242

Tages Neuigkeiten.

DaS Reichsministerium des Innern verlangt Zusen­dung von Zeitschriften, um die Zustande des Lvikeö überall klar kennen zu lernen. Eine S t et t i n e r Peiiüon ver- langtAusschlußBrentano's aus ber Reichsversammlung.

In Leipzig ,st am 14. August ocr erste Choterasall vorgekommen.

In Düsseldorf wurde der König von Preußen bei seiner Durchreise von einer Rotte nur lebhaftem Pfei­fen und Heulen empfangen. In der Nahe des Elbeifelder Bahnhofs wurde imr Srraßenkoth nach cem Wagen ge­worfen, so daß derKönig sich genölhigr sah, den>elben von seinem Mantel abzuschütteln. Spater prangten ,ie,,ch mir Geschrei so nahe an den Wagen heran, daß der Kutscher mit verhängten Zügeln einem Seitenweg zusahren mußte, um den König diesem wilden Gedränge zu entziehen. Dieß die Gründe, warum die Soldaten unmitteloar nach der Abfahrt des Königs so herausfordernd Handel mu den Bürgern suchten. Außer den sogleich Getöcreten liegen noch zwei, ein Soldat und ein Burger, hoffnungslos darnieder.

Am 13. war Trier wieder der Schauplatz böser Ercesse. Die preußischen Truppen waren von dem lezien Krawall vor einigen Monaten her der Gegenstand des Hasses der Bürger, namentlich da sie noch dazu bei den Bürgern einquartirt waren. Schon am 12. gadesWirthS- hausercesse. Am 13. wollte sich di« unterlegene Partei rächen. Ein Proletarier stürzte aus einem Wirthshause hervor, als Soldaten vorüdergingen, schlug auf einen der­selben los und entriß ihm die Mütze. Die Soldaten folg­ten natürlich dem mit der Mühe sich Zuruckziehencen; kaum hatten sie aber das Haus betreten, so fiel eine Rolle mit langen Messern über sie her, und es entspann sich ein Kampf. Da traten jedoch tieOsfiziere dazwischen, md-m sie die Soldaten heimgehen hießen, was diese auch lyalen, obwohl von ihren Angreifern noch mit Sremwurfen ver­folgt Zu gleicher Zeit fiel aber Aehnlicheö in verschie­denen Theilen der Stadt vor. Unversehens wurden die Soldaten überfallen, beschimpft, mit Dolchen hinierrucks verwundet, emer wurde geprügelt, mit einem geschliffenen Sabel von hinten niedergestectr, durch die Straßen ge­schleppt und in eie Mosel geworfen, wo er erst wieder zu sich kam. Dieß sind abscheuliche Scenen!

In Stettin tritt die Cholera mit raschem Verlauf und meist tödklichem Ausgang auf. BiS zum 18 . d. wur­den 21 Cholerafalle gemeldet, von welchen 19 starben.

Am 18. August, Morgens, fand eine starke Kanonade zwischen einer dänischen Korvette, begleitet von einigen Kanonenböcen, die im Hafen von Flensburg dem Lande ziemlich nahe gekommen, und einer sechsbändigen Batterie, die sich ihnen eiligst möglichst genähert hatte, bei Borholm unweit Glüctsburg statt. Die Korvette soll nicht unbe­schädigt davon gekommen seyn, dagegen har das schwere Geschütz derselben der Batterie nichts geschadet, wohl aber 150 Kugeln und Bomben verschwendet. Der Großherzog von Mecklenburg har sich selbst zu den äußersten mecklen­burgischen Vorposten begeben, um praktische Kennmiß vom Vorpostendienst im Felo zu nehmen. Es stehen jetzt außer! den schleswig-holsteinischen Truppen 40,000 Mann deur-! scher Truppen in beiden Herzoglhümern, davon 8000 an j der jütischen Gränze, wohin immer mehr nachrucken, um j sie mit starker Macht zu überschreiten. !

