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jede Hoffnung, in das Haus zu gelangen. Ein Thräne des Zorns drang aus seinem Auge, aber gewohnt, täglich diese Behandlung von den Bckrnnern Christi zu ertragen, wollte er eben sich zum Heimweg anschicken, als zwei Die­ner mit Fackeln, vorleuchtend einem in dichte Pelze ge- dültlen Frauenzimmer, die Straße heraus kamen und vor dem Hause des Naths Halt machien. Während sich die Trine des diensteifrigen Pförtners im Hausflur und das Klirren des mächtigen Schlüsselbundes hören ließen, hatte die Dame die Kap.utze etwas gelüftet und daS liebliche Antliz eines Mädchens lugte bcrvor. Abraham Ben Zs inael, der sich hinter einen der Tbürposten zurückgezogen batte, erkannte die Tochter des Hausherrn und sogleich war er emschlossen, die Protektion der schönen Margarethe zur Erreichung seiner Äesianen in Anspruch zu nebmen. !

V rzeiht meine Keckheit, hochgeborenes Fräulein! small) er vertretend. Ich muß dringend sprechen Euern Herrn Vater; es bängt davon ab das Wohl Eures Hau­ses , we das der Siaor Nürnberg, und deßhalb bitte ich inständig, mir zu verschaffen für fünf Minuten Gehör.

Wer scyd Ihr? forschte das Mädchen m:t lieblicher Stimme.

Ich b n unwertb, zu überschreiten die Schwelle dieses Hauses, aber die Dankbarkeit gegen meinen Wohlthäcer macht es mir zur Pflicht, tbn zu warnen vor drohender Gefahr. Ich bin der Icke Abraham Ben Jsmael.

Das Mädchen trar erschrocken einige Schritte zurück, aber eben so schnell näherte sie sich wieder und sprach: Kommt herein und wartet ein wenig, ich werde Euch bet meinem Barer meiden. Unterdessen war die Thüre geöff­net worden, und der Pförtner batte den Verdruß, den schmutzigen Juden, von der Tochter des Hauses beschüzr, ebenfalls mit e-mreten zu sehen.

In einem boben gordischen, von Wachskerzen beleuch­teten Gemach saß zu derselben Zeit der Bürgermeister und Schöppe des hohen Raths der sreren Reichsstadt Nürn­berg, Kaspar von Grundherr, am Schreibtische von Ei­chenholz, beschäftigt, Schritten ui durchlescn, und, wo cs nöibig, erläuternde Worte auzuhängen. Es war em ho­her, kräftiger Mann, noch nicht über den Herbst des Re­dens binaus geschritten, mit biederem, herzlichen Ausdrucke in den Zügen seines Antlitzes. Die reiche Amtskleidung hatte er, kurz zuvor aus dem Naihe beimgekehrt, adgeleg'.; ein einfacher schwarzer Samimübcrwurs nahm deren Play ein und eni Barett bedeckte sein Haupt. Nachdem er noch eine gu'e Weile songearbettet Halle, wandte er sich mu streng geialteiier Stirne zu dem an der Tbüre harrenden I wen. Rede sezt, Abrabam, sprach er, was Dich veran­laßt, so ungestüm in wem Haus zu dringen.

Der Angerede-e trat einige Schritte näher und be­gann: Schon zwanzig Jahre sind es, Herr, daß mir der bochlö'oliche Rach der Siadt ercheill Hai die Erlaubniß, da­rin zu treiben mein Geweibe. Ich habe redlich gehandelt und genommen mäßige Zinsen von denen, die meiner be­durften. Und der Gott unserer Vetter hat mich gesegner dafür und bat vermehret mein Gut.

Zur Sacke! rief der Rach uumuchig.

