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durch die Hand feiger Meuchelmörder sterben. Ec hinter­läßt eine alte kränkliche Mutter, die in ihrem Wsitwen- stande hauptsächlich auf die Unterstützung dieses Sohnes hoffte. Die Motive zu dieser schändlichen That sind noch unbekannt.

Am 24. Oktober wurde in einem Garten zu Gros- villars eine Hand voll ganz reifer Kirschen gepflückt.

Tages Neuigkeiten.

Wien. Noch immer nichts Sicheres. Die Post vom 28. fehlt, vom 26. und 27. melden Briefe nur das unten gemeldete Beschießen der Stadt ohne näheres Resultat. Der Reichstag bat gegen seine Verlegung protestirt. Die Gemüther sind aufgeregt, aber versöhnlich gestimmt. Zei­tungen erscheinen nicht, da Setzer und Drucker unter den Waffen stehen. Eine Deputation ging an den Kaiser, um ihm eine getreue Darstellung der Sachlage in Wien zu machen. Heute am 27. hört man äuß-rst selten einen Ka­nonenschuß.

In der Stadt hat die Pöbelherrschaft bereits begon­nen. Aus einem Plakat des Oberkommandanten Messen­hauser ,wegen Plünderung" überschrieben, ersieht man, daß an einem Staatsgebäude Plünderung geübt wurde. Meffenhauser verkündigt die Niedersetzung eines permanen­ten Kriegsgerichts, welches jeden Plünderer zum Tod ver- urtheilen werde. Im Falle eines plünderungssüchtigen Angriffes auf die Bank sollen sämmkliche darin befindliche Banknoten durchschlagen, mithin ungültig gemacht werden. Auch seyen Vorkehrungen getroffen, daß sämmtliche Gebäude der Bank unter Wasser gesezt werden können.

Am 24. fanden an der äußernTadorlinie und ander Nußdorfer Linie lebhafte Gefechte statt. Am Abend die­ses Tages hörte man lebhaften Kanonendonner. Zm We­sten der Stadt war Feuer aufgegangen. Die Taborbrücke wurde von den sich zurückziehenden Wienern selbst abge­brannt. Der Brand war so stark, daß er den ganzen nächtlichen Himmel über der Stadt mit einer glübenden Röthe übergoß. Reisende, welche am 25. Okt., Nachmit­tags 4 Uhr, mit der Eisenbahn in Breslau ankamen, be­richteten, daß am Abend des 24. bereus das Bombarde­ment Wiens begonnen habe. Es ist dies wohl ein Ver­wechslung mit der Kanonade auf den Vorposten. Von einem Bombardement melden die Wiener Blätter vom 25. noch nichts.

Am 26. lief die 48stündige Frist ab, welche Fürst Windischgräh zur Erfüllung seiner Bedingungen gesetzt hatte. Nach den Nachrichten, welche Prager Blacter nach Privatverickten bringen, ist nicht zu zweifeln, daß das Bom­bardement und der Sturm auf die unglückliche Stadt be­gonnen hat. Wir geben in Folgendem die Mittheilungen Prager Blatter: Am 25. gegen 10 Uhr Vormittags be­gann die Kanonade aufs Neue, und zwar in einer sehr bedeutenden Ausdehnung, welche man dem Gehöre nach von der St. Marrer bis zur Nußdorfer Linie annahm. Ei­nige glaubten auch Kanonendonner in der Gegend von Kai­ser - Ebersdorf gehört zu haben. Des Nachmittags stieg das Feuern zu einer schauderoollen Heftigkeit! der Boden erzitterte und einzelne Schüsse waren kaum mehr zu un- lerscheiden. Gestern Abend stiegen in FlorisdorfLeure auf die Dächer, und horten in der Richtung gegen die Stadt ein furchtbares Geschrei, wie bei einer heftigen Bestürmung. Gegen den Bahnhof hin entstand ein großes Feuer, doch

war es nicht möglich, den Ort des Unglücks näher zu be­zeichnen. Um ungefähr halb sieben Uhr Abends verstummte der Kanonendonner. Was im Verlaufe dieser 8 Stunden geschah, wo überall gefeuert oder gemetzelt wurde, wer Sieger oder Besiegter war, wie viele Leben ausgehaucht wurden, wer konnte es diese Nackt, als der Eisenbahn- lrain abfuhr, schon wissen! Schwerlich dürfte Jemand in so schauerlichem Kugelregen schon damals nähere Details gesammelt haben! Die Eisenbahn ist bis FloriSdorf ganz ungestört!

