Schwarzwaid - Heimat
iVaokecokten a«« «len L,ei«seb>eten 6«,!««, «nck iVaZol«!
Erntedanktag — das bedeutet an der Schwelle des fünften Kriegsjahres für das ganze deutsch'e Volk zugleich einen Tag der Freude und des Dankes. Der Freude darüber, daß der Segen der Felder geborgen in den Scheunen ruht, des Dankes, weil Tonne und Regen, jedes zu seiner Zeit, Aehren und Früchte reifen ließen und uns die Ernte schenkten. In diesem großen Dank aber blickt das deutsche Volk gleichzeitig auf Front und Heimat, auf die deutschen Soldaten, in deren starkem, ehernen Schutze allein dieses Säen, Wachsen und Reifen der deutschen Fluren möglich war — und auf alle diejenigen, die in einem unermüdlichen Einsatz für die deutsche Scholle diesen Erntcsieg der Heimat erkämpfen halfen: das deutsche Landvolk, vor allem die deutsche Landfrau.
Wenn einmal die Geschichte des Krieges geschrieben wird, dann wird m dem großen Kampfeinsatz der Heimat dies ein Ehrenblatt des deutschen Bauern und der deutschen Bäuerin werden: daß sie inmitten des Krieges, oft unter den größten Schwierigkeiten, mit einer Einsatzbereitschaft bis zum Aeußersten, gekämpft haben um Boden und Ernte.
Erntedanktag ist ein Tag des Dankes. An diesem Tage dankt das ganze deutsche Volk seinen Brüdern und Schwestern, die in ihrer treuen Arbeit uns allen das Brot des Winters erkämpft haben, die in dem großen Lebens- und Schicksalskampfe des deutschen Volkes eine der verantwortungsvollsten Aufgaben ans den Schultern trägen.
Darum stehen heute Volk und Staat zusammen in diesem Dank. Sie alle, die den langen Sommer über unermüdlich ans der deutschen Scholle schassten, werden vielleicht sagen, daß sie das ganz selbstverständlich taten, daß dies eben ihre Kriegsanfgabe sei, so wie es die-Aufgabe des deutschen Soldaten ist, mit der Waffe den Feind zu schlage». Aber sie sollen es doch alle ltzissen, daß diese Leistung amrkannt wird, daß sie genau so Ruhm und Auszeichnung verdient wie manche Waffentat, weil sie genau so den Einsatz des ganzen Menschen verlangt. An diesem Tage reicht die Stadt dem Lande dankbar die Hand. In diesem Dank aber liegt zugleich Schwur und Gelöbnis: das wir alle, jeder ans dem Platze, ans den er im Leben gestellt ist, uns selbst geben wollen, daß wir alle auf unserem Posten schaffen und kämpfen, weil wir wissen, daß jeder Einzelne am deutschen Siege mitkämpft.
Vaueknehcting
Am morgigen Erntedanktag wird Kreisleiter Baetzner in der Landgemeinde Ebhausen eine Reihe von Bauern und Bäuerinnen ans unserem Kreis für hervorragenden Einsatz in der Erzeugungsschlacht auszeichnen und ehren. Eine schlichte Feierstunde gibt der Bauernehrung 1913 einen würdigen Rahmen.
Keine BeflaMmg am Erntedanktag -
Der^ReichsmjniWr des .Anner n 'luÄb^ der MeichsmimsterWr VoMMkWwZ ^anda^geoen 'bekannt übliche.allgemein "Beflagg, ^ skung der GebaT.de ^ugW'rMMö^t "in"7tzMm Kahre." « '
Jeder muß sparen!
.Unser Gasverbrauch ist zu hoch
und dramatisch fesselnde Geschichte einer Ehe zwischen zwei wesenverschiedenen Menschen. Das ethische Leitmotiv, das aus der dramatischen Geschichte von der Opfertat, der Liebesseynsucht und der Glückscrfülluiig. der Sophie Polzer aufklingt, drückt aus: Der Charakter wiegt schwerer als eine nur erotische Beziehung, und die Kraft eines anständigen Herzens siegt schließlich immer über die Anfechtungen des Lebens.
Der Dichter Gerhard Menzel hat mit visionärer Gestaltungskraft das Drehbuch geschrieben und der feinsinnige Meisterregisseur G. Ucicky übertrug in verdichteter, hintergründiger Spielleitung das menschlich zuinnerst bewegende Thema künstlerisch vollendet in die Bildwirklichkeit. Er besaß hierbei Darsteller als Mitarbeiter, die mit reifstem Können seinen Gestaltungswillen unterstützten. Voran Paula Wessely, deren wunder
voll natürliches, beseeltes Spiel ergreift und beglückt. Attila Hörbiger gibt als ihr Partner eine sehr eiiidrncksstarke Spielleistung. Inge List, Eric Frey und Fred Licwchr runden den Kreis der Hauptdarsteller hervorragend ab. Zeitstil und Lokalkolorit — die Handlung spielt in den achtziger Jahren — sind in stimmungsvollen Bildern eingefangen.
„Besuch am Abend" im Tonfilmthcater Nagold Dieser lustige Film enthält ein ganzes Kunterbunt von zwerchfellerschütternden Situationen und humorsprühendcn Verwirrungen, sodaß die Lachmnskcln schon auf eine harte Probe gestellt werden. Ter Regisseur Georg Jacobh hat die launige Angelegenheit pikant inszeniert und Filmdarsteller wie Liane Haid, Paul Hörbiger, Harald Panlscn und Erika Gläßner sorgen für ^Lin temperamentvoll-beschwingtes Spiel. Die entzückende Begleitmusik stammt von Willy Engel-Berger.
Ab Montag wieder Normalzeit Es sei nochmals daran erinnert, daß am Akon- tag, 2 Uhr früh, wieder die Normalzeit in Kraft tritt. Wer am Montag nicht zu früh aufstehen will, tut gut daran, schon am Sonntagabend vor dem Schlafengehen die Uhr um eine Stunde zurückzndrehen. Im Eisend ckh noe r- kehr wirkt sich die Umstellung so aus, daß die Züge, die am Sonntag abfahren und in den Morgenstunden des Montag ankommen, eine Stunde mehr zur Verfügung haben. Um die Aufstellung besonderer Fahrpläne zu vermeiden, Iverden der der Deutschen Reichsbahn alle Nachtzüge ans einem Bahnhof, den sie in der Zeit von 2i100 bis 2809 anlausen, «ine Stunde zurück- gehalten. s ",
. Die Eirrzuteilung im Oktober. Ans den Pom 20. September bis 17. Oktober 1913 gültigen Bestellschein Nr. 51 der Rcickseierkarte wird auf den Abschnitt a 1 Ei für jeden Vcrsorgungsberechtig- ten ansgegeben.
9^agolder Skadtnachrichten
Ten 85. Geburtstag darf am morgigen Sonntag Frau Gottliebin Krämer, Waldeckweg 22, begehen. Die im Altersheim der, Mcnonitcn ihren Lebensabend verbringende Jubilarin, welche zu den ältesten Frauen der Stadt zählt, ist trotz mancher Altersbeschwerden noch erfreulich rüstig und geistig rege.
Entscheidend fürs Leben ist die Berufswahl
NöZIic'ikeiten, die äer LanääienLt äer bietet—Lin >Vort an ctie Litern
Es ist noch gar nicht so lange her, daß im eigenen Interesse die Gasverbraucher von Calw und Hirsau zum Gassparen aufgefordert wurden. Die Gründe für das sparsame Umgehen mit Gas wurden damals eingehend dargelegt und dürften von jedem verstanden und auch noch nicht wieder vergessen worden sein. Diese Aufforderungen zugunsten einer Gassparaktion hatten zunächst auch Erfolg. Aber bald schon stieg der Gasverbrauch wieder stark an. Gewiß ist ein Teil des Mehrverbrauchs jahreszeitlich bedingt durch den reichen Obstanfall, der in irgendeiner Art für den Winter konserviert werden soll. Gewiß ist er zu einem weiteren Teil bedingt durch die Bildung vieler neuer Wohngemeinschaften, die infolge Aufnahme mancher Gäste und Untermieter auf längere Dauer sich gebildet haben. Trotzdem ist der Verbrauch zur Zeit unverhältnismäßig hoch und muß unter allen Umständen gesenkt werden.
