-3z«

änderung nicht, tvvhl aber eine Kammerauflösung in Aus­sicht stehe, falls diese auf ihrem Beschlüsse verharren oder deßhalb die Steuern verweigern wolle. Die Mitglieder der Kammer der Standesherren sollen erklärt haben, dem Beschlüsse nicht beitreten zu wollen. Der König soll sich bereits erklärt haben, auf eine bedeutende Summe, man sagt 300,000 fl. jährlich an der Civilliste im Wege frei­willigen Nachlasses bei der Staatskasse auf Lebenszeit zu verzichten, dagegen eine Verminderung im Wege der Ge­setzgebung als vertragswidrig abweisen.

Tages-Neuigkeiteu.

Mittelst standrechtlichen Unheils vom 8. d. M. ist Roben Blum, Buchhändler aus Leipzig, überwiesen durch sein eigenes Geständmß, wegen aufrührerischer Reden und bewaffneten Widerstands gegen die Kaiser!. Truppen in Folge der von Sr. Durchlaucht dem K. K. Herrn Felo­marschall Fürsten zu Windischgrätz unterm 20. und 23. Ok­tober erlassenen Proklamationen zum Tode verunheilt, und das Unheil am 9. November 1648, Morgens um halb acht Uhr in der Brigittenau mtt Pulver und Blei vollzogen worden. Mit diesen Worten bestätigt der amt­liche Theil der Wiener Ztg. die Nachricht. Wir waren wahrlich nie Freunde Robert Blums, und mußten auch seine Betheiligung bei dem Wiener Aufstand durchaus ver- urtheilen. Aber die Hinrichtung eines Abgeordneten der Reichsversammlung, an welcher Oestreich über 100 Abgeordnete hat, und der nicht aus frischer That ergriffen wurde, eines Mannes, der ein hervorragendes Mitglied einer durch ganz Deutschland verbreiteten Partei ist, un Widerspruch mit dem Reichsgesetz vom 10. Oktober, wel­ches Verhaftung und peinliche Verfolgung von Neichstags- abgeordneten nur mit Zuziehung der Nationalversammlung gestattet, ist eine furchtbar schwere Tvat. Ueber die nähe­ren Umstände der Hinrichtung Blums schreibt man: Blums Tod hat unter der deutschen Partei Einsetzen hervorgeru­fen. Er wurde von ungefähr 1000 Mann in die Brigit­tenau geleitet. Unterwegs entrangen sich öfters schwere Seufzer seiner Brust. Am Nichiplatze angekommcn, hatte er wieder seine ganze Ruhe gewonnen. Er gab es nicht zu , daß man ihm die Augen verbinde, und starb gefaßt. Sein Tod, ohne alles Benehmen mit dem Frankfurter Par­lament, dürfte uns ein Zeichen seyn für die Politik, welche Oestreich künftighin Deutschland gegenüber verfolgen dürfte. In einer anderen Korrespondenz heißt es: Robert Blum wurde, nachdem die gepflogene militärische Untersuchung gestern über ihn dasSchuldig" ausgesprochen, heuie früh tm Augarten standrechtlich erschossen. Vor der Erekution wollte derselbe noch eine Anrede halten, allein das zu sei­ner Füsilirung befehligte Militär (Zager) ersuchte ihn selbst, cs zu unterlassen, da er ohnehin unrer ihnen keine Zuhö­rer finden würde. Am 10. November, den Tag nach der Hinrichtung Blums erfolgte eine zweite, nämlich die des Nationalgarde-Oberkommanoantcn Messen Hauser. (?) Außerdem sollen noch gegen 12 bis 15 Hinrichtungen statt- gesunden haben. Unter den letzteren soll sich auch Fenne­berg befinden; Fröbel soll freigesprochen worden sepn.

