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lange, daß er aber bitte, die gefangenen und flüchtigen Theilnebiner seiner SchilderhebuiiH zu amnestire». An der Diskussion nahmen Tbeil: die Abgeordneten Hagen, Scho­ber, Sunou von Trier, Biedermann, Wiesner, Edel und Brentano. Als lezkerer, welcher sebr lebhaft für Erihei- lung einer Amnestie sprach, die Bemerkung machte:Wol­len Sie Die, welche -n Baden die Waffen ergriffen ha­ben, zurücksetzen gegen einen Prinzen von Preußen?" ent­stand em beispiellos heftiger Tumult, der mehrere Minu­ten lang anvielt. Es gelang dem den Vorsitz führenden Vicepräsidenten v. Soirq« nicht, die Ruhe wieder hcrzu- stellen. Von der Rechten wurde fortwährend der Ruf er­hoben:Herunter mit dem Redner!" wäbrend die Linke Fortreden" verlangte. Viele Mitglieder drängten sich um die Rednerbühne, auf der Brentano sich behauptete. Der Bicepräsidenk v. Soiron siebl sich, da auch die Gallerten mit in den Lärm einstimmen, endlich genvchigt, sich zu be­decken und die Sitzung für geschloffen zu erklären. D-t Versammlung trennte sich nur langsam m größter Aufregung.

Heftig« Unruhen haben Anfangs dieser Woche in den zur Provinz Hanau gehörenden Städten Soden und Salmünster startgefundcn; Veranlassung dazu gab un­ser verhängnißoolles neues Jagdgesetz, das von allen nich­tigen Juristen als unklar und verwerflich bezeichnet wird. Ein Forstbeamter wurde bei jenen Unruhen von den Wil­derern erschlagen, ein anderer verwundet, das übrige Forst­personal verjagt; eine requirirte Kompagnie Linienmilirär, die Soden besetzen sollte, fand vor dem Orte Schaaren von Sensenmännern aus bewaffneten Bauern; indeß ge­lang es den Soldaten, die Aufständischen nach kurzem Wi­derstande zu überwältigen, und Soden, worin die Zerstö- rungswuth der aufrührerischen Bauern aus der Umgegend furchtbar gehaust hat, zu besehen.

Ucber die Schweidniher Vorfälle vom 31. Juli er. fährt man folgendes Nähere: das Volk brachte eine Katzen­musik. Die Bürgerwehr marschirte aus, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Da befahl ihr der Kommandant, auseinander zu gehen, er brauche sie nicht. Die Bürger­wehr weigerte sich, indem sie sagte, es sey ihre Pflicht, aus dem Platze zu bierben. Als nun das Volk mit Bajo­netten vertrieben worden war, schlugen die Soldaten, aus Befehl deS Kommandanten, auch auf die Bürg-r,vehr an, welche gar keine Munition hatte, und schossen zweimal scharf, ohne daß vorher irgend eine Aufforderung oder An­deutung ergangen wäre. Man zählt 14 Todte und noch mehrere Verwundete. Die Bürger haben bereits dieses Ereignisses wegen zwei Deputationen nach Breslau und Berlin abgrsantt. Von Breslau aus ist sogleich die Ab­lösung des 22. Bataillons, das geschossen hatte, durch die Breslauer Jäger verfügt worden. Auch in Berlin machte dieser Mißbrauch militärischer Amtsgewalt Sensa­tion Der Ministerpräsident erklärte in der Sitzung der Nationalversammlung, bereits scyen die Untersuchungen über That- und Schultbeftand eingeleiter, und dem Ge­setze werde sein Laus gelassen werten.

In Schweidnitz ist tue Ruhe aufs Neue gestört wor­den. Aus einem Bürgerhause wurde auf die Kaserne ge­schossen, von dort der schuß erwiedert uno eine Bürger­srau getödtct. Ebenso wurde ein Artillerist in Cwtlklei- dung erschossen.

