- 283

größte Theil der Bürgerschaft kam allmählig zu Verstand und bereute zu spät, oaß er sich von einigen Bösewichtern haue hinreissen lassen. Die Stadt lag im Reichsbann und konnte keinen Hanvel mebr treiben, weil der Kaiser die Siegel kassirt und die öffentlichen Schnsten für ungültig erklärt batte. Hierzu kam noch der einrcisscnde Mangel von Lebensbedürfnissen und die gänzliche Leere des Stadt- schatzes. Zwar hoffte der Rath durch die Gefangenneh- mung des Herrn von Heideck mit dem Kaiser unterhan­deln zu können, aber die traurige Rückkehr der wenigen Ueberreste der ausgcsandten Städter und bald darauf die Nachricht von dem fürchterlichen Loose, welches die Gefan­genen betroffen hatte, machten idn gänzlich mnthlos. Dazu kam noch die Aufregung der Bürgerschaft bei der entsetz­lichen Nachricht viele Familien betrauerten den Verlust von Verwandten so daß sich endlich die Obrigkeit ge- nöthigt sab, durch einen Haupischlag die Unzufriedenen zu stillen und sich selbst ein erhöhtes Gewicht zu geben.

Es wüthete nämlich damals eine pestartige Seuche, der schwarze Tod genannt, durch ganz Europa und raffle eine ungeheure Mcnschenmasse dabm. Auch Nürnberg wurde davon heimgcsucht und ganze Geschlechter wurden ihr Opfer. Darauf gründete nun der Ncbellenratb seinen Plan. Er verständigte sich mit den Mönchen, namentlich mit den Do­minikanern und den Schottenmönchen von St. Aegydien, weil diese, Schwelgerei halber, selbst die Meßgewänder, Kelche, Kruzifixe und Monstranzen an die Juden verpfän­det hatten und plötzlich tönte von allen Kanzeln das Ana- tbema über die Kinder Israel. Sw waren die Ursache des großen Sterbens, weil Sw die Brunnen vergiftet, weil sie mit dem Allerheiligsien Spott getrieben, die Kru­zifixe angespieen und die geweibien Hostien in Mörsern zerstoßen haben sollten. Zum Krcuzzug! donnerten die Ze­loten: Ablaß für sechs Zahre Jedem, der einen Juden ermordet! schallte cs von den Kanzeln nieder, und, um die Sache dringender und feierlicher zu machen, rissen ver­schiedene Prediger die Kreuze aus den Kirchen und schrit­ten der erbittertem Menge muthig voran.

Die Juden hatten Las Ungewitter, welches sich dro­hend über ihnen zusammenzog, geahndet und deshalb ivrc Schätze rn Sicherheit gebracht. Da brach es Plötzlich über sie dcrcin schwarz und unheilvoll, und durch die Straßen, welche sie bewohnten, beulten laufend blutdürstige Summe». Der größte Tbett war in die Synagoge (an der Steile der fetzigen Frau-mkirche) geflüchtet, unter ihnen Abraham Ben Jsmacl nur Weib und Kind. Als aber der moro- brüllende Hanfe auch diese umschwärmte, mit Keulen an die Tbüeen schlug und lodernde Pcchfackeln rn die nächsten Gebä '.de warf, da fielen die Blicke des Oberrabbiners auf Abrabam und plötzlich war ihm klar, warum das Schreck­liche geschehen müsse.

Söhne Israels! rief er, von einem Gedanken beseelt; Söhne des großen Gottes in Edom! Was srebr Ihr da und wartet, bis man Euch führt zur Schlachibank? Wa­rum ist gekommen der Zorn Israels über »ns und unsere Kinder? Warum drängen sich die verfluchten Nochris um unser Heiliges uns schreien nach Blut? Warum? Ich Wells Euch lagen. Weil unter uns ist ein Verbrecher, der sich geschlichen hat m ibre Häuser, der getrunken hac von ih­rem Wein. Jb» suchen die Goyims und nur müssen lei­den dafür; er allein ist Schuld an unserem Verderben und er sizt dennoch, wo die Gerechten sitzen, obgleich er ist ein Aussätziger, ein Verbrecher. Evtl steh nur bei! rief Abra­

ham, die Hände ringend, und hundert wüthende Blicke sei« ner Glaubensgenossen wandten sich zu ihm.

