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Gastmahl gegeben hatte. Versammlungen, vorerst frei- l lich sehr unschuldige, werden in Wien nach und nach wie-l der freigegeben, so des kaufmännischen Vereins, der medi- zinischen Fakultät, des Munkvereins, des Gewerbvereins. j

Der östreichische Reichstag soll nun bis zum 16. Ia-l nuar 1849 vertagt und dann nach Wien zurück verlegt werden. Von der Staatsverwaltung ist eine Gewehrlie- ferung auf nicht weniger als 1 Million Stücke innerhalb auf einander folgender Termine ausgeschrieben. Auslän­dische Konkurrenz soll ausgeschlossen bleiben.

Aus Olmü tz meldet man, daß der Kaiser Herrn v. Wessenderg in seiner Wohnung einen Besuch abgestat- ret habe. Die Wiener Zeitung sagt, ein solches Zeichen der kaiserlichen Gnade gehöre zu den allerseltensten Aus­zeichnungen. v. Wessenderg erklärt in einem Rundschrei­ben an die k. k. Gesandtschaften, daß nur Gesundheits­rücksichten ihn bewogen hätten, von den ihm anvertraut gewesenen Staatsämtern sich zuruckzuzieben, und daß er mit dem Bewußtseyn scheide, dem m seinem Programm ausgesprochenen Prinzip, die Monarchie auf konnitutionel- ler Grundlage zu befestigen, treu geblieben zu seyn. (Herr v. Wessenderg ist 75 Jahre alt.)

Kossuth, der durch voreilige radikale Uebertreibungen und durch seinen Egoismus die unheilvolle Lage Ungarns hauptsächlich hcrbeigeführt hat, soll manchen feiner Ge­treuen nicht mehr recht trauen und im Falle eines Fehl-! Magens eine Auslieferung an Oestreich befürchten. Er! zeigt sich deßhalb nie, als bis an die Zähne bewaffnet.^ Die ganze reguläre Macht Ungarns soll sich höchstens aM 22,000 Mann belaufen. Die Nationalgarde-Artillerie soll sehr schwach seyn und AlleS überschießen, und die östrei-^ chische Artillerie, die man genöthigt hatte, in Ungarn zu- ! rückzubleiden, thut auch das Möglichste, um nicht zu tref­fen , trotzdem daß bei jeder Kanone ein Kommissär steht und zum Erempel ein Korporal erschossen wurde, weil un­ter vrer Schüssen keiner traf. Lue Artillerie wäre wahr­scheinlich schon längst übergeqangen, wenn nicht Kossuth die Bespannung aus lauter Ungarn genommen hätte; die halten natürlich zurück. Unter diesen Umstanden glaubt man trotz der starken Befestigung Pesths und Komorns an keinen lang andauernden Widerstand. Gegen den Ge­brauch der Kettenkugeln, welcher sich die Ungarn auf un­statthafte Weise bedienen, hat Fürst Wmtischgrätz eine ernste Abmahnung an dieselben ergehen lassen. Die Ant­wort war, daß sie zur Vertheidiqunq solches erlaubt hiel­ten, sich aber davon enthalten wollten, wenn Fürst Windischgräh ihnen dafür kongrevesche Raketen sende. Wie es scheint, fürchtet Kossuch, Ungarns Diktator, keinen guten AuSgang seiner Sache. Seine ganze Familie ist in Begleitung mehrerer Ungarn in Hamburg cinge- troffen, um nack einigem Verweilen nach London zu reisen. Kossuth soll schon längst Beoacht auf alle möglichen Fälle genommen und bedeutende Summen nach England ge­schafft haben

In Siebenbürgen ist jetzt auch ein förmlicher Racen- krieg auSgebrochen. Szekler, Watachen, Deutsche, Slo­waken und Ungarn rauben, morden und sengen wechsel­seitig, so daß man im Interesse der Menschlichkeit wün­schen muß, daß diesen Zuständen ein Ende gemacht werde.

