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St.
Der Gesellschafter.
Ven 2^. November. Beilage zum Nagsldtr Jntelligenzilatt.
I8L8.
Württembergifche Chronik.
Aufforderung
an die
Zehnt- mrd Gült- rc. Pflichtigen
in den
Oberamtsbezirken
Hcrrettberg, Horb und Nagold'
Ablösung aller Grundlastem
Die hie und da laut gewordenen gewiß unbegründeten Besorgnisse von vielfachen mit der Ablösung aller Gruntlasten verbundenen Unzuträglichkeitcn veranlassen unS, die Unterzeichneten Abgeordneten der Oberamtsbezirke Herrenberg, Horb und Nagold, die Pflichtigen hiermit auszusordern, den geaenwäi rigen Augenblick nicht un- dcnüzt Vorbeigehen zn lassen, ihr Grundeizenthum von den darauf ruhenden Lasten, auch gegenüber von dem Staate und den unter öffentlicher Aufsicht stehenden Körperschaften rc., wie gegenüber der Privat-Berechtigten, wo die Ablösung geschehen muß, zu befreien. Eine Widerlegung der vielfachen Einwendungen gegen alsbaldige Ärlö- snng aller Grnndiasten ist auf dem gegenwärtigen Wege nickt wohl znläßig, dagegen sind wir bereit, aus weitere Anfragen unsere Ansicpieu nach den ganz verschiedenen Richtungen, die hier zur Sprache kommen, aus umfassende und wohl befriedigende Weise aus einander zu setzen. Eine sofortige Anmeldung der Ablösung aller Grundla- sien mit Einschluß der Zehnten liegt unrer allen Umständen »n wohlverstandenen Interesse der Pflichtigen.
Stuttgart, im November 1848:
Gergle. Pfäfflin. Zeller.
Tages-Merrigkerteu.
Die neueste Wiener Zeitung enthält in ihrem amtlichen Thcile folgende nichtssagende Rechtfertigung über das Verfahren gegen Robert B l u m : Um der Verbreitung 'böswilliger Gerüchte, die in Ansehung des Verfahrens bei der Berurtheilung des Robert Blum zur Kennlniß der Militärbehörde gelangt sind, zu begegnen, sinket die letztere im Nachhange zu ihrer, diesen Gegenstand betreffenden, in der Wiener Zeitung bereus erschienenen Kundmachung zu erinnern: Robert Blum, ans Leipzig, als einer der thäiigsten Beförderer des Okioderaufstandcs bekannt, wurde in Folge des bereits am 20. Oktober pro- klamirten Belagerungsstantes von Wien und Umgebungen, nach dem Einrücken der k. k. Truppen in die Hauptstadt, eingezogcn und vor das Skandrecht gestellt. In der dreßfalligen Untersuchung wurde er durch sein Gestandmg f und beeidete Zeugen überwiesen, daß er am 23. Oktober in der Aula zu Wien den bewaffneten Ausruhr durch eine feurige Rede angefacht und als Führer einer Kompagnie! des Elite Korps mit den Waffen in der Hand an dem- -
selben theilgenommen habe. Robert Blum wurde demnach' in Gemäßheit der bestehenden Militärgesetze von dem Stand- reckte mit Einhelligkeit der Stimmen zum Tode durch > den Strang verurthcilt, und dieses Urtheil innerhalb 24 Stunden, vom Zeitpunkte seiner Stellung vor die standrechtliche Kommission gerechnet, durch Pulver und Blei vollzogen. — Blums Witlwe ist in Wien angekommen, um die Leiche ihres Mannes in die Heimath abzubolen.
Diese Nummer enthält auch die amtliche Anzeige über die Hinrichtung Messenhausers. Sein Schicksal erregte große Theilnahme. Der Reickstagsdeputirte Prato war noch Tages zuvor mit einem Ertrazug der Eisenbahn nach Olmütz adgereist, um dort eine Adresse von vielen Unterschriften für Messenhausers Begnadigung einzureichen: Ueber seine lezten Augenblicke schreibt man von Wien: „Einige Minute» vor 9 Uhr schritt Messenbaiiser, von Truppenzügen begleitet, festen, männlichen Schrittes und heiteren Antlitzes der Ricktstäite zu. Sein Benehmen wär nicht trotzig, aber staunenswerth entschlossen, als der Zug im Stadtgraben zunächst dem Sckorrenthore Halt machte und das Ouarree geschlossen wurde, das an zwei Seiten die Stadtmauern bildeten. Drei Feiejäger traten vor; Messenhauser kannte ihre Bestimmung , stellte sich mit größter Ruhe in einer Distanz von zwei Schritten denselben gegenüber, sagte mit lauter, noch immer die größte Rübe verrathender Stimme zu dem die Ererurion kommaneirenden Stabsoffizier gewendet: Herr Major? Sie werten erlauben, daß ich mein Ende selbst komman- dire? und als ein Stillschweigen die Genehmigung entnehmen ließ, kommandirte Messenhauser laut, die Augen »fest auf die drei Jäger gewendet: „Scklagt an!" warf einen flüchtigen Blick über die Gcwehrläufe, gleichsam als ob er ihre Richtung visiren wollte , kommandirte mit fest betonter Stimme: Feuer! und sank in demselben Augenblicke von drei Kugeln gut getroffen zu Boden."
Die Deutsche Allg. Ztg. enthält folgende Erklärung Die Fr. O.P.A Z. enthielt einen Bericht aus Wien, wonach Blum seine Mitstreiter auf eine rohe Weise aufgefordert haben soll, einen umreit vom Kampfplatz liegenden haidtodlen Kroaten niedcrzuschießen. Diese Geschichte enthält in der Art, wie sie erzählt wird, eine perfide Verdrehung. Es waren zwei Kroaten, welche schwer verwundet an der brennenden Sophien-(Razumoffsky-) Brücke lagen, flüssiges Pech träufelte auf sie herab. Da sagte Blum zu uns: Gehr doch hin und erbarmt euch dieser unglücklichen Menschen, sie leiten schrecklich, sckießk sie lieber vollends todt! Da aber der Platz stark von Kleinge- wehrfeuer bestrichen wurde und wir uns zurückziehen muß- »reu, so war es uns unmöglich, diesen Auftrag auSzuführen. Ich freue mich, dieß als Augen - uno Ohrenzeuge zur Steuer der Wahrheit gegen alle Feinde Blums'>niirheilcn> zu können, welche, auch durch den Tod nickt ausgcsöhnl,, ^ forrfahren, das Gift der Vcrläumdung gegen ihn zu spau-