Dcrr L8. August.

Beilage zum Nagolder Jntelligenzblatt.

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WürtLembergis de Chroni k.

PHWa chend orf, Oberamls Horb. Das Gewitter ' am Abend vom 14. d. M. richiete bier Schaden an. Der Blitz schlug in daS Haus eines armen Maurers e n, ehre ^ zu zünden. Durch ein Kalssin herunier kam derselbe in die Wobnstube, woselbst sich drei Personen befanden. Diese fielen zu Boden und wurden verletzt. Ungeschickterweise hatten diese die Läden zugemacht, von der Stube gelang der Blitz sodann in den Stall und tödtcte allda eine Kuh und ein Kalb und auf so wunderbare Weise, indem ein Stück Vieh zwischen der Kuh und dem Kalb unverletzt blieb.

Stuttgart, den 14. August. Sicherem Vernehmen nach bat Paul Pfizer, dessen Austritt aus der National­versammlung wir berichteten, auch das Kulkministerinm, das er bekleidete, niedergekegt. Ein Gerücht bezeichnet den Professor Hundcöbagen von Heidelberg, den geistvollen Verfasser des Werkes:Der Protestantismus und seine Zukunft", als seinen Nachfolger. Federer ist als Stell­vertreter Paul Pfizers bereits nach Frankfurt abgegangen. Den bis 20. September nun bestimmt zusammentreien- den Ständen wird nur das Budget für ein einziges Jahr vvrgclegt, nicht wie sonst für drei Jahre, da so vielfache Veränderungen bevorsteben, daß erst nach densel­ben ein definitives Budget entworfen werden kann. Auch wird denselben der ausführliche Plan nebst Kostenberech­nung der Westbabn, d. b. von Bietigheim bis zur badi­schen Gränze vorgelegr werden. Unsere Techniker bleiben bei der Richtung gegen Breiten und nur hinsichtlich der Ausmündung selbst wird den Ständen ein gedoppelter Vor­schlag gemacht werden, nämlich ob die Ansmundung bei Kniirlingen oder Klein-Villars stattfinten soll. Die Bahn­strecke von Süßen bis Geislingen ist nun so weit gediehen, daß ihre Eröffnung bis nächstes Frühjahr erfolgen kann; ein Gleiches wird mir einem Theil der Südbabll (Ulm- Fnetrichshafcn) der Fall seyn, an welcher überhaupt wie­der rasch fortgebaut wird. Gestern Abend rückte eine Abthellnng Feldjäger unter dem Kommando kesÖberttcu- tenant Gr. v. Adelmann nach Ludwigsburg, um die dorr ausniarfckn enden Truppen, bei denen sie den Fcltdienst versehen, nach Schleswig-Holstein zu begleiten. Haupc- mann Kalce und Ingenieur Wiltt find bereits vor einigen Tagen dahin abgegangen, um Quartier zu ma­chen und die nöidigen Vorkehrungen zu treffen. Die Beurlaubten zu den nach Schleswig bestmnmen Regimen­tern rücken rasch ein, so daß die Regimenter schon in den nächsten Tagen vollzählig- seyn werden. Vom 6. Infan­terie-Regiment speisten gestern bereits IstOOMann in der Menage. Der gewöhnliche Kriegsstand ist bei der Infan­terie einschließlich der Chargen auf 1700 Mann berechnet, die nach Schleswig ausziebenden Regimenter werden aber 2000 Mann stark seyn und daher von Freiwilligen und Herausgezogenen aus andern Regimentern vervollständigt werden,, wozu, wie wir bereits gemeldet, sich vom 4. Re­

giment allein über 200 gestellt baben. Der Geist ist febk kriegerisch, nur scheint es fast, als werde bei den Friedens- Aussichten gegen Dänemark nicht mehr viel zu lhun seyn, bis unsere Truppen dort eintreffen. Von den badischen Truppen sind am 13. zwei Bataillone Infanterie von Ra­statt ausmarschirt, welche mit drei andern Bataillonen und einer Batterie Artillerie in Karlsruhe zusammentreffen und sich am 15. bei Knielingen einschissen sollen. Gestern hielt der Großhcrzog Musterung über sie. >

Ludwigsburq, den 15. August. Die Bürger ha­ben hier durch die Vollzähligmachung des 8. Regiments, das nach Sckieswig-Holstcin bestimmt ist, Quartier erbal­ten. Das Regiment ist 2000 Mann stark. Ein Theil des 7. Regiments und der Garnisonskowpagnie soll dem 8. Regiment einverleibt werden und mit ihm wahrschein­lich bis nächsten Freirag oder Samstag abmarschiren. Die Untersuchungen unter den Militärs dieses Regiments auf dem Aspergc sind nun beendigt. Sie erhalten bis auf etwa 18 Mann die Freiheit, werden jedoch unter andere Regimenter versetzt, nach Ulm und Stuttgart; auch sind einige davon der Garnisonskompagnie auf dem Asperge zugerheilt. (Ein Tbeil dieser Soldaten geht heute ab.) Die Strafen tiefer 18 Mann sind noch nicht ausgesprochen.

Tübingen. (Dessen tliche S ck'l u ß v c r b a n d- lung wegen Brandstiftung.) Unterhalb der Mahl- und Sägmuhlc des Friedrich Kemps in Mührinecn be­sitzt Georg H er t körn von da eine Sag-, Oel- und Schleif­muhle, und neben dieser eine Schnndwerkstatte, die er im Jahr 1840 an Bernhard Schcllhammer verpachtete. Im Jahr 1843 wurde ihm von der Kreisrcgicrung die Erlaubuiß ertheilc, eine Kunstmühle errichten zu dürfen, jedoch unrcr der ausdrücklichen Bestimmung, daß ihm das Mahlen von Getreide fürMahlgästc untersagt sey. Allein bald liefen von Kemps Klagen wegen Mißbraucks seiner Konzession ein, und Hcrlkorn wurde deßwegen um 15' fl, gestraft. Wenn schon vorher einige Eifersucht zwischen- den beiden Müllern bestand, so erzeugte diese Strafe vol­lends offene Feindschaft, welche der schlaue Schcllhammer, der überhaupt auf Hertkorn einen so bedeutenden Einfluß ausübte, daß er eigentlich dessen Geschäfte leitete, und der nach dem Gerüchte m einem strafbaren Verhältnisse mit Hertkorns Frau und ältester Tochter gestanden haben soll, zu nähren wußte So stunden die Sachen, als in der Nacht vom 3 auf den 4. April 184k die si-chS Fuß vow dem Mahl - und Wohngebäude des Müllers Kemps ent­fernte Scheuer und seine an dasselbe eingebaute Sägmuhlc, im Werihbetrag von (einschließl'ch der verbrannten Mo-' bitten) mindestens 250» fl. in Flammen aufgiengcn, wah­rend es noch gelang, kie Mühle selbst zu retten. Da das Feuer Nachts zwischen 12 und 1 Uhr, und zwar iw Scheuer' und Sägmühle zugleich ausbrach, so lag der Verdacht einer' Brandstiftung nabe, und es wurden auch wirklich in Folge' mehrerer Vcrdachlsgrünte Herrkorn und Schell Hammer sv-- gleich verhaftet. Während der ganzen nun ziree Jahr«: