Der
Den 2N. September.
Beilage zum Nagolder Jntelligenzblatt.
LM8.
Württembergische Chronik.
Die Antwortsadresse auf die Thronrede, wie sie in der Sitzung der Abgcordnclen.Kammer am Dienstag, die von Morgens 9 Uhr bis Abends 7 Uhr währte, angenommen ist, enthalt in ihren vier ersten Paragraphen die Einleitung und die Ansicht der Kammer über den neuesten Umschwung der Dinge seit den Märztagcn. §. 5 spricht die Unterordnung Württembergs unter die Nationalversammlung aus und erkennt ihre Beschlüsse als Gesetz an.
§ 6 anerkennt das demokratische Prinzip und den vernünftigen Volkswillen als Quelle des Rechts und der Macht der Regierung. Die §§. 7 und 8 verbreiten sich über die nöthigen Abänderungen unserer Verfassung nach Maßgabe der deutschen Grundrechte, die Einberufung einer konstituirenden Versammlung und in einem von Eisenlohr beantragte» Zusatz über das Verhältniß der Kirche zum Staat, die Trennung der Schule von der Kirche und Verbesserung des Unterrichts, so wie eine Revision der Webrverfassnng, §. 9 spricht die Freude über wieder gewonnene Preßfreiheit und Versammlungsrccht aus. §. 10 und ein von Schweichhardt beantragter Zusatzartikel gehen in das Bedauerliche der Steuererhöhung, Verbesserung der Steuergesetzgebung, Sparsamkeit in allen Theilcn des Staatshaushalts, Herabsetzung der Besoldungen und Pensionen , so wie aus Verbesserung der Lage der Gewerbe und Gründung von Kreditanstalten, besonders einer Landesbank an. § 11 dankt S. M. für den aus eigenem Antrieb gewährten Nachlaß an der Civilliste für dieses Jahr, spricht aber auch die Nothwendigkeit aus, daß eine bleibende und wesentliche Verminderung der Civilliste und ^ Apanagen und der übrigen hausgesetzlicken Leistungen ein- trite. §. 12 berührt die zugesagten Ge'chcntwürfe über Befreiung von Grund und Boden, Bannrcchtc, Jagdwesen , Gleichheit der Bcirragspsticht zu Korporationslasten und Sraatsstencrn. §. 13 eben so über die Geschwornen- gerichte. §. 14 erwähnt rühmend die Haltung des würt- tcmbergischcn Volkes. §.15 dankt der Regierung für ihr entschiedenes Auftreten gegen Störungen der Ruhe und Ordnung und § 16 endlich lhuc die Nothwendigkeit dar, der großen Noch des Volkes abzuhelfen. Die Adresse wird Sr. Mas. durch eine Deputation von 12 Mitgliedern der Kammer und dem Präsidenten überreicht werken.
Stuttgart, den 27. Sept. Unsere gestimmte Bür- gxrwehr ist heute so vollzählig, wie wir sie selten gesehen, zur Feier des Geburtssestes Sr. Majestät des Königs nus- gernckk. Die Bataillone waren der Reihenfolge nach auf dem Schloßplatze aufgestellt. Um halb 12 Uhr erschien Se. Majestät der König in Begleitung I. K. H. des Kronprinzen und Prinz Friedrich von zahlreichem Generalstabc umgeben, und wurde mit lautem , kräftigem Lebehoch > empfangen. Nach adgenommener Musterung der,es der Kö
nig die Offiziere der Bürgerwehr vor sich, und hielj eine Anrede an dieselben, an Heren Schluß abermaliges lautes Lebehoch aus Pen Reihen der Bürgcrwehr erschallte. Die Haltung unserer tüchtig eingeübten Bürgerwcbr war musterhaft, — Gegen die Redner bei Volks-Persammlungen, welche das Volk offen für die Republik zu gewinnen suchen, sind am Montag Lerhaftsbefehle ausgefertigt Md ein Ve- lexane Namens Gerber bereits am Montag Nachmittag zur Hgft gebracht worden. Ein junger Turner, der bei der Volksversammlung auf der Seewiese in Stuttgart (übrigens etwas unvernehmlich) sprach, soll aber vergeblich ausgesucht worden seyn. Alex. Simon, Per auf Pie Stgdr- dlrekrion vorgeladen, ist abwesend.
Die Bestrebungen der württembcrgischen Republikaner sind verunglückt. R a u, eines der Häupter derselben, fand aus seinem Zuge von Stuttgart nach Rottweil, wo er die Republik proklamirte und einen bewaffneten Zug nach Stuttgart veranstalten wollte, wenig oder gar keinen Anklang. Es sind ihm Verhastbesehle nachgesandt worden, waS ihn wahrscheinlich bewog, die Kränze zu überschreiten, um im Auslande zugleich auch Schutz gegen seine vielen Gläubiger zu suchen. Am 27. Sept. kamen fünf Wagen voll Anhänger Raus auS dem Obcrlande in Horb an, dieselben sind bewaffnet und von Musik begleitet. Vergeblich wurde ihnen ihr unsinniges Unternehmen von den Beamten daselbst vorgestellt, sie bcharrten auf ihrem Zug und rennen ihrem Untergang .entgegen, da die Regierung ihnen Militär entgegcnsenter. Es ist wahrhaft schändlich, welche Mittel angewcndct wurden, um daS Landvolk zu verführen; überall, hieß es, sey die Republik proklamier, und Kolonnen von 2 — 3 — 4000 Mann rücken aufSkutt- gark los. Emissäre durchzogen das Land, welche offen zum Ansruhr auffordcrten, so wird erzählt, daß vor wenigen Tagen ein solcher (angeblich der sogenannte Affen- Merner von Stuttgart) durch Herrenberg in der abenteuerlichsten Tracht, bewaffnet von Kopf bis zu Fuß, gefahren sey. Es ist Pflicht jedes redlichen Mannes Angesichts solcher Thatsachen seine Mitbürger vor solchen Verführern zu warnen, die, wenn ihre Sacke mißlingt, das Weite suchen und die Verführten im Stich lassen, welche dann für den Schaden einstehen müssen, während die Verführer und Aufwiegler gewöhnlich Leute sind, die nickt einmal einen guten Ruszu verlieren haben. Mitbürger! vertraut der Regierung, sie wird Hülse und Erleichterung schaffen, aber sic kann dieß unmöglich ohne Vorbereitungen thun, die Zeit erfordern.
D>e Mannschaften des Hrn. Rau haben sich wie uns eben versichert wird, nachdem sie sich in Balingen noch bei einem Jahrmarkt gütlich gcckan, zerstreut und sich nach Hause begeben, was sicher daS Gescheckteste war, wa.s sie thun konnten. Wie wir hören, hat die Regierung ein Bataillon Infanterie und zwei Schwadronen Reiterei nach Rortwe-l und Umgegend abgesandt.
I» Reutlingen hat, wie von da geschrieben