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ffli'rt statten und in ibre Kasernen zurück kehrten , kehrte I der junge Baron eiligst in seine Wohnung zurück, anstatt, wie er wobt sonst zu chun pflegte,, sich m>t seinen Waffen- § geführten zu fröhlichen Gelagen zu vereinigen, und über- j ließ fiw einer Verzweiflung ohne Gränzen.
Im Anbeginn dieser Leidenschaft hatte Berkef seine Hoffnungen umerdrückk; er glaubte nicht daran und wollte sich nicht einem eiteln Wahne dingeben; feit SophiensGe- stänvüiß aber batte er seinen Wünschen und Erwartungen, auch seinem Ehrgeize freien Lauf gelassen und in diesem Wahnsinne sogar an die Möglichkeit geglaubt, einst der Gemahl der Prinzessin zu werden. Sophiens zäriliche Blicke- ihr Lächeln, ihre Briese- alles dich trug dazu bei, ihn glauben zu machen, daß dies bas einzige Ziel und tue einzige mögliche Lösung einer Liebe seyn könne, der er er- rölher seyn würde, eine andere Auslegung zu geben. Freilich war die Verbindung eines Barons mit einer Prinzessin! eine That, welche von jedem Herkommen und jeder Sitte' verdammt wurde; aber was bedeuten Hindernisse und Vor- urtheilc, wenn eine feurige und erwicderte Liebe die Hoffnung stüzt und erhebt? llnd dennoch, Sophie wollte sich verhe,rachen!' Sollte sie ihn gerauscht baden? Wollte sie seiner Leichtgläubigkeit spotten, oder batte eine höhere Macht sie zu dieser Heiraih gezwungen? Er wußie sich diese Fia- gen nicht zu beantworten, und nur das Eine stand jezr fest bei ihm t Entweder Sophie ist ein Opfer oder sie ist treulos !
Ermüdet und abgespannt von solchen Betrachtungen, stüzte der Baron den Kopf in seine beiden Hände und die Arme aur den Tisch und verblieb lange m dieser Stellung' — da gewahrte er plötzlich ein Biller, das vor ihm lag. Er war so in Träumereien versunken gewesen, daß er nicht gewahr geworden war, wie es dadin gelegt wurde. Voll freudiger Bestürzung öffnete er schnell und las Folgendes: „Sie sind traurig! Ich begreife das wohl, aber fürchten Sie nichts. Die Ereignisse scheinen Ihnen entgegen zu seyn, aber es gibt ein Mittel, sie alle zu besiegen, und das besteht darin, daß wir ihnen voraneilcn. Wenn Sie der Liebe, die man für Sie fühlt, würdig sind, ! wenn Sie Mutd haben- den Gefahren, welche unsere Liebe bedrohen, zu trotzen, so knüpfen Sie Ihre Schärpe an den Balkon vor Ihrem Fenster, und Sie werden dann erfahren, was zu tbun ist."
Dieses Billet versezte den Baron auf den höchsten Gipfel des Glückes p trotz der Dunkelheit, welche in diesen Worten lag, war es doch leicht, die Bedeutung, derselben zu crra-hen. Alle Leiden und jeder Verdacht waren auf einmal verschwunden. Sophie liebte ihn noch immer unv liebte nur ihn. Sie weigerie sich aus allen Kräften, den Großfürsten zu beirar! e i, und in ibrer Angst nahm sie zu, ibm und zu seinem Mukhe ihre Zuflucht. Aber um was i bandelte cs sich eigentlich? Um eine Einführung, oder »m! eine geheime Heiraih ? Beides bot große Schwierigkeiten ^ dar; aber Berkef knüpfte mulbig seine Schärpe an die eisernen Stäbe deS Balkons , wie man es ihm befohlen hatte, und wartete in größier Ungeduld.