Hier muß jeder Gasvcrbranchcr mithelfen. Er kann dies, wenn er die seinerzeit erteilten Ratschläge befolgt und besonders die vielen Unachtsamkeiten vermeidet. Er muß mithelfen, damit nicht eines Tages er ohne Gas dasteht und sein Eigenvorwurs „Hätt' ich doch!" zu spät kommt. Denn gespart muß werden, gerade ans diesem Gebiet, und zwar für die Rüstung und damit für unsere kämpfende Front. Und wenn wir daran stets denken, werden Maßnahmen von anderer Seite, die dann weit einschneidender sind, nicht notwendig sein. Aber jeder muß sparen und es nicht seinem Nachbarn allein überlassen.
Pilzausstellnng
Nachdem der Regen den Waldboden befeuchtet hat, sind auch schon die Herbstpilzc in großer Zahl da. Jetzt kann man sammeln nach Herzenslust. Nur sollte man die Pilze auch kennen. Es vermesse sich niemand, einen ihm unbekannten Pilz zu essen! Man tut das auch bei Beeren nicht. Vom 1.—7. Oktober ist in Calw allen Liebhabern von Pilzen Gelegenheit gegeben, diese etwas gründlicher zu studieren und ihre Kenntnisse um einige neue Vertreter der Pilzwelt zu bereichern durch eine Pilzausstellnng im Schnlhans in der Badgasse. Die Ausstellung befindet sich im dritten Stock.
„Vater, ich melde mich zum Landdienst. Dann kann ich schon mit 27 Jahren einen Erbhof besitzen und auf diesem bestimme nur ich allein!" Nicht selten begrüßte ein Junge seinen Vater mit solchen oder ähnlichen Worten, wenn zuvor im HJ.-Dienst der Fähnleinführer die Jungen des ältesten Jahrgangs für das Baucrwerdcn begeistert und von den vielfältigen Möglichkeiten eines beruflichen Fortkommens über den Landdienst der Hitlerjugend gesprochen hatte. Die Begeisterung wurde in diesen Fällen von elterlicher Seite beinahe immer sehr rasch gedämpft. Was der Junge da erzählte, schien nicht glaubhaft, er sollte lieber einen „richtigen" Berns erlernen, das sei eine gesichertere Existenz.
Nun, man konnte cs einem Vater nicht verübeln, daß er nicht daran, glauben wollte, sein Sohn könnte ohne Vermögen mit noch nicht 30 Jahren Erbhofbaner sein. Wie lange hatte er mit jedem Pfennig knausern müssen, um sich endlich ein eigenes Häuschen leisten zu können! Und sein Junge wollte ihm glauben machen, er könne schon als Erbhofbaner „anfangen"? Das war vielleicht schöne Phantasie, die Wirklichkeit sah sicherlich anders aus. Und doch, der Junge war ganz richtig informiert worden. Mit seiner Aufnahme in den Landdienst der Hitlerjugend öffneten sich ihm Aussichten „etwas zu werden", die es sonst niemals gegeben hatte. Wir müssen immer wieder fcststellen, daß die Eltern eine gewisse Scheu vor diesem Verufsweg haben, weil sie solch günstige Znkunftsaussichten für unmöglich halten. Der Weg des Landdienstfrciwilligen sei deshalb kurz ausgezeichnet.
