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Dev Gesellschafter.

Dea 3 . Oktober.

Beilage zum Nagolder Jntelligeuzblatt.

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WürttembergLsche Chronik

^ Horb, den 29. Sept. Die hier eingerückten Re­publikaner aus Schramberg sind in aller Stille wieder m ibre Heimatb abgegangen, als sie hier keine Theilnahme für ihr unsinniges Unternehmen fanden ; sie sind nun wahr­scheinlich für immer radikal von ihrem republikanischen Wahnsinn gebellt. Gibt es auch ein tolleres Beginnen, als diese Schilderhebung? Eine Hand voll Leute, aurge- hezt durch alle Leidenschaften, will der großen Mehrzahl unseres Volkes eine andere Verfassung geben! Betrachtet man die Männer, die das Unternehmen leiteten, so mußte auch der Kurzsichtigste vollends allen Glauben an ein Ge­lingen verlieren. Es sind zum großen Theil Leute, die dem Verganten nahe sind oder junge Lassen, die kaum ins bür­gerliche Leben eingetreten, kein anderes Verdienst baden, als sich einen großen Bark wachsen zu lassen und Cigarren zu rauchen; die geben sich als Verfechier der Republik aus, sprechen von 34 Tyrannen Deutschlands und wollen Alles umorgeln, dabei aber wird Jeder, der nicht diesem Treiben duldrgt, als Verräther, Reaktionär oder Speichellecker er­klärt, auch wenn derselbe der edelste Vaterlanbssreund ist. Aber die neuesten Maßregelnder Negierung werden Vielen die Augen öffnen. Bereus sitzen die Haupträdelsfübrer, wie Rau von Gaildorf, Kaffetier Werner undWirthDal- tinger aus Stuttgart, Gerber aus Weil der Stadt und noch Ludere auf dem Asberg, weitere sollen Nachfolgen, von welchen sich aber Einige geflüchtet haben. Am meisten werden aber die Bezirke, welche sich dem Aufruhr ange- schlossen, durch Einguanirung zu leiden haben, denn es

zu erfreuen, die doch bei weitem die Mehrzahl bilden. Eine Bekanntmachung des StadtschulthcißenamtNagold in Nr. 65 dieser Blätter wäre auch hier gewiß am Platze.

Stuttgart, den 30. Sept. Diesen Morgen um 8 Uhr marschme das 4. Infanterie - Regiment nebst zwei Schwadronen Kavallerie und zwei Geschützen mit breiMu- nitions - und zwei Dagagewagcn von hier nach Rottweil ab, nachdem sie zuvor von Sr. Mas. dem König besich­tigt worden waren, und demselben ein dreimaliges Hoch gebracht hatten. Gestern Abend um halb 5 Uhr langte eine Staffele von Rottweil hier an, welche den schnellen Abmarsch des Korps zur Folge hatte.

Wie wir aus Stuttgart erfahren, sollen im Laufe dieser Wocke die Berathungen unserer Stände auf einige Tage ausgesezt werten.

Struve zeigt eine würdevolle Ergebung in sein Schicksal. Als ihn die Bürgerwehrmänner verbaften woll­ten , sezte sich sein Schwager zur Wehre; allein Struve forderte ihn auf, seine Waffen niederzulegen und ergab sich. Siruve batte in unbegreiflicher Verblendung darauf gerechnet, daß die badischen Soldaten nicht auf seine Leute schießen würden, und der entschlossene Angriff derselben brachte ihn auS der Fassung. Das Neueste über sein Schick­sal ist Folgendes. Das Hofgericht zu Freiburg hat Pro­test eingelegt gegen die Anwendung des standrechtltchen Verfahrens auf ihn, da seit seinerGefangennehmung schon

berg und die Umgegend zu besetzen. Armes getäuschtes Volk, du darfst jczi die Suppe auöeffen, welche dir Män­ner cingebrockt habe», die durch dich ibre ebrgeitztgen und eigennützigen Plane vollfübrcn und erreichen wollten. ^ >e Reaierung muß aber ein strenges Krempel aufstellen, denn sonst könnte cs Jedem einfallen, Aufruhr zu veran­lassen , wodurch das Land in ungeheure Kosten kommt, welche der ruhige, dem Gesetz und der Ordnung ergebene E nraer zahlen muß; darum sollte es aber auch diesen und denOrlsbehörden vorzüglich daran gelegen scyn, jeden Un­fug und jede Ruhestörung zu ahnden, es bedarf nur eini­ger Erempel, dann wird Ruhe eintreten. Namentlich soll­ten Ercesse, wie sie am 27. September hiervorfielen, nicht mit Stillschweigen übergangen werden, denn wenn auf diese Weise die geachtetsten und edelsten Männer der Stadt ohne Sckutz preisgegeben sind, so ist jede Ordnung, Ruhe und Sittlichkeit mit Fußen getreten. Dieß sind die Anfänge zu größeren Tumulten, gehen diese straffrei durch, dann werden die Urheber derselben frecher und gehen zum Auf­ruhr über. Es gibt Gesetze gegen solche Frevel, und wir bitten unsere Stadtbehörden, bei Zeiten einzuschreiten, sie haben sich aller Unterstützung der gut gesinnten Bürger

mehr als ein Tag verflossen scy; eben dmes Gerücht will sinv mehrere Regimenter unterwegs, um Rottweil, Schram- > selbst die Untersuchung übernehmen. Struve sizt noch,

. streng bewacht, in Ketten auf dem Rathbause in Mülldeim.

Seine Begleiter, Doll und Oberst Mögling, mit ungefähr 20 anderen sind über St. Blasien glücklich in die Schweiz entkommen; dagegen bat der bekannte Weißhaar von Lott- stettcn, ern früherer Heckcr'scher Parteigänger, sich dießmal entschieden geweigert, an dem Aufstand Theil zu nehmen und sogar einen durchziehenden Freischärler, welcher früher von schweizerischem Boden aus auf einen Pfarrhof im See­kreise einen nächtlichen Angriff gemacht baue, sestgenommen. Die zersprengten Freischärler, noch verstärkt durch einige Hundert anderer, welche in der Nacht vom 27. auf den 28. bei Groß-Hüningen auf Kähnen vom Elsaße berüber- seztci, begehen auf ihrem Rückzüge zahlreiche Ercesse. So haben sic den Bahnhof in Müllbeim, nebst vielen Bahn­wärterhäuschen demolirt, das Eisenbabnpersonal mißhan­delt, und selbst einem armen Handwerksburschcn, der ihnen begegnete, seine Baarschaft und einen neuen Nock abge­nommen. Die Gemeinte Haltingen bei Hünmgen mußte mit diesen Banden ein förmliches Gefecht bestehen. In dem Orte Mühlheim langten die Gefangenen auf zwei Wagen am 26. NachtS 11 Hs, Uhr an. Bei dem Durch­marsch durch das Kandernthal rottete sich in mehreren Or-