres 1820, war der Doktor Rousseau zu einer armen Frau gerufen worden, die ein elendes Mansardenstübchen in einer der einsamsten Straßen der Stadt bewohnte. Diese Frau, von langem Leiden erschöpft, lag bereits nn Todeskampfe, als er an Ort und Stelle kam. Sie starb in den Armen de- Doktors, ohne daß sie im Stanke gewesen wäre, noch ^ ein Wort sprechen zu können, und sie satte nichts weiter j mehr vermocht, als durch eine trostlose Gebärde auf einen i dunkeln Winkel ihrer Mansarde zu deuten, in welchem! ein Madcven von etwa zwei Jahren i» einer Wiege saß s und mit einem Kran; vo» Gänseblümchen spielte. j
Nachdem der Doktor der armen Mutier die Augen geschlossen hatte, nahm er dos Kind, welches, ohne seine Blümchen loSzulassen, lächelnd die Aeimcken um seinen Hais schlang. Entzückt über kas'liebliche Wesen, beschloß er, es an Kintevstati anznnehmen; er befragte die Nach-^ darn um nähere Nachrichten über die Verstorbene aus,' aber Niemand vermochte ihm Aufklärung zu geben, denn sie bewohnte das Haus erst seit einigen Monaten und war nur unter dem Namen Joanne bekannt.
Doktor Rousseau suchte nun in einem alten Schranke, dem einzigen Gerüche in der Mansarde, nach, in der Hoffnung, etwas Näheres durch die Papiere, die sich vorfinden dursten, über die Hennath und die Famil e der Verstorbenen zu erfahren; er sank aber nichts, als das Bruchstück eines Briefes ohne Adresse, das nichts als folgende wenige Linien enthielt:
Nie werde ich r. rr die unvernünftige Heiratd verzeihen, die Du gegen den Willen Deiner ganzen Familie ein-^ gegangen hast. — Wenn Lu unglücklich bist, wie Du sagst, j so schreibe cs nur Deinem klngeho''sam zu und bclästige mich nicht mehr mit Demen Briefen, denn ich fade mich sonst genöthigt, Dir dieselben unbeantwortet zurückzuschickcn.
Dein Bruder. -
(Fortsetzung folgt.)
Eine Offizier-Prüfung in Rußland.
Ein junger Maun IN Petersburg Hane sich z,r Prüfung als Artillerie-L«rrueiiaii< soe.j'äittg vorder etter. U»er- savren mir bcn berrschenoen Gebräuchen, meinte er, wenn er fies nur die nöihigenKenntnisse erworben habe, so stehe seinem Avancement nichts »m Wege. Doch erfahrene Leute belehrten ihn emes Ankern, indem sie ihm sagten, er müsse sich, um die Prüfung bestehen zu können, einige Privai- stiuidon beiden, er muin! euren General erbitten. Derjunge Soldat befolgte cen Nach. Der General lud ihn zum Frühstück, fern ihm eine Flasche Champagner vor, und steck,e rubiq die Tausend-Rubcl-Noie (etwa 3!5 Tbaler) ein, die der Zögling m>k zitternder Hand, sauber in Papier eingewmelk, auf den Tisch gelegt. Das, sagte der General, als sie die Flasche geleert batten, ist für eine Lektion genug. Und wie viele Stunden denken Ew. Erzellenz werden mir noch nölhig seyn? fragte der Schüler.
Etwa noch drer, versezie der General, und Sie wer-
l den mit Auszeichnung bestehen. Und meinen Sie nicht, ! daß auch eine Stunde hinretchen würde? Das hängt von > Ihnen selbst ab, entgegncle der Examinator. Der junge , Mann verstand die Antwort zu beu en, und schickte noch i dreitausend Rubel in einem Ba.ikbillet. Bald darauf be- j stand er im Eramen glänzend, und erhielt sogleich eine ! Offiziersstelle. — Hieraus kann man wohl am besten den ! Geist der russischen Offiziere erkennen. Natürlicher Weise 'fallen meist die geschicktesten und gebildetsten Männer,
! wenn sie kein Geld zur Bestechung baden, im Osfizier- i Eramen durch, während die größten Dummköpfe von Ler- I mögen avanciren. Das Uebel hak sich in Rußland der- ! maßen eingenlsret, daß sogar der sonst allmächtige Kaiser es nicht beseitigen kann.