Insgesamt beträgt die Dienstzeit beim Landdienst 1 Jahre. Die ersten beiden gelten als Landarbeitslehre und schließen mit der Landarbeitsprüfnng ab; es 'folgt die 2jährige Landwirtschaftslehre, an deren Ende die Landwirtschaftsprüfung abgelegt wird. Während diesen 1 Jahren sind die Jungen im Landdienstlager znsammengefaßt und wohnen im
Landdienstheim. Sie arbeiten ans Höfen, die vom Reichsnährstand als Lehrstellen anerkannt sind, sodaß die Gewähr einer gründlichen fachlichen Ausbildung gegeben ist. Im Anschluß daran wird bei der Waffen-U der Wehrdienst abgclci- stet, der 1Z-: Jahre dauert. 2 Jahre davon dienen speziell der Weiterbildung als zukünftiger Wehr baucr. Hierauf folgen einige Jahre der Bcwä rnng als Neubau crnanwärter auf eine Wchrbaucrnhof im Osten, worauf der Neubau ernschein verliehen wird und der Nenbauc ohne Rücksicht ans eigenes Kapital, allein am Grund seiner Eignung und Würdigkeit einen Erbhof erhält. Dies wird frühestens mit 27 Jahren der Fall sein. Daneben aber hat der Land- dicnftfrciwillige noch mancherlei Möglichkeiten, er kann Schaf-, Schweine-, Geflügel-, Pferde- züchtcr, Winzer-, Brenner-, Melker- oder Jmker- meister werden. Alles Berufe, die einem rechten Jungen viel Freude machen und die seincm Talent einen großen Spielraum lassen, man denke nur an den herrlichen Beruf des Pfcrdezüchters.
Jungen mit Führcrcigcnschaften werden meist den Weg des L a n 0 d i c n st f ü h r e r s einschla- gen, der über den Landdicnstlehrhof führt und Aufstiegsmöglichkeiten bis zum Abteilungsleiter eines Gebietes birgt bzw. ebenfalls mit dem Einsatz als Neubauer abschließt. Außerdem steht dem Landdienstfrciwilligen der Beruf des Lehrers an einer ländlichen Berufsschule offen.
Wir sehen, im Rahmen des Landdienstes der HI. gibt cs für jede Veranlagung einen Platz. Wir möchten den Eltern daher dringend empfehlen,^ ehe sie sich bei ihrem Jungen auf irgendeinen andern Beruf gestiegen, seine Meldung zum Landdienst der Hitlerjugend zu erwägen. Da an dieser Stelle nur das Wesentlichste über Werdegang und Möglichkeiten beim Landdicnst gesagt werden konnte, sei den Eltern weiterhin nahegelegt, sich genauer beim Berufsberater des Arbeitsamtes. beim zuständigen HJ.-Führer oder der Bannführnng zu erkundigen.
Wir sehen im Film:
„Späte Liebe" im Bolkstheater Calw Dieser hervorragende Wien-Film mit Paula Wessely sprengt den üblichen Rahmen eines Unterhaltungsfilms. Der Beschauer erlebt ein wirklichkeitsnahes, durchaus - ernstes und ethisch unterbautes Kammcrspiel. Der Film nimmt seine Wirkungen aus der Kraft des Gefühls; er erzählt in überzeugender Weise die psychologisch
Erde — du bist das Korn und das Brot
und die Traube.
Erde — du bist der Leib und der Geist
und der Glaube. Erde — du bist unserer Väter Arbeit und Blut. Deutsche Erde — wir halten treu deine Hut —
Deutschland!. Aus: „Erntedanklied der Deutschen" von Hermann Claudius.
Nichtige Kartssfellagerung
In den Kellern muß jetzt alles in Ordnung gcbracyt iverden, bevor man die Kartoffeln einlagert. Alle beweglichen Gestelle, wie Kartofsel- kisten, Bretter nsw. sind hcrauszunehmen und gründlich mit Sodalauge zu putzen. Man stellt sie erst wieder zurück, wcnD, sie gut an der Luft getrocknet sind. Ist der Keller trocken, so kalkt mail ihn am besten jedes Jahr, denn dadurch wird alles Ungeziefer vernichtet. Die Lehmfußböden bestreicht man mit Kalkwasscr. Ist der Keller feucht, so schlägt die Kalkung nicht an. In einem solchen Raum dürfen aber auch keine Kartoffeln eingelagert werden, da sie hier faulen.