Nach Privatnachrichten aus Wien soll der am 24. an der Taborbrücke begonnene Kampf zwar später einge­stellt worden scyn, dagegen aber habe am 25. um 2 Uhr Mittags eine fürchterliche Kanonade wieder begonnen, über deren Beendigung und Ausgang man gar nichts weiß. Der gestrige Kampf soll mit vieler Energie von beiden Seiten geführt, ein Bataillon vom Regimente Baumgar. len soll fast «ufgerieben worden seyn; eben so seyen von einem Bataillon Jäger nur 130 Mann zurückgekommen; doch behaupten andere Nachrichten, daß die übrigen zu den ^ Wienern üoergegangen seyen. Die Leopoldstatt befindet -sich nach der Aussage von Reisenden in den Händen der j Truppen, sonst haben diese ledoch noch keinen Vortheil er- -rungen. Die Ungarn stehen noch an der Leitha, und von ! einem Angriffe derselben ist nichts bekannt geworden. ES -verlautet, der heutige Tag soll zum allgemeinen Angriff ; sämmtlicher Armeekorps bestimmt seyn. Die kroatischen 'Truppen, bisher halb nackt, sind aus den verschiedenen j Monrursvorrathen equipirt worden, so daß sie den bunte-

- sten Anblick dielen. Jageruniformen, Artillerieuniformen rc. l wimmeln in buntem Gemenge durcheinander, bewaffnet sind

aber alle bis an die Zähne.

i Die Truppen im Lager sind nicht mehr zu halten, namentlich die Kroaten, so daß die Offiziere auf Entschei-

- düng dringen mußten. Die Masse Geschütz, welche gegen ' die unglückliche Stadt geführt wurde, ist furchtbar. Auf

der Südseite (Jellachich und Auersperg) stehen 8 Raketen­batterien, 10 eingeführte Geschühbarrerien, 2 Keffelbatte- rien, und heute sah ich auf der Landstraße hier noch eine

> vollständige BatterieZwölfpfünder vorbeiziehen, aus Steier­mark kommend, welche mir einbrechender Nacht im Lager eintreffen muß. Im'Marchfeld stehen 72 Geschütze, welche

^ Windischgräh aus Böhmen brachte. Es heißt, daß nach ; Ablauf der Frist also morgen , Mittwoch den 25.,

! Abends 5 Uhr den Truppen sechs Stunden gegeben werden, ihre Stellungen einzunehmen, eine weitere Stunde

- verstreicht mit Signalisirung des Angriffs, und um Mit­ternacht werde derselbe demnach beginnen. Die Dispofi-

> tionen sind natürlich Geheimniß, die Offiziere selbst sehr verschiedener Meinung, ob ein Bombardement, ob ein gleich­zeitiger Angriff auf alle Limenthore statkfinden werte. r>er Reichstag und der Gemeinderaih haben schon gegen eie erste Proklamation des Fürsten protestirt, also dasJvnqe beigelragen, das Volk zu erregen, und es wird leider wovl zu einem furchtbaren Blutdade kommen, da Windischgratz Bedingungen stellte, welche den Führern von vornherein ihr Schicksal verkünden, so daß diese einen Tod i» der Schlacht jedenfalls vorziehen werden. Die Erbitterung der Soldaten andererseits aufs Höchste zu steigern, ist noch ein Aufruf des greisen Radetzky angelangt, welcher der Wie­ner Garnison ihre Schmach vorhält. Sie wurde im La­ger in Tausenden von Abdrücken verbreitet. Windischgrätz kam heute mir seinen beiden Söhnen zu Fuß ins diessei-