Ein Blü-nlein auf Roberts Grab.
Robe t, du schläfst, bedeckt mit Eichenzweigen!
Wie kühl ist deine Gruft nach heißem Lebenstag!
Dein Geist wird bald den. Grabe ernst entsteigen.
Im Frnhlingsscheine kräftig zum Tpra,inenschlag. Indessen wir harren mit ängstlichem Bangen,
Mit Liebe und Sehnsucht und heißem Verlangen,
Mit Muth, mit Vertrauen, bis vereinte Kraft Ein neues, ein freieres Deutschland erschafft.
Robert, du schläfst, im Leben und im Sterben,
War dir es heilge Pflicht, ein deutscher Mann zujsehn! Wohl nicht zu früh darfst du den Kranz ererben.
Mit dem vre Märtrer gehn zu ihren Vätern ein.
Sie folgen dir narb, bei den jetzigen Schwächen,
Tie grausam vergossenes Blut wollen rächen;
Sie folgen, ob auch di- Kroaten noch stehn, Rothmantel und Windischgrätz Tigern gleich ,'ehn. Robert du schläfst, nachdem du ansgestreüet Den edlen Freiheitssamen reich'durch Wort und That! Der rauhe Boden Deutschlands ist erneuet, lind aus ihm sprosset bald die volle grüne Saat. Erstorben in der Knechtschaft eisigem Grunde,
Erwacht vom Gebrülle der ehernen Schlunde,
Gedüngt von dem Blute durch Märtyrer Tod,
Ersteht sic, voll Glanz zu neu.m Morgenrolh.
Wenn Ihr, für Freiheit blntigroth entschlafen,
Ihr Geister All aus euren Heldengräbern steigt;
Wenn dann die Wunden uns entgegen ilassen.
Wenn Ihr die Todesmale euren Brüdern zeigt;
Dann werden sic Eurer, und dein Blum, gedenken.
Mit blutgen Vergißmeinnicht werdet ibr winken,
Und die Flamme, die Jedem im Herzen glüht,
Die Funken der Freiheit durch Deutschland entspricht.
Ja. wenn das Racheblut durch Deutschland stöhnet, Wenn es den, schweren Druck wird unterlegen seyn; Dann wird Heroentod Wohl ausgesöhnet,
Dann Robert Blum gedenket jeder Deutsche dein!
Wo der Menschheit Rechte, vom Sckövfer gegeben Begründen ein brüderlich heiliges Leben:
Ja. wo sinket der Teufeln Auge in Nackt.
Da Deutsche, da Brüder die Freiheit erwacht.
Wenn dann der Tag der Dreiheit^chell erglänzet,
Uno wenn die Sonne steigt, die Weden uns verheißt; Wenn, statt des Kleinmuths, Ernst'die Stirn umkränzet. Wenn Treue, nicht Kanonen, unser Land umkreist; Wenn dann das Harte mit dem Weichen vereinet,
In einem vollkommenen..Klange erscheinet:
Dann Robert ist uns aus den Särgen erblüht.
Was jezt noch so Manchen zum Grabe binzieht!
Drum stimmet, ihr Gedanken, mir entstiegen.
Wie ein gewaltig Heldenlied auf Roberts Grab!
Ihr Blumen dort, laßt eure Blüihen fliegen In jedes Männerherz, ja auf das Kind herab!
Dieses deiner Asche, durch Kugeln geröthet Und den Tvramien, die die Blume getödtet!
Dieses Alles deinem unsterblichen Ruhm,
Deutscher im Leben und Sterben: Robert-Blum.
G r a j e.