Du rufst den Herrn um Beistand, fubr der Nadbi fort, und hast ihn doch verspottet durch Deine Werke? Auf Dir lastet alles Unheil, welches kommt über das ge­rechte Volk; hört Ihr, Freunde, sie verlangen nur sein Blut und wenn wir ihn aussivßen aus unfern Volk, und aus unscrm Tempel, so sind die Goyims zufrieden gestellt, so stnv wir gerettet und er bekommt die gerechte Strafe, die er verdient für sein treuloses Handeln.

Erbarmen! rief der Unglückliche, indem er zusammen­sank. Aber der Lichtstrahl der Rettung, den der Rabbi Allen gegeben hatte, erstickte jedes menschliche Gefühl bei dem egoistischen Haufen. Er ist ein Aussätziger! ballte es durch die Reiben; hinaus mit ibm, mit Weib und Kind! Und erbarmungslos wurden die Armen ergriffen und durch eine kleine Tbüre hinausgestossen unter die wütbende Menge.

Ein Jude! Ein Brunnenvergifter! fohlten tausend Stimmen und dazwischen riefen wieder andere: hängt ihn

auf! hängt ihn vor den Götzentempel und dann zündet

das ganze Nest an, daß er brate mit den Uebrigen! Nur zu willig leiht ein rasender Haufe das Ohr dem, was seine Lust erhöht, und schon nach einigen Minuten bing der arme Abraham Ben Jsmael an der Haupipforle der Synagoge. Die Frau ber! riefen die Erccutoren weiter; sie sind ein Leib, laßt sie in Gesellschaft braten! Als man sich aber nach dieser umsah, war sie verschwunden.

Die Menge vergaß leicht über das fernere Schauspiel diesen geringfügigen Umstand und so kam es, daß man sich auch gar keine Mühe gab, zu erforschen, wo sie hingckvm-- men. Denn schon batte der Brand der zunächst liegenden Häuser die Nebengebäude der Synagoge ergriffen und den emgesperrren Juden wurde es siedend beiß in ihrem Tem­pel. Sic hauen auf Befreiung gehofft, nachdem sie das vermeintliche Opfer den Stürmenden übergeben, allein der Brand, der schon durch d,e Fensterjschlug, belehrte sie, daß nur zwischen dem Verbrennen nn Gotcesbause und dem Ergeben an die Goyims zu wählen sey. Gedrängt von dem entfesselten Element und ihrer Feigheit griffen sie zu dem letzteren und mit wildem Jubel nahm der immer mehr gcreizie Plebs seine Opfer in Empfang.

Und nun drängte sich der ganze Haufe in verworrenen ' Reihen, die Gefangenen in der Mitte, durch die Straßen, zum Lauferlbor hinaus. Der Flammentod war ihnen ein­mal durch die Wulh des Volkes zugcsprochen und weil sic ihn nicht sich selbst zu geben den Muth barten, so trieb ' man die ganze Masse vor dem Tbor aus einen Haufen zusammen, schichtete Holz rings um sie her und nach Ver­laut einer Stunde waren einige Hundert unschuldige Js- raclüen, unter dem herzzerreißendsten Jammergeschrei, zu Asche verbrannt. Als diese glorreiche Tbar vollbrach!, das Feuer in der Stadt gedämpft, die Erde aufgewühlt uns das vergrabene Eigentdum der Gemordeten geraubt war, legic sich die Wntb des Volks; aber der On vor der Siadt, wo das Gräßliche geschehen, fübrt noch heuti­gen Tages den Namen: Jaoenbübl.

Kaiser Karl gebot kurz darauf, ei» der Stelle der ab­gebrannten Synagoge eine Kirche auszufübren Mid der Jungfrau Maria zu weiden, ebenso verwies er die übrig- gebliebenen Juden aus den schönsten Plätzen der Stadt in ein eigenes Viertel, von dem Aegydienplcitze bis zur Peg­nitz hinab, wo sie wobmen, bis ein neuer Aufruhr sie 1498 gänzlich aus der Stadt vertrieb. (Schluß folgt.)

publ

ibre

für

sche

Wa

als

hezl

unst

mar

auch

ling

Ber

gerl

sich

rau

spre

umi

bull

klär

Ade

die

wie

Im

no>

vo>

we

ick

sin

de

ne

ui

de

la,

tvk