hen. Alle ehrenhaften Redaktionen, welche obigen Bericht der Fr. O.P.A.Z. entlehnt haben, werden dringend gebeten, auch dieser Berichtigung die Aufnahme nicht zu versagen. Fr- Hampel, Student aus Wien.
Die Wiener Zeitung bringt heute wieder die amtliche Nachricht von einer vollzogenen Hinrichtung. Anion Bor- gini aus Brünn in Mähren gebürtig, wurde am 17. kriegsgerichtlich erschossen, weil er am 14. d. Abends in einem Gasthause in Gegenwart mehrerer Personen aufwiegelnde Gespräche geführt habe, wobei er sich insbesondere Drohungen über die nothwendige Ermordung hoher Personen erlaubt hat.
Man erfährt sezt auch den Grund, weshalb die auf den Tod durch den Strang lautenden Urcheile in die Strafe des Erschießens umgewandelt werden. Der Henker ist nicht zu finden, und Niemand will dessen Dienst versehen.
Aus Olmütz vernimmt man, daß der Kaiser, der übrigens jeden Rest von Selbstständigkeit aurgegeben hat, der dort angekommenen ungarischen VermittlungSoepula- tion auf ihre Bitte um Rettung des Landes vor gänzlicher Zerstörung, kur; geantwortet habe: „Er habe die dor-! tigen Wirren nicht herbei geführt."
Oestreich hak zwei DampftFregatten von 400 Pferdekraft und je mit 10 Bomben bewaffnet, mit 800 Mann Schiffsbedienung in England angekauft.
Am 14. Nov. war in Dresden ein großer Volksauflauf, um den Erminister v. Nostiz-Wallwitz, der nach der Verhaftung Robert Blums nach Wien gereist war, zur Rechenschaft über das, was er in Wien gewollt habe, zu ziehen.
Was wir aus Berlin vom 17. November melden können, ist Folgendes: Die Entwaffnung der Bürgerwehr geht unter dem Schutze von 250 Kanonen ohne Widerstand vor sich. Hie und da fallt die drollige Scene vor, daß, wenn die Männer sich erklärt haben, ihre Gewehre nicht herzugeden, die Hausfrauen dieselben plötzlich nehmen und in ängstlicher Hast, zum Theil von den zornigen Männern verfolgt, dem vor den Häusern stehenden Militär überbringen. Vor den Werkstätten der Arbeiter wurden Kanonen aufgepflanzt. Die Arbeiter gaben ihre Waffen her, ebenso die vier fliegenden Korps der Studenten, Künstler rc. Zu bemerken ist, daß auch das Hofgesinde viele Waffen zurückhielk, weil man den Stur, der bestehenden Regierung fürLieie und sich im Voraus bei der neuen einschmeicheln wollte. Am 17. Abends sollen gegen 9000 Gewehre abgeliefert worden seyn, die Hälfte der Statt war durchzogen. Im Ganzen sind 26,000 Gewehre ad;uforken. — Nu» fangen die Verhaftungen an, welche meistens in Folge von Oenuncmtionen, die unter dem Schutze des MstitärsystemeS auf eine betrübende Wette um sich greifen, vor sich gehen. Auf Rüge wird gefahndet; sein Freund und Mitarbeiter Ockensosser wurde verhaftet; ebenso Benary, Thiele, Oschatz, Hippel und andere Mitglieder der demokratischen Vereine. Zu beklagen ist es, daß die Festnehmungen stets durch das Militär in den eigenen Wohnungen ohne alle Berücksichtigung der Habeas- KorpuS-Akte vor sich gehen. Die Verhafteten werden in das Zellengefängniß zu Moabit gebracht. — Auch wurde ein Spion, der sich in die Privatversammlungen eines Theils der Abgeordneten eingeschlichen hakte, entdeckt. Er § wurde als ei» verkleideter Konstabler erkannt. — Die l Zeitungs-Redakteure erhalten von Wrangel in der gemüth-> ftchsten Arr die naive Weisung, nicht gegen die Regierung ^
zu schreiben; sie sollen sich selbst censiren, er wolle ihnen keinen Censor setzen. Auch die Nationalzeitung ist suspen- dirt worden. Die Ewige Lampe erscheint wieder unter dem Titel: „Oie Gasflamme, ein Kind der Ewigen Lampe." Oie „Oeutsche Reform," das Organ des Hrn. Milde, will es auf die Suspension ankommen lassen.