Die Frau eines bei den Berliner Barrikaden Gefal. lenen, der mit derselben höchst uneinig lebte, erhielt die Aufforderung, sich die für die Hinterbliebenen ausgesctzte

! Unterstützung zu holen. Als sie dieselbe erhalten, sagte sie 1 zu ihrer Nachbarin: Mein Gott, bei Lebzeiten har mir ^ mein Mann nichts genützt, nun muß er mir noch im Tote , nützlich seyn!

! Die Preußen klagen sehr über den Schaden, der ih­rem Handel durch den Krieg mit Dänemark erwachse und berechnen den Schaven jezt schon auf 6 Millionen Tbaler.

In den schleswig-holsteiniscben Angelegenhei­ten bemerkt man einen allmähligenRückzug Schwedens. Nach der Aussage eines schleswig-holsteinischen Dragoners sollen die Schweden von Kühnen ab- und heimgczogcn seyn. Die Dänen zeigen sich jetzt zur Auswechslung der Gefangenen geneigter. Jndeß beharren sie auf der Fort­setzung des Kriegs und haben beschlossen, mit dem 15. An- l gust die Elbe, Weser und Iahte zu blockire».

In Hamburg ist die Theilnahme für die deutsche Marine außerordentlich. Eine große Geldsumme ist ge- ! zeichnet worden; es liegt nach Mittbeilungen in der Allg. Ztg eine Meitze von Kriegsschiffen im Hafen, fast vollständig gerüstet und bewaffnet. Man har in Ham­burg zuerst die Freute, deutschen Seeoffiziere» zu begeg­nen. Die Hamburger vv» dem aufgelösten v. der Tann- schen Freikorps haben auf diesen Schiffen Dienst genommen.

In Königsberg ist eine Sanitätskommission zu­sammengetreten. Es sollen in der Umgegend schon ein paar Cholerafälle vorgckommen seyn.

St. Petersburg, den 29. Juli. Am 26. Juli er­krankten an der Cholera 185, genasen 258, starben 81. Zum 27. blieben in Behandlung 2540. Laut des Be­richtes über den Ganz der Cholera un ganzen Reiche war dieselbe im Gouvernement Moskau sehr deftig, eS starben daselbst binnen zwei Woche» von 5927 Erkrankten 2769. In den Gouvernements Tambow, Pensa, Sstmbirsk, Oren- burg, Wiatka, Nowgorod, Twer, Stawropol, Woronesb, Kursk, Jekararinoslaw, Charkow, Polrawa, Mohilew, Taurien, Cherson, Bessaravien, Kiew, Wolhynien, war die Epidemie im Zunehmen. Auch in Kurland ist sie aus- ^ gebrochen. Im Gouvernement Petersburg herrscht sie mit -Ausnahme des Kreises Gdow in sämmflichenKreisen. I»

! Petersburg selbst sind seit dem Erscheinen derselben vom i 19. Juni bis 21. Juli allein von Civilpersoncn 17,319 i erkrankt und 9752 gestorben.

^ Feldmarschall Radetzky, der jezt unaufhaltsam vor- , dringt, um dem entmukhigten Feinde keine Ruhe zu lasse»,

^ hat die in den lezten für die österreichischen Waffen so - glücklichen Gefechten dem Feinde abgenommene Beute, näm­lich zwei Millionen der königlichen Kaffe Karl Alberks und ' das königliche Silbergeschirr unter seine Soldaten verlheilr. - Am Morgen des 3. August wurde der Vortrab des öster­reichischen Heeres bereits vor den Thoren von Mailand erwartet.

Der sardinische Gesandte zu Paris hat täglich Konsei en- zen mit dem General Cavaignac und dein Minister Bastike. Die Alpenarmee hat den Befehl erhalten, sich zu konzen- triren und bis dich: an die Gränze zu rücken.

Was Italien betriffr, so wird von glaub si. er Seite berichiet, daß die Hülse Frankreichs sich fürs Erste darauf beschranken werde, Karl Albert einen Belagerungs- train an die Stelle deS am Mincio verlorenen zu leihen und ihm mehrere Generalstabsosfiziere zu schicken, wenn aber die Unabhängigkeit Italiens ernstlich»:- bedroht seyn sollte, als bewaffnete Vermittlerin einzuschreiten, sich mit einer französischen Armee zwischen beiden kriegführende^