Ueber die Siebenbürger Zustände geben Zeitungen ein trauriges Bild. Das Land ist in zwei Lager getbeilt, Sachsen und Rumänen kämpfen für den Kaiser, die Szek­ler fürs ungarische Ministerium. Jeden Augenblick wer­

den Städte und Dörfer durch Ueberfälle allarmirt. Der Landsturm ist organisirt, bald sollen 245.000 streitbare Männer auf den Beinen stehen. Der Kampf ist in vol­len Flammen, und oft glaubt man, wenn man die Kampf­und Gräuelberichte liest, sich in die Zeiten des großen walachischen Bauernaufstandes im vorigen Jahrhundert versezt. Die Magyaren haben durch ihre Grausamkeiten herausgefordert, die Rumänen,denen ihre besten Söhne gehenkt wurden", blieben die Antwort «ich! schuldig. Viele ! Edelleute wurden getödtet, in Zalathna ward das gesammie ' Beamtenpersonal von den Rumänen medergemacht, weil sie sich weigerten, die kaiserliche Fahne aufzuzieben; bei Enyed haben die Magyaren sieben rumänische Ortschaften eingeäscherl und viele Rumänen medergemacht, in Keresztur wurde der Hofrichter krank aus dem Bette gezerrt und ge­schunden, einem gewissen Joseph Ujlak wurden die Zähne ausgerissen. Das sind einzelne bezeichnende Züge dieses gräßlichen Bürgerkriegs, welchen Räubereien, Brand und vandalische Verheerungen auf jedem Schrur begleiten. Nur die Sachsen halten sich noch in den Gränzen der Huma­nität und vergelten den Szeklern tue Blutthaten nutzt, die diese an ihnen verübt. Der Kommandirende hat, um diese Gräuelthaten zu hemmen, bereits mehrere Proklamationen erlassen, sie blieben fruchtlos. !

Aus Mailand meldet man zwei standrechtliche Hin- ' richtungen, die eine an einem gewissen Maestrazzi, der östreichische Soldaten zur Desertion zu verführen suchte, vollzogen, die andere an Crescieri, Schmid von Argagno, > weil er, währenv die k. k. Truppen zur Unterdrückung der ! Rebellen an jenem Orte wirkten, von emer Patrouille an­gehalten ward, wie er eben eine Pistole und ein Bajonnet in einem Sacke trug. Während in dieser Weise Radetzky sein unerbittliches Standrecht walten ließ, ließ Mazzini, als Präsident der revolutionären Centraljunta, immer neue Morvprogramme verbreiten. Das jüngste lautet: Jever >

! Italiener soll einen Oestreicher in Italien angreifen und tödten, sey es offenen Angesichts, sey es meuchlings, bei ! Nacht, bei Tag, in der Stadt oder auf dem Lande; jede ! Waffe ist gut, Steine vom Fenster herab, bas Stilet im ! Aermel, die Flinte im Gesträuche, Degen, Messer, Heuga- > bel, Spieß, Alles soll gegen die Fremden gerichtet werden; die Brücken sollen abgebrochen, die Bäume gefällt werden, um den Reitern den Weg zu versperren, die Eisenbahnen sollen zerstört werden. Jeder Italiener ist Soldat, jede Italienerin ist barmherzige Schwester zur Verpflegung der Verwundeten; jedes Kind soll nützlich seyn; indem es Mu­nitionen, Cbarpie, Arzneimittel den Kämpfern in tue Ge­birge bringt. Der Schrei des Aufstandes ist: Gott und das Volk!

Nach telegraphischen Meldungen hat sich der Papst ^ aus Rom geflüchtet, uno soll sich in Civita vecchiä am Bord eines französischen Kriegsschiffes befinden. Man ver­sichert, die französische Regierung habe auf einen durch den päpstlichen Nuntius und den Erzbischof von Part» bei General Cavaignac gethanen Schritt sogleich drei Kriegs­schiffe nach Civita vecchia geschickt, um den Papst nach Frankreich zu führen. Der Erzbischof von Paris hat beute einen Hirtenbrief erlassen, worin er Gebete für das be- ! drängte Haupt der katholischen Christenheit anordnet. ! Man glaubt an eine Intervention Frankreichs im Kirchen­staate; so viel ist gewiß, daß im Kriegsmmisterium die größte Thätigkeil herrscht und der Telegraph den ganzen Tag mit dem General Oudinot korresponvirt. An der