Aus W«en lauten die Berichte über den Vollzug von weiteren Hinrichtungen verschieden. Von mehreren Seiten, auch in der lithographirten Korrespondenz, wird berichtet, es sehen am 10. und 11. mindestens noch 20 bis 30 Todesurtheile vollstreckt worden; die Namen der

! Verurtheilten sehen noch ein Geheimniß. Von anderen , Seiten wird widersprochen. Gewiß ist nur eine, welche l die neueste Wiener Zeitung amtlich verkündigt: die von l Eduard Jeblovitzky aus Russisch-Polen, welcher gleichfalls j füsilirt wurde. Er war Adjutant des Generals Bein. Auch über das Schicksal Messenhausers ,st man noch im Zweifel. Nach Berichten in derAugsb. A. Ztg." sollie er am 10. erschossen werden; allein er habe um Gnade gebeten mit dem Bemerken, daß er dem Fürsten Windischgrätz die wich­tigsten Enthüllungen zu machen habe. Sein Unheil soll in Folge dessen sistirt worden seyn. Die Freilassung Fü­llers bestätigt sich; dagegen soll Fröbel sich noch in Ver­haft befinden, jedoch weniger gravirt seyn, als Blum. Die Stimmung in Wien ist düster und gedrückt; die Hinrich­tung Blums bat tiefen Eindruck gemacht; dazu kommt die Aufregung über die vielen heimlichen Hinrichtungen, von denen man spricht. Blum batte eine Stunde vor seinem Tove einen Abschiedsbries an seine Gattin gerichtet, in welchem er dieselbe bittet,ihre Kinder für die deutsche Freiveit zu erziehen, für welche er gestorben." Er soll übrigens bis zum lezten Augenblick auf Begnadigung ge­hofft haben. Ueber den Hergang seiner Verurtbeilung schreibt man: Robert Blum hätte sein Leben durch eine Lüge retten können, aber er gestand, daß er als Haupt- mann einer Abrheilung des Elttenkorps noch am 31. Oft. in der ihm anverrrauten Charge sungirt habe. Dieses Geständmß und seine öffentlichen aufrührerischen Reden waren die Hauptmomente seiner Verunheilung. Er starb, ! nach der Aussage des Offiziers, der bei der Hinrichtung ^ kommanvirte, mit jener unerschütterlichen Ruhe, die ihn i charakterisirte. Das Unheil über ihn und die Art seines ! Todes wird Deutschland sprechen. Seine Hinrichtung, die ! sich nicht einmal vor dem östreichischen Gesetzüber stanb- ! rechtliches Verfahren" rechtfertigen läßt, hat vier allge­meine Theilnabme und Beklommenheit erweckt. Andere Füsiladen - wir können leider nicht mehr an der Wahr­heit zweifeln finden täglich statt, zum Theil, wie heute Morgen unmittelbar vor der innern Stadt, im Stadtgra­ben vor dem Neulhor. Es ist eingetroffen, was wir zu­nächst fürchteten: die siegende Partei treibi die Dinge auf die Spitze, wie es die besiegte geihan hat. Eine furcht­bare Zukunft entrollt sich vor den Blicken eines Zeven, mag er welcher Partei immer angeboren. Windischgrätz har nicht planlos unter den Tausenden, die in Wien dem Standrechte verfallen sind, gerade Blum, gerade das Mitglied der deutschen Reichsversammlung ausgesucht. Die Gelegenheit, dem deutschen Radikalismus und dem deut­schen Reich gleichzeitig einen Streich zu versetzen, war verführerisch. Blums Leichnam ist die Antwort der öst- reichrschen Camarilla auf die Beschlüsse der deutschen Reichs- versammlung, welche Oestreich dem Gesammtvaterlanbe e-n- verleiben und der Gesetzgebung der Reichsgew alt unterwer­fen wollten. Diese Gesetzgebung, der Schutz, den sie dem Parlamenisglied gewährt, ist durch die Hinrichtung Blums für nichtig erklärt und in den Koth getreten. Das war auch die Absicht. Was wird nun in Frankfurt gesche­hen-? Am 9. Nov., dem Todestage Blums, murre in Leipzig noch eine große Volksversammlung wegen rer Mittel zu seiner Befreiung gehalten. Am 10. Nov. hiel­ten auch die Stadtverordneten Leipzigs seinetwegen eine Sitzung.

Fürst Windischgrätz soll sehr feindselig gegen die Stad Wien gesinnt seyn und übt sowohl auf die Presse, als