Und der Jure s»br, einen Tbeil seines Lebens über­springend, fort: Jvr wißt, gestrenger Herr, daß ich vor sechs Jahren Rebekka, die Tochter des Rabbi David, ein- sübrte in mein Haus als mein Gemahl. Sie ist jung und schön und gefiel Manchem, dem sie nicht gefallen sollte. Uav obgleich ich nur ein verworfener Knecht der fajserlj-

; chen Neichskammcr bin, so hielt ich doch qm die Ehre i meines Hauses und meines Weibes. Darob ward ich l fälschlich angcklagt; man warf mich ins Gefängmß, gab j meinem Flehen, den Beiheucrungen meiner Unschuld, kein > Gehör und ich schmachtete so über ein Jabr ohne Ur-Heil. Aber die Gerechtigkeit lebte dennoch und in Euch fand ich einen Beschützer, der mir die Thüre meines Kerkers öff­nete und mich heimkehrcn ließ zu meinem Weib, über dem Ihr gleichfalls gewacht. Noch war mir nicht vergönnt, gestrenger Herr, zu danken Euch dafür, aber jezt versagt nur es nicht und erlaubt, daß ich den Staub Eurer Sckube küsse mit dankbarem Herzen. Und er stürzte zu den Füßen des Naihs und Thräncn der Rührung drangen über die bleichen Wangen.

Dieser aber erbob sich entrüstet und rief: Steh' am» Jude, bei meinem Zorn! Wenn Dich sonst nichts zu mir führt, als Deine Lttaney, so packe Dich und störe mich niemals wieder.

Verzeiht, Herr, entgegnen Abraham, sich erbebend, daß em verworfener Jude es wagt, Euch zu belästigen, § aber die Dankbarkeit für die Rettung meiner Ehre und meines Lebens ist tief gepflanzt in mein Her; und ich konnte ihr jetzt nicht widerstehen. Auch habe ich noch nicht geendet.

Nun so rede, aber spute Dick.

Der Sohn meines leibliche» Bruders lebt in meinem Haus. .Aus Mitleid dulde ich ihn, denn er ist kein Ge­rechter in Edom und hegt sträflichen Umgang mit Dirnen und in der Schenke. Gestern in der Nacht kam er nack Hause und sprach vieles in trunkenem Zustande, welches mir nimmer gefällt. So vernahm ich, daß sich zusammen­rotten verschiedene Gewerbe in ibren Znnfchäusern und Trinkstuben, daß sie dort mißdeuten alle Verordnungen des bochlöblichen Magistrats, daß sie behaupten obne Scheu, der Kaiser Ludwig lebe noch und der Natb kcy ibm treu­los geworden und wolle die Stadt verkaufen an de» Kö­nig von Döbeim, und noch viele andere ungereimte Reden, die mir auszusprechen verbietet die Ebrrurcht gegen Ew. Gestrengen. Zulczt haben sie sich verschworen, zu wählen aus ihrer 'Mitte einen neuen Natb, der creu bieuge an dem Kaiser Güiitber von Schwarzburg und sich nicht neige auf die Seite des Luxemburgers. DaS ist es, gestrenger Herr, was mich her trieb zu Euch, damit rch vergelten kann, was Ihr Gutes gethan babt mir und meinem Weibe.

Der Herr von Grundherr war nicht nngerübrk von der Treue des Juden. Jbr babt mir Euern gulen Willen gezeigt, Abrabam, und ich danke Euch, versezte er, doch sind Eure Mtttheilungen unstatthaft und was Jbr saget, ist bereits einem bochlöblichen Rath bekannt. Auch sind Ermahnungen an die unrublgcnKöpfe ergangen die diesem Unwesen bald ein Ende macken werden. Jezr verlaßt mich.

Der Jude wollte nochmals zu sprechen beginne», al­lein eur strenger Fingerzeig, des Natbs nack der Tbüre war hinreichend, daß er das Zimmer verließ. Als der Pförmer aus der warmen Stube mußte, um ibm den Aus­gang zu öffnen, erlaubte er sich, diese Gesälligkeit mit ei­nem Fußtritt zu begleiten, den der arme Jsraelite ebenfalls noch geduldig zu tragen gezwungen war. (Fons, folgt.)

Kurs für Goldmünzen, den 15. August 1848.

Württemberg. Dukaten 5 fl. 45 kr. Friedricksd'or . . . 9 fl. 54 kr. Andere Dukaten . . 5 A. 35kr.! Holl. lOKnldcn-Ztncke >Ofl. 2'k. Neue Lduttd'or . . . 1t ß, 4kr. Zu'aiijlgfranlen-Tincke 9 fl. LK kr.