und vier Monate dauernden Untersuchung läuzneten beide Angcschuldigte mit Beharrlichkeit ihre That. Gestützt je­doch auf eine Reihe von Anzeigen, insbesondere die mehr­fach bezeugte Anwesenheit Beider am Orte der That zur Zeit der kritischen Grünte; daS Interesse, das Hertkorn, und somit auch der ihm eng befreundete Sckellhammcr an der Wegräumung der Mühle des Kemps (denn der Mühle sollte das Feuer gelten) hatte; das verdächtige Be­nehmen Beider während des Brandes, und wahrend der Untersuchung, in welcher sie sich fortwährend in Wider­sprüche und Lügen verwickelten; gestützt auf diese und andere minder wesentliche Anzeigen beantragte der Staats­anwalt, Assessor Huber, die Ucberweisung Beider und als Strafe je dreizehn Jahre Zuchthaus. Hertkorns Vertheidiger, Rechtskonsulent Bosch in Freudenstadt, be­antragte Freisprechung seines Klienten, und zu dem glei­chen Resultate gelangte der Anwalt Schellhammers, Prok. Pfeilstiker. Es gelang jedoch nur dem Lezteren, mit seinem Anträge wenigstens nahezu durchzudringen, indem der Gerichtshof den Schellhammer von der Instanz ent­band, und sogleich aus freien Fuß setzte, den Hertkorn aber trotz seiner Ansicht, daß man Einem in Württemberg nichts thun könne, wenn man nichts gestehe, zu einer dreizehn­jährigen Zuchthausstrafe, woran jedoch ein Jahr des er­standenen Untersuchungsarrestes abgeht, verurtheilte.

TagesMerngkeiten.

Eines der kleinsten deutschen Varerländer wird nun bald aufhören ein besonderes Vaterland zu seyn. Der Landgraf von Hessen-Homburg ist der Last der Regierungs­sorgen müde, und da sein einziger Sohn kürzlich gestor­ben ist, sein kinderloser Bruder aber auf die Regierungs­nachfolge verzichtet, so wird das Land nächstens an Hes­sen-Darmstadt fallen, das bereits Vorbereitungen zur Ue- bernahme des Landes macht.

Berlin, den 10. August. Die Zahl der seit dem 31. v. M. mit Symptomen der Cholera Erkrankten be­tragt b's jezr 17. Davon sind in ihren Wohnungen 9 und im Charite-Kraakenhause 8 behandelt. Gestorben sind 15. Auch in Stettin ist die Cholera ausgedrochen.

Hannover, den 8. August. Diesen Vormittag er­eignete sich in Lehrte ein beklagenswerther Unfall. Pro­fessor Michelsen aus Kiel, von Norderney heimkehrend, wurde von einer Lokomotive überfahren und augenblicklich getbdtet. Reisende, die dabei gewesen, versichern, Michel­sen habe sich absichtlich tödten lassen

In Schleswig-Holstein ist unter den Truppen eine Bewegung nach Vorwärts zu gewahren. Man will, wie es scheint, die nachtheilig ausgefallenen Vorpostenge­fechte rächen. Die Mecklenburger rückten von Flensburg in das hart an der Gränze von Jütland liegende Herrnhu- lerdorsChristiansfeld vor. In Kopenhagen fahren die impertinenten Dänen mit den Kondemnirungn deutscher Schiffe ohne Rücksicht fort. Drei preußische Schiffe wur­den in den ersten Tagen des August nebst Ladung einge­zogen. Uebrigens läßt eine andere Nachricht auf die schlech­ten finanziellen Zustände daselbst schließen. Dieselbe Ge­sellschaft, aus welcher das jetzige dänische Ministerium Orla Lehmann und Tscherning hervorging, hat Bankerott gemacht, weil sie 7000 Rthlr. nicht herbeischaffen konnte.