1 In Stralsund wurde am 10 . das erste preußi- § scheSee-Kanonenboot vom Stapel gelassen. PrincAd al­bert von Preußen, der vom König erbetene Protektor der freiwilligen Marinebestrebungen war dabei. Es war ihm ein Platz auf der Tribüne zum Zuschauen Vorbehal­ten. Aber unerwartet erkletterte er daS neue Schiff, ent­hüllte selbst den Namen desselben Strela-Sunt, und l stand, als das Schiff blitzschnell auf den Balken über ein Bollwerk hinüber, mir einem Sprung in die Wellen schoß, die Stange der Flagge haltend, kühn auf dem gefahrvol­len Borte des Schiffes. Ein lautes Hurrah begleitete die­sen Akt, und aus den Augen der vielen Seemänner, die zugegen waren, blitzte die Freude über diesen Mutd und die Weihe des Prinzen, die sich IN diesem Akt ausdrückre. I In Modena ist am 10. d. der Herzog Franz V. wieder in seine herzogliche Residenz eingezogen, nachdem er unterm 8 . d. von Mantua aus eine Proklamation er­lassen hatte, ln welcher er anzeigte, daß er nach der Stimme seines Herzens und der Pflicht sich wieder seinen gelieb­ten Unterthanen nähere (die ihn bekanntlich vor wenigen . Monaten verjagt halten).

j In Venedig hat man am 10. August Abends 8 Ubr auf die Kunde vom Falle Mailands und dem Rückzug des piemontesischen Heeres über den Tessin wieder die Repu­blik proklamirt. Manin trat wieder an die Spitze der Regierung, jedoch mit dem Geständniß: bei dem jetzigen Stande der Dinge könne die Republik keine 48 Stunden bauern, denn Venedig werbe den Deutschen unterliegen. Die sardinischen und neapolitanischen Truppen wurden un­ter den Verwünschungen des Volks nach Ancona einge- schifft. Die größte Unordnung herrschte in der Lagunen­stadt.

In Wien probircn die radikalen Agitatoren es jezt mit dem Deutschkalholicismus. Am 15. August hat die erste deutschkatholische Versammlung im Odeonsaale stqtt- ! gesunden. Es sollen etwa 8000 Menschen zugegen gewe- ! >en >eyn. Ein deutschkatholischer Missionar hielt einen j Vortrag, dem sich ein katholischer Wellpriester anschloß,

! der die Versammlung so begeisterte, daß ihn die Menge nach Hause tragen wollte. Er heißt Heuberger und ist j Feltkaplan eines in Wien garnisonirenden Regiments.

§ Auch Ronge, der als Demokrat in den Frankfurter Bier- häufern nicht die besten Geschäfte gemacht, gürtet sich wie­der mir dem Apostelrock und ist auf dem Wege nach Wien. Glückliche Wiener, die an ihren eigenen Lumpen noch nicht genug haben! In Betreff derCholera eröffnete der Mi­nister Doblhoff dem Reichstage, daß zufolge den neue­sten Nachrichten dieselbe bereits in Galizien grassire, na­mentlich in der Bukowina, jedoch in milder Form. In Czernowitz seien von 26 Erkrankten nur 8 gestorben.

Neapel, den 8 . August. Die Unternehmung gegen Sicilien ist für den Augenblick eingestellt. Die Regierung fürchtet die französische Einmischung sosehr, daß derKönig so eben den Sicilianern folgende Anträge gemacht bat: Sein zweiter Sohn werke König von Sicilien und sei ganz unabhängig von Neapel; die Konstitution von 1812 mit den Veränderungen, welche die Sicilianer für norhwendig eiachter haben; ein Schutz- und Truhbündniß; ein Han­dels- und Schifffahrtsverrrag. Wenn diese Bedingungen angenommen sind, werden die 25,000 Mann, welche ge­genwärtig in Calabrien vereinigt sind, um nach Sicilien uberzugehen, auf dem Geschwader eingeschifft und nach dem Veneiianischen geschickt werden, um zur Befreiung