Der folgende Tag- ging vorüber, obnr daß sich etwas Besonderes ereignet bätte, und der snnge Baron fing an, wieder sehr unruhig zu werden, -freilich ist es wahr,I daß die Augenblicke kostbar waren — es blieb nur nochj eine Nacht bis zur Stunde, welche zur Abreise der Prrn-! zesfln fcstgesezt war, und Nichts konnte daber die Verzöge-^ innig des in hem, Briefs angebeureien. Versprechens rech: l sprngeu.. ' l
Endlich, gegen Abend, um die Stunde des Geheimnisses und der Liebe, weiche von den Verliebten so oft herbei gewünscht w rv, glaubte Berkef seinen Namen aussprechen zu hören, schnell erhob er sich. Eine Stimme befahl ihm , sich nicht zu rühren und das strengste Stillschweigen zu beobachten. Berkef blieb unbeweglich, und die Stimme fuhr fort r In dieser Nacht, um zwei Uhr» werden zwei Personen in Ihr Ammer kommen; Sie werden dafür sorgen, daß ibre Diener vorher emsernt sind uns kein Licht brennt. Die dritte Person wird reden. Sie und ich, wir haben auf die einzige Frage, welche man uns vorlegt, nur Ja zu antworten. Seyen Sie übrigens über alles das, was darauf folgen wird, ganz unbesorgt.
Scp es nun, daß diese Stimme absichtlich verstellt war, oder sey es, daß sie verändert wurde durch ein ihm unbekanntes Hinveriuß, frei zu ibm zu gelangen — Ber- tes konnte sie nicht erkennen. Ader das beunruhigte ibn wenig, denn was er so eben erfahren hatte, genügte »hm vollständig. Diese schnelle und unvordergesehcne Lösung aller Rälvsel versezte ihn in ein unbeschreibliches Erstaunen, und-obgleich er selbst vom Anfänge an die sonderbarsten und kühnsten Entwürfe gemacht batte und der lezte Brief seine Mutbmaßungen und Wünsche wobl rechtfertigen konnte, so war er doch jezt über die bevorstehende Erfüllung derselben eben so erschrocken, als er sie früher so sebnsuchisooll hierbei gewünscht hatte. Doch gingen diese Eindrücke bald vorüber, er ward ruhiger und dachte jezr nur an das Außerordentliche seines Glückes.
Da Hörle Berkef plötzlich die Tburmuhr schlagen; dieses Geräusch weckte ibn aus seinen Träumereien — er borchte,, es schlug ein Ubr. Schnell löschte er seine Wachskerzen aus, und alles um ibn lag in tiefem Dünkel. Fast in demselben Augenblicke öffnete sich die Thür, und zwei Personen traten ins Zimmer. Berkef trat ihnen näher. Eine zarte Hand ergriff zitternd die feurige und drücke sie zärtlich. Sogleich sprach die dritte Person die bei einer Verbeirathung gewöhnlichen Segensformeln. Der junge Mann erkannte sogleich die Stimme des Kaplans der Prinzessin; er antwortete, was in solchem Falle geantwortet wirs; das junge Mädchen tbat eben so, und einen Augenblick später befand er sich in seinem Zimmer wieder ganz allein.
Kaum war der Baron Berkef wieder zu sich selbst gekommen, so glaubte er aus einem Traume zu erwachen. Diese geheimmßoolle Verbindung , die in der Dunkelheit geschlossen wurde, mit der Schnelligkeit eines Gedankens,, sie baue einen ganz eigembümlichen Eindruck auf ihn gemacht; er glaubie immer noch den sanften Händedruck der jungen Frau zu sübien. Das schien ibm wie ean Wunder und jezr erst kam er so weit zur Besinnung, daß er die Kerzen wieder anzündetc: da sab er einen kostbaren Ring an seinem Finger glänzen. Er konnre nun nicht mebr zweifeln, Sophie war seine Frau, seine heißesten Wünsche waren erhört.
Aber Alles war noch nicht beendiat; der Baron erinnerte sich der legten Äorre der Prinzessin: Seyen sie übrigens über alles, was daraus folgen wird, gang unbesorgt.
Und wirklich, nach dem, was geschehe» war, koniue die Prinzessin unmöglich nach Petersburg abreisen; Berkef war nun überzeugt, daß noch etwas im Werke sen, das er nicht wisse, glaubte sich demnach zu irgend enein Er- eigmsse bereu halten zu müssen und erwärm»? den Tag mit Ungeduld.. (.Schluß svlA).
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