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^ 83 .
Der Gesellschafter.
Den 17 . Oktober.
Beilage zu« Nagold«» Jntelltgeuzbiatt.
I8L8.
Württembergisctze Chronik.
Ludwigsburg, den 10. Oktober. Bei unserer hiesigen Garnison ist bei der Infanterie der Effektivstand von 175 Mann durch Beurlaubung auf 100 Mann vermindert worden. — Vom 12. Oktober. Nachdem cS in schwäb. Hall wieder ruhiger geworden, rückten wieder 2 Kompagnien des ersten Jnfanterie-RegimentS hier ein. — Auch in Ulm sind Beurlaubungen eingekreten.
Am 9. Oktober geschah ein freches Bubenstück gegen ein kleines Kommando Württemberger, das auf der Landstraße bei Schliengen marschirte: aus einem benachbarten Weinberg fielen plötzlich zwei scharfe Schüsse, zum Glück wurde kein Soldat verwundet, aber die Kugeln flogen so nahe an ihnen vorüber, daß die eine dicht neben der Mannschaft in die Straße fuhr, und die andere einem Soldaten die Pfeife aus dem Munde scklug. Die Verbrecher wurden zwar verfolgt, aber cs gelang ihnen, in einem benachbarten Wald zu entkommen.
Traumbild.
Zieh hin, du Bild des himmlisch schönen Traume«,
Die Zeit ist aus, der Traumgott rufet dir!
Zieh hm, und hebe jenseits dieses Erdenraumes Mein warmes Herz hinauf, hinauf zu dir.
Aevnen sind vor jener Zeit verstrichen,
Da mich dein Mick von deinem Thron ersah.
Und manche warme Herzen werden ferm erblichen.
Bis einem nur, wie mir, von dir geschah. ,
Licht warst du angcthan mit Lieb und Freude,
Im himmlisch schönen, bläulichen Gewand.
Fern deinem Herzen war Zorn, Neid und Schadenfreude, Nur Trost und Ruh bot deine Engelshand.
Was ich in deinem Auge sehen konnte.
War Liebe, Demuth, Sanftmuih, Freundlichkeit,
O himmlisch wohl fühlt sich mein Herz seit jener Stunde. Da du hinwegliahmst Gram und Herzeleid.
Dein holder Fuß umrauschte nur von Segen Und Freundschastsblumen streut nur deine Hand;
Du gehst voran mit Licht auf unfern Erdenwegen Und bringst uns endlich heim ins Vaterland,
Ach göttlich Bilo, ach kehre, kehre wieder.
Schreib meinen Namen auch aufs Freundschaftsblatt,
Bis dort wir Hand in Hand dir fingen Dankeslieder Und unser Herz dein Herze immer hat! I. M. W.
Tages Neuigkeiten.
Die Fr. O.P.A Z. räth in einem ihrer leitenden Artikel den kleineren regierenden Häusern Deutschlands, sich noch zu rechter Zeit einer Souveränctät zu entledigen, die für sie bereits jezt schon werthloS geworden, dagegen sich zu bemühen, ihre Familienrechte und Familieneristenz zu sichern, und mit solchen Vorschlägen der Centralgewalt und der Reichsversammlung entgegenzukommen.
In Sigmaringen marschirte am 10. das baieri- sche Militär ein. Regierungsrath Stephani ist witgekom.
men, um die Untersuchungen zu leiten. Oberlieutenant Hofstetrer hat sich in die Schweiz geflüchtet, Advokat Würth ist krank und hütet das Bett; der Fürst wird zurücker- > wartet.
Die Untersuchung gegen Struve ist bereits geschlossen. Assessor Winter in Lahr, welchem dieselbe aufgetragen war, hat Bruchsal schon wieder verlassen; Struve soll erklärt haben, die Verbrechen, welche ihm zur Last gelegt werden, seyen bekannt, er läugne sie nicht. Seine Mit- verschworencn werde er nicht nennen und überhaupt über das ganze Unternehmen keine Auskunft geben. Der Schwager Slruve's, Schriftsetzer Dusar, Literat Blind undCon- sorten, sollen indessen bereits Geständnisse gemacht haben. Struve ißt kein Fleisch, trinkt keinen Wein, verschmäht alle gebrannten und gegobrenen Getränke, und würde um Alles in der Welt kein Ei essen. Er nährt sich vorzugsweise von Brod und Aepfeln, Reis, Kaffee, Thee und Wasser. Diese pythagoreische Lebensweise imponirt den Turnern, aber bei dem Bauer ist Struve eben deßwegen un- populär. Struve hat mancherlei fixe Ideen und den hartnäckigsten Eigensinn. Bei bunt durch einander gewürfeltem Wissen fehlt es ihm an solider Bildung; überall ein Dilettant war er nie ein ruhiger Denker. Er ist ein un- gemein betriebsamer, thatiger Mensch. Auffallend sind seine grauen stechenden Augen. Struve beschäftigte fick viel mit der Schädellehre — der Betrachtung und Betastung des äußeren Kopfes — und trat als Apostel derselben auf.
Auf einer am 8. Oktober bei Halle gehaltenen konstitutionellen Volksversammlung erschienen auch, von den Republikanern abgesendet, um die Versammlung einzuschück- > rcrn, 40 Mann von dem bewaffneten Lanzenkorps, mit gewaltigen Kavallenesäbcln umgürtet. Man lud sie zuerst ein, ihre Waffen abzulegen, da das Gesetz nur unbewaffnete Volksversammlungen gestatte. Da sie sich aber hartnäckig weigerten, griffen die Bauern zur Gewalt und jagten die ganze republikanische Rotte arg zugeteckt und mit blutigen Köpfen nach Halle zurück.
Die Zeltungen sind voll von Geschichten, wie elend die deutschen Reisenden in Dänemark behandelt werden. Einen verhöhnte man im Gasthof damit, daß man ihm eine als Kahn gestaltete Gurke mit deutscher Flagge in Miniatur auflrug. Derselbe Kaufmann (Schüler aus Lübeck) wurde dann Morgens todl im Bette gefunden. InOde n- see auf der Insel Kühnen erhielt ein Anderer von der Polizei die Weisung, fortzugehen, da man sich nicht im Stande sehe, ihm Schutz zu gewähren! Von AarhuuS aus wird eine Liste der Jütland bereisenden Kaufleute veröffentlicht, um gegen dieselben aufzuregen und sich so die unbequemen Eeltcinkassirer vom Hals zu halten. Auch hat die dänische Regierung alle Abschließung von Geschäften m-t deutschen Musterreisenden, welche kein dänisches Patent haben, verboten. Tie Herzogthümej- haben Repressalie geübt, indem jezt auch die dänischen Handlungs-
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