Vor dem Hafen von Stralsund wurden ohne ir­gend eine Erklärung am 8. August von einem dänische»

Kutter zwei preußische Fahrzeuge, das Eine mit Zucker, daS Andere mit Weizen beladen, weggenommen und see­wärts abgeführt. In Stralsund herrscht allgemeine Ent- rüstung über diesen Seeraub.

In der Nähe von Dan zig hat man eine schwedi­sche Kriegsflottille von 8 Schiffen kreuzen sehen.

In Folge eines am 8. von den Danen zur Ausfüh­rung gebrachten Raubzugs ist am Morgen des 9. Gene- ral Bonin mit seiner Garde nach Kolding in Jütland aus­gebrochen; und will eS den Dänen wieder reichlich ver­gelten.

GeneralWrangel verbittet sich jezt den Zuzug neuer deutscher Truppen. Es steht überhaupt zu fürchten, ma» werde, wenn man in Jütland einrückt, gar keine Feinte finden. Die Dänen sind im Stande, sich auf ihre Schiffe zurückzuziehen, wie schon einmal in früherer Zeit unter König Erich, wo sie rings von Feinden umgeben, wie der Biber sicher im Wasser saßen. Erst im Winter, wenn der Belt gefroren, kann man sie in ihren Nestern auffin- dcn. Derweil aber sehen ne die Blokade der deutschen Strommündungen fort und stören allen Handel. Ein ohne dieß schon ruinirter Staat treibt ein verzweifeltes leztes Spiel, und ohne Schiffe Hilst uns hier die Tapfer­keit unserer Soldaten nichts. Es heißt, ohne daß wir cs verbürgen wollen, aus Rußland sei eine Million Sil- derrubel in Kopenhagen angekommen, und Dänemark habe dafür Bornholm verpfändet.

Baiern ruft nach einander seine Gesandten an aus­wärtigen Höfen zurück. Das Loos hat zuerst Abel in Turin getroffen. Im bairischen Oberland sind die Wild­frevel so häufig, daß die Regierung sich veranlaßt sah, ein Bataillon Infanterie von München aus, dahin zu schicken.

Wegen des bekannten Zeughaussturmes sind in Ber­lin von dem Kammergericht nun verschiedene Personen zu Festungs- und Gefangnißstrafe verurtheilt worden. Ein Zimmerlehrling wurde zu drei Jahren Zuchthaus verur- theilt, weil er mit Steinen aus die Burgcrwchr gewor­fen hatte.

Am Abend des 12. fand in Hamburg in Folge eines derOeffentlichkeit übergebenen Briefes eines gewissen Braake- wagen ein Auflaus vor dem Krankenhause statt, da der Briefschreiber behauptet hatte, er werde seil fünf Jahren als Irre gefangen gehalten, ohne je irrsinnig gewesen zu seyn, weil man ihm eine Erbschaft von 50,000 Mark vorenthalten wolle. Es ist nun eine Untersuchung über die Sache eingeleitct.

Ueber die Vorgänge vor der Kapitulation der Stadt Mailand erfährt man nun in Kürze, daß am 4. August ein bedeutendes Gefecht unter den Mauern der Sradt zum Nachthell der Piemontesen stakt haue. Am 5. August ka­men piemontesische Offiziere ins Lager und baten um ei­nen Waffenstillstand, der auch auf ein paar Stunden be­willigt wurde mit der Bedingung, daß die feindliche Armee sogleich die Lombardei räume und die Stadt Mailand sich auf Diskretion ergebe. König Karl Albert ward indessen von dem Volke sestgehalien und gezwungen, den Kampf fortzusetzen, der auch alsbald von Innen und Außen sich entspann. Eine Clvildeputarion, die Nachmittags 4 Uhr, den Erzbischof an der Spitze, erschien, wurde nicht ange­nommen. Das Feuern ging fort, bis der Feind in das Innere der Stadt gedrängt war, was beiderseits viel Men­schen kostete; 90 östreichische Offiziere find todt oder ver­wundet; bas 10. Iägerbaraillon ist bis auf 500 Mann