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see, das einst die Kaiserin Josephine bewohnte, »iederge- lassen. Sie erwartet in den nächsten Tagen einen könig- lichen Gast.

In Wesel begingen mehrere Tausend Bürger, nebst Vielen Auswärtigen, den 6. August auf den Gräbern der eilf Schill'schen Offiziere, die vor 39 Jahren ihr Blut für deutsche Freiheit vergeblich vergossen.

Wien, den 7. August. Gestern ist die nach Inns­bruck gesendete Deputation wieder hier angekommen. Wie man hört, ist dieselbe aufs Freundlichste empfangen, und vom Kaiser selbst zur Tafel gezogen worden. Der Kai­ser habe erklärt, er werke binnen einigen Tagen in Wien eintreffen, und soll unter Anderem gesagt haben:Des Kolkesstimme ist die rechte Stimme der folge ich!" Man erwartet den Kaiser nächsten Samstag.

Aus Innsbruck vernimmt man, daß der Kaiser am 8. Vormilkags wirklich nach Wien adgereist, nachdem er vorher noch eine zahlreiche ungarische Deputation empfan­gen batic.

Aus Pesth eine Nachricht von großer Wichtigkeit. Die ungarische Nepräsentantenkammer hat sich für das in­nigste Bündniß mit Deutschland in einem am 3. August gefaßten einmüthigen Beschlüsse ausgesprochen.

Ucber den Fall Mailands lauten die neuesten Nach­richten höchst merkwürdig: Karl Aibcrt bät e der geäng- ttigten Stadt versprochen, unter ihren Mauern seine ganze Truppenmacht sammt allem Geschütz zusammenzuziehen, und dort dem Feldmarschall Radetzky eine Schlacht zu lie­fern. Bon Samstag Mittag (5 August) wurde die Lage der Stadt immer bedenklicher, und die Ungewißheit, ob man sich aus die Piemontesen verlassen könne, nnmer grö­ßer. Karl Alberr nabm mit seinen Heiden Söhnen Quar­tier in derCasa Greppi, und sobald das Volk dies wußie, wurde dieser Palast umringt, alle Gepäckwagen auf die Straße geführt und umgestürzt, um dem König das Ent­weichen unmöglich zu machen. Umerdessen wurde die Ver­wirrung immer allgemeiner. Der Haß und Argwohn ge­gen die Piemontesen nabm zu; mehrere von dem Volke hielten Ansprachen an Karl Alvert, aus welchen bitterer Haß und tiefe Verzweiflung sprach; sie redeten ihn an: Vat>erlandsverräther! sieb nun, was du für Unheil ge­stiftet bast; unsere Kinder find Waisen, zahlreiche Dörfer abgebrannt, und das Land ins Unglück gestürzt!" Em Priester sagte dem König ins Gesicht: Im Namen des ganzen Volkes, im Namen der vaterlosen Kinder, verfluche rch dich in die unterste Hölle. Karl Albert, ein Mann von etwa 50 Jahren, sah sehr leidend aus, und deßhalb sprach sein älterer Sohn, der Herzog von Savoyen, zum Volke: Im Namen des Königs verspreche ich euch, daß wir Mailand bis aus den lezten Blutstropfen vertheidigen werden, und wcnn's nötbig ist, 'wollen wir uns unter den Mauern Mailands begraben. Abends spät wollte derselbe Herzog ausgeben; sobald er aber auf der Straße erschien, fielen zwei Schüsse auf ibn. Drei Kugeln flogen ins Zim­mer des Königs. Dieser verließ zu Fuß seine Wohnung, begab sich zu seinen Truppen, und machte sich Nach Mit­ternacht aus dein Staube. Vom 7 August: Radetzky ist gestern Mittag mit 50,000 Mann und vieler Artillerie hier eingezogen. Sein Erstes war der Erlaß einer Pro­klamation, worin er einstweilen das Civil - und Militär- gouvernement der hiesigen Provinzen übernimmt. Mai­land ist in Belagerungszustand erklärt. Fürst Schwarzen­berg ist Mt'litärgouverneur der Stadt. Alle Läden sind,

geschlossen, und man kann sich vorstellen, wie die Bevöl­kerung, von der man Nichts auf den Straßen sieht, nie­dergeschlagen ist.