Am 18. fielen mehrere bedeutende Ereignisse in Berlin vor. Das Kammergerichl erklärte die Wrangelsche Publikation des MartialgesetzeS nach reiflicher Erwägung der lhälsächllchen und Rechisverhältmfse für ungesetzmäßig, und übergab diesen seinen Protest dem JustlzminifterRin- telen. Auch der Oberapellationssenat des Kammergerichies, der den Ruf unerschütterlicher Unabhängigkeit genießt, bai in einer Vorberathung sich mit 18 gegen 8 Stimmen für die Ungesetzinäßigkett der Wrangelschen Publikation entschieden. Ferner hat das Kammergerichl mit 17 gegen 12 Stimmen entschieden, daß wäbrend des Belagerungszustandes ein Justitium eintreten müsse, d. h. die Thätig- keii der richterlichen Behörden unterbrochen sey. — Die suspenbirte Nationalzeitung hatWrangel wegen des gegen j sie verfügten Verbots um Störung im Besitz und auf Schadenersatz verklagt.
Am Abend des 15. Nov. faßte die Nationalversammlung in Berlin den folgenschweren Beschluß der Steuer- Verweigerung. Schon Vormittags an diesem Tage hatte sich die Nationalversammlung im kölnischen Rathbause wieder versammeln wollen, war aber, ehe die Versammlung vollzählig war, durch Militär vertrieben worden. Die 40 dis 50 Aogeordnele, welche sich bereits eingefunden hatten, wichen der Gewalt. Abends um 7 Uhr kamen sie wieder zusammen im Milentzschen Saale. Jezk traten wieder drei Offiziere ein. Watdeck sprang leidenschaftlich auf und rief ihnen zu: sie sollten ihn durchbohre». Man mußte ihn zurück halten. Der Präsident weigerte sich, zu gehen, und die drei Offiziere entfernten sich für einige Zeit, und während dieser Zwischenzeit, da die Offiziere ihre Mannschaften holten, in einem Augenblick der Entrüstung und Erbst- terung, legte der Präsident v. Unruh die Frage vor: Ob die Versammlung den Beschluß fassen wolle, der gegenwärtigen Regierung vom 17. d. M. die Steuern zu verweigern. Sofort wird abgestimmt und die Versammlung beschloß einstimmig, mit 226 Stimmen: „Das Ministerium Brandenburg ist nicht berechtigt, über Staaisgelder z i verfügen und Steuern zu erheben, so lange nicht die Versammlung in Berlin ihre Beratbungen frei forlsetzen kann. Der Beschluß tritt mit dem 17. Nov. d. I. in Kraft." Noch war die Abstimmung nicht ganz vollendet, so drangen schon ore Soldaten in den Saal, um ihn zu räumen. Unter einem donnernden Hurrah! trennten sich die Abgeordneten nach jenem Beschluß und wollen jezr eine Pause ihrer De- raihungen erntreren lassen. Sie wollen vorerst die Wirkungen dieses ihres Beschlusses abwanen. — Am Abend des 15-Nov. wurde auch der demokratische Klub gesprengt und dessen Vorsitzender, Aktuar Stein, verhaftet; er wurde aber von den Gerichten wieder frei gegeben.
Am 15. wurde die Entwaffnung der Bürgerwehr begonnen und am 16. forlgesezt. Die Ablieferung der Waffen geht auf folgende An vor sich: Ein Piket Soldaten Drückt vor ein Haus; der Trommelschlag ist das Zeichen der Ablieferung; dre Soldaten gehen m die Häuser undWoh- l nungen, wo sie diejenigen Waffen wegnehmen, die ihnen ! in dre Augen fallen. In vielen Häusern haben die Jn- ! fassen ihre Gewehre meist auf den Flur gestellt, wo das