Und nun zur Einlagerung selbst. Erntet man seine Kartoffeln an einem warmen, sonnigen Herbsttag, so muß man achtgebcn, daß sie nicht zu warm in den Keller kommen, sonst gehen sie gern in Fäulnis über. Man läßt daher die Kartoffeln in diesem Fall anr besten zum Abkühlen über Nacht im Freien stehen und lagert sie dann erst ein. Die Kellerfenster hält man, bis Frost- I Wetter eintritt. Tag und Nacht Men. Nur wer I
seine.Kartoffeln gut gelagert hat, weiß, daß seine Ernte wirklich gesichert ist. Das gilt ganz besonders auch für die Saatkartoffcln, denn von ihnen hängt ja die Ernte cm nächsten Jahr ab. Sie müssen frostsicher, kühl und luftig gelagert werden. Deshalb bringen wir sie in Mieten unter, denn in den Keller gehören nur die Kartoffeln für den Verbracrch. '
Bevor man die Miete erstellt, sucht man sich eine trockene Stelle auf einem gut durchlässigen Boden heraus und ebnet sie ein. In der Breite geht man nicht über 1,25 Meter hinaus bei einer Firsthöhe von ungefähr 90 Zentimeter. Die Gesamtlänge soll auch nicht über 20 Meter sein. Aus den Meter Mietenlänge kann man dann 5 bis 6 Doppelzentner lagern. In der Praxis hat sich erwiesen, daß jedes Mehr oder Weniger nicht vorteilhaft ist. Kurze Mieten lassen sich ja auch viel schneller abfahren und sortieren und das ist sehr wichtig. Deshalb läßt, man auch, wenn man ein paar Mieten nebeneinander anlegt, imnier so viel Abstand — etwa 4—5 Meter —, daß man beauein mit dem Waaen durcbiabren kancc.
„Mas brr ererbt von bemerr Wlerrr..^"
i Roman von A. vonSazenhofen. > <6. Fortsetzung:
Marianne von Egg tut, was >ce langst nt« mehr getan hat, sie legt Patiencen. Das tÄ sie immer nur in großer Seelennot: vielleii« nur in einer Art Selbsthilfe, um sich abzuleni ken. So hat sie Patiencen gelegt in den letztes Lebenslagen ihres Otto, in den Stunden seines kargen Schlafes.
Wie Christine sie so sitzen sieht, geht sie still hinaus.
Dann konimt die Antwort auf den Brieb Sie ist überraschend, es fährt einfach ein dun" kclblauer Wagen vor.
Christine erschrickt zu Tode.
,,Was kann denn das'nur wieder sein? Josef, geh und schau."
„Aber nein", sagt Josef unwillig und Hai doch selber Angst. „Wenn es nur nicht« Schlimmes ist!"
„Wer wird denn kommen — wahrscheinlich ,u Ewald?"
Doch es ist niemand, der zu Ewald will, e, lenkt herein in die Allee.
Dann geht über Josefs altes bartloses Ge- sicht e.n Heller Schein Er eilt Und kommt dem Fahrer zuvor, reißt den Wagenschlag auf. Da- bei steht er stramm und will etwas sagen, aber Irene Detfurt läßt es gar nicht dazu kommen. Sie läßt sich helfen beim Aussteigen, denn sie ist noch etwas älter als Marianne. Es geht doch nicht ganz so rasch und dabei redet sie:
„Ach, Josef, ist das ein Kummer — jetzt weiß ste.es!" . ... "
Josef nickt schwer.
, Au. Ae ich lieber selbst gekommen, was soll Me Br-efschrecberin in einem solchen Fall'" „Die gnädige Frau wird sich freuen", nickt Jows und geht eilig voraus, das Tor aufzuma- Msi'.u'uAeud der Wagen langsam gegen den Wirt>c>>aftshof lenkt. Dann macht die' starke, groge Irene Detfurt. di« resolute, einfach die Arme auf.
„Arme Marianne!" sagt sie.
Mariannes Kopf ist ein wenig gegen sie Smulter oer Freundin und den dunkelblauen Staubmantel gesunken, aber gleich richtet sie sich.wieder auf.
„Du bist doch eine wahre Freundin, Irene! Auf dich kann man bauen wie auf Felsen. Gleich kommst du selbst ungefähren, du Gute!"
„Geh Josef, bring uns einen guten Tee mit Gebäck in das gelbe Zimmer."
Dann gehen sie Arm in Arm in das gelbe Zimmer.
Irene redet sofort sachlich. Sie will nicht trösten, sie will zerstreuen.
„Das Marienschlößchen, Marianne, kannst du natürlich haben. Tust mir direkt einen Gefallen damit, nur muß ich es noch ein bißchen richten lassen. Die letzten Mieter haben es so heruntergewirlschastet. Und dann, für d:n Heidhof wüßte ich dir auch jemand.
Aber jetzt will ich erst einmal meinen Mantel auszic':.'- «nd dieses Scheusal von Hut runter tun, der hat mich die ganze Zeit gedrückt.» ^ -
Sie tritt vor den groß-'», goldenen Barock- fx.-gel und Zupft sich die weißen Haare zurecht, dabei redet sie vom Wetter, von ihrem Enkel Nodrrich, der die Staatsprüfung gerecht hat, und was er werden will, schimpft ein wenig über die neue Zeit und lobt sie e "h wieder.
..'Ls hat ja alles auf der Welt seine zwei k iSN. Islefine sagt immer: Du mußt dich tlmWlen, Mama!"
„Mein Gott, ich stell mich ja schon die ganze Zeit t!M, besonders was die Mädchenerziehung betrifft. Na, weißt du. ich will nichts gesagt haben, man stirbt halt doch mit feiner Zelt ab, wenn -such die neue sehr viel Gutes, ja Herrliches hat, und ich bin ja auch überzeugt, daß die jungen Mädel von heute sehr, sehr gute Ehefrauen und Mütter werden; gewiß nicht schlechtere als wir gewesen sind. Also meine zwei Enkelkinder, die Konradine und di« Ursula, sind halt so Backfische, wie st» heut« sind, sehr viel Sport, viel Freiheit — na ja — ich bin überzeugt, daß sie brav bleiben, aber doch suche ich setzt schon nach den richtigen Männern für sie, obwohl ich glaube, daß si« das selber besorgen werden und den nicht wollen. denen ihnen di« Großmama empfiehlt."
Da kommt schon Josef mit dem Teewagen. „Ich habe einen Bärenhunger mitgebracht, Marianne! Wir haben keine Mittagsrast gemacht. um nur bald da zu sein."
Da kommt endlich auch Marianne wieder zu Wort; ein warmes Licht ist in ihren immer noch so schönen Augen. »
„Du Gute! Du Gute!"
Josef ordnet die Tasten und dann geht er lauttos und zufrieden.
„Siehste, Christine, Frau von Detfurt ist immer zu uns gestanden. Eie hat auch damals, ach, das ist wähl über' vierzig Jahre her, die Sache in Ordnung gebracht mit unserem alten Herrn. Der junge Herr Otto sollte eine Reiche bringen, unsere gnädige Frau war ja nicht reich. Aber da hat sie ihm die Meinung gesagt, das Fräulein Irene damals, ich könnt« sie noch malen, in einem rosa strotzenden Kleid, lieblich wie ein Friihlingsmorgen, und so di« Löckchen herein, jung war sie damals, ach so jung. Na, und gefallen hat sie unserem alten Herrn eben auch, darum hat er sich von ihr so viel sagen lassen, ganz ungeniert vor mir hat sie mit ihm geredet, ich habe gerade das Silbergeschirr einqeriiumt."
Christine hört das gern.
Ja, er soll sich hersetzen und noch mehr erzählen von früher.
„Da hast du deinen Kaffee, Josef, und ein paar Knusperchen dazu. Wenn man so sitzt und redet, dann könnte man alle» vergessen, was jetzt auf uns liegt."
Nach dem Tee lehnt sich Irene in dem tiefes Lehnstuhl bequem zurück.
(Fortsetzung folgt.)