Oestreich soll die englisch-französische Vermittlung abgelebnt und erklärt haben, seinen lombardisch-venetiani- fchen Besitzungen dieselben konstitutionellen Einrichtungen, welche in den übrigen Theilen des Königreichs bestehen, gewähren zu wollen; auch wolle es einwilligen, den Krieg nicht nach Piemont zu tragen, wenn Karl Albert eine Kriegs­entschädigung von 50 Millionen Lires entrichte.

In Parts sage man allgemein, so läßt sich die Ul- mer Schnellpost schreiben, Cavaignac werde die Herzogin von Orleans heiraihen und dann das Ruder Frankreichs so leiten , daß mit der Zeit dem Grafen von Paris die Krone von selbst wieder zufalle. Andere Privatbriefe aus Parks sagen bestimmt, Cavaignac sey von den An­hängern der alten Negierung erkauft.

Mittel gege» den Rheumatismus.

In Amerika wurde ein sehr berühmtes Mittel gegen den Rheumatismus ausgezeichnet, für dessen Bekannima- chung 100 Pfund Sterling bezahlt worden sind. Zwei Zehen Knoblauch und eine Drachme Gummi Ammoniak werden zusammcngequetscht und mit etwas frischem Wasser in zwei oder drei Dissen getheilt, wovon einer Abends und einer Morgens verschluckt wird, zugleich trinkt man wäh­rend dieser Zeit sehr stark gemachten Sassafrasthee. Hat man dieses Mittel einige Zeit lang gebraucht, so wird nicht alleni der Rheumatismus, sondern au ch selbst dasZu- sammenzleheii oder der Krampf in den Gliedern verschwinde».

F u r Hausse a « e u.

Mebl zu Nudeln gemacht, näbrt zweimal so viel Men­schen , als wenn man es zu Brod verbackt.

Der in Nro. 62 dieses Blattes enthaltene Vorschlag zu Gründung einesAucifeack-Berettis" gibt dem Einsen­der Veranlassung, nicht nur diesem Vorhaben seine volle ^ Beistimm ing zu geben und die Hoffnung auszusprechen, daß auch von andern Seiten die Zustimmung zu dieser ge­wiß zeitgemäßen Reform und dem Fracktrugen der Todes­stoß möchte gegeben werden, sondern auch auf fernen frü­heren Vorschlag znrückzukommen, nach welchem nicht. nur dem Gebrauch des Fracktragens ein baldiges Ende berei­tet, sondern in Uebereinstlmmung mit dem Zeitgeiste auch dem weitern Plunder fremder Mode Valet gesagt werden sollte. !

Es sollte wabrlich an der Zeit seyn, die Tborhett " und Schwäche einzusehen und abzulegcn, welche m dem ^ sklavischen Unterwerfen unter das lächerliche Scepier aus­ländischer Mode liegt!

Einsender macht deßwegen den Vorschlag, denAn- tifrack-Verein" auf einenAnti-Mode-Verein" auszudeh- ' nen, welcher sich vorsezt: nur deutsche Kleider aus deutschen Stoffen zu tragen.

Als Haupibedeckung empfiehlt er dem männlichen Ge- > schlecht den deutschen Schlapphut, als Leibrock den Wuffen- rock der Bürgerwehr. Für die Frauenwelt wird sich auch «ine entsprechende einfache Kleidertracht finden, welche der seitherigen mit den schleppenden Gewändern vorgezogen ^ werden kann.

Eine deutsche Nationalkokarde haben wir bereits auf­gesteckt. Wollen wir dabei stehen bleiben und nicht auch das Möglichste zu Einführung einer Nattönaltracht beitragen ?