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ab. Die Truppen folgten in Sturmschritt nach, und schrit-1 ten in zwei Kolonnen getheilt, deren eine General Hoff-! mann, die andere General v. Gayling kommandine, so­gleich zum Angriff. Die Verteidigung war sehr lebhaft, und bei weitem ausdauernder, als früher bei Frerburg; allein der Muth der braven Soldaten, an deren Spitze die beiden Generale, überwand alle Hindernisse. Ihr Verlust ist gering. Sie haben nur 2 Tobte und 7 bis 10 Verwundete, während die Rebellen sehr viele Leute verlo­ren baden. Die Leichen liegen vor und in der Stadt noch ungezähli. Gefangene wurden 60 gemacht, welche morgen nach Freiburg gebracht werden, da sie hier nach dem Ab­marsch des Miliiärs nicht bleiben können. Struve und seine Frau sind gefangen. Erbeute» wurde noch eme Masse von Waffen aller Art, acht Pferde, und einige Tausend Gulden. Der Geist der Truppen ist vortrefflich. Mor­gen will der General die Verfolgung der Rebellen, welche heute nur durch die Nacht unterbrochen wurde, fortsetzen. Es geben fortwährend badische und Reichsiruppen nach dem Oberland ab, so baß gar nicht daran zu deuten ist, daß sich die Freischärler halten können. Sie hauen d:e Absicht, sich nach Württemberg zu wenden. Ein späterer Bericht theilt mit:

In Baden ist Struves Expedition zersprengt. Nach dem am 24. in Stauffen staltgehabten Gefecht floh er über Bolschweil und St. Ulrich in die Gebirge des Schwarz- wa'.des. Siene Kriegskasse von 1700 fl. und seine Cor- responbenz wurden aus dem Ratbbause von Stauffen er­beutet. Am 25. brach General Hoffmann nach Heliersheim auf, nachdem vorher noch in Stauffen ein bluiiger Austritt statlgefunten haue. Neun Freischärler batten sich in dem Hause eines Kaufmanns versteckt und schossen aus die Sol-' baren, wurden aber von den lezieren, nachdem sie in das Haus eingcdrungen waren, erschossen. Die in Lörrach feftgenommenen Beamien sind einen, Erlaß der badischen Regierung zusolge wieder besren. Struves Gefaiigenneh- mung bestätigt sich, er wurde m Wehr bei Schopfhemr nebst seiner Frau fcstgenommen und wird nach Freiburg transponirt. Zn Freiburg langten am 25. 76 gefangene Freischärler gebunden zu Fuß an, und wurden in den dvr- tigen Gefängnissen uniergebracht. Die von Struve in Lör­rach eingesezte republikanische Negierung hat sich am 25. ,n das Basler Dorf Archen begeben. An demselben Nach­mittag marschirte einiges Basler Militär an d»e badische Grenze. Zn Mannheim ist am 25. ein preußisches Zn- fanleriereglment eingcrückr.

Münchener Blatter erzählen folgendes Kuriosum. Un­ter den Getrauten von voriger Woche lesen wir einen Hrn. Heckel, Weinwirih dahier. Dieser Mann supplizirt um seine BerehelichungSbewilligung nicht länger als 20 Jahre, ist geborener Münchener, gut beleumundet und katholischer Religion.

In Berlin sieht eS drohend autz. Bei dem König ist eine völlige SinneSumandcrung eingeritten. Die Aus­dehnung der wühlerischen Bestrebungen auf die Armee be­stimmte ihn hiezu. Wie? auch den guten Geist meiner Armee will man untergraben? auch diese sichere Stutze meines Thrones will man mir rauben, dann sehe ich wohl, worauf es abgesehen und daß es hohe Zelt ist, mil Kraft kiesen anarchischen Bestrebungen entgegen zu ireten, rief er auS, und will nun ten Versuch machen, durch ein entschlossenes Hanteln die Gefahr für seinen Thron zu be­wältigen.

Weil man in Berlin täglich einen Aufstand befürch­tet, sollen gegen 30 Batterien Artillerie m dem Umkreise der Stadt zur Verfügung stehen. Zn einem der in Berlin angeschlagenen Plakate wird das preußische Volk zur Rache an den in Frankfurt gegen seine Abgeordneten (Lichnowsky und Aucrswald) begangenen Schandthaten aufgefordert.

In Altona kamen am 18. die beiden dänischen Marineoffiziere Krieger und Wilde in voller Uniform an, und verlangten vom Oberpräsidenten d e Auslieferung des auf der Elbe stationirten schleswig-holsteinischen Wacht- schiffeS, daS die provisorische Regierung in den lezten Mo­naten mit großen Kosten hatte erbauen lasser. DaS erst- gedaute deutsche Schiff soll also den Dänen ausgeliefert werten!

In Mailand hat Radetzky die EmpörungSlustigen mit Nachdruck eingeschucktert, auch die Stadt von Außen mil Kanonen umstellen lassen. Ein junger Handwerker, ten eine Patrouille nick einem Dolche im Aermel versteckt fcstgenommen halte, wurde am 18. erschossen. ES war die siebente Hinrichtung in Mailand, seil dem die Oestrci- cher eingezogen. Auch in Monza wurden vor einigen Tagen zwei Bürger, Vater und Sohn, nach kriegSrecht- lichem Spruch erschossen. DaS Verbrechen all dieserLeute war, daß si.', dem strengen Befehl zum Trotz, Waffen ver­borgen halten. Radetzky spaßt nicht. Einige Mailänder, welche tabakrauchende Soldaten insultirten, wurden nach Mantua gebracht und bleiben dort in achtmonatlicher Haft bei schmaler Kost. Seit dem muckSk Niemand mehr und die Oestreicher rauchen ihre Cigarren in Frieden.

Die lombarbisch-venetianische Frage soll in Kurzem da­bin entschieden werben, daß Oestreich das lombardisch-ve- netianlsche Königreich bebäir und einen der Prinzen seines HauseS als König auf reu Tbron desselben erhebt, und zwar so, daß das Königreich eine Konstitution, eine be­sondere Verwaltung und nationale Institute erhält. Die Kriegskosten werden, wenigstens zum Tbeil, vom König von Sardinien getragen. Venedig endlich wird als freie Stadt und sein Hafen zum Freibafen erklärt werden.

Paris, den 24. Sept. Man bemerkt seit zwei Ta­gen große Vorsichtsmaßregeln von Seite der Negierung, um jedem möglichen Versuche einer Unordnung vorzubeugen. Die Regierung, so zuversichtlich sie sich auch zeigt, soll nicht ohne Besorgnisse seyn. Man erzählt, daß Cavaignac den Oberkommandanten der Nationale r:. General Cyangar- mer, gefragt habe, was er von der Nationalgarde erwarte, falls tue Anhänger Louis Napoleons inen Handstreich zu Gunsten des Prätendenten versuchen ollten. Ich glaube, enrgegneie Changarnier, die Nattonalgarde wrrd von den Fenstern aus zuseben. An der Londoner Börse machte man am 22. Wetten, daß Louis Napoleon in 14 Tagen Kaiser der Franzosen seyn werde.

Vor Kurzem ist dem gefangenen Emir Abd-el-Kader in seinem Gefängnisse ein Lohn geboren worden. So ist denn das feste Schloß Pau die Wiege Heinrichs IV. und deö Sprösslings eines arabischen Sultans.

Der Aufruhr.

(Fortsetzung.)

Unterdessen batte cer Nebellenrath auf eine traurige Weise leine Funktion fortgesezt. Ausser der Stadt durfte sich keines der Mitglieder zeigen, wert die herumstreifenden Reisigen Heidecks alle Wege besezt hatten und in der Stadt wurden sie selbst von ihren Anhängern